Die Rettung
Peter sah alles, alles ganz genau - wie sie sie von hinten angriff, wie sie sie überlistete und schließlich wie sie sie umbrachte, kaltblütig und herzlos. Doch er konnte nichts dagegen machen. Man hatte ihn zur Seite gedrängt. Sie hatte ihn zur Seite gedrängt.
Zielsicher nahm er sein Schwert in die Hand und stand auf. Er rannte auf die Hexe zu. Diese zog gerade ihr Schwert aus der sterbenden Belle und lief gemächlich auf den Jungen zu. Brüllend wollte er zuschlagen, doch wurde er binnen weniger Sekunden entwaffnet. Dann schlug die Hexe ihm ins Gesicht und er fiel nach hinten auf den Boden. Lachend stellte sie sich mit erhobenen Schwert über ihn und wollte gerade zustechen, als ein mächtiges Gebrüll ertönte.
Es war Aslan. Er stand mit Susan und Lucy auf einem Berg, hinter ihm die einst versteinerten Gefangenen der weißen Hexe. Plötzlich rannte Aslan los, gefolgt von seinen Soldaten. Er wartete nicht, blieb nicht stehen. Der Löwe hat nur Augen für ein Ziel - die Hexe. Es waren nur noch wenige Meter, er wurde immer schneller. Er wollte nicht langsamer werden.
Aslan setzte zum Sprung an und riss die Frau zur Seite und tötete diese. Peter konnte nicht sehen, wie genau Aslan dies tat. Er wollte es auch gar nicht wissen. Aslan drehte sich zu dem Jungen um. Es war, als ob alles an ihm rasend schnell vorbeilief, bis auf der Löwe. Langsam lief er auf Peter zu.
»Es ist vorbei«, sagte er mit seiner ruhigen Samtstimme.
Peter nickte. Er war erleichtert, wollte jubeln, doch da vernahm er das Stöhnen. Erschrocken drehte sich der blonde Junge um und sah Belle, die sterbend auf dem Boden lag.
»Peter«, flüsterte sie.
»Nein ... nein.« Er rannte zu ihr und kniete sich neben sie. »Nein, nein, nein. Du darfst nicht sterben. Nicht ... nicht jetzt. Lucy? Lucy?« Suchend drehte er sich um. Verzweifelt.
»Peter ... Ich werde sterben. Irgendwann muss jeder sterben.« Sie berührte sein Gesicht. »Geh ... geh zu Edmund. Er braucht dich, Peter. Mehr als ich. Bitte ... ich ... ich muss mit Aslan sprechen.«
Obwohl er nicht gehen wollte, tat er es. Er rannte zu Edmund, der noch lebend am Boden lag. Dennoch ging es ihm schlecht. Seine Schwestern knieten neben ihm.
»Lucy, mach was. Er könnte jede Sekunde sterben.«
Mit zitternden Händen holte Lucy ihr Heilelexir mit dem Saft der Feuerblume hervor und gab Edmund einen Tropfen in den Mund. Sofort verheilte seine Wunde.
Glücklich schlossen sich die Geschwister in die Arme. Peter schaute nach vorne. Er konnte Aslan sehen, der mit Belle redete. Noch ein letztes Mal lächelte sie, bevor ihr Körper erschlaffte. Mit gesenktem Haupt ging Aslan davon.
Lucy hielt ihren Beutel vor ihr Gesicht und rannte aufgeregt los. Sie hielt bei jedem verletzten Soldaten und gab ihm einen Tropfen von dem Heilmittel. Zum Glück hatte die Königin ihr noch einige Beutel geschenkt, bevor sie in der Nacht Aslan gefolgt war.
Auf einmal ertönte ein lautes Grollen. Die Erde begann unter den Füßen der Anwesenden zu beben und eine Lichtsäule schoss aus der Stelle, wo Belle zuvor gelegen hatte. Er musste die Augen zusammenkneifen, da es zu hell war.
So schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Und auch Belle.
»Wo ...?« Entsetzt rannte er auf die Stelle zu, wo eben noch die Königin gewesen war. Fassungslos wandte er sich an den Löwen. »Aslan! Was um Himmels Willen -«
»Suchst du etwa nach mir?«, fragte plötzlich eine Stimme.
Erschrocken drehte sich der Junge um. Vor ihm stand Belle. In einem weißen Kleid.
»Du lebst ... Wie ...?« Verwirrt blickte er ihr ins Gesicht.
Lächelnd schritt sie auf ihn zu. Sie berührte sanft seine Wange und wollte ihre Hand gleich wieder zurückziehen, doch Peter hielt sie fest.
»Du lebst!«, rief er glücklich und hob sie hoch. Er drehte sich mit ihr im Kreis und beide lachten.
Auf einmal stellten sich alle Soldaten, Peters Geschwister und Aslan um sie herum und jubelten: »Lang lebe die Königin! Lang lebe die Königin!«
Belle blieb stehen und breitete ihren Arme aus. Sogleich kamen Susan, Edmund und Lucy und umarmten sie. Auch Peter kam zu ihnen. Die fünf fingen an zu weinen. Freudentränen.
Und kein Moment war schöner als dieser hier: mit seiner Familie zusammen zu sein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top