27. Offene Rechnung

Ich bekam von meinem Bruder nur einen Stoß mit seinem Ellenbogen in die Rippen.
Ein Tuscheln ging durch die große Halle, alle sprachen aufgeregt über den Ausbruch von Sirius Black aus Askaban.
"Die Dementoren postieren sich an sämtlichen Eingängen zur Schule. Auch wenn mir versichert wurde, dass ihre Anwesenheit keinen Einfluss auf unseren Schulalltag haben wird, hier ein Wort der Warnung: Dementoren sind böse Kreaturen, sie unterscheiden nicht zwischen den, den sie jagen und den, der sich ihnen in den Weg stellt. Deshalb kann ich bloß jeden einzelnen von euch beschwören, gebt ihnen bitte keinen Anlass, euch Schaden zuzufügen.", Dumbledore setzte seine Rede fort. Alle Schüler hörten ihm aufmerksam zu, "Es liegt nicht in der Natur eines Dementors Gnade walten zulassen."
"In meiner auch nicht." hörte ich einen Slytherinschüler witzeln.
"Aber glaubt mir, dass man Glück und Zuversicht selbst in Zeiten der Dunkelheit zu finden vermag. Man darf bloß nicht vergessen ein Licht leuchten zu lassen.", Dumbledore beendete seine Rede.
Wie das Jahr zuvor führten die Vertrauensschüler, die Erstklässler ihres Hauses in den Gemeinschaftraum. Ich sah zum Ende des Tisches, wo sich nun alle neuen Schüler meines Hauses sammelten und schließlich durch die Tür der großen Halle verschwanden. Die große Halle leerte sich schnell und kaum, dass ich mich versah, waren Volans, Draco und ich einer der letzten, die noch an ihren Tischen saßen.
Die schwebenden Kerzen waren auch schon erloschen und nur die Sterne der Decke erhellten noch die Halle.
Volans starrte gedankenverloren vor sich hin, den Kopf auf seine Hand gestützt. Er sah in diesem Zustand wirklich beängstigend aus. Trotzdem musste ich meinen Kopf frei kriegen, "Wenn Sirius Black es aus Askaban raus geschafft hat, dann müssen es unsere Eltern doch erstrecht schaffen. Oder nicht?", ich sah Volans an. Der drehte seinen Kopf langsam, um mir in die Augen zu sehen. Er antwortete mir nicht und sah mich voller Wut an. Ich sah schnell hilfesuchend zu Draco rüber, doch der stand nur schulterzuckend auf und verließ wie all die anderen Schüler die Halle. Ich wollte es ihm gleichtun und stand auf, doch mein Bruder packte ehe ich mich versah meinen Arm und zog mich herunter, so dass ich mich wieder setzen musste. "Natürlich werden unsere Eltern es schaffen.", sagte er genervt, "Doch viele Schüler wissen, dass wir mit Sirius Black verwandt sind und werden uns, bis dieser gefasst ist wohl nicht aus den Augen verlieren.", sagte er mysteriös.
"Aber er ist ein Blutsverräter, er gehört nicht zu uns!", zischte ich aufgebracht. "Natürlich gehört er das nicht! Aber die Leute kennen nicht die wahre Geschichte und denken, dass Black damals Harry Potters Vater verraten hat.", sprach mein Bruder nachdenklich. Ich nickte schnell. Nun stand Volans auf, um sich in den Gemeinschaftsraum zu begeben. Den Weg dorthin schwiegen wir uns an, auch wenn ich das Gefühl hatte Volans wolle mir noch etwas mitteilen.
Vor dem Gemeinschaftsraum blieb er stehen atmete tief ein und wendete sich an mich, "Caelum ist nun nicht mehr in Hogwarts, also habe ich jetzt die Verantwortung für dich. Ich möchte, dass du dich von den Dementoren fernhältst, auch wenn du neugierig bist.", er sah mich noch einen Moment lang an, bevor sich mit Hilfe des Passwortes die Mauer öffnete und wir in den Gemeinschaftraum stiegen.
"Aries!", hörte ich eine Stimme rufen und schon stand Jolka neben mir. "Wie waren deine Ferien?!", fragte sie aufgeregt und wir beide setzten uns an einen Tisch mitten im Raum.
