25. Nur noch wir zwei
Leise schloss ich die Tür und sah mich um. Sein Zimmer war ordentlich, ordentlicher als sonst.
Langsam setzte ich mich auf sein Bett. Hier saß ich früher, als kleines Kind immer, wenn Volans mich mal wieder geärgert hatte und ich Schutz bei Caelum gesucht hatte. Ich grinste und sah auf seinen Nachtschrank. Das Bild von uns dreien, welches Tante Narzissa mir auch nach Hogwarts geschickt hatte war weg, er hatte es also mitgenommen.
Vorsichtig öffnete ich seine Nachttischschublade. Als ich gerade hineinschauen wollte kam tiefschwarzer Rauch heraus und schoss durch mich hindurch. Ich drehte mich schnell um, doch da war nichts.
So wie ich meinen Bruder kannte hatte er einen Zauber auf seine Schränke gelegt, damit niemand, der es nicht sehen sollte, ungestraft in seinen Sachen schnüffeln konnte. Mir war nichts passiert, also konnte ich beruhigt in die Schublade greifen.
Es war ein Haufen Langweiler Kram drin, doch plötzlich zog ich zwischen den Pergamentstapeln ein Bild hervor. Es war ein Bild unserer Eltern. Ich hatte noch nie Eins sehen dürfen, Onkel Lucius sagte, ich würde mich davon beeinflussen lassen. Meine Mum hatte langes, schwarzes, gelocktes Haar und einen Gesichtsausdruck, der das Böse widerspiegelte. Mein Vater hingegen hatte braune, ordentliche Haare. Ich fasste in meine eigenen und sah sie grinsend an. Das hatte ich also von meinem Vater. Schnell blickte ich wieder auf das Bild. Mein Vater hatte mehr einen fiesen Blick auf seinem Gesicht, als einen Bösen.
Da Caelum ja nun weg war steckte ich mir das Bild ein, er wird es nicht vermissen. Ich schloss die Schublade, nachdem ich den Rest wieder hineingelegt hatte, als die Tür langsam aufgestoßen wurde. Volans trat wortlos ein, schloss die Tür und setzte sich zu mir.
Wir saßen lange Zeit schweigend nebeneinander, bis Volans das Wort ergriff, "Ohne ihn wird sich wohl einiges ändern, nicht wahr?", fragte er, ohne mich anzusehen. Ich fühlte mich so leer, so verlassen, verlassen von meinen Eltern und nun auch noch verlassen von meinem liebsten Bruder.
Ich sah Volans an, "Glaubst du er wird zurückkommen und mich...oder uns abholen?", ich hätte gerne die Hand meines Bruders genommen, jedoch wusste ich, dass er das nicht mochte. Ich hätte mich so sicherlich besser gefühlt. "Wenn er seine Suche überlebt, sicher.", er zuckte mit den Schultern. Ich schlug ihn entsetzt, "Warum sagst du so etwas?", kaum hatte ich ausgesprochen bekam ich auch schon einen Schlag zurück. "Glaubst du als Kinder von Todessern, die in Askaban sitzen ist man in dieser Welt da draußen sicher?", er schüttelte den Kopf, "Auroren werden hinter ihm her sein, als Sohn von Bellatrix und Rodolphus Lestrange könnte man ja eine Bedrohung darstellen."
Ich sah ängstlich durch die Gegend, "Wir müssen etwas tun Volans! Er ist unser Bruder." Doch Volans lachte nur, "Er ist ein hervorragender Zauberer, er war Meister des Duellierclubs von Slytherin und jeder weiß, dass Slytherin die besten Duellanten hervorbringt.", sagte er ruhig. "Wenn du nachher Lust hast, Draco und ich wollen eine Runde über die Ländereien fliegen.", er klopfte mir grob auf die Schulter, stand auf und verließ Caelums Zimmer.
Ängstlich blieb ich alleine zurück, ich seufzte laut und stand auf, um an das Fenster zu gehen. Ich konnte mit niemanden reden. Mein Onkel würde nur sagen ich wäre zu jung, um mich einzumischen, Tante Narzissa würde versuchen alles gut zu reden und Draco, Draco war doch froh, wenn ich leiden musste.
