Prolog
Ich wünsche euch allen ein gesundes neues Jahr und zum Start diesem möchte ich euch mein neues Projekt präsentieren.
Hierbei handelt es sich um ein größeres Projekt. Wie viele Bände es am Ende umfasst, kann ich noch nicht sagen. Ich hatte vor nach und nach mit Klischees der Werwolfgeschichten aufzuräumen. Ob mir das gelingt, wird sich zeigen. Ich hoffe jedenfalls, dass ihr Spaß an der Geschichte habt.
Würde mich sehr über eure Meinung freuen.
Das Carnia besonders war, wurde ihr von ihren Eltern immer wieder gesagt, aber so waren Eltern nun einmal. Sie empfanden ihre eigenen Kinder immer als besser als andere.
Mit ihren langen, roten Haaren und ihren dunkelblauen Augen unterschied sie sich allerdings kaum von anderen Werwölfen aus ihrem Rudel.
Das Rotfuchsrudel – das aufgrund ihrer Fellfarbe, die von, hellen, blassen bis hin zu einem intensiven Rot, ging, so genannt wurde – war recht klein, weshalb jeder jeden kannte. Auch Carnia war in ihrem Rudel keine Unbekannte. Unter Gleichaltrigen sah sie sich selbst aber eher als Ausgeschlossene. Nur unter den Jüngeren hatte sie ein paar Freunde.
Sie war vor kurzem fünfzehn Jahre geworden und begann immer mehr die Züge einer Frau anzunehmen. Das zog die Jungen des Rudels an, die sie mittlerweile alle schon einmal beschnuppert hatten. Meist war der Alpha dazwischengegangen und hatte sie zurechtgewiesen, doch Carnia hatte das nicht gestört. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, hatte sie die Aufmerksamkeit sogar ein wenig genossen. Dabei stand sie sonst nie gern im Mittelpunkt.
Jetzt, wo sie alterte, würde das aber vermutlich vermehrt vorkommen. Gerade, weil ihr Körper sich immer mehr veränderte.
Auf ihre wohlgeformten Brüste war sie besonders stolz, auch wenn diese kleiner waren als die der anderen Frauen in ihrem Altern. Auch freute sie sich darüber, dass endlich ihr rundliches, eher kindliches Gesicht, straffere, femininere Züge annahm.
Dank ihrer täglichen Übungen hatte sie eine ansehnliche, sportliche Figur und fühlte sich in ihrem Körper wohl.
Anders als die meisten weiblichen Werwölfe wurde sie von ihrem Vater im Stangenkampf unterrichtet, um sich verteidigen zu können. Sie war keine kämpferische Natur, doch trotzdem war sie dankbar über diese Lehrstunden.
Ihr Vater war ein Krieger, der sich zurückgezogen hatte, nachdem sie geboren war. Er wollte Zeit mit seiner Familie verbringen und Carnia beim Wachsen zusehen, bevor er wieder mit den Kriegern zusammen auszog.
Bisher hatte Carnia darüber nur Geschichten gehört und konnte sich ihren Vater nicht als Krieger vorstellen. Das passte – in ihren Augen – nicht zu ihm. Dazu war er zu sanft und liebevoll.
Am meisten achtete Carnia seine Geduld, die in letzter Zeit jedoch recht stark gelitten hatte.
Was vermutlich mit den Besuchern zutun hatte, die fast täglich bei ihnen vorbeisahen.
Immer dann, wenn sich ein fremder Wolf ihrem Haus in der Nähe des Waldes näherte, wurde sie in ihr Zimmer geschickt und sollte dort warten. Ihr blieb also nur der Blick aus dem Fenster und das Spitzen ihrer Ohren.
So bekam sie immer nur Wortfetzen mit und musste sich selbst ein Bild der Geschehnisse machen.
Einmal hatte sie wirklich Angst bekommen. Ihr Vater hatte wütend: „Sie ist viel zu jung", geschrien und auf den Tisch geschlagen. Etwas, das er selten tat, da ihr er eigentlich ein sehr geduldiger, sanfter Mann war. Zumindest hatte Carnia ihn so kennengelernt. Zudem sagte ihre Mutter immer wieder, dass sie ihre Geduld und ihre Sanftmut von ihm geerbt hatte. Ihre Mutter war nämlich meist sehr aufbrausend und wurde auch schneller laut. Trotzdem war sie ihr gegenüber immer eine sehr liebevolle, beschützende Mutter.
Unruhig sah Carnia aus dem Fenster, als der fremde Alpha das Haus verließ. Seine braunen Haare waren lang und ungepflegt, weshalb es Carnia schwerfiel, ihm einem Rudel zuzuordnen.
Obwohl sie gern Bücher las und ihre Eltern ihr viele Dinge erklärten, waren die Strukturen der Rudel doch so komplex, dass sie einfach noch nicht dahinter gestiegen war, wie sie die Wölfe einteilen konnte. Sie konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob der Mann ein Alpha oder nur ein Beta war. Er war selbstsicher und gebärdete sich, als hätte er das Sagen. Daher schlussfolgerte Carnia so. Dabei konnte sie sich jedoch auch irren.
Am Anfang, als die Besuche begannen, hatte Carnia nachgefragt. Allerdings hatte ihr Vater geschwiegen. Er gab weder Auskunft darüber, wer diese Männer waren, noch was sie wollten. Nicht einmal, woher sie kamen, wollte er seiner Tochter sagen.
Irgendwann hatte Carnia aufgegeben und sich gefügt. Sie war in ihr Zimmer gegangen, hatte gewartet und geschwiegen. Allerdings hatte sie in den letzten Tagen das Gefühl, dass ihre Eltern unruhiger wurden.
