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Meine Arbeit als Liebesdreiecks-Vernichterin ist nicht immer einfach. Ständig reise ich auf der Suche nach Liebesdreiecken zwischen den Welten umher – geleitet von nichts anderem als einem vagen Gefühl in meinem Hinterkopf, einer Art siebten Sinn für Liebesdreiecke; oft muss ich viel Zeit und Mühe investieren, bevor ich die ersten Erfolge erzielen kann; und obwohl ich der Menschheit mit meiner Arbeit einen Dienst erweise, wird mir meist mit Hass und Misstrauen statt mit Dankbarkeit begegnet. Dennoch – Momente wie diese zeigen mir, dass es das alles wert ist. Wieder einmal ist es gelungen! Ein Liebesdreieck wurde erfolgreich vernichtet. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Inneren aus und ich gestatte mir ein zufriedenes Lächeln. Aber nicht alle teilen meine Freude.

„Du", faucht das Mädchen und hebt drohend die Hand. „Das ist alles deine Schuld!"

Ich grinse. Es ist immer schön, wenn harte Arbeit gewürdigt wird. Vielleicht habe ich dem Mädchen Unrecht getan, was ihren Intelligenzquotienten angeht. Möglicherweise hat sie doch etwas mehr Hirn als ein Goldfisch. Etwa so viel wie zwei Goldfische.

„Komm schon Baby", der Badboy legt seinen Arm erneut um ihre Schulter und zieht sie an sich, „du hast doch mich. Sei froh, dass dieser Loser weg ist."

Er wirkt erleichtert, auch wenn er es hinter seiner coolen Fassade zu verbergen versucht. Kein Wunder. Keiner hat gerne Konkurrenz in der Liebe. Nicht einmal ein Badboy. Ich betrachte ihn und das Mädchen nachdenklich. Normalerweise würde ich mich jetzt zurückziehen. Mein Job ist getan. Das Liebesdreieck wurde erfolgreich vernichtet. Andererseits geht mir dieses dämliche Mädchen mit ihren großen blauen Augen und ihrem seidenen Haar gehörig auf den Keks. Insofern fällt mir die Entscheidung wirklich nicht schwer ...

„Ich bewundere wirklich, wie leicht du darüber hinwegsehen kannst", sage ich an den Badboy gewandt, wobei ich meine Brille abnehme und sie beiläufig putze. „Ich könnte das nicht."

Er streicht sich eine wilde Haarsträhne aus dem Gesicht und mustert mich misstrauisch.

„Worüber hinwegsehen?", will er wissen.

„Nun ja", ich zucke betont gleichgültig mit den Schultern. „Nur, dass sie bereit war, so mit dir zu spielen. Ich meine, wenn der beste Freund nicht jetzt schon gegangen wäre, hätte sie euch doch ewig hingehalten. Mal wäre sie mit dem einen ausgegangen, mal hätte sie den anderen geküsst. Sie hätte euch gegeneinander ausgespielt und abgesahnt, während ihr euch bekriegt. Ich bewundere, dass dich das gar nicht stört", ich mache eine kunstvolle Pause und beobachte ihn aus dem Augenwinkel. „Ich an deiner Stelle würde mir ein wenig manipuliert vorkommen."

„Hör nicht auf sie", schnurrt das Mädchen und drängt sich näher an den Badboy heran. Dabei wirft sie mir einen tödlichen Blick zu. „Sie hat keine Ahnung, wovon sie redet. Du weißt doch, dass ich dich liebe, oder?"

Sie zupft spielerisch an seinem Ärmel. Als er ihr den Kopf zuwendet, drückt sie ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Weiß ich doch, Baby", murmelt er als er wieder zu Atem kommt. Er hat dieses dämliche Grinsen im Gesicht, das darauf schließen lässt, dass seine Hormone gerade Amok laufen. Flüssiges Wachs in ihren Händen. Sie wirft mir einen triumphierenden Blick zu. Ich ziehe die Augen zu Schlitzen. Ich habe meine Gegnerin unterschätzt.

„Also gut", ich wende mich zum Gehen. „Ich wünsche euch viel Glück. Ich bin sicher, sie wird einen guten und anständigen Kerl aus dir machen."

Ich gebe ihm maximal zehn Sekunden. Mit langsamen Schritten mache ich mich auf den Weg und beginne im Kopf leise zu zählen.