Die nächsten Wochen mied ich soweit es ging meine Familie. Ich war fast nur in meinem Zimmer und ja, ich lernte nun wirklich, so wie Caelum es verlangt hatte. Er wird schon Recht haben, denn er hatte immer Recht.
Ich legte meine Schreibfeder weg und dachte an Deric, den Verräter. Wieso ist mir das nicht schon früher aufgefallen? Ich ärgerte mich immer noch, ich hatte ihm vertraut und er hat mich verraten und meine Familie beleidigt.
Ich sah aus dem Fenster, es dämmerte inzwischen schon und in vier Tagen würde die Schule schon wieder losgehen. Meine Tante hatte mir all meine Schulsachen besorgt, da ich nicht einmal mehr in die Winkelgasse wollte, wo ich sonst meine freie Zeit gerne verbracht hatte.
Es klopfte an der Tür und mein Onkel trat ein, er blieb in der Tür stehen, "Aries Druella Lestrange, es ist Zeit zum Abendessen und du treibst dich immer noch hier oben herum.", sagte er streng und warf einen Blick auf meinen Tisch. "Du lernst?", er kam näher und nahm ein aufgeschlagenes Buch an sich. "Das sind schon die Bücher für die zweite Klasse?", fragte er erstaunt, ich nickte, "Ja, Onkel." Er legte das Buch langsam wieder zurück, "Volans und Draco sollten sich ein Beispiel an dir nehmen. ", er sah durch den Raum. "Nichts desto trotz ist es Zeit zum Essen, also komm.", mein Onkel drehte sich um und wartete vor der Tür auf mich. Ich richtete schnell meine Kleidung vor meinem großen Spiegel neben der Tür und folgte ihm.
Die ganze Familie saß schon am Tisch und wartete nur auf uns. Ich setzte mich langsam auf meinen Platz neben Volans und begann leise zu essen. Beim Essen wurde normalerweise nicht gesprochen, außer mein Onkel begann ein Gespräch oder ihn regte etwas auf, so wie Caelums verschwinden eines morgens. Ich sah während des Essens nur auf meinen Teller und vermied die Blicke der anderen.
"Ihr solltet eure Schwester mitnehmen, wenn ihr was geplant habt, Draco, Volans.", mein Onkel begann ein Gespräch und sah die beiden an.
Schwester? Wollte er nun, dass ich Caelum durch Draco ersetze? Ich zog die Augenbrauen verdutzt hoch und sah meinen Onkel an. "Ja, Vater.", Draco wagte nicht nachzufragen, wieso er plötzlich von 'eure Schwester' sprach. Mein Onkel sah nun mich an und musterte mich, "Er ist nicht mein Bruder.", bemerkte ich abschätzig und sah wieder auf meinen Teller. Die restliche Zeit des Abendessens wurde geschwiegen.
Ich lag schon einige Zeit im Bett, als ich ein leises Klopfen vernahm und schreckte hoch. Ich sah durch mein Zimmer und wagte mich nicht zu bewegen.
Ein zweites Klopfen, doch dieses Mal war es lauter, es kam vom Fenster. Langsam stand ich auf, schlich zum Fenster herüber und öffnete vorsichtig die Gardinen. Als ich sah, wer dort war entglitt mir ein leiser Freudenschrei. Leise öffnete ich das Fenster und schon flog Caelums grauer Kauz herein und setzte sich auf meinen Kleiderschrank. Er hatte einen Brief dabei, doch ich kam nicht an ihn heran. "Komm da runter, Blogy.", flüsterte ich leise, doch der Vogel legte nur seinen Kopf schief und sah mich an.
Ich hielt ihm meinen Arm entgegen, damit er auf ihm landen konnte.
Nach langem Bitten, dass er von meinem Schrank herunterkommen sollte, flog er auf mich zu und landete tatsächlich auf meinem Arm. Ich fluchte schmerzverzerrt, vor lauter Aufregung hatte ich vergessen, dass diese Vögel lange Krallen hatten. Die Seinen bohrten sich in meinen Arm, ich zog ihm schnell den Brief aus dem Schnabel. Blogy flog wieder hoch auf den Schrank, ich zündete eine Kerze an, setzte mich an meinen Tisch und öffnete leise den Brief.
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