125. Blutsbund

Am selben Abend suchte ich Caelum in seinem Zimmer auf. Natürlich las er in dem Buch, welches ihm unser Vater übergeben hatte. Als er mich bemerkte schob er gleich das Buch zur Seite und bat mich in sein Zimmer einzutreten.
Wie schon immer, wenn ich ihn besuchte setzte ich mich auf sein Bett und lehnte mich gegen die Wand. Neugierig sah mein Bruder mich an.
"Was ist der Blutsbund?", fragte ich ihn und tippte auf mein Armkettchen. Das leichte Lächeln verflog aus dem Gesicht meines Bruders und er setzte sich gerade auf seinem Stuhl hin.
"Vater hat mir davon erzählt, als er den Schmuck sah, er sagte das dies Erbstücke sind, die zur Bindung genutzt werden. Was hast du verheimlicht?", vorwurfsvoll sah ich ihn an und verschränkte die Arme.
"Es tut mir Leid, Aries.", flüsterte Caelum kaum hörbar, "Es ist nicht nur zur Hilfe in der Not.", sagte er sanft und setzte sich zu mir auf das Bett. Er blickte mich einen Moment an, bevor er zu sprechen begann, "Sollte einer von uns, egal ob Volans, du oder ich jemals die Familie und alles wofür sie steht verraten, wird derjenige an einem qualvollen Tod sterben.", sagte er ruhig. Entsetzt sah ich meinen Bruder an.
"Dies umschließt natürlich auch die Loyalität zum dunklen Lord.", sagte er leise.
Ausdruckslos sah ich durch das Zimmer. Ich versuchte ruhig zu atmen und nicht an das Gespräch, was ich vor einiger Zeit mit meinem Onkel hatte, zu denken.
"Heißt also du hast Volans und meine Zukunft einfach so alleine entschieden?", fragte ich leise und versuchte ruhig zu bleiben.
Ich hätte so etwas niemals von Caelum erwartet, Volans wäre so etwas zu zutrauen, doch Caelum war sonst immer der weise, der der alles durchdacht hatte.
"Dir ist es also lieber, dass deine Geschwister sterben, als dass sie einen anderen Weg gehen, als du ihn gehst?", fragte ich vorwurfsvoll, als er nicht antwortete.
"Nein.", flüsterte mein ältester Bruder.
Ohne Verständnis sah ich ihn an, "Was wäre, wenn ich das niemals gewusst hätte und einen anderen Weg nehmen würde?!", schrie ich ihn nun laut an, "Ich wäre tot, Caelum!"

"Wärst du denn etwa den falschen Weg gegangen, Aries?", fragte er mich mit mysteriösem Vorwurf und durchbohrte mich nun fast wie Volans mit seinem Blick.
Verwirrt sah ich ihn an, "Nein, natürlich nicht! Ich bin nur zu jung, um über so etwas nachzudenken, wie oft muss ich das eigentlich noch sagen?", wütend stand ich auf und sah auf ihn herab.
"Darum kann man es nicht mehr abnehmen.", sagte ich schließlich, ohne auf weitere Worte von ihm zu warten, "Weil man es sich ja vielleicht anders überlegen könnte, wenn man das große Geheimnis entblößt hat!", schrie ich weiter und stand auf, um zu gehen.
"Warum machst du so ein Drama daraus, ob wohl dir nichts passieren wird?", fragte Caelum nun mahnend und erhob sich ebenfalls. "Von wem du diese dramatische Seite nur hast...", murmelte er und kam auf mich zu, "Ich habe den Bund versiegelt. Ich kann ihn somit auch lösen. Ich kann dir dein Armkettchen abnehmen, doch sieh nicht nur die positiven Seiten, wenn es ab ist.", sagte er gelangweilt.
Fragend sah ich ihn an, hielt aber schon meinen Arm ausgestreckt, um den Schmuck abgenommen zu bekommen. Caelum nahm meine Hand, "Weder Volans, noch ich können dir helfen, wenn du jemals in Gefahr sein solltest. Außerdem hat unser Vater bereits die Erbstücke gesehen, was wird er sagen, wenn er sieht, dass sie gelöst wurden? Zudem kommt, dass wir drei dann nicht mehr verbunden sind.", sagte er flüsternd.
Zögernd zog ich langsam meinen Arm zurück. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, dass mein Vater mehr als entsetzt gewesen wäre, wenn ich mein Armkettchen nicht mehr haben würde. Er würde es hinterfragen wollen und er würde meine Antwort ich wäre zu jung dafür sicher nicht tolerieren.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen verließ ich das Zimmer meines Bruders mit meinem Kettchen am Arm.

Als ich die Zimmertür hinter mir zugeschlagen hatte, blieb ich stehen und lies mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. Mir war klar, dass meine Zukunft, vor der ich lange Zeit weggelaufen war, plötzlich vor der Tür stand. Ich könnte also gleich die Schule abbrechen und mich den dunklen Lord anschließen, dachte ich voller Sarkasmus und lachte auf.
Ich hatte plötzlich das Bedürfnis mit meinem Onkel zu sprechen, doch der saß mit den anderen Erwachsenen und einigen übrig gebliebenen Todessern im Speisesaal. Natürlich würde ich mich trauen da rein zuplatzen und meinen Onkel aufzufordern mit mir zu kommen, doch ich wusste auch, dass der dunkle Lord persönlich schon einmal zu diesen Treffen erschien war und ich wollte es unbedingt vermeiden ihn kennenzulernen.
Schließlich beschloss ich wieder einmal einen Brief an Richard zu schreiben und begab mich in mein Zimmer. Gro lag wie so oft zusammen geklingelt auf meinem Bett und schlief.
Ich rollte ein Stück Pergament auseinander und griff  nach meinem Tintenfass, während ich mich auf meinen Stuhl setzte

Lieber Richard,
die Ferien vergehen schleppend, es kommt mir nun schon wie 3 Monate vor.
Hier Zuhause ist eine komische Stimmung, es fühlt sich alles so angespannt an, doch langsam gewöhne ich mich schon an meine Eltern. Mit meinem Onkel verstehe ich mich sehr gut, ich glaube wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich.
Du erinnerst dich sicherlich an das Geschenk, welches ich von Caelum bekam, das Armkettchen. Es stellte sich heraus, dass darin meine Zukunft schon besiegelt war, von dem Moment, als ich es anlegte. Mehr erzähle ich dir dazu, wenn wir zurück in Hogwarts sind.
Ich hoffe dir geht es gut und du hast schöne Ferien in Italien.

Deine Aries

Ich wartete noch eine halbe Stunde, bevor ich den Brief abschickte, denn es dämmerte endlich und meine Eule erwachte langsam. Sanft strich ich ihr über die Federn und brachte den Brief an ihrem Bein an, "Grüß mir Richard in Italien.", flüsterte ich ihr zu, während ich sie zum Fenster trug und sie auch schon die Flügel ausbreitete und los flog.

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