4. Kapitel

„José ist tot!"

Jason war eigentlich mit Stanislav auf den Weg in das alte Pfarrhaus gewesen. Er wollte mit dem Menschen reden, der einige Sachen für sie besorgte.

Doch dann hatte er gespürt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

Stanislav sah ihn an.

„Bitte? Das kann nicht sein. Er ist mit Manolo in der Nähe der Fürstin."

Jason schüttelte den Kopf.

„Nein, heute Abend nicht."

Stanislav hob eine Augenbraue.

„Und woher weißt du das?"

Jason fuhr sich über das Gesicht.

„Es ist schwer zu erklären."

Stanislav grinste und setzte sich auf die Treppe vor der Kirche.

„Versuch es doch. So dumm bin ich gar nicht!"

Jason lachte. Natürlich war Stanislav nicht dumm. Jason selbst konnte es sich nicht erklären, was mit ihm alles geschah, seit er die Katakomben betreten hatte.

Er setzte sich auch auf die Treppe und legte seine Ellbogen auf die Knie.

„Seit Heimdall mich zum Mentor gemacht hat, spüre ich jeden einzelnen des Clans. Es ist teilweise erschreckend. Ich spüre, wenn jemand glücklich oder traurig ist. Ich spüre, wenn sich jemand verletzt. Ich spüre, wenn jemand hungrig ist. Einfach alles. Am Anfang war es schwer für mich einzuordnen, doch mittlerweile habe ich es im Griff. Ich frage mich nur, warum er meine Vampirkräfte verstärkt hat."

Stanislav hob eine Augenbraue.

„Du spürst den Clan? Bei allen Göttern, Jason! Und du willst mir erklären, dass du nicht der dunkle Fürst bist? Nicht einmal in den ganzen Jahren, die ich ein Führer war, habe ich so etwas verspürt!"

Jason zuckte mit den Schultern.

„Ich wollte das nie und das weißt du! Verdammte Scheiße, ich will so eine große Verantwortung nicht!"

Stanislav lachte.

„Ich denke, im Moment hast du keine andere Wahl. Aber jetzt erkläre mir doch mal, was du in Bezug auf José gespürt hast."

Jason sah auf den Boden und rieb sich die Hände.

„Er konnte seine Gefühle gut verbergen, aber er hasste mich. Er muss erleichtert gewesen sein, als ich abgehauen bin, denn als ich wieder kam, spürte ich Wut. Ich bin mir ganz sicher, dass er der Verräter war."

Stanislav sah erschrocken auf.

„Und du hast nichts unternommen?"

Jason lächelte leicht.

„Warum sollte ich? Es war sein gutes Recht, nicht mit mir einverstanden zu sein. Schließlich war ich nicht von Anfang an sein Fürst. Ich zwinge niemanden in meinem Clan zu bleiben. Er wollte den Clan wechseln und das war sein Todesurteil."

Stanislav hob eine Augenbraue.

„Es gibt keinen anderen Clan in der Nähe."

Jason holte sich eine Zigarre hervor und zündete sie an.

„Offenbar schon. Sie sind ruhig. Noch! Es ist seltsam, aber er war fest entschlossen, doch als er dort angekommen war spürte ich seine Zweifel. Und Ekel. Egal, was er gesehen hat, es muss ihn erschüttert haben. Dann wurde er unruhig und einige Zeit später war er einfach...verschwunden. Ich spüre ihn nicht mehr."

Er bot Stanislav ebenfalls eine Zigarre an und dieser nahm sie.

„Dann ist es also gar nicht sicher, dass er tot ist?"

Jason schüttelte den Kopf.

„Nein, es ist sicher! Ich spürte einen kurzen Schmerz und dann Dunkelheit. Und einen Hauch Bedauern. Seltsam. Im Augenblick seines Todes hat er seine Tat bedauert."

Stanislav nahm einen tiefen Zug.

„Schade. Er war ein guter Wächter."

Jason lachte.

