12. Kapitel
Draußen wurden sie schon von seinem Clan erwartet. Als sie Jason und Ava sahen, brach spontaner Jubel auf. Flynn kam auf die beiden zu und betrachtete kritisch das Kind. Man sah ihm an, das er das kleine Mädchen am liebsten gleich untersucht hätte.
„Du kannst gleich Arzt spielen, sobald wir zu Hause sind.", schalt Ava ihn.
Dann sah sie zu den zwei Vampiren, die sich unwohl zwischen Jasons Clan aufhielten.
„Ihr zwei!" Sie zeigte mit dem Kinn auf sie. „Reingehen! Sauber machen! Kian und Duncan werden euch sagen, was zu tun ist! Danach könnt ihr tun, was ihr wollt! Auch das wird euch Kian erklären."
Sie beeilten sich, Avas Befehl zu gehorchen.
Dann schaute sie Jason ins Gesicht. Sie wirkte auf einmal müde.
„Bring mich nach Hause! Ich habe die Schnauze für heute gestrichen voll!"
Er nickte und legte seine Arme um sie, bevor er sie mitsamt dem Kind hochhob und davon marschierte, ohne sich um die anderen zu kümmern.
Sie kuschelte sich an seine Brust.
„Warum hast du so lange gewartet?"
Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so leise mit ihm sprach. Jason hatte mit einem Donnerwetter gerechnet.
Bevor er antworten konnte, stellte sie ihm schon die nächste Frage.
„Warum hast du mich so lange alleine gelassen?"
Er schluckte.
„Ich habe dich nicht alleine gelassen. Nie! Das könnte ich gar nicht. Bis auf die Jahre, in denen ich dich gesucht habe und die Tage, die ich in England und hier verbracht habe, ließ ich dich keinen Moment alleine!"
Sie lächelte, was er an seiner Brust spüren konnte.
„Dann warst es tatsächlich du! Du hast an meinem Bett gesessen, wenn ich wieder etwas angestellt habe und hast mich zu Recht gestutzt."
Er nickte leicht.
„Ja, aber du hast nicht auf mich gehört. Ich musste sehr oft kommen!"
Nun hob sie den Kopf und sah ihn an.
„Das habe ich extra gemacht! Ich wollte dich sehen, ohne dass ich wusste, wer du warst!"
Jason blieb abrupt stehen.
„Sag das nochmal!"
Sie lächelte.
„Schon damals wollte ich dich immer sehen!"
Er neigte seinen Kopf und küsste sie leicht auf den Mund.
Dann begann er zu rennen.
„Jason! Ich falle gleich!"
Er knurrte.
„Wirst du nicht!"
An den Katakomben angekommen, ließ er sie herunter, behielt sie aber in seinen Armen. Vor dem Tor wartete schon Isabeau auf sie. Gütig lächelnd schaute sie auf das Kind in Avas Armen. Ava wusste sofort, dass Flynn ihr schon Bescheid gegeben hatte.
„Gib es mir, Herrin. Flynn und ich werden für es sorgen."
Ava zögerte einen Moment, dann aber übergab sie es Isabeau.
„Ich werde bald nach dem Kind schauen!"
Isabeau grinste.
„Lass dir Zeit, Herrin! Ich denke, ihr werdet viel miteinander bereden zu haben!"
Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, als Jason Ava über seine Schulter warf, Isabeau kurz angrinste und mit Ava in seine Suite verschwand.
Erst dort ließ er sie herunter. Lächelnd sah er sie an. Ava legte ihm ihre Arme um seinen Hals und zog seinen Kopf zu sich herunter. Einen Moment schaute sie ihm in die Augen, dann küsste sie ihn.
Endlich!
Jason wusste nicht, wer das gedacht hatte, aber es war genau das, was er in dem Moment dachte.
Er hob sie hoch und sie schlang ihre Beine um seine Hüfte.
„Ava! Du weißt genau, was ich tun am liebsten tun würde, doch wenn du warten willst...."
Sie legte ihm lächelnd einen Finger auf seinen Mund.
„Ich will nicht warten. Und ich weiß auch, was es ausgelöst hat, als wir uns angegleicht haben. Ich habe nicht vor, noch länger ein Mondjäger zu sein. Ich will dich!"
Jason stöhnte, dann ging er mit ihr ins Schlafzimmer und schloss die Tür.
„Es war anders, oder?" Ava lag mit dem Kopf auf seiner Brust und fuhr aufreizend langsam mit der Hand durch sein Brusthaar.
Er zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht, weil wir wussten, was passieren würde!"
Sie schüttelte den Kopf.
„Das meinte ich nicht. Hast du nichts gespürt?"
Er lächelte leicht. Und ob er es gespürt hatte. Es war fast so, als ob ein Band sie für immer aneinander gefesselt hatte. Ihre Erinnerungen waren komplett auf ihn übergegangen, als sie sich gegenseitig gebissen hatten. Er konnte fühlen, was sie fühlte. Und er wusste, dass es ihr nicht anders erging. Dennoch hatte sie Sorgen.
