43. Der erste Stock
Am Bahnhof in London warteten tatsächlich Onkel Lucius und Tante Narzissa auf uns.
Ich rannte zu ihnen, "Ich habe bestanden. Klassenbeste.", sagte ich grinsend.
"Sehr gut gemacht, Aries.", mein Onkel sah mich kurz an, dann blieb sein Blick auf Draco haften.
"Ich habe es auch geschafft.", murmelte er kurz.
"Gerade so.", fügte ich eingebildet hinzu.
"Es kann nun mal nicht jeder so schlau wie wir sein.", ich legte kurz einen Arm um Volans.
Schnell bereute ich es, denn er stieß mir grob in die Rippen.
"Bei Merlins Bart, Aries.", sagte er genervt und verschwand.
Im Anwesen meines Onkels gab es wie nach jeder Zugfahrt einen Tee. Ich erzählte Lucius und Narzissa, dass Caelum das Anwesen gefunden hat und wir diesen Sommer ausziehen würden.
Doch Onkel Lucius zog nur eine Augenbraue hoch, verschwand in seinem Zimmer und knallte die Tür zu.
"Seid ihr euch sicher, dass ihr alleine Leben könnt? Ich weiß...Caelum ist schon 18, aber du bist noch ein Kind, Aries.", meine Tante klang besorgt.
"Natürlich können wir das, in Hogwarts haben wir schließlich auch niemanden und kommen zurecht.", ich zuckte mit den Schultern.
"In Hogwarts sind Lehrer anwesend und das Essen wird euch aufgetischt.", Narzissa seufzte.
"Wir holen uns Hauselfen und den Rest kriegen wir hin. Außerdem...", ich verzog mein Gesicht, "...ist Onkel Lucius doch froh, wenn er uns endlich los ist."
"Sag so etwas nicht.", Tante Narzissa sah zu Volans, der sich nicht für das Gespräch zu interessieren schien, "Seid ihr euch sicher, Volans?"
Volans nickte, "Wir sind uns todsicher, Narzissa. Unsere Eltern würden dort als erstes auftauchen, wenn sie irgendwann aus Askaban kommen sollten."
Gähnend stand ich auf, "Ich gehe in mein Zimmer, Gute Nacht."
Langsam stieg ich die vielen Stufen in den zweiten Stock hinauf und verschwand in meinem Zimmer.
Einige Wochen später klopfte es abends an die Tür. "Erwarten wir Besuch?", ich sah zu meinem Onkel.
"Theodore und sein Vater, sie bleiben einige Zeit bei uns.", er ging in die Eingangshalle, um unsere bereits von den Hauselfen hereingelassenen Gäste zu empfangen.
Ich sah kurz um die Ecke, Theodore trug einen Anzug mit kurzer Hose, es sah total lustig aus.
Ich unterdrückte mir das Lachen.
"Draco, Volans, Aries. Begrüßt unsere Gäste.", der Reihe nach betraten wir die Eingangshalle und begrüßten Mr. Nott und Theodore.
"Theodore. Aries und Volans werden dir dein Zimmer zeigen, Draco du kommt mit mir und Mr. Nott in den Salon."
Volans und ich sahen uns kurz an. Dann stiegen wir gemeinsam mit Theodore die Treppen in den ersten Stock hinauf. Wir gingen bis zum Ende des Ganges, bogen links ab und standen schließlich vor einem unserer Gästezimmer.
Volans öffnete die Tür und trat ein.
"Die Gästezimmer sind fast schöner, als unsere Zimmer, Aries.", neugierig sah Volans aus dem Fenster.
Uns Kindern war es eigentlich verboten im ersten Stock herumzulungern, aber in diesem Falle war es eine Ausnahme.
Ich folgte Volans an das Fenster. Die Aussicht war wundervoll. Genau vor uns lag der große Springbrunnen im Hinterhof und die Skulptur eines Ritters mit Spitzhut. Angeblich soll er aus Muggelknochen bestehen.