„Du lügst! Du konntest ihn nie leiden und warst auch nicht überrascht, als ich sagte, er könnte der Verräter gewesen sein!"

Stanislav grinste.

„Oh Mann, ich bin mir nicht sicher, ob ich deine neue Fähigkeit mag! Aber warum spürst du die Fürstin nicht?"

Jason zuckte mit den Schultern.

„Sie gehört nicht mehr zum Clan, richtig?"

Stanislav nickte.

„Aber früher hast du sie gespürt. Auch ohne deine Fähigkeiten."

Das war korrekt. Jason hatte ihre Gedanken lesen können. Selbst auf weite Entfernungen hin.

„Sie ist nun aber ein Mensch. Na ja, fast zumindest. Der Mondjäger in ihr ist aber noch so tief in ihr begraben, dass es eine Weile dauert, ihn heraus zu holen."

Stanislav schnaubte.

„Das ist aber eine Scheiße!"

Jason nickte.

„Das kannst du laut sagen. Gerade jetzt, wo ich mir sicher bin, dass es einen anderen Clan hier gibt. Wenn es nun Enola ist?"

Stanislav zuckte mit der Schulter.

„Nachdem ich alles von ihr erfahren habe, bin ich mir ganz sicher, dass sie bestimmt nicht so ruhig ist. Sie will dich bestimmt provozieren. Es wird nicht mehr lange dauern, bis du sie auf dem Schirm hast!"

Da war sich Jason auch sicher. Aber er befürchtete insgeheim, dass nicht er zu Schaden kommen würde, sondern Ava!



„Natürlich ist es vermessen an die Mythenwelt zu glauben, meine Herrschaften. Aber ist es nicht so, dass wir auch an einen Gott glauben, obwohl wir ihn noch nie gesehen haben? Was ist denn der Unterschied zwischen den Glauben an Gott und den Glauben an die Mythenwelt? Das ist die entscheidende Frage!"

Ava hasste es, wenn sie sich rechtfertigen musste. Sie glaubte daran, dass es eine Mythenwelt gab. Hatte sie nicht jahrelang diese Träume gehabt? Und war es nicht immer ihr dunkler Schutzengel gewesen, der sie vor entscheidenden Fehler gewarnt hatte?

„Das ist Blasphemie!", meldete sich einer der Studenten zu Wort.

„Ich denke, sie wären besser im Theologiekurs aufgehoben, statt in meinem! Es steht natürlich jedem frei an das zu glauben, was er will. Viele glauben an Gott, andere an Mohamed oder Buddha. Verurteilen sie diese Menschen genauso wie mich?"

Es trat ein betretenes Schweigen auf. Ava sah in die Runde. Die meisten hatten den Kopf gesenkt. Bis auf zwei der Studenten. Einer davon kannte sie nicht. Er war erst heute in den Kurs gekommen, hatte sie beobachtet, sich aber nie zu Wort gemeldet. Der andere kannte sie sehr wohl. Er kam nur alle drei Tage in ihren Kurs, aber er war derjenige gewesen, den sie am ersten Tag schlafend gefunden hatte. Mittlerweile wusste sie, dass er von allen Magic gerufen wurde.

Er grinste sie an und streckte seinen Daumen nach oben, als ob er mit ihr einer Meinung wäre.

„Gut! Das haben wir jetzt offenbar geklärt. Nun will ich auf das eigentliche Thema wieder zurückkommen. Wir haben über die Bewohner der Mythenwelt gesprochen. Es wurden schon Vampire genannt. Ebenso wie Dämonen und Werwölfe. Ganz toll fand ich die Erwähnung von Nymphen und Hexen. Obwohl man die Hexen nicht unbedingt dazu rechnen darf, denn schließlich sind das Menschenfrauen, die meist nur von einer anderen menschlichen Intuition zur Hexe geächtet wurde."

Magic hob seine Hand.

Sie nickte ihm zu.

„Nun, es gibt zahlreiche Bewohner der Mythenwelt. Aber doch sind die meisten den Menschen kaum oder gar nicht bekannt!"

