Corinna hatte ihren Namen in Rina umgeändert. Und dieser Tobias hatte seinen geändert in Four. Wie die Zahl. Als alle unten waren trat der Boss nach vorne und erklärte: ,,Ich bin Leo. Einer eurer Anführer. Das da ist Chriz. Die gebürtigen Ferox zu mir und der Rest geht zu Chriz." Rina und ich gingen also rüber zu diesem Chriz, der etwas versteift und verschlossen wirkte. ,,Okay", fing er an, zu erklären, ,,Ihr werdet getrennt von den anderen trainiert. Während dieses Trainings werdet ihr bewertet und wer am Ende der ersten Trainingsphase nicht gut genug ist, kann den Fraktionslosen hallo sagen. Und jetzt folgt mir." Ich runzelte die Stirn, aber wir dackelten ihm einfach mal alle brav hinterher. Irgendwann blieben wir auf einem Felsvorsprung stehen und hatten einen Blick, auf eine Art Grube. ,,Das ist die Grube", erklärte Chriz, ,,Der Lebensmittelhort der Ferox." Das Ganze interessierte mich herzlich wenig. Endlich gingen wir weiter. Wir bekamen irgendwo Klamotten in die Hand gedrückt, dann führte Chriz uns weiter und erklärte: ,,Hier werdet ihr die nächsten zehn Wochen schlafen." ,,Die Jungs oder die Mädchen?", fragte eine ehemalige Candor. ,,Beide", antwortete Chriz ungerührt, ,,Aber wenn dir das schon gefällt, dann guck dir mal das Badezimmer an. Richtig schön offen." Das was er uns da zeigte, konnte man unmöglich Badezimmer nennen. Es war mehr wie ein altes Römerklo: Unhygienisch und keine Vorhänge zwischen den Klos. Chriz verschwand und sagte noch: ,,Ich erwarte euch alle in zwei Minuten in der Grube." Ich stellte mich neben eins der Betten und zog erst die Hose über meine Füße, bevor ich mich aus diesem engen Rock schälte und ihn achtlos aufs Bett schmiss. Ich zog die eng anliegende Hose hoch und als ich sie zubekommen hatte, schälte ich mich noch aus dieser erdrückenden blauen Bluse und zog das schwarze Top und die etwas weite Trainingslederjacke über. Meiner Schwester fiel es sichtlich schwer, sich von ihren geliebten Schuhen zu trennen, doch ich legte ihr beruhigend einen Arm um die Schultern und sagte: ,,Sieh es doch mal so, dafür kannst du mit den neuen Tretern auch mal rennen und musst keine Angst haben, umzuknicken!" Sie grinste und wir zogen uns noch die schwarzen Stiefelchen an, dann folgten wir einfach den anderen nach draußen. Wir kamen an einem Container vorbei, in dem ein Feuer brannte und schmissen unsere alten Klamotten da rein. Ade du Luftabdrückende Bluse! Es war so schön, in tiefen Zügen Luft zu holen! Chriz wartete schon auf uns und führte uns zum Trainingsbereich. Dort wartete schon der Boss Leo auf uns. Er zeigte auf die Tafel, dessen Screen noch leer war. ,,Das ist die Rankingliste. Wer am Ende von Phase eins noch unter der roten Linie steht, der ist raus, alle anderen werden Ferox. Und jetzt wird trainiert!"

Es fing mit einem Dauerlauf mit Chriz an, der uns wirklich über eine Marathonstrecke schickte. Mein Zwilling schnaufte hinter mir her. Gehirn? Definitiv! Aber Muskeln? Noch lange nicht in Sicht! Ich hatte auch nicht mehr Muskeln, aber ich hatte mehr Ausdauer. Nach dem Lauf ging es weiter mit Boxübungen an Boxsäcken. Vom ständigen Zuschlagen taten mir schon die Fingerknöchel weh. Danach waren Schussübungen dran. Immer hin hatte ich einmal getroffen, dafür hatte mein Zwilling drei mal getroffen. Das Schießen schien sie echt drauf zu haben. ,,Also schießen hast du drauf Schwesterherz!", sagte ich und legte ihr meinen Arm um die Schultern. Sie grinste, legte mir ihren Arm um die Schultern und meinte: ,,Dafür hast du den besseren Schlag!" Ich grinste auch. Es hieß zwar Fraktion vor Blut, aber dieses Gesetz ging mir sowas von am Arsch vorbei. Sorry für diese Ausdrucksweise! Als es langsam dunkel wurde, gab es auch endlich mal Essen. Wir zwei ließen uns gegenüber von Four und seinem neuen Kumpel nieder. Neben mir saß noch ein Mädel, dass fragte: ,,Wer von euch zwei Mädels war jetzt die erste Springerin?" ,,Das war ich", antwortete ich nur knapp. ,,Ich bin Jo", redete das Mädel weiter, ,,Und ihr?" ,,Ich bin Rina", antwortete meine Schwester, ,,Das ist meine Schwester Freya." Sie hatte offensichtlich Schwierigkeiten, sich meinen neuen Namen zu merken. Ich musste mich ja selbst noch dran gewöhnen! ,,Wer seid ihr zwei eigentlich?", fragte Jo an Four und seinen Kumpel gewandt. ,,Ich bin Four", antwortete Four. ,,Und ich bin Eric", antwortete der andere