"Hey, Theodore, Lust auf eine Runde Quidditch?", Volans drehte sich zu Theodore, der jede Oberfläche des Raumes begutachtete.
"Da sage ich wohl kaum nein."
Beide grinsten und liefen hinaus auf den Gang.
Für mich war das die Gelegenheit den ersten Stock zu erkunden, den Onkel Lucius wollte schließlich, dass ich diesen betrete.
Doch hier schien es nichts Spannendes zu geben.
Die meisten Zimmer waren Gästezimmer und die übrigen Räume waren verschlossen. Alte scheinbar wertvolle Gemälde hingen an den Wänden des Ganges. "Lass dich nicht erwischen, kleine Lestrange.", flüsterte eines der Bilder mir zu.
Nach ungefähr einer Stunde verließ ich den ersten Stock und ging zurück in die Eingangshalle, aus der ein plötzlicher Lärm kam.
"Caelum!", ich rannte die restlichen Treppen hinunter und umarmte ihn schwungvoll. "Du bist tatsächlich hier und du hast tatsächlich das Anwesen gefunden!", glücklich über die Ankunft meines ältesten Bruders hüpfte ich aufgeregt in den Salon.
Mein Onkel verstummte kurz, "Unterlass das alberne Gehüpfe, Aries Druella!", er erhob sich und ging auf Caelum zu.
"Willkommen Zuhause mein Junge.", sagte er grob.
"Setz dich, er deutete auf einen freien Platz am Tisch, "Wir können deine Meinung nur zu gut gebrauchen."
Mein Onkel war wie ausgewechselt. Er war nett zu Caelum. Fast so nett als wäre er sein eigener Sohn.
"Und du, scher dich hier raus.", Onkels Lucius machte Handbewegungen, die andeuteten, dass ich unerwünscht war.
Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass der erste Stock mich rief und machte mich somit auf den Weg in die verbotene Zone.
Wieder versuchte ich jede Tür des Stockwerkes zu öffnen, doch vergebens. "Verschlossene Türen heißen Geheimnisse.", murmelte ich vor mich hin, während ich vor den Türen auf und ab ging.
"Geheimnisse sind nicht da um sie zu lüften.", mischte sich ein Porträt auf der anderen Seite des Ganges ein. "Hüte dich, denn sie sind fürchterlich.", der Mann mit langem Bart verschwand aus seinem Porträt.
Ich sah einige Zeit in das Porträt, welches verschwunden war. Fürchterlich? Was soll das bitte für ein Geheimnis sein? Ich lachte kurz und drückte meinen Kopf gegen die Tür vor mir und schloss die Augen und begann vor mich herzu träumen.
Doch plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
"Du ungezogenes, undankbares Gör!", zischte es neben mir. Grob wurde ich am Ohr gepackt und von meinem Onkel mitgezogen. Woher wusste er...? Der alte Mann mit dem langen Bart im Bild...ich hätte es wissen müssen.
Mein Onkel stieg mit mir die Treppen hinauf, blieb vor meiner Zimmertür stehen und ließ mich los. Überlegen sah er zu mir herab, "Der erste Stock ist für dich und deine Geschwister tabu.", flüsterte er bedrohlich, "Du willst doch nicht, dass du und ich in den letzten Tagen, in denen wir beisammen wohnen, ernsthafte Probleme bekommen oder Aries Druella Lestrange?", er wurde von Wort zu Wort lauter. "Ich erwarte von dir, dass du dich während des Aufenthalts von Mr. Nott und seinem Sohn anständig benimmst, ist das klar?"
Ich nickte schnell, "Ja, Sir."
Onkel Lucius packte mich grob an der Schulter, öffnete die Tür zu meinem Zimmer und schubste mich hinein, "Komm mir heute nicht mehr unter die Augen.", er schloss meine Zimmertür.
Ich hörte seinen Gehstock. Ich hörte wie er sich entfernte, doch aus meinem Zimmer heraus wagte ich mich diesen Abend nicht mehr.
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