Ava nickte.

„Das ist richtig. Haben sie jemand bestimmten im Sinn?"

Er grinste wieder.

„Die Mondjäger!"

Ein Ruck ging durch Avas Körper. Den Begriff hatte sie schon gehört.

„Was soll das denn sein?", fragte ein anderer Student.

Magic lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf.

„Mondjäger kann man als Polizei der Mythenwelt bezeichnen. Sie unterstehen dem Gott Heimdall und sorgen für Ausgleich."

Ava setzte sich. Nein, nicht Heimdall! In ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken! Ein Name drängte sich nach vorne. Luna!

„Das ist doch Bullshit, Magic. Das hast du gerade erfunden!"

Magic hob eine Augenbraue, grinste aber wieder.

„So? Habe ich das? Lies doch mal im alten nordischen Buch der Götter. Auch dort werden sie erwähnt."

Eine junge Frau kicherte albern.

„Willst du uns vielleicht noch erklären, dass es auch Sonnenjäger gibt?"

Magic schnaubte.

„Die Sonnenscheißer wurden aufgelöst, aber ja, es hat sie gegeben!"

Alle lachten, bis auf den geheimnisvollen Mann.

Dieser räusperte sich nun.

„Sie wurden nach der letzten großen Schlacht von ihrem Gott Helios zu Menschen gemacht. Nur wenige hatten das Privileg einer Wahl bekommen. So bestrafte Helios sie für ihr ungeheuren Taten!"

Ava beobachtete, wie Magic sich abrupt aufsetzte und den jungen Mann böse ansah. Man konnte die Funken regelrecht spüren, die zwischen ihnen entstanden.

„Du bist gut informiert, mein Freund!", knurrte Magic.

Der junge Mann lächelte, aber es war kein freundliches Lächeln.

„Genauso wie du, MEIN FREUND!"

Wieder starrten sie sich an. Es schien fast so, als ob sie eine Unterhaltung führen würden, denn Magic zog auf einmal seine Augenbrauen zusammen.

Ava versuchte die Situation zu retten.

„Wir haben uns ja schon darauf geeinigt, dass es jede Menge Mythenweltbewohner gibt, die wir nicht kennen."

Es war ein sehr fruchtloser Versuch.

„Welche Schlacht? Ragnarök?" ,fragte ein anderer Student.

Der Kerl schnaubte.

„Wenn du schon hier bist, dann solltest du eigentlich wissen, dass Ragnarök noch nicht stattgefunden hat. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob diese legendäre Schlacht überhaupt noch stattfinden wird. Nein, ich spreche von der Schlacht zwischen den Sonnenjäger und den Mondjäger. Aber eigentlich war es die Schlacht zwischen einem Sonnenjäger und dem dunklen Fürst!"

Bilder schossen in Avas Kopf. Der dunkle Fürst! Verdammt! Es war die Schlacht, von der sie immer träumte.

„Der dunkle Fürst? Wer soll denn das sein?", wurde wieder von einem der Studenten gefragt.

Magic verzog das Gesicht.

„Der dunkle Fürst war eigentlich ein mächtiger Vampir. Doch nachdem er seine Braut gefunden hatte, wandelte er sich zu einem Halbwesen. Genau wie seine Braut übrigens, die eine Mondjägerin war. Die Sonnenjäger hatten irgendeinen Mist gebaut und der dunkle Fürst wollte sie aufhalten!"

Ava riss die Augen auf.

„Sie haben die Geschöpfe gequält. Sie haben irgendwelche Versuche gemacht und er wollte sie daran hindern!", flüsterte sie.

Magic starrte sie an.

„Genau!", flüsterte er zurück. „Du kannst dich erinnern?"

Sie schüttelte den Kopf.

„An was erinnern? Ich bin ein Mensch! Ich weiß nichts darüber!", flüsterte sie zurück.

Sie sah ihn entsetzt an. Er hatte erinnern gesagt. Nicht wissen! Warum sollte sie sich an etwas erinnern, dass sie nicht miterlebt hatte?

