108. Lestrange

"Aries. Das Spiel fängt bald an, komm.", sagte Volans, in dessen Gesicht ich nun geradewegs sah.
Ich zog meine Mundwinkel nach unten, denn es war kein schönes Erwachen, wenn man in das Gesicht meines Bruders sah.
Seufzend stand ich vom Rasen auf, schüttelte meine Hose und meinen Pullover ab und sah Volans an.
Abwertend sah er an mir herunter, "Wann trennst du dich nur endlich von dem alten Quidditchpullover von Caelum? Der passt dir doch nicht ein mal, der ist viel zu groß. Es ist unschön aus.", schlussfolgerte er.
"Nur weil du neuerdings Anzüge toll findest, Volans.", ich sah belustigt an ihm herunter, "Fehlt nur noch ein Gehstock und die blonden Haare und du wärst das Ebenbild unseres Onkels.", sagte ich und lächelte falsch.
Jedes Gefühl wich aus dem Gesicht meines Bruders und er sah mich eiskalt an, "Pass auf was du sagst.", sagte er drohend und ging, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, an mir vorbei.
"Kommst du jetzt endlich?", fragte er, als er schon einige Meter von mir weg war.
Trödelnd folgte ich ihm, bis wir schließlich gute Plätze im Publikum erreicht hatten.

Das Spiel verlief sehr belustigend, denn es waren am Schluss inzwischen 9 Klatscher, die über das Feld flogen.
Niemand, nicht einmal Madame Hooch konnte etwas unternehmen, denn die Klatscher waren zu schnell.
Sie schlugen fast reihenweise die Gryffindors und Ravenclaws vom Besen.
Alle Slytherins und einige Hufflepuffs lachten lauthals, bis Madame Hooch das Spiel Abpfiff und durch die Lautsprecher Lee Jordans Stimme ertönte und bekannt gab, dass das Spiel auf Grund der Zwischenfälle verschoben werden würde.
Lachend sahen mein Bruder und ich auf die landenden Schüler herab, die sich allesamt über Schmerzen oder Platzwunden beklagten.
Volans war vollkommen zufrieden, denn seine Rache war gelungen.

Auf dem weg zurück zum Schloss, schlossen wir uns einer großen Gruppe Slytherins an, dir Volans sofort in ihre Mitte nahmen und aufgeregt mit ihm über die Geschehnisse sprach. Diese gute Ablenkung gab mir die Möglichkeit mich abzukapseln und Richard zu suchen.
Ich suchte im Gemeinschaftsraum, in der großen Halle und schließlich in der Bibliothek. Dort saß er, tief über Gumbys beste Zauberflüche gebeugt und starrte interessiert in das Buch hinein.
Um ihn zu erschrecken, schlich ich mich an und legte abrupt meine Hände auf seine Schultern.
Er schreckte auf und ließ einen Laut von sich hören, was sofort Madame Pinces Aufmerksamkeit weckte, jedoch erhob sie sich nicht.
"Aries!", zischte er leise und schob schnell das Buch von Tisch auf seinen Schoß.
"Ist das Spiel vorbei? Wer hat gewonnen?", flüsterte er so leise er konnte, doch Madame Pince war schon fluchend auf dem weg zu uns.
Schnell zog ich Richard auf die Beine und riss ihn in Richtung Tür, denn ich hatte keine Lust auf eine Diskussion mit ihr.

"Gryffindor hat gewonnen.", sagte ich verbittert, als wir in sicherer Entfernung auf dem Korridor waren, "Doch Volans hatte die Klatscher verzaubert und am Ende klagten sie alle über Schmerzen, es war zu komisch.", sagte ich grinsend, denn ich wusste, dass es Richard gefallen hätte. Schmunzelnd sah er mich an und setzte sich schwungvoll auf einen Fenstersims. Nachdenklich musterte er mich kurz, bis er tief Luft holte, "Hast du es dir eigentlich nun überlegt?", bohrte er nach, "Kommst du im Sommer mit nach Italien."
Mein Lächeln schwand aus meinem Gesicht. Vielleicht wäre ich ja mitgegangen, doch meine Eltern waren schließlich wieder Zuhause und im Sommer werde ich sie endlich richtig kennenlernen. Ich schüttelte langsam mit dem Kopf, "Ich kann nicht.", flüsterte ich, ohne ihn anzusehen und setzte mich neben ihn.
"Es ist wegen deinen Eltern oder?", flüsterte er eben so leise, wie ich.
Prüfend sah ich ihn an und nickte. Ich wollte das Thema nicht weiter anschlagen, es war zu gefährlich in Hogwarts darüber zu rede , den die Wände hatten Ohren.
"Na ja, schade, Hannah hätte sich sicher auch riesig gefreut. Mein Großvater könnte sich keinen höheren Besuch vorstellen, als jemand, der sich Lestrange nennt.", sagte er schmeichelnd und grinste.
"Dein Großvater scheint ein schlauer Mann zu sein. Du solltest dir ein Beispiel an ihm nehmen, Rich.", sagte ich leicht lachend.

Draußen begann es zu regnen. Ein Sommergewitter war aufgezogen und Richard und ich beschlossen vor dem Abendessen uns im Gemeinschaftsraum aufzuwärmen.
Er scheuchte einige zweit und drittklässler vom Sofa, welches direkt vor dem Kamin stand und setzte sich selbstzufrieden, als sich ein Junge mit  verschränkten Armen umdrehte und Richard wütend ansah, "Hier darf jeder sitzen!"
"Aber nicht so ein lächerlicher Zwerg, wie du es bist. Verschwinde endlich.", sagte er und machte eine verscheuchende Handbewegung.
Der Junge wollte gerade wieder protestieren, als ich mich erhob und die Arme ebenfalls verschränkte.
Er schloss seinen Mund wieder und blitzte so schnell ab, dass er einige Bücher von einem Stapel riss.
"Es ist manchmal ein Wunder, wie viel Angst einige Schüler haben, nur weil du eine Lestrange bist.", lachend machte er sich es weiter auf dem Sofa bequem, "Viele meiden dich, obwohl sie dich nicht kennen und gar nicht wissen, ob du wie deine Eltern bist.", als würde er es nicht glauben, schüttelte er mit dem Kopf und starrte zufrieden in das Feuer.
"Ja, mein Name ist manchmal ein großer Vorteil, doch viele ziehen aus meinem Namen Vorurteile, die ...-"
"Die auch zutreffen.", beendete er den Satz belustigt, "Man kann nicht abstreiten, dass du nicht die Schwester von Volans bist, auch wenn ihr euch nicht in allem ähnelt