Typ. Er wirkte etwas schüchtern. Nicht vorteilhaft für einen Ferox! ,,In welche Fraktionen wurdet ihr eigentlich geboren?", fragte Eric. ,,Ken", antworteten Zwilling und ich gleichzeitig. ,,Amite", machte Jo weiter, ,,Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf dieses Friede Freude Eierkuchen!" ,,Altruan", fuhr Four fort. Konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen. ,,Candor", beendete Eric die Runde, ,,Dann haben wir hier ja alle Fraktionen bis auf Ferox zusammen!" ,,Dafür werden wir jetzt alle Ferox!", meinte Rina lachend und wir stimmten mit ein. ,,War es denn schlimm bei den Ken?", fragte mich Four. ,,Das einzige was schlimm war, waren dieser enge Rock und diese Selbstmordschuhe!", antwortete ich. ,,So schlimm waren die Schuhe jetzt auch wieder nicht!", entgegnete Rina. ,,Ja, aber wenn man stundenlang in der IT-Abteilung sitzt, dann werden sie unbequem!", warf ich ein. ,,Ja vielleicht", gab sie sich geschlagen. Das brachte die anderen wieder zum schmunzeln, dann fragte Jo erstaunt: ,,Ihr wart in der IT-Abteilung?" ,,Die jüngsten und die besten!", antworteten Zwilling und ich gleichzeitig, ,,Wir kommen in jedes Computersystem rein." ,,Cool", meinte Jo nur. In den nächsten Tagen trainierten wir viel unsere Schlagtechnik, wobei ich versuchte, meinem Zwilling ein bisschen mehr Power reinzupowern. Leider klappte das nicht ganz so gut. ,,Erste Springerin!", rief da Leo plötzlich, ,,In den Ring! Und letzter Springer in den Ring!" Ich ging rüber zum Ring und stieg nach oben. Gegenüber von mir kam Eric hoch. ,,Wie lange wird gekämpft?", fragte ich. ,,Solange, bis einer von euch nicht mehr kann", antwortete Leo. ,,Oder bis einer aufgibt", ergänzte Chriz. Eric und ich nahmen beide Kampfstellung an und ich machte den ersten Schlag, voll auf sein Auge. Es tat mir schon etwas leid, aber in einer Ernstsituation darf man auch kein Mitleid zeigen. Er schlug auch zu und traf mich einmal in die Seite. Mir fehlte kurz die Luft, dann machte ich einen Schritt nach vorne, schlug von unten nach oben in seinen Bauch. Er krümmte sich zusammen. Das nutzte ich aus. Ich zog ihm mit meinem Fuß seine Füße weg, sodass er zu Boden ging. Ich wollte gerade einen letzten Tritt tätigen, doch Eric hob die Hand und rief: ,,Stopp! Ich gebe auf! Ich gebe auf!" Ich sah zu Leo rüber, der nickte mir zu und ich hielt Eric meine Hand hin. Er ergriff sie, ich zog ihn wieder auf die Füße und fragte: ,,Alles klar?" ,,Ja", antwortete er etwas gequält, ,,Aber du schlägst echt heftig zu!" Ich musste grinsen und schleppte ihn aus dem Ring. 

,,Okay!", rief Leo, ,,Anderer Zwilling und Four in den Ring!" Das würde nicht leicht werden, denn Four hatte sich direkt am Anfang Platz eins auf der Rankingliste gesichert. Beide waren nun im Ring und gingen in Kampfstellung. Four machte den ersten Schritt und traf Rina am Schienbein. Sie ließ sich davon allerdings wenig beirren und schlug ihm mit der Faust kräftig in die Magengegend. Four beugte sich kurz vornüber, dann zog er überraschend sein Knie hoch und rammte es Rina in die Rippen. Meine Schwester ging zu Boden und hielt sich ihre Rippen. Aber sie gab nicht auf, sondern stand wieder auf und trat Four von hinten in die Kniekehlen. Er ging auf die Knie und Rina rammte ihm ihr Knie in den Magen. Er ging kurz zu Boden, stand jedoch sehr schnell wieder auf, schwang sein Bein überraschend hoch und trat meiner Schwester volle Kanne ins Gesicht. Sie ging wieder zu Boden und gab immer noch nicht auf, als er ihr nochmal in den Bauch trat. ,,Wieso gibt sie nicht einfach auf?", fragte mich Eric verwirrt. ,,Sie nimmt es hin, zu verlieren", antwortete ich, ,,Aber aufgeben? Niemals! Sie ist ein verdammt stures Köpfchen!" Ich musste grinsen, als sie schließlich von Four auf die Füße gezogen wurde. Ich rannte sofort zu ihr rüber und fragte angesichts ihrer blutenden Nase: ,,Geht's dir gut?" ,,Jep!", antwortete sie und presste sich den Ärmel ihrer Trainingsjacke auf ihre Nase, ,,Alles bestens! Bei den Ken durch eine Glasscheibe zu fallen, war wesentlich schmerzhafter!" Ich lachte und fing dann an: ,,Verlieren? Ja! Aber aufgeben?" ,,Niemals!", sagten wir dann gleichzeitig. Jo kam mit Four zu uns rüber und meinte dann: ,,Also wir gehen jetzt ins Tattoostudio. Wollt ihr nicht auch mitkommen?" Wir lachten, hackten uns dann bei Jo unter und los ging es zum Tattoostudio!