Die Glocke läutete und die meisten Studenten gingen aus dem Raum.

Ava blieb sitzen und rieb sich über die Stirn. Himmel, was war das gewesen? Warum hatte sie sich an etwas erinnert, was sie gar nicht erlebt hatte? Diese Frage schoss ihr andauernd durch den Kopf. Verdammt, sie hatte das nur geträumt. Und von den Versuchen hatte sie bis eben nichts gewusst. Warum kam es denn nun in ihre Gedanken? Woher wusste sie es denn dann?

Ihre Hände zitterten und sie musste sie gegeneinander reiben, damit es besser wurde.

Der Raum hatte sich inzwischen geleert, bis auf Magic, der immer noch an seinem Platz saß und sie beobachtete. Nun stand er langsam auf und kam auf sie zu. Seine blauen Augen starrte sie fragend an.

„Ava? Geht es dir gut?"

Sie sah zu ihm hoch.

„Nein, verdammte Scheiße! Es geht mir beschissen! Was war das gerade eben?"

Magic zuckte mit den Schultern.

„Erinnerungen?"

Sie schnaubte.

„Ich kann mich nicht an etwas erinnern, was ich nicht erlebt habe!"

Er lachte.

„Woher willst du wissen, dass du es nicht erlebt hast?"

Sie riss ihre Augen auf.

„Wer bist du? Bist du der dunkle Fürst? Du hast seine Augen! Oder zumindest fast! Seine sind grün!"

Magic riss den Kopf nach hinten und lachte los.

„Nein! Das bin ich nicht! Aber überlege doch mal genau! Was könnte ich sein? Krame in deiner Intuition und frage dich, was wir wohl gemeinsam haben. Oder hatten! Und dann frage dich, ob es diesen Mann mit den grünen Augen wirklich gibt!"

Sie starrte in seine Augen und entdeckte, dass sie sehr viel älter wirkten, als Magic aussah. Himmel, warum war ihr das nie aufgefallen? Sie hatte ihn immer nur für einen Sportler gehalten, der sich in ihren Kurs verirrt hatte, doch dem war nicht so. Das wusste sie jetzt. In seinen Augen spiegelte sich das alte Wissen!"

„Wer bist du?", fragte sie noch einmal.

Magic lehnte sich nach vorne und sah ihr tief in die Augen.

„Ich bin dein Beschützer, Fürstin!"



„Bleib stehen, Vampir!"

Magic war dem Kerl eine ganze Weile gefolgt. Schon als er den Hörsaal betreten hatte, wusste Magic, dass er einen Vampir vor sich hatte. Er war aber nicht von Jasons Clan.

Der Vampir blieb stehen und starrte Magic an.

„Es hat aber lange gedauert, bis du mich aufgespürt hast, Mondjäger!"

Magic blieb vor ihm stehen.

„Willst du mich anscheißen? Ich wusste von Anfang an, was du bist! Was willst du hier?"

Der Vampir lachte leise.

„Vielleicht will ich lernen."

Magic schnaubte.

„Verarschen kann ich mich alleine! Also, was willst du hier?"

Langsam löste er den Schein und griff nach seiner Streitaxt.

„Das kannst du dir sparen, Mondjäger. Ich bin nicht auf Streit aus. Im Moment zumindest nicht."

Magic nahm die Axt nach vorne und auch der Vampir veränderte sich. Nach einer Weile schüttelte er sich aber und nahm seine normale Gestalt an.

„Die Frage ist doch eher, was du hier tust, Mondjäger! Warum sitzt du in einen Kurs, der dich zu Tode langweilen muss."

Magic schnaubte.

„Das geht dich gar nichts an. Und du?"

Der Vampir lächelte.

„Dasselbe könnte ich auch von dir sagen! Es geht dich nichts an. Und nun? Was sollen wir nun machen. Willst du mich bekämpfen? Hier auf dem Campus?"

