Kapitel 2 - Gute Bezahlung
Der Morgen brach heran und die Vögel erwachten. Hell zwitscherten sie ihre Melodie, während der Wind sanft an den Blättern der Bäume rüttelte. Die Strahlen der Sonne fanden keinen Weg durch die Fensterläden und erst als das Dienstmädchen die Vorhänge aufzog und die Fenster öffnete, erleuchteten sie das Zimmer.
Verschlafen blinzelte die Königin ein paar mal, bis sie ihre Augen aufschlug und sich aufsetzte. Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und atmete tief durch.
"Eure Majestät, soll ich Euch ein Bad einlassen?", wollte das Dienstmädchen mit einem gesenkten Blick und verschränktem Fingern vor dem Bauch wissen
"Am Morgen?", fragte Helena verwundert.
"Ihr habt heute noch weitere Audienzen und zudem ist Prinz Lorion auf dem Weg zu Euch."
"Prinz Lorion", murmelte Helena und erhob sich. "Du hast recht. Lass bitte ein Bad ein."
Das Mädchen nickte und verließ hastig das Zimmer. Helena zog sich ihren Morgenmantel über, währen zwei Wachen eine Holzwanne hineintrugen und ihr Dienstmädchen und ein weiteres heißes Wasser, welches zuvor über dem Feuer erhitzt worden war, in die Wanne füllten.
Als sie fertig waren und noch ein wenig Badezusatz hineingegeben hatten, nickte Helena. "Ihr könnt mich nun allein lassen."
Eilig verschwanden die beiden und die Königin ließ den Mantel von ihren Schultern gleiten und legte sich in die heiße Wanne. Sie liebte es, sich allein entspannen zu können und die Hitze auf der Haut zu spüren. Mit einem Seufzen schloss sie die Auge und lehnte sich zurück. Die Arme lagen ruhig auf dem hölzernen Rand und der Dampf setzte sich als Perlen auf ihrer Haut ab.
Plötzlich erklang das Knarren der Bodendielen und bevor Helena reagieren konnte, spürte sie eine Hand auf ihrem Mund. Abrupt öffnete sie die Augen und starrte entgeistert nach vorn. Etwas Kaltes legte sich auf ihre Kehle und ein schweres Atmen drang an ihr Ohr.
"Schön, Euch in wahrer Natur zu sehen, Majestät", sagte eine rauchige männliche Stimme.
Der Unbekannte küsste ihre Schläfe, während seine Hand weiterhin auf ihren Mund gepresst war.
"Manche wünschen Euch den Tod. Ich gebe ihnen, was sie wollen. Eine gute Bezahlung wartet auf mich."
Der kalte Stahl drückte fester gegen ihre Haut und bald rann ihr warmes Blut ihre Kehle hinunter. Helena schloss die Augen und atmete tief durch. Sie konzentrierte sich auf den Dolch und der Stahl begann zu glühen. Mit einem Schrei ließ der Mann die Waffe fallen und platschend fiel sie ins Wasser.
Helena erhob sich, wandte sich um und schlug dem Mann ins Gesicht. Er war maskiert, so dass sie ihn nicht erkennen konnte, doch seine Augen verrieten, dass er Angst hatte.
Die Königin reckte die Hände und das Wasser begann sich hinter ihr aufzutürmen - schlanke Wasserarme bildeten sich. Wie eine Schlange schossen sie hervor und der Mann wich zurück.
"Von welcher Teufelei seid Ihr eingenommen?", fragte er und hielt die Hände schützend vor sich.
"Wer hat Euch geschickt?", verlangte sie ernst zu wissen.
"I-Ich weiß es nicht", stammelte der Unbekannte.
Helena beobachtete den Mann eindringlich. Sie sah seine Angst in seinen Augen und wusste, dass er sie nur wegen des Geldes umbringen würde. Sie wollte die Wachen rufen, da griffen jedoch die Wasserschlangen den Mann an. Schreiend krümte er sich, als sie durch seinen Mund wanderten und ihn von innen langsam und qualvoll töteten. Zuckend brach er zusammen und blieb schließlich leblos am Boden liegen. Anstelle von Blut floss das Wasser aus seinem Körper und Helena schrie grellend auf.
