Kapitel 18 - Im Namen des neuen Königs
Die Wogen der Wellen schlugen gegen das harte Gestein. Der Wind peitschte einem ins Gesicht, und er war so laut, dass er das Schreien der Frau beinahe übertönte.
Sally hielt die schweißnasse Hand Susans. Ihr Gesicht hatte jegliche Farbe verloren, die Knöchel ihrer Finger traten weiß hervor, so sehr krallte sie sich in Sallys Haut.
"Pressen, Eure Majestät!", rief die Amme. "Immer weiter atmen. Ihr dürft Euch nicht verkrampfen."
Mit einem lauten Schrei gebahr sie das Kind. Dieses begann zu weinen, doch Susan merkte, dass das nicht alles war.
"Es sind Zwillinge!", erklärte die Amme und nach gefühlten Stunden kam das zweite Kind zu Welt.
Schwach lag Susan in den mit Blut getränkten Larken. Sie lächelte, als man ihr das erste Kind übetgab. Sally reichte man das zweite.
"Ein Junge und ein Mädchen", verkündete die Amme stolz.
Susan atmete tief durch. Tränen traten in ihre Augen und glücklich lächelte sie Sally zu.
"Die Namen, Eure Majestät? Wie wollt Ihr Eure Kinder nennen?"
"Vielleicht Kaspian der XI.?", stichelte Sally grinsend.
Susan lachte leise. "Lanea und Livian."
Die Zeit verstrich und Susan ging es von Tag zu Tag besser. Sie konnte bald wieder, ohne zu schwanken, laufen. Die Farbe war zurück in ihr Gesicht getreten, und nach einigen Wochen war sogar der Bauch ein wenig zurückgegangen. Das Dekolleté presste ihren ganzen Oberkörper zusammen, so dass man noch weniger sah.
Das Leben ging weiter. Während Susan und Sally den Dorfbewohnern bei vielen Dingen unterstützten, wie Putzen, Kochen, Kleidungnähen, stellten Königin Maleficent und ihre Tochter gerne ihre Position in den Vordergrund.
Susan wiegte sanft ihre Tochter im Arm. Ihr Sohn schlief friedlich in seiner Wiege. Glücklicherweise lebten hier auf der Insel einige junge Mütter, die ihr beim Füttern mit Milch halfen.
Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und das junge Mädchen, welches die Tochter von der Familie war, die die Königlichen aufgenommen hatte, trat ein. Schwer atmend blieb es vor Susan stehen, und die Frau legte ihr Kind zurück in die Wiege und sah es besorgt an.
"Was ist geschehen?", fragte sie.
Das Mädchen wollte antworten, doch in diesem Augenblick traten schwerbewaffnete Soldaten hinter sie. Verwundert sah Susan sie an.
"Was wollt ihr?"
"Hochkönigin Susan von Narnia, wir kommen im Namen Titanos'. Ihr habt die Wahl, ihm Euch zu beugen, oder zu sterben", erklärte der Hauptmann.
"Ich werde mich nicht diesem Tyrannen unterwerfen", zischte Susan.
Der Mann lachte und packte die Königin am Arm. "Hochkönigin Susan von Narnia, Ehefrau von Kaspian, König von Telmar, im Namen König Titanos' verurteilen wir Euch wegen Verrats an der Krone zum Tode."
"Wie könnt Ihr dies "Verrat an der Krone" nennen?", gab Susan zurück.
"Schweigt!", herrschte der Hauptmann sie an und grob führte er sie aus dem Haus.
Allmählich stieg Panik in der Frau auf. Draußen standen einige Bewohner der Insel und sahen entsetzt dabei zu, wie die Kalormenen sie durch die Gassen zum Marktplatz führten.
"Diese Insel steht unter dem Schutz von Narnia!", rief eine alte Frau, die sich vor die Soldaten auf die Straße drängte.
