Sternschnuppen
Auf dem Dach angekommen legen wir uns auf die Liegestühle auf denen ich sonst mit Lucy abhänge. Wir schauen in den Himmel und geniessen die Stille. „Warum bist du zu mir anders als zu den anderen?" frage ich in den Himmel hinauf. „Weil du mir keine andere Wahl lässt." „Wie meinst du das?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm und sehe sein Profil. „Vom ersten Moment an hast du mir gegenüber keine Angst gezeigt. Im Gegenteil, du hast mit mir gesprochen wie mit einem Freund. Du hast Witze gemacht, oder es jedenfalls versucht." Ich versuche ihn zu hauen aber er ist zu weit weg. „In deiner Gegenwart fühle ich mich nicht wie ein Leader sondern wie einer von euch." „Du bist einer von uns" gebe ich zur Antwort und meine es ernst. „Warum willst du, dass die anderen Angst vor dir haben?" „Weil ich der Leader bin und ein Leader darf keine Schwächen haben. Ich muss stark sein, meine Leute anführen und ihnen Sicherheit geben. Da ist kein Platz für Gefühle." Ich merke, dass es ihm schwer fällt darüber zu sprechen. „Ich glaube, du hast eine Mauer um dich gebaut, damit dir ja niemand zu nahe kommt. Damit keine Gefühle entstehen. Damit du stark sein kannst. Aber soll ich dir mal etwas sagen? Mich interessiert diese Mauer nicht. Mir ist egal ob du Leader bist oder nicht. Mich interessiert der Mensch Eric. Die Person die du in deinem Inneren bist. Und diese Person musst du zulassen, sonst bleibst du einsam und alleine." Ich höre ihn atmen aber er sagt nichts. „Auch ein Leader darf Gefühle haben, denn diese machen ihn zu einem besseren Anführer - einem autentischen Anführer. Du bist keine Maschine Eric. Du bist ein Mensch." Ich setze mich auf und schaue ihn an. Er liegt einfach nur da und schaut in den Sternenhimmel.
Nach einer Weile stehe ich auf und gehe nach vorne zum Geländer und schaue über die Stadt. Die meisten Gebäude sind dunkel. In der Ferne sieht man ein paar erleuchtete Hochhäuser. Mein früheres Zuhause. Die Homebase der Ken. Mein Zuhause ist jetzt aber hier. Hier bei Lucy. Hier bei Eric. Ich bin jetzt eine Ferox. Ich höre seine Schritte näher kommen. Er stellt sich hinter mich und nimmt mich in den Arm. „Danke." „Wofür?" frage ich. „Dass du so ehrlich bist. Du hast Recht. Mit allem was du gesagt hast, hast du Recht." Er hält mich fest und schmiegt seinen Kopf an meinen. Ich geniesse die Nähe. Wir stehen einfach nur da und halten uns fest.
„Soll ich dir mal eine Geschichte erzählen, Eric?" „Wenn es eine schöne Geschichte ist." „Als ich 12 Jahre alt war, gingen meine Schwester und ich an die Geburtstagsparty einer ihrer Freundinnen. Ich glaube sie wurde 10 oder so. Die Mutter dieser Freundin rügte meine Schwester, weil sie ohne zu fragen ein Stück Kuchen genommen hat. Ich ging dann dazwischen und erklärte dieser Frau, dass meine Schwester einfach nicht daran gedacht hat zu fragen. Ihre Antwort war >>Du mit deiner grossen Klappe. Egal was los ist, immer musst du dich einmischen. Wenn du so weiter machst stehst du irgendwann alleine da. Niemand will eine Freundin die ständig den Mund aufreisst und dumme Kommentare von sich gibt. Behalte deine Meinung einfach für dich und alle sind zufrieden.<< Ich nahm meine Schwester an der Hand und wir sind nach Hause gegangen. Zuhause habe ich geweint und mich gefragt, ob diese Frau wohl recht hat. Meine Mama hat gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist und kam zu mir ins Zimmer. Ich habe ihr dann alles erzählt. Und weisst du was sie gesagt hat? Niemand auf der ganzen Welt habe das Recht mir meine Persönlichkeit zu verbieten. So wie ich bin ist es genau richtig. Ich solle niemals meine Art und Weise zu Denken und zu Handeln hinterfragen und mich für oder wegen niemandem ändern oder mich verstellen." Ich machte eine Pause um Luft zu holen. „Und genau das Gleiche sage ich zu dir. So wie du bist, bist du genau richtig." Er dreht mich zu sich um, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich auf den Mund. Ich erwiderte seinen Kuss, legte meine Hände um seine Hüfte und ziehe ihn ganz nah an mich heran. Ich weiss nicht wie lange wir uns schon küssen, aber es kommt mir vor als würde die Welt still stehen. Eine Sternschnuppe schiesst über den Himmel. Mein Wunsch ist gerade in Erfüllung gegangen.
Nachdem wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit wieder voneinander gelöst haben schauen wir uns tief in die Augen. „Seit ich dich das erste Mal im Training gesehen habe, bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Dank dir habe ich wieder Gefühle. Positive Gefühle. Gefühle von denen ich nicht wusste, dass ich sie noch habe" sagt er und küsst mich auf die Stirn. „Schön wenn ich helfen konnte" gebe ich zurück und boxe ihn leicht in die Schulter.
Ende
Vielleicht werde ich die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt weiterschreiben. Momentan ist sie für mich so abgeschlossen. :-)
Danke fürs Lesen, ich hoffe die Geschichte hat dir gefallen. Lass mir gerne ein Feedback da :-)
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