„Was ist es, mein Herz. Warum die Sorgen?"
Sie sah ihn ernst an.
„Ich bin mir nicht sicher, ob es funktioniert hat. Ich meine, ich fühle mich an dich gebunden und es ist wirklich schön, was du im Moment fühlst, aber ich erinnere mich, dass ich eine gewisse Kraft gespürt habe, als wir uns das erste Mal gewandelt haben. Dieses Mal war das nicht!"
Er lachte, was ihm einen leichten Schlag in die Rippen einbrachte.
„Nein, Liebes, nicht schlagen. Ich habe nicht wegen deiner Sorgen gelacht. Ich dachte nur daran, was das erste Mal passiert war. Es dauerte einige Tage, aber weißt du noch, was dann war?"
Sie überlegte einen Moment.
„Ich hatte Hunger!"
Er nickte.
„Du bist jetzt schon mächtiger, als du es damals warst. Deswegen wird der große Knall ausgeblieben sein. Außerdem hast du schon deine wunderschönen Augen vorher gehabt. Warum sollte sich das ändern? Ich weiß, dass es funktioniert hat. Aber wenn du noch Beweise brauchst, dann warte noch ein paar Nächte. Dann wird der Hunger kommen!"
Sie zweifelte immer noch etwas, aber er küsste sie auf die Stirn.
„Es hat funktioniert! Und ich schwöre dir, Ava, dieses Mal nimmt dich mir keiner mehr weg! Und wenn du noch einmal versuchst, mein Leben zu retten und dabei umkommst, dann folge ich dir. Egal wohin!"
Sie schnurrte leise und schmiegte sich enger an ihn.
„Nein. Deinen Arsch kannst du in Zukunft schön selbst aus der Scheiße ziehen."
Er lachte, bevor er aufstand.
„Komm, steh auf!"
Sie rekelte sich in den Kissen.
„Warum hast du es so eilig?"
Er grinste.
„Hab ich gar nicht! Aber du! Du willst doch unbedingt zu dem Kind! Nein, streite es ja nicht ab. Ich spüre es!"
Sie verzog ihr Gesicht.
„Mist! Jetzt kann ich dir wohl nichts mehr vormachen!"
Er schüttelte den Kopf und stieg in seine Hose. Aufseufzend stand sie ebenfalls auf und sah naserümpfend auf die Lederhose.
„Ich habe vergessen, meine Klamotten mit zu nehmen."
Er ging zu einem Schrank und öffnete die Tür. Ava betrachtete staunend den Inhalt.
„Da sind ja meine ganzen alten Kleider! Du hast sie aufgehoben?"
Er nickte und nahm sie in seine Arme und legte seinen Kopf auf ihren.
„Naja, einige habe ich ersetzt. Besser gesagt, Isabeau und die anderen Frauen haben dafür gesorgt, dass du jetzt nicht in altmodischen Klamotten herumlaufen musst!"
Sie drehte sich in seinen Armen zu ihm herum und schnüffelte an seiner Brust.
„Aber es war deine Idee!"
Er nickte und lächelte, als sie ihre Nase fest in sein Brusthaar drückte.
„Marzipanschokolade?"
Sie nickte.
„Oh Mann. Ich könnte Magic umbringen. Er hätte mir sagen sollen, was er vor hatte, dann hätte ich noch einige Tafeln gegessen."
Jason sah sie an.
„Ich habe noch gar nicht gefragt, wie er es angestellt hat und die Erinnerungen habe ich noch nicht von dir!"
Ava hob ihren Kopf nicht, sondern nuschelte irgendetwas. Jason hatte es trotzdem verstanden. Sein Gesicht verdüsterte sich.
„Ich bringe ihn um! Ich bringe ihn höchstpersönlich um!"
Sie lächelte.
„Es hat doch funktioniert!"
Er schüttelte fassungslos den Kopf.
„Er nimmt dich mit auf die Jagd, hetzt einen Werwolf auf dich und das alles, als du noch ein Mensch warst! Nachfahre oder nicht! Ich bringe ihn um!"
Ava wand sich aus seinen Armen und zog ein Kleid hervor, das sie über ihren nackten Körper zog. Dann schlüpfte sie in bequeme Sandalen und schüttelte kurz ihr Haar aus.
„So fertig!"
Er stöhnte.
„Ava, du bist nackt unter dem Kleid! Ich werde mit einem Ständer herumrennen, weil ich das weiß!"
Sie grinste ihn frech an und küsste ihn auf das Kinn.
„Dann musst du dich eben beherrschen, Unersättlicher!"
Sie ging hinaus und ließ ihn stehen.
„Das habe ich ganz anders in Erinnerung!", rief er ihr hinterher, bevor er ihr folgte.
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