160. Beweise es
Wir ernteten sofort den Blick einiger Schüler, die die Zischlaute zu hören bekamen, doch wir ignorierten sie.
"Ich will etwas wunderbares tun, damit der dunkle Lord mich aufnimmt. Du weißt er hat gesagt, dass wir uns beweisen müssen.", sprach Volans in der Schlangensprache.
Aufmerksam hörte ich ihm zu und nickte zwischendurch.
"Du kannst mich unterstützen, vielleicht springt ja sogar etwas für dich dabei heraus.", er zuckte mit den Schultern, "Und wenn ich dann in seinen Reihen aufgenommen werde, lasse ich den kleinen Boith in Ruhe.", er sah mich an, als könne ich das Angebot dieses mal nicht ausschlagen.
Langsam begann ich zu nicken, "Was schwebt dir vor?", fragte ich und lehnte mich über den Tisch zu meinem Bruder hinüber.
"Na ja, er will Potters Tod. Wir gehen mit ihm zur Schule, wir könnten ihn ausliefern oder so etwas.", er zuckte mit den Schultern, als hätte er noch gar keinen Plan.
"Du denkst also es wäre total unauffällig, wenn der ach so tolle Harry Potter plötzlich weg wäre?", ich zog eine Augenbraue hoch und schüttelte mit dem Kopf, "Vielleicht sollten wir Mutter oder Vater fragen, was zu tun ist, was denkst du?"
Mein Bruder brauchte mir nur kurz zunicken und ich wusste, dass er Pergament und Feder von mir verlangte.
Schnell kritzte er ein paar Sätze auf das Papier und schob es schließlich zu mir herüber.
Ich hatte Probleme seine Schrift zu lesen und verengte immer wieder meine Augen, "Das klingt gut.", sagte ich knapp und grinste ihn an. Volans sah auf die Uhr, "Komm.", er sprach nun kein Parsel mehr und ich folgte ihm zur Mauer, die aus dem Gemeinschaftsraum führte, "Wir bringen den Brief noch weg, es ist erst ein paar Minuten nach Nachtruhe, das sollte kein Problem sein.", sagte er lässig und zog mich hinter sich her durch die Mauer.
Wir schlichen zur Treppe des Kerkers und sahen uns immer wieder um. Durch die neuen Sicherheitsmaßnahmen waren überall Auroren verstreut, an denen wir uns vorbei schleichen mussten. Als wir endlich im Hof angekommen waren, rannten wir ohne anzuhalten über die lange Holzbrücke und schließlich in Richtung des Eulenturmes.
Volans schloss hinter uns die Tür und wir atmeten schwer ein und aus, "Das hätten wir schon einmal geschafft.", flüsterte ich, "Hast du den Brief verschlüsselt?", fragte ich und hielt nach seinem großen Kauz Ausschau.
Volans nickte und pfiff seinen Kauz zu sich.
"Bring den nach Hause, Calvin.", flüsterte er dem Vogel zu und ließ ihn durch eines der Fenster hinaus.
Wir sahen ihm hinterher, bis er schließlich in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen war.
Ich begann zu zittern und zu frieren. Es war immer noch Winter und ich hatte nur meine dünne Uniform an. Volans bemerkte es sofort und warf mir seinen Umhang über.
"Danke.", sagte ich frierend und gemeinsam schlichen wir wieder den Weg zurück in das Schloss. An einigen Ecken mussten wir uns verstecken, um den Auroren zu entgehen. Ich hätte schwören können, dass wir erwischt werden würden, doch wir schafften es heil und durchgefroren zurück in den Gemeinschaftsraum, der nun komplett verlassen war.
"Lass uns schlafen und auf eine Antwort hoffen. Gute Nacht Aries.", sagte er nun wieder normal laut und huschte in seinen Schlafsaal.
Die nächste Woche verbrachten wir in jeder freien Minute gemeinsam und warteten gespannt auf einen Brief von unseren Eltern, beziehungsweise von Caelum. Ich war so beschäftigt mit den Plänen meines Bruders, dass ich Brian, Logan, Jolka und Richard fast vergessen hatte. Doch eines späten Nachmittags stellte sich Richard uns mit verschränkten Armen mitten im Korridor in den Weg.
So wie ich meine Freunde vergessen hatte, hatte ich auch fast vergessen, warum ich meinem Bruder helfen wollte, der Grund stand schließlich vor mir.
"Volans.", sagte ich warnend, als dieser von einem Stück Papier aufsah und Richard erblickte. Ich warf meinem Bruder einen vielsagenden Blick zu und zu meinem Erstaunen sah er nur stumm zu, wie ich auf Richard zu ging und mit ihm redete.
"Ihr habt euch also ausgesprochen, wie ich sehe.", sagte er mit leiser Abscheu und nickte zu Volans rüber.
"Ja, das haben wir.", sagte ich knapp und sah zu ihm hinauf, irgendetwas schien ihm nicht zu gefallen.
"Und deswegen hängst du jetzt jede freie Minute mit deinem älteren Bruder herum?", fragte er ohne es zu verstehen.
Laut seufzend stellte ich mich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr, "Ich muss das jetzt tun, Rich. Es ist das beste für alle, vertrau mir.", fast schon liebevoll strich ich ihm über die Wange, bevor ich mich wieder meinem Bruder zuwendete und wir gemeinsam den Korridor verließen.
"Danke, Volans.", sagte ich leise und er nickte verträumt, "Ich halte mein Wort, Aries. Andererseits hätte ich wohl echt schiss, dass du mir etwas antust.", sagte er ein wenig witzelnd, doch ich musste lauthals los prusten, "Ich dir etwas antun?", schrie ich lachend und sah ihn an, doch er verstand meinen Ausbruch nicht ganz.
"Du bist und bleibst eindeutig der Bessere von uns beiden.", sagte ich lachend, "Ich hätte dich lieber an meiner Seite, als als Feind."
Emotionslos sah er mich an und nickte nur kurz, "Wenn spätestens morgen kein Brief ankommt, machen wir unsere eigenen Pläne.", sagte er auf Parsel, während wir durch das große Eichenportal in Richtung Quidditchfeld gingen.
"Hast du schon eine Idee?", fragte ich ebenfalls in der Schlangensprache und sah zu meinem Bruder, der neben mir ging.
"Ich lasse mir etwas einfallen, nun ist erst einmal Quidditchtraining.", sagte er mit einem strahlen in den Augen und beschleunigte sein Schritt.
Am Stadion angekommen verschwand er in der Umkleidekabine der Slytherins und ich stieg die rutschigen Holzstufen zur Tribüne hinauf.
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