Die Besuche nahmen nicht zu, doch immer wieder erschienen bekannte Gesichter. Der Mann, der sich gerade draußen im Garten in einen braunen Wolf verwandelte, war schon das dritte Mal hier.
Wenn Carnia das richtig sah, dann war er verärgert oder frustriert. Mehr als sonst. Als wäre er dieses Mal das Warten leid.
Erleichtert atmete Carnia aus, als er ihr Sichtfeld verließ. Er hatte sich nicht umgedreht, um sie anzusehen und dafür war sie dankbar. Als er sie das erste Mal besucht hatte, hatte er sich umgedreht und Carnia am Fenster gesehen, bevor sie sich verstecken konnte. Sein intensiver Blick machte ihr bis heute Albträume.
Da die Besuche immer häufiger wurden und auch immer mehr Wortfetzen zu ihr getragen wurden, konnte sich Carnia mittlerweile ein gutes Bild davon machen, was diese Männer hier wollten, und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie wollte Carnia.
Ein Gedanke, der sie wie immer schaudern ließ. Sie war nur froh, dass sie vorher mit ihren Eltern sprachen und sie nicht einfach mitnahmen.
Unter den Werwölfen ihres Rudels war es Brauch, das Mädchen seiner Wahl zu entführen. In Carnias Augen eine schreckliche Tradition, aber wer war sie, dass sie sich gegen die Gesetze ihres Rudels stellen konnte? Sie war nur froh, dass es augenscheinlich nicht in anderen Rudeln so war, sonst hätte sicherlich schon einer der Männer versucht, sie mitzunehmen. Einige von ihnen waren so aufdringlich, dass sie jeden Tag vorbeikamen.
Als Carnia hörte, wie ihr Vater die Treppe nach oben kam, wischte sie sich hastig die Tränen weg und wandte sich zu ihm um. Immerhin wollte sie ihn nicht noch mehr beunruhigen, auch wenn man an ihren geröteten Wangen deutlich sehn konnte, dass mit ihr etwas nicht stimmte.
In dem Moment, in dem sie sich wieder etwas gefangen hatte, öffnete ihr Vater die Tür und trat ein.
Als er sie erblickte, seufzte er erleichtert, als hätte er befürchtet, dass man sie aus ihrem Zimmer entführte. Was vermutlich nicht einmal ein so abwegiger Gedanke war.
Der Mann mit den kurzen, dunkelroten Haaren öffnete die Arme und sie trat auf ihn zu, um ihre Wange an seine Brust zu legen. Der herbe, männliche Geruch ihres Vaters hüllte sie schützend ein.
Obwohl sie sich mit ihren fünfzehn Jahren nun zu den Erwachsenen ihres Rudels zählen könnte, war sie doch viel kindlicher als die anderen Frauen. Sie brauchte die Nähe ihrer Eltern und wollte keinen Mann oder gar einen Haushalt. Damit würde sie nicht klarkommen, das wusste sie.
„Es tut mir leid, dass du das mitmachen musst", flüsterte ihr Vater und streichelte ihr Haar, bevor er sich von ihr löste. Er blickte sie mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen ernst an. „Dieses Mal musst du aufpassen", sagte er warnend und ungewohnt angespannt. Als wäre dieses Mal bei dem Treffen etwas geschehen, das ihn in Alarmbereitschaft versetzte.
Carnia schluckte unruhig. Warum war ihr Vater nicht entspannter? Normalerweise war er das immer, wenn die Fremden wieder weg waren. „Warum, was ist los?", fragte Carnia mit zittriger Stimme.
Erneut tätschelte ihr Vater Carnias Kopf. Dabei war er jedoch so angespannt, dass es Carnia nicht beruhigte wie sonst. „Ich weiß, dass du ein schlaues Mädchen bist. Du weißt doch schon längst, was los ist", sagte er sanft und entschuldigend. Natürlich kannte er sie so gut, dass er wusste, dass man vor ihr nicht viel geheim halten konnte. Trotzdem hatte sie sich Mühe gegeben, es zu verheimlichen, damit sie ihre Eltern nicht noch mehr beunruhigte. Das war wohl gescheitert.
Carnia lehnte sich mehr an ihren Vater und versuchte, nicht zu schluchzen, als sie sprach. Für sie ergab das alles keinen Sinn. „Warum wollen sie mich unbedingt? Ich bin doch nichts Besonderes." Trotz ihrer Mühen verließ ein Schluchzen ihre Lippen und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie wollte nicht, dass diese fremden Männer sie so ansahen. Generell wollte sie nicht, dass ein Alpha sie zu einem anderen Rudel brachte. Sie wollte bei ihren Eltern bleiben!
Erneut legte der große, starke Mann einen Arm um seine, in seiner Gegenwart, zierlich wirkende Tochter. „Ich kann es dir nicht sagen", flüsterte er, doch Carnia hörte die Lüge in seinen Worten. Er schien etwas zu wissen oder wenigstens zu ahnen.
Das hatte er noch nie getan. Bisher hatte er ihr immer die Wahrheit gesagt. Warum auf einmal? Um sie nicht zu beunruhigen?
Carnia schloss ihre Augen, um sich etwas zu beruhigen und wieder zu fangen. „Ich weiß nicht, was ich tun soll", flüsterte sie mit erstickter Stimme.
Obwohl ihr Vater sie umarmte und ihr das sonst immer ein Gefühl von Geborgenheit verlieh, war es dieses Mal nicht so. Warum? Weil auch ihr Vater nicht wusste, was er tun sollte und deshalb angespannt war?
„Pack deine Sachen", wies er sie plötzlich an. „Alles, was du brauchst. Wir werden so schnell wie möglich diesen Ort verlassen", sagte er ernst, ohne sie jedoch anzusehen.
-Nachträglich geteilt, damit es besser zu lesen ist.-
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