„Was soll das heißen?", ruft mir der Junge hinterher als ich bei Acht angelangt bin. Ich bleibe stehen und drehe mich langsam zu den beiden um.

„Naja", sage ich. „Es ist ziemlich offensichtlich, dass sie versuchen wird, dich zu ändern."

„Das ist nicht wahr, mein Lieber", das Mädchen legt sanft ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich liebe dich so wie du bist. Das weißt du doch."

Der brennende Hass in ihrem auf mich gerichteten Blick könnte vermutlich einen Schwerverbrecher zum Heulen bringen. Ich schüttle nur amüsiert den Kopf und werfe ihr ein strahlendes Lächeln zu. Wenn sie mich aus dem Konzept bringen will, muss sie schon schwerere Geschütze auffahren.

„Ach wirklich?", will ich von ihr wissen. „Was ist mit seiner Frisur?"

Ich hätte nicht gedacht, dass sich der Hass in ihren Augen noch verstärken könnte, aber es ist tatsächlich möglich.

„Was ist mit meinen Haaren?", will der Badboy wissen. Er klingt ein wenig alarmiert, versucht es aber hinter einem mürrischen Gesichtsausdruck zu verstecken.

„Sie sind fettig", kläre ich ihn auf. „Außerdem sehen sie aus als hätten Ratten darin ein Nest errichtet." Ich recke den Kopf. „Du meine Güte", murmle ich, „ich glaube da sind tatsächlich Ratten drin."

Das Mädchen kreischt entsetzt auf, windet sich aus seinem Arm und weicht ein Stück vor ihm zurück.

„Ups", meine ich grinsend, „könnte auch sein, dass das bloß eine besonders dicke Haarsträhne war. Mein Fehler."

Das Mädchen schreit wütend auf. Blitzschnell hebt sie ihre goldene Bürste auf und schleudert sie in meine Richtung. Ich kann mich nicht schnell genug wegducken und so trifft mich die Bürste mit voller Wucht am Kopf. Ich verziehe das Gesicht und reibe mir die getroffene Stelle. Au, das hat weh getan.

„Dich stören meine Haare wirklich, oder?", will der Badboy halb wütend, halb traurig wissen.

„Das sind doch nur Äußerlichkeiten", schnaubt das Mädchen. „Kein Grund deswegen ein Drama zu machen."

„Das ist wahr", stimme ich ihr zu. „Die Haare sind nun wirklich irrelevant. Wenn sie dich erst einmal von oben bis unten umgekrempelt hat, wirst du dir die Haare sowieso freiwillig abschneiden."

Ich rücke meine Brille zurecht. Das Mädchen will sich wieder an den Badboy schmiegen, aber er hält sie zurück. Ich unterdrücke ein triumphierendes Grinsen.

„Wie umkrempeln?", will er misstrauisch wissen.

„Das Übliche halt", meine ich mit einem Schulterzucken. „Sie wird von dir verlangen, dass du dich in der Öffentlichkeit benimmst, nett zu ihren Freunden und Verwandten bist, alten Damen über die Straße hilfst ..."

Jede Faser seines Körpers verrät sein Entsetzen. Ich unterdrücke ein Lachen.

„Aber mit eurer gegenseitigen Liebe werdet ihr all diese kleinen Herausforderungen gemeinsam bewältigen", füge ich euphorisch hinzu.

„Ich bin raus", meint der Badboy.

Das Mädchen will sich in seine Arme werfen, aber er weicht zurück. Einen Schritt. Zwei Schritte. Gleich wird er von der Veranda treten und für immer zwischen den Bäumen aus ihrem Leben verschwinden.

„Schatz", ruft das Mädchen ihm entsetzt hinterher, stürzt ihm nach und hält ihm am Arm fest.

„Was? Offenbar bin ich dir nicht gut genug, so wie ich bin!", meint er ärgerlich. „Und was kommt dann als nächstes? Meinen Müll trennen? Mir einen Job suchen? Hundewelpen retten?", er schüttelt grob ihre Hand ab. „Du machst ein völliges Weichei aus mir", erklärt er.

Selbstekel und so etwas wie Furcht steht in seinem Blick, bevor er mit großen Schritten in den umliegenden Wald flieht.

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