Ein nächtliches Treffen
Es war Mitte Dezember, mein Bruder und seine Freunde waren nun schon seit über einem Monat abgereist und ich vermisste sie.
Die Düsterwaldelben waren kurz nach ihnen aufgebrochen nur Legolas hatte Imladris noch nicht verlassen.
Auch Elladan und Elrohir fehlten mir sehr, seit zwei Monaten hatte ich nichts von ihnen gehört und sie waren, im Gegensatz zu vielen anderen Boten, noch nicht zurückgekehrt.
Und jeden Tag wuchs die Dunkelheit, die sich wie ein Schatten auf mein Gemüt legte.
Immer häufiger war ich nun in der Nacht sowie am Tage wach und nur noch selten konnte ich mich in Träume flüchten, denn auch diese wurden dunkler.
Es war schon dunkel, doch ich konnte einfach nicht einschlafen, ich beschloss, wie so oft wenn ich nicht schlafen konnte, den Garten Elronds zu Besuchen und die Sterne dort zu Betrachten.
Durch sie fand ich meistens Ruhe und Zufriedenheit.
Es war kalt draußen und ich hatte nur ein dünnes Nachthemd aus weißer Seide mit Blumenstickereien an Kragen und Saum an so nahm ich mir noch eine Wolldecke mit.
Den Weg zum Eingang des Gartens kannte ich inzwischen auswendig.
Am Garten angekommen betrat ich ihn und ging zu meiner Lieblingsstelle.
Einem alten, knorrigen Baum nahe des Wasserfalls, welcher im Winter alle seine Blätter verloren hatte.
Kurz vor meinem Ziel sah ich am Stamm des Baumes eine schlafende Person mit blonden Haaren sitzen, als ich mich ihr näherte stieg mir ein Duft nach Wald, Tannennadeln und Laub entgegen.
Die Person stellte sich als Legolas heraus, den ich mit einem Stupser gegen den Arm weckte.
Mit schläfrigem Blick sagte er: „Maer gwain, Myrion."(Guten Abend, Myrion.)
Ich antwortete ihm mit: „Alaé, Legolas. Man caridh sí os-fuinolthol lû?" (Hallo/Sei gegrüßt, Legolas. Was macht Ihr um so nachtschlafende Zeit noch hier)-
„Le garin peded i-hui."(Das Selbe könnte ich euch fragen.) erwiderte er, während ich mich neben ihm niederließ.
„Ú-garin oltho, nas na beleg i-wath am ind nîn." (Ich kann nicht schlafen, zu groß ist der Schatten auf meinem Gemüt.)
Verständnisvoll meinte Legolas „Lhannin i-naeth lîn, tollin na tul si io îdh." (Ich teile Eure Sorgen, ich kam hier her um etwas Ruhe zu finden.)
Nach dem er dies gesagt hatte herrschte für einen Moment Stille, da erhob ich meine Stimme abermals: „Ídhradh hin?" (Vermisst Ihr sie?)
Verdutzt blickte Legolas mich an und fragte: „Pedidh en man?" (Von wem redet Ihr?)
Nun war ich die, welche verdutzt dreinblickte: „Thôriel, remmenel?!" (Thôriel, Eure Verlobte?!)
Etwas Nachdenkliches blitzte in seinen Augen auf: „Na thand savin caren annin tenna hî en laume ind." (Um ehrlich zu sein habe ich mir bis jetzt noch keine Gedanken gemacht.)-
„Ná i-hî taith bân egor taith thaur?" (Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?)-
„Tûrin isto ya nai anmae o lîn?" (Das sollte ich vielleicht besser Euch fragen.)-
„Ídhron i-nessi, i melon." (Ich vermisse die Wesen, die ich liebe.)-
„Ar narnir i?" (Und die wären?)
Bei dieser Frage musste ich etwas nachdenken, doch schlussendlich sagte ich: „Odhrilen, gwadoren, nossen ar holya herth ve i-iôn en Elrond." (Meine Eltern, mein Bruder, meine Familie und schließlich Gefährten wie die Söhne von Elrond.)-
„Thiadh na henio len íd bân go sain." (Ihr scheint euch sehr gut mit ihnen zu verstehen.)