Ich erzählte ihr von meinen Ferien und natürlich von dem plötzlichen Verschwinden meines Bruders, jedoch auch von Dracos miserablen Versuchen mich bei seinem Vater zu verpetzen und Volans der Draco schließlich in den See des Anwesens geschubst hatte.
Jolka staunte und sah mich mit offenem Mund an. "Du hattest aber aufregende Ferien.", sagte sie erstaunt. "Ich habe nichts spannendes erlebt.", sie zuckte mit den Schultern, "Ein paar Wichtel haben unser Haus verwüstet. Dad war total sauer.", sie verzog das Gesicht. Doch ich konnte nicht aufhören zu grinsen. "Du bist gemein Aries! ", sie gab mir einen freundschaftlichen Stoß und lachte, doch schnell verstummte sie, als sich ein Fünftklässler vor uns aufbaute. "Na Lestrange?! Kein Caelum mehr, der dich beschützt?!, fragte der Junge spöttisch. Ich musterte ihn, bevor ich aufstand. Es war Beckye Hoke, ich hatte in meinem ersten Jahr, nach dem ich die ersten Zaubersprüche draufhatte, einen Stapel Bücher auf ihn fallen lassen. Natürlich hatte ich es wie einen Unfall aussehen lassen, weshalb Caelum mich in Schutz nahm, doch Beckye wusste, dass es volle Absicht war.
"Sehr mutig von dir, dich mit Zweitklässlern anzulegen, Hoke.", sagte Jolka, die sich ebenfalls aufgerichtet hatte. "Halt dich aus der Angelegenheit raus, Smith.", sagte er drohend und zog seinen Zauberstab. Ich riss meine Augen auf. Mit einem Drittklässler könnte ich es sicherlich noch aufnehmen, aber ein Schüler der fünften Klasse, das war einfach unmöglich.
Ich konnte Jolka gerade noch zur Seite schubsen und mich selbst in Sicherheit bringen, bevor Hoke einen Fluch auf sie losließ.
Ich versteckte mich hinter einem der Möbel. Ich atmete aufgeregt, hatte immer noch weit aufgerissene Augen und versuchte nachzudenken.
"Lass es uns endlich klären, Lestrange.", sagte er spöttisch und kam näher.
Ich holte meinen Zauberstab heraus und hielt ihn so, dass er von den langen Ärmeln des Umhangs verdeckt war. "Da gibt es nichts zu klären, Hoke. Ich hatte Glück und du nun Mal Pech, lass es uns vergessen.", ich versuchte ruhig zu sprechen, während ich hinter dem Sofa hervor kam damit er nicht den Eindruck hatte, dass ich unsicher sein könnte. Beckye schüttelte lachend den Kopf. Ich sah kurz zu Jolka, die das ganze Geschehen in sicheren Abstand verfolgte. Sie sah mich überfordert an, doch ich grinste sie nur kurz an, "Stupor!", nun griff ich Beckye an, der zu meinem Pech den Zauber ohne Mühe abwehrte. "Du kleine missratene Kröte!", knurrte er und kam auf mich zu. Ich stand mit immer noch erhobenem Zauberstab da und versuchte ihn weiterhin auf ihn zu richten. Doch dies schien ihn nicht zu stören, denn er packte mich am Kragen und sah mich hasserfüllt an.
"Mister Hoke. Würden sie wohl die Güte haben Miss Lestrange loszulassen?", Professor Snape stand auf der Empore des Gemeinschaftsraumes und sah dem Spektakel kühl zu.
Hoke drehte sich kurz um, sah noch einmal zu mir und ließ schließlich von mir ab.
"Ich dulde keine Zankereien zwischen Schülern meines Hauses!", zischte Professor Snape Hoke zu, als dieser auf dem Weg in seinen Schlafsaal war.
"Nun zu ihnen Miss Lestrange.", er kam auf mich zu. "Ich nehme an Sie hatten angenehme Ferien?", er sah durch den Gemeinschaftsraum. "Ich habe eine große Bitte an Sie.", er sah mich nun kühl an.

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