Die Tür öffnete sich und die Wachen stürmten herein. Helenas Dienerin eilte herbei und fing die Königin auf, als ihre Beine zitternd einknickten. Das Mädchen legte ihr ein Handtuch um, während die Wachen schweigend den toten Mann hinaustrugen - es stand ihnen nicht zu, Fragen zu stellen.
"Majestät, was ist geschehen?", fragte das Dienstmädchen.
Bleich und mit schwitzigen Fingern stützte Helena sich auf den Rand der Wanne, um sich zu erheben. Die Dienerin half ihr herüber zum Bett und sogleich holte sie den Morgenmantel.
"Helena?" Susans helle besorgte Stimme erklang und kurz darauf stand die Königin Telmars im Türramen. Das weite Kleid umrahmte ihren schwangeren Bauch. Ihre dunklen langen Haaren lagen in Wellen auf ihrer Brust und ihre Haut wirkte nicht blasser als sonst. "Es wird bereits darüber gesprochen. Ein toter Mann ... Was ist geschehen?"
Das Dienstmädchen legte der jungen Königin ihren Mantel um und zog sich eilig zurück. Helena hielt sich den Kopf. Sie konnte es immer noch nicht fassen, was gerade geschehen war.
"Helena?" Ihre Tante ließ sich neben ihr auf der Bettkante nieder und legte einen Arm um die Schultern des Mädchens.
"Ich habe versucht ..." Helena atmete tief durch und wischte die Tränen aus ihren Augen. "Der Mann kam unbemerkt ins Schloss und wollte mich töten. Ich wollte ihn nur einschüchtern, um Informationen über seine Auftragsgeber zu erhalten, aber ..." Das Mädchen sah auf und blickte in die blauen Augen der Frau. "Ich habe die Kontrolle verloren. Ich habe den Mann umgebracht!"
Helena begann wieder zu weinen und Susan drückte sie eng an sich. "Schht. Es war nicht deine Schuld. Es wird alles gut." Susan strich sanft mit der Hand über das braune Haar ihrer Nichte und allmählich beruhigte sich das Kind. "Schlaf erst einmal ein wenig, Hel. Wenn du aufwachst, sieht die Welt wieder besser aus."
Auch wenn Helena nicht ganz davon überzeugt war, legte sie sich in ihr Bett. Susan deckte sie zu, erhob sich leise und verließ still das Zimmer. Zielstrebig lief sie die Korridore entlang und betrat den Essensaal. Kaspian und Eustachius sahen auf und sogleich verzogen sie verwundert das Gesicht, als sie bemerkten, dass die Frau allein kam.
"Wo ist Helena?", wollte Kaspian sofort wissen.
"Habt ihr es nicht gehört?"
Die Männer verneinten.
"Ein Mann ist unbemerkt ins Schloss gelangt und sollte Helena umbringen. Sie hat die Kontrolle über ihre Kräfte verloren und hat ihn getötet", berichtete Susan und ließ sich am Tisch nieder.
"Da hat sie Glück gehabt", meinte Eustachius und sah zu Kaspian, der zustimmend nickte.
"Solltest du dir nicht eher darüber Gedanken machen, wie es ihr jetzt geht?", gab Susan verständnislos zurück.
"Die wichtigere Frage lautet doch, wie der Mann hereinkommen konnte, ohne gesehen zu werden, und wer ihn geschickt hat", sagte Kaspian.
"Da liegt die Schuld wohl bei mir", erklang eine Stimme und die drei sahen auf. Ein junger Mann stand vor der Tür. Anhand der punktvollen Kleidung erkannte man, dass er von hoher Geburt war. "Der Mann war mein Berater."
Wer könnte das wohl sein? xD
Ja, ein böser Cliffhanger. Tut mir leid - nicht.
Ich habe den Uploadplan auf meinem Profil aktualisiert (bei "Über mich"). Narnia kommt jetzt immer am Freitag. Wenn ich wieder mehr Zeit habe, auch zweimal in der Woche, aber vorerst nur einmal.
Wie fandet ihr das Kapitel? Lasst eure Meinung da :D
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