Magic sah ein, dass er das nicht tun konnte. Er steckte seine Axt wieder hinter seinen Rücken und legte einen Schein darüber.

„Du willst sie, nicht wahr?"

Der Vampir schüttelte den Kopf.

„Ich habe zwar einen Auftrag, aber ich beobachte nur. Nicht ich will sie, sondern meine Fürstin."

Magic stockte der Atem.

„Was will sie von ihr?"

Der Vampir zuckte mit den Schultern.

„Sie hat etwas, was meine Herrin schon lange begehrt. Meine Herrin ist es nicht gewohnt, dass sie etwas nicht bekommen kann, was doch schon lange ihres sein sollte!"

Magic fiel es wie Schuppen von den Augen.

„Verdammter Mist! Du sprichst von Enola!"

Der Vampir nickte.

„Dein dunkler Fürst hätte nicht den Fehler begehen sollen, sich in diese menschliche Frau zu verlieben. Obwohl, damals war sie ja noch kein Mensch, nicht wahr? Unser Informant gibt es ja leider nicht mehr. Auch so eine fatale Entscheidung von Enola!"

Er stellte seine Tasche auf den Boden.

„Verstehe das nicht falsch. Ich habe nichts gegen die Braut des dunklen Fürsten. Ich bewundere sie sogar. Wie sie heute darum gekämpft hat, ihre Erinnerungen nicht heraus zu schreien, war wirklich bemerkenswert. Aber ich habe einen Auftrag und ich werde ihn erfüllen."

Magic lächelte böse.

„Nicht, wenn ich es verhindern kann."

Nun lachte der Vampir.

„Du willst es verhindern? Wie denn? Du bist ein einzelner Mondjäger und wir haben eine ganze Armee. Du kannst nicht immer in ihrer Nähe sein. Aber einen Rat gebe ich dir doch, weil ich sie wirklich gut leiden kann. Der Fürst sollte sich endlich dazu entschließen, selbst auf sie aufzupassen."

Magic schnaubte.

„Und einen Rat gebe ich dir. Deine Herrin sollte endlich einsehen, dass sie verloren hat. Jason wird nicht mehr zu ihr zurückkehren. Das hat er noch nie gemacht und er wird es auch nie tun. Er hasst sie!"

Der Vampir seufzte.

„Ich weiß das, aber verstehe einer die Frauen! Enola ist so hasserfüllt auf diese Frau. Sie kann es nicht verstehen, dass der dunkle Fürst sie ihr vorzieht. Ich habe keine Ahnung, was sie vorhat, aber es wird passieren. Früher oder später!"

Magic versuchte an seine Vernunft zu appellieren.

„Halte sie auf! Du kannst das!"

Einen Moment schien der Vampir verwirrt zu sein, doch es blieb nicht lange. Wieder hatte er sein hochnäsiges Gesicht aufgesetzt.

„Nein, das kann ich nicht. Ich bin Enola Gehorsam schuldig! Im Gegensatz zu deinem Fürsten weiß ich, was sie für mich getan hat."

Dann änderte sich wieder sein Ausdruck. Er wurde milder.

„Ich werde ihr nicht alles erzählen. Das dürfte euch einen Aufschub gewähren. Im Gegensatz zu dir und dem dunklen Fürsten kann sie keine Gedanken lesen. Wieder etwas, was ihr gewaltig gegen den Strich geht."

Magic kicherte.

„Aber du kannst es!"

Er nickte leicht.

„Das werde ich ihr aber nicht auf die Nase binden. Gehab dich wohl, Mondjäger! Und pass auf die Braut gut auf."

Er drehte sich um und war im Begriff zu gehen.

„Wie ist dein Name?", fragte Magic.

Der Vampir drehte sich um.

„Warum willst du das wissen?"

Magic zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Vielleicht, weil du doch kein so übler Kerl bist?"

Der Vampir lächelte leicht.

„Mein Name ist Kian!"

Er drehte sich um und verließ Magic.

Dieser schüttelte den Kopf.