Aus irgendeinem Grund wirkte Legolas niedergeschlagen, als er dies erwähnte.
Also versuchte ich ihn etwas auf zu heitern, in dem ich in der Sprache der Menschen fragte: „Wie gut kennt Ihr Euch mit Astronomie aus?"
Auf den abrupten Themenwechsel meinerseits schien er nicht vorbereitet gewesen zu sein, trotzdem antwortete er schnell: „Gut, ich hatte genug Zeit um sie zu studieren. Seht Ihr den leuchtenden roten Punkt dort im Süden, das ist Carnil, er zeigt sich nur um diese Jahreszeit. Sobald der Winter sich dem Ende neigt wird er verblassen und erst wieder erstrahlen wenn der Jägermond Ende November zu Schwinden beginnt. Solche Abläufe verdeutlichen einem die Vollkommenheit der Schöpfung Erus, oder?"-„Ich muss Euch zustimmen, Ich finde solch Vorgänge sehr faszinierend."
Plötzlich wurde Legolas' Gesicht wieder ernst und er sagte: „Es gibt da noch etwas, das ich mit Euch bereden möchte. Unser beider Schicksal ist nun eng mit dem des Ringes verbunden und wir werden noch viele Stunden gemeinsam wandern, würdet Ihr das „Du" akzeptieren?"
Nun war ich wieder überrascht, doch mit einem leisen Lachen sagte ich: „Akzeptieren tue ich es gerne, doch was hält Eure, Verzeihung, deine Verlobte davon?"-„Es würde ihr höchst wahrscheinlich missfallen und auch mein Vater würde dies nicht gerne sehen, selbst gegen Aragorns Rat habe ich gehandelt, und dich nicht, wie er gesagt hat, in Ruhe gelassen."
Plötzlich schien sich ein kleines Muster in meinem Kopf zu verbinden und mir wurde klar wessen Gespräch ich am vierten Tag nach meiner Ankunft belauscht hatte.
Damals hatte ich nur Aragorns Stimme erkannt, doch die andere war, wie ich jetzt wusste, Legolas'.
Sie hatten darüber geredet, dass Legolas verlobt wäre und deshalb aufhören sollte von einer Anderen zu schwärmen und Aragorn hatte ihm den Rat gegeben die Person, also mich, in Ruhe zu lassen.
Im Umkehrschluss bedeutete das ja, dass Legolas damals gute fünf Minuten von mir geschwärmt hatte.
Bei diesem Gedanken tauchten verschiedene Emptionen auf, dies hatte damit zu tun, dass ich mich einerseits geschmeichelt fühlte, ich andererseits aber nicht wusste was ich davon halten sollte.
Erst Legolas, welcher fragte: „Naris ilya sé tyelle? Egor ed-i talaf dînig sui bregol?" (Ist alles in Ordnung? Oder warum schweigst du so plötzlich?), riss mich aus meinen Gedanken.
„Ilya se tyelle, naris erui... i-lomed tauris nin. Lórithan padi mael ammae." -(Alles in Ordnung, es ist nur... Die Müdigkeit überwältigt mich. Ich werde wohl besser schlafen gehen.)
„A caro hen, tûris alnaegro i tenneg lóre. Togithan le." (Tu das, ein wenig Schlaf kann nicht schaden. Ich werde dich begleiten.)
Gemeinsam erhoben wir uns und gingen schweigend nebeneinanderher in Richtung Ausgang, am Tor angelangt warf ich noch einen Blick zurück.
Nach dem wir ein kleines Stück der Hauptstraße gefolgt waren kamen wir an den Punkt, dass ich links und er rechts abbiegen musste.
Leise verabschiedeten wir uns voneinander. „Fuin vaer."(Gute Nacht)-„Losto vae."(Schlaf gut)
Mit diesen Worten endete unser Gespräch und unsere Wege trennten sich, so kehrte ich wieder in das Haus meiner Großeltern zurück und versuchte erneut zu Schlafen.
Diesmal funktionierte es einwandfrei und das war auch gut so, denn der nächste Tag sollte eine erfreuliche Überraschung bereit halten.
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