122. Onkel Rabastan

Es vergingen weitere merkwürdige Tage im Haus meines Onkels.
Meine Mutter interessierte sich kaum für Caelum oder mich, mein Vater und mein Onkel musterten mich wo sie nur konnten merkwürdig.
In der zweiten Woche der Sommerferien war es merkwürdig ruhig im Manor. Prüfend öffnete ich leise die Zimmertür von Volans und blickte hinein. Er und Caelum saßen sich gegenüber und es schien mir fast so, als würde Caelum seinem jüngeren Bruder neue Zauber beibringen.
Als Volans mich erblickte erhob er sich, "Verschwinde.", sagte er ruhig und machte eine ausladende Handbewegung.
Seufzend verzog ich mich in das untere Stockwerk. Im Salon knisterte das Feuer im Kamin und der Sommerregen trommelte gegen die hohe Fenster.
Erneut seufzte ich laut, da ich dachte, dass hier auch niemand war, doch plötzlich ertönte eine Stimme aus einem Sessel, weit hinten im Salon, "Sie sind alle ausgeflogen.", sagte die Stimme. Langsam ging ich näher und um den Sessel herum, bis ich Rabastan erblickte. Er sah über den Tagespropheten hinweg in meine Augen. Auf seinem Gesicht war keinerlei Gefühl oder Emotion zu sehen.
Ich dachte kurz nach und setzte mich schließlich auf den Sessel ihm gegenüber.
"Alle?", fragte ich flüsternd, da ich von meinem Onkel Lucius wusste, dass Erwachsene nicht beim Zeitunglesen gestört werden wollten.
Ruckartig riss Rabastan die Zeitung vor seinen Augen herunter. Erschrocken sah ich ihn an, "Alle.", sagte er nachdrücklich und las weiter, ohne mich weiter zu beachten.
Es vergingen fünf Minuten des Schweigens, bis mein Onkel wieder zu reden begann, "Und der Hauself hier ist auch zu nichts zu gebrauchen, wo treibt der sich nur immer rum?", fragte er mehr an sich gewendet, während er seine Zeitung zusammenfaltete.
Er legte sie zur Seite und nickte mir zu, "Dann holst du mir wenigstens etwas zu trinken. Feuerwhiskey.", sagte er kommandierend.
Entsetzt starrte ich ihn an, bis ich tief Luft holte, "HELLY!", brüllte ich mit voller Kraft und sah meinen Onkel dabei triumphierend an, als die kleine Elfe schon um die Ecke gerannt kam und vor mir stehen blieb, "Miss Lestrange, sie haben Helly gerufen?", fragte der Hauself aufgeregt.
"Bring meinem Onkel Rabastan einen Feuerwhiskey.", sagte ich und hatte dabei immer noch den Blick auf meinen Onkel gerichtet.
Helly drehte sich zu Rabastan um und musterte ihn Angst erfüllt.
"Ein bisschen schnell!", rief ich und gab ihr einen Tritt, die Elfe lief sofort los.
"Gar nicht so schwer oder?", fragte ich sarkastisch, als die Elfe auch schon mit dem Getränk für meinen Onkel zurück kam.
Er sah mich an, als wäre es ein Meisterwerk einen Hauselfen Befehle erteilen zu können, doch schließlich fing er an laut zu lachen.
"Also, wo sind sie alle?", fragte ich, als mein Onkel einen Schluck getrunken hatte.
"Deine Mutter und deine Tante sind zu Severus aufgebrochen.", sagte er nun wieder mit der ruhigen, sanften Stimme.
"Was wollen sie bei Professor Snape?", fragte ich verwirrt und setzt mich nun neugierig neben meinen Onkel.
"Narzissa war der Meinung, sie müsste ihren fast volljährigen Sohn noch wie ein Kind behandeln."
Immer noch fragend sah ich zu Rabastan auf.
"Du weißt es nicht oder?", er musterte mich. Doch statt mir etwas zu verheimlichen, wie es Onkel Lucius und Tante Narzissa immer taten, erzählte er mir, was ich nicht wusste.

"Und der dunkle Lord will nun, dass Draco Professor Dumbledore umbringt, weil Onkel Lucius es in der Ministeriumsabteilung mit den Kindern nicht aufnehmen konnte?", flüsterte ich zusammenfassend und musste plötzlich grinsen, "Draco ist ein Weichei, er kann so etwas nicht.", sagte ich schulterzuckend, als wäre ich eine Expertin, wenn es ums Morden ging.
Belustigt sah mein Onkel mich an, "Ach ja? Und was ist mit dir Aries?", er fixierte mich mit seinem durchdringenden fiesen Blick und ich wendete mich schnell ab.
"Spuck nicht so große Töne, wenn du es selber nicht besser kannst.", flüsterte er drohend, doch anschließend lachte er wieder. Es kam mir vor, als würde er sich einen Spaß machen, indem er versuchte mir Angst zu machen.
Doch ich wollte ihm diesen Spaß nicht gönnen und lachte auf, "Habe ich denn behauptet ich könnte es besser?", flüsterte ich provozierend, "Ich habe nur gesagt, dass er es sowieso nicht schaffen würde. Ich kenne ihn zu gut, was man von dir ja wohl nicht sagen kann.", spöttisch erhob ich mich, doch ehe ich mich versah saß ich wieder auf dem Sessel und konnte nicht mehr aufsehen.
Boshaft lächelte Rabastan mich nun an, "Glaubst du, dass es sich gehört, mitten in einem Gespräch zu gehen, kleine Aries?", fragte er belehrend und schüttelte mit dem Kopf, "Ich glaube nicht, dass deine Tante dich so erzogen hat."
Genervt verschränkte ich die Arme, ich konnte kaum glauben, dass dieser Mensch vor mir ein erwachsener Mann sein sollte. Mir war kurz danach nach Caelum zu rufen, doch ich konnte das auch alleine schaffen.
"Na schön.", ich lehnte mich zurück und wartete ab, was er noch zu sagen hatte.
"Ein Glück habe ich keine Kinder. Da ist mir einiges erspart geblieben.", sagte er gleichgültig.
"So weit ich weiß hast du einen Sohn.", sagte ich besserwisserisch, "Ich durfte den reizenden Scutum sogar schon kennenlernen.", sagte ich mit einem falschen Lächeln auf den Lippen.
Schlagartig verzog Rabastan sein Gesicht, "Dann war das wohl deine letzte Begegnung mit diesem Blutsverräter. Ich habe ihn aus dem Weg geschafft.", flüsterte er ein wenig verrückt in meine Richtung. Mein Herz machte einen schmerzhaften Schlag, das kann doch nicht sein Ernst gewesen sein oder doch? Ich kannte meinen Onkel noch zu wenig, um zu wissen, ob er es ernst meinte.

"Jag meiner Tochter keine Angst ein, Rab.", erklang plötzlich die Stimme meines Vaters hinter uns.
Erschrocken drehten wir beide uns gleichzeitig um.

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