"Schweig, Weib!", zischte ein Soldat und schlug sie mit der stumpfen Seite des Schwertes. Die Frau stöhnte auf und stürzte zu Boden. Einige Inselbewohner halfen ihr, wieder aufzustehen, und zogen sie vom Weg.
Susan sah sich panisch um. Ihre Augen huschten umher und ihr Blick fiel auf Sally, die sich durch die Menschenmasse nach vorn in die erste Reihe drängte.
"Susan!", rief sie und wollte zu ihr rennen, als sich kalormenischen Soldaten vor sie schoben.
"Alle zurückbleiben!", befahlen sie laut und ernst.
Vor Susan kam der Markplatz zum Vorschein. Ein Richtblock war auf einer Bühne aufgebaut worden und die Menschen traten näher. Reflexiv blieb Susan stehen. Sie wehrte sich gegen den Griff des Hauptmannes, doch dieses verstärkte den Druck und schob sie weiter.
"Nein, nein. Das könnt ihr nicht machen!", sagte Susan und sie spürte, wie Tränen in ihre Augen traten.
"Oh, doch, das können wir. Die Insel wurde von den Soldaten Kalormens eingenommen und Ihr seid eine Bedrohung für den neuen König Narnias", erwiderte der Hauptmann.
"Titanos ist nicht der neue König", meinte Susan. "Er wird niemals König von Narnia sein."
Die Hochkönigin wurde die Stufen zur Bühne hochgezerrt und begann ununterbrochen mit dem Kopf zu schütteln.
"Nein, nein, das könnt ihr nicht machen!", sagte sie noch einmal.
Unsanft wurde sie auf die Knie gedrückt. Der Hauptmann trat zurück und der Henker trat hervor.
"Bitte." Susan schluckte schwer. Ihre Augen suchten nach Sally und binnen weniger Lidschläge erfassten sie sie. "Pass auf meine Kinder auf", formte sie mit dem Mund.
Sally schüttelte eindringlich den Kopf, doch war das keine Antwort auf die Bitte. Sie drängte sich durch die Menge. Die Menschen wollten nicht weichen, es war, als würde man gegen den Wind rennen. Der Richter drückte Susans Kopf hinunter. Tränen rannen ihre Wangen hinunter und sie schloss die Augen. Sie hörte Sally ihren Namen schreien, das Gemurmel der Menschen. Sie spürte einen leichten Windzug, als der Henker die Waffe hob. Susan begann innerlich zu beten, sie betete zu Aslan, dass er kommen und sie retten möge. Sie betete für das Leben ihrer Kinder, für ein richtiges Leben, ohne Gewalt und Krieg.
"Noch irgendwelche letzten Worte?", vernahm sie die tiefe Stimme des Henkers.
"Tut es einfach", entgegnete sie zusammengebissenen Zähnen.
Susan atmete tief durch. Das Beil raste auf sie hinab und sie spürte einen Windzug, bevor die Schneide auf Widerstand traf. Die Menge schrie auf, Sally stockte.
"Niemand vergreift sich an meiner Familie!", erklang eine weibliche, wütende Stimme.
Sally wandte sich um. Sie kannte die Stimme, doch wusste sie nicht, woher. Susan öffnete die Augen. Eine Kapuzengestalt drängte sich mit erhobener Hand durch die Menge nach vorn, auf sie zu. Die Hochkönigin wagte einen Blick über ihre Schulter. Der Henker lag mit seinem Beil im Körper tot auf dem Boden. Die karlomenischen Soldaten zückten ihre Waffen und traten einige Schritte vor.
"Wer seid Ihr, dass Ihr es wagt, einen Befehl des Königs aufzuhalten?", verlangte der Hauptmann zu wissen.
Die Frau lächelte, man sah nur ihre Lippen. Dann setzte sie die Kapuze ab und als Susan das Gesicht sah, erbleichte sie.
1009 Wörter
Muhahaha. Ein Cliffhanger xD
Wer, denkt ihr, ist die Unbekannte?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top