150. Langweiliges Weihnachtsfest

"Aries?", hörte ich eine ruhige Stimme und schreckte auf, "Was ist denn mit dir los?", Caelum stand in der Tür und betrachtete die schwarze Tinte auf dem Boden, die immer weiter verlief und die Scherben, die kreuz und quer um meinem Tisch herum lagen.
Mit einer seiner Handbewegungen reparierte sich alles wieder und stellte sich an seinen ursprünglichen Platz zurück.
Immer noch fragend sah er mich an, doch ich legte meinen Kopf zurück auf die Tischplatte, ich war müde und einfach nur noch fertig.
"Ich muss mit dir reden, Aries.", sagte er nun brüderlich und schloss die Tür leise hinter sich.
"Was ist denn?", fragte ich patzig und verzog genervt das Gesicht, als er sich auch noch auf mein Bett setzte. Ich folgte ihm mit meinem Blick nicht einmal, denn ich wollte ihm so zeigen, dass ich nicht mit ihm reden wollte. Doch Caelum schien dies nicht aufzuhalten.
"Mutter hat dir erzählt, dass der dunkle Lord herkommt und dich und Volans kennenlernen möchte.", sagte er aufklärend, "Was denkst du wie du dich ihm gegenüber verhalten solltest?", er stellte diese Frage, als wäre er ein Lehrer in Hogwarts.
Ich verengte die Augen, stand auf und ging zu ihm hinüber, "Denkst du etwa ich weiß nicht wie man sich benimmt?", fuhr ich ihn wütend an.
Unschuldig hob mein Bruder seine Hände und ihm entglitt dabei ein spöttischer Lacher, "Natürlich weiß ich, dass dir sehr gut beigebracht wurde, wie man sich zu verhalten hat, doch deine Manieren lassen in letzter Zeit zu wünschen übrig.", besserwisserisch sah er mich an. Wütend verschränkte ich die Arme, "Verschwinde aus meinem Zimmer, mich interessiert deine Meinung über mein Verhalten nicht!", schrie ich ihn an und packte ihn am Handgelenk, um ihn aus meinem Zimmer zu werfen.
Belustigt sah er mir bei meinem Versuch zu und grinste, "Willst du mich nicht wieder mit deinem Zauberstab 'bedrohen', Aries?", fragte er lachend.
Ich bemerkte in diesem Moment wieder einmal wie unterschiedlich Caelum und Volans waren. Volans hätte wohl schon längst zum Zauberstab gegriffen, hätte mich angeschrien oder mir gedroht, doch Caelum ließ meine Wut einfach über sich ergehen.
Ich seufzte auf und ließ ihn los, als ich bemerkte, dass es nichts brachte ihn am Arm zu ziehen. Abwartend sah ich meinen Bruder an.
"Ich will dir nichts Böses, Aries. Ich hoffe das weißt du.", er erhob sich langsam und ging in Richtung Tür, "Ich dachte nur, dass du mit jemandem reden wollen würdest. Also wenn dem so sein sollte, du weißt, wo du mich findest.", er lächelte mich brüderlich an, bevor er die Zimmertür leise hinter sich schloss.
Erneut seufzte ich und starrte gegen die Tür. Mein Bruder hatte Recht, ich hätte gerne jemandem zum reden gehabt, denn ich war mehr als aufgeregt, da der dunkle Lord mich kennenlernen wollte.
Eigentlich wollte ich wissen, wie die erste Begegnung mit ihm für meinen Bruder war und wie er sich fühlte, doch mich hinderte etwas. Ich wollte nicht mehr wie ein Kind behandelt werden, ich war sechzehn, ich wollte einfach nicht mehr nur als die kleine Schwester der Lestrangebrüder gelten, ich wollte wie eine erwachsene junge Frau behandelt werden, doch meine Brüder würden mich wohl niemals als eine betrachten können.
1 ½ Stunden spielte ich mit Gro, als das kleine Frettchen aus dem Fenster und über den Baum huschte, beschloss ich zu Caelum zu gehen. Er wusste sowieso, dass ich auf ein Gespräch zurückkommen würde.
Leise klopfte ich und trat ohne zu warten ein.
Ein wenig beschämt, oder gar unsicher, schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich wie immer auf Caelums Bett.
"Caelum.", sagte ich zappelig.
Mein Bruder drehte seinen großen Stuhl zu mir herum und sah mich aufmerksam an.
"Ich will mit dir reden.", ich biss mir auf die Unterlippe, doch er begann zu grinsen und rückte näher, "Na los, erzähl.", flüsterte er.
Ich war nicht nur hier, um über den dunklen Lord zu reden, denn auch die Situation zwischen Richard und mir machte mir Sorgen und wohl oder übel war Caelum der einzige, mit dem ich darüber reden wollte.
Ich erzählte ihm von meinen Sorgen, von dem verzauberten Pergament und sogar von den Lügen, die Volans im Manor verbreitet hatte.
Als ich alles erzählt hatte lehnte mein Bruder sich zurück und ließ ein leises Pfeifen von sich hören, "In deinem kleinen Leben geht wirklich viel vor.", nachdenklich sah er mich an, "Richard ist dein bester Freund, schreib ihm. Redet über das was vorgefallen war. Reden ist oftmals das Mittel zur Lösung.", sagte er weise.
Stumm nickte ich und musterte ihn, "Caelum, ich weiß, wie ich mich zu verhalten habe. Der dunkle Lord ist der größte Zauberer, den ich je kennenlernen werde und er wird hier her kommen, um mich kennenzulernen. Das ist eine große Ehre, weißt du?", sagte ich stolz und lächelte leicht.
Caelum nickte verträumt und grinste kurz, "Ja, das weiß ich.", sagte er flüsternd.

Schließlich stand Weihnachten vor der Tür. Der Tag verlief bei uns Zuhause nicht besonders feierlich. Es gab keinen schön geschmückten Tannenbaum und kein gemeinsames Essen, doch immerhin bekamen meine Brüder, Draco und ich Geschenke, die mehr oder weniger gut auf uns abgestimmt waren.
Ich bekam eine neue, edle Feder von Caelum und Druhbels von Volans. Mein Onkel schenkte mir im Stillen ein Buch, welches sich nur für den jenigen öffnete, der würdig war es zu lesen.
Ich versuchte es mit einem Offenbarungszauber, doch das Buch schnappte nur schreiend nach mir.
Meine Eltern schenkten mir nichts. Sie waren der Annahme, dass wir zu alt waren, um Weihnachten feiern zu müssen.
"Die nächsten Weihnachten verbringe ich wieder in Hogwarts.", murmelte ich vor mich hin, als sie uns diese Botschaft mitteilten.
Meine Mutter lachte schrill auf, "Tu was du nicht lassen kannst, Kind!", sagte sie laut und sah zu meinem Vater, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah und schließlich mit den Schultern zuckte. Meine Mutter schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln und stolzierte aus dem Salon hinaus.
"Rod.", sagte mein Onkel plötzlich ernst, der auf dem Sessel vor dem Kamin saß. Mein Vater erhob sich und ging zu ihm herüber. Interessiert setzte er sich zu ihm.
Neugierig ging ich ihm hinterher und lugte über die Schulter meines Onkel auf den Tisch.
Dort lang ein Schrumpfkopf, einfach nur ein Schrumpfkopf, doch beide saßen mit höchster Interesse vor ihm und starrten ihn an.
"Askaban macht sie doch alle verrückt.", sagte ich genervt und enttäuscht zugleich und verließ den Salon.

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