Einheit 3
Draussen in der Natur zu leben sollte einem das Gefühl von Freiheit geben. Tut es in meinem Fall aber nicht. Als ich 16 Jahre alt war, wechselte ich von den Ken zu den Ferox. Ich habe mich entschieden meine Grundausbildung bei den Söldnern draussen am Zaun zu absolvieren. Ich dachte es wäre entspannter, draussen an der frischen Luft zu sein. Ich dachte es gäbe mir ein Gefühl von Zufriedenheit. Falsch gedacht.
Zu meinem Team, oder auch Einheit 3 genannt, gehören Kai, Luke, Bill und Finn. Ich bin das einzige Mädchen. Es gibt fünf Einheiten draussen am Zaun und acht Einheiten in der Homebase. Justin unser Ausbilder ist nicht gerade mein bester Freund. Ich glaube er hat ein Problem mit Frauen. Je weniger ich mit ihm zu tun habe, desto besser. Abends wenn er mit uns am Lagerfeuer sitzt erzählt er uns die News aus der Homebase und lästert über unseren Anführer und die anderen Ausbilder. „Kennt ihr eigentlich Four? Dieser aufgeblasene Schönling meint auch immer er sei der Beste." „Du bist doch nur eifersüchtig" gebe ich ihm zur Antwort. Manchmal sollte ich besser meinen Mund halten. Justin beachtet mich gar nicht. „Und Eric erst. Nur weil er der Leader ist, denkt er, er kann alle herumkommandieren. So ein egoistisches kaltes herzloses Wesen habe ich noch nicht erlebt. Es wird Zeit, dass dem mal einer die Leviten liest." Finn lacht. „Warum tust es denn nicht du Justin?" fragt er ihn. „Das ist nicht meine Aufgabe" sagt er bestimmt und verzieht sich in sein Zelt. Mich würde es ja interessieren, ob er bei den Treffen in der Homebase auch so eine grosse Klappe hat wie hier. Wahrscheinlich nicht.
Wenn ich ehrlich bin, kann ich mit meinem Team nichts sehr viel anfangen. Die Jungs sind im Kämpfen untalentierter als ein Faultier und treffen beim Waffentraining das Ziel nicht, wenn man es ihnen direkt vor den Waffenlauf hält. Ich absolviere mein Training meist allein im Wald. Justin meint, es würde die Jungs demotivieren, wenn ein Mädchen besser ist als sie. Gegenüber den Jungs behauptet er jedoch, dass ich Einzeltraining brauche weil ICH so schlecht bin. Soll mir recht sein. Mit Finn verstehe ich mich am Besten. Er wuchs bei den Amite auf und wechselte zu den Ferox um endlich ein richtiger Mann zu werden. Seiner Meinung nach gehört dazu, dass man kämpfen und eine Waffe bedienen kann. Manchmal tut er mir ein bisschen leid. Er ist eher klein und pummelig und irgendwie überhaupt nicht männlich. Jedenfalls entspricht dies nicht meiner Vorstellung von männlich. Aber ich mag ihn trotzdem. Er ist mein bester Freund hier draussen im Wald. Wählerisch darf man hier sowieso nicht sein.
Mein damaliger bester Freund Alec wechselte ebenfalls zu den Ferox. Auch er entschied sich die Grundausbildung draussen am Zaun zu machen. Er wurde jedoch in Einheit 1 eingeteilt und seither habe ich ihn nicht mehr gesehen. Wir waren Nachbarskinder, gingen zusammen zur Schule und teilten unsere Geheimnisse miteinander. Beste Freunde eben. Ich denke oft an ihn und frage mich, ob es ihm gut geht. Ich hoffe dass ich ihn bald einmal sehen kann. Er fehlt mir.
„Sara komm bitte nach dem Training zu mir ins Hauptzelt. Ich muss mit dir sprechen" ruft mir Justin quer durch den Wald zu. Was habe ich wohl jetzt schon wieder falsch gemacht? Nachdem ich mein Ausdauertraining absolviert habe mache ich mich auf den Weg zum Hauptzelt. Das Hauptzelt steht auf einer grossen Wiese mitten im Wald. Daneben stehen vier kleine Zelte. Die Jungs müssen sich jeweils zu Zweit ein Zelt teilen. Ich habe mein eigenes Zelt. Das vierte Zelt gehörte Ray. Leider war er zu neugierig und hat den Zaun berührt. Strom und ein menschlicher Körper vertragen sich nicht so gut. Seitdem benutzen wir das Zelt um unsere Vorräte darin aufzubewahren. Ein Lagerfeuer rundet das ganze ab. Man könnte meinen wir seien in einem Ferienlager.
„Justin? Bist du da?" rufe ich von draussen in das Hauptzelt hinein. Im Zelt befindet sich eine Art Büro und ein Essbereich. „Komm herein Sara. Ich muss mit dir reden." Justin macht mir ein bisschen Angst. „Was ist denn los? Ist etwas passiert?" möchte ich wissen. „Nein, nichts schlimmes. Setz dich bitte hin." Er macht mich nervös. „Du wirst heute Abend in die Homebase umziehen und dich der Einheit 7 anschliessen." Mir bleibt der Mund offen stehen. „Aaaber..." stotterte ich. „Warum?" „Anweisung von oben. Sie brauchen jemanden, ich habe jemanden. Ende" „Aber warum denn ich?" frage ich und schaue ihn mit grossen Augen an. Schliesslich bin ich hier seine beste Auszubildende. „Darum. Keine Wiederrede. Ich möchte, dass du deine Sachen packst und dich parat machst. Sie holen dich um 18.00 Uhr ab." Er steht auf und geht nach draussen. Ich sitze da und weiss nicht was ich tun sollte. Ich will nicht in die Homebase.
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