Noch so ein verdammter Ire!



Jason hatte sich Magics Bericht angehört. Er hatte ihn keine Fragen gestellt, nur zugehört. Doch nun drängten sich ihm die Fragen regelrecht auf.

„Enola ist also ganz sicher in der Stadt! Woher wusste sie von Ava?"

Jason wusste das natürlich schon, aber er braucht die Bestätigung.

„Kian sprach von einem Informanten, der aber anscheinend vernichtet worden ist. Kian fand das unklug!"

Jason sah nachdenklich zu Stanislav. Der schloss kurz die Augen.

„Du hattest also Recht!" Dann wandte er sich zu Magic. „José war der Verräter!"

Magic hob verblüfft eine Augenbraue.

„Manolos Kumpel? Woher wusstet ihr das denn?"

Stanislav lachte bitter.

„Der Fürst hat es gespürt!"

Magic lachte lauthals los.

„Jason hat es gespürt? Hat er seine Tage oder so was?"

Stanislav schnaubte empört aus. Er kam mit Magics Frechheiten immer noch nicht zurecht, besonders wenn sie sich auf Jason bezogen. Doch dieser grinste nur.

„Hört sich fast so an, oder? Nein, es ist wieder einer der 'Gaben' die ich offenbar von Heimdall bekommen habe!"

Magic zog seine Nase kraus.

„Ich bin mir nicht sicher, ob Heimdall damit etwas zu tun hat. Kannst du auch die Mondjäger spüren?"

Jason schüttelte den Kopf.

„Da siehst du es! Ich denke eher, es sind Vampirgaben! Schade eigentlich. So etwas hätte ich auch gerne bekommen!"

Jason schnaubte.

„Glaube mir, hättest du nicht! Das bedeutet nämlich, dass ich mich bald nicht mehr vor meiner Pflicht drücken kann!"

Magic sah zu Stanislav, der sich immer noch nicht beruhigt hatte.

„Jetzt mach dir doch nicht ins Hemd, Vampir! Was meint er damit?"

Stanislav sah ihn finster an.

„Bisher gab es nur einen Fürsten, der so viele Gaben besaß wie Jason! Es war vor tausende von Jahren. Alle anderen Fürsten mussten sich ihm unterwerfen, denn sie wussten, dass sie gegen ihn keine Chance hatten. Er wurde so etwas wie ihr König. Sie kamen alle zu ihm um ihn um Rat zu fragen oder Streitfälle von ihm lösen zu lassen! Er stellte die Regeln auf und alle hatten sich nach ihm zu richten!"

Magic pfiff anerkennend.

„Und wo ist er jetzt?"

Stanislav zuckte mit den Schultern.

„Er ist verschollen. Manche behaupten sogar, es wäre nur eine Legende."

Jason schnaubte und schenkte sich ein Glas Scotch ein.

„Du glaubst aber, dass es ihn immer noch gibt, oder?"

Stanislav nickte ernst.

„Ja! Nach den Erzählungen, die überliefert wurden, war er eben auf einmal verschwunden. Einfach so! Niemand wusste, wohin oder warum er gegangen war."

Magic lächelte schelmisch.

„Vielleicht hatte er einfach keine Lust mehr Babysitter für euch zu spielen!"

Stanislav zuckte wieder mit den Schultern.

„Sehr subtil ausgedrückt, aber ich glaube dasselbe! Wir schweifen aber vom Thema ab. Was gedenkst du nun wegen Enola zu tun?"

Er sah Jason ernst an. Dieser setzte sich wieder vor den Kamin.

„Was kann ich denn tun? Nichts! Ava ist noch nicht soweit. Bisher kennt sie nur Fragmente und glaubt immer noch, dass es sich um Träume handelt. Sie ist noch nicht soweit. Und so lange sie noch nicht soweit ist, kann ich nur beobachten lassen! Ich werde nachts nun aber selbst nach ihr schauen. Dieser Ire hat Recht. So langsam sollte ich mich selbst um meine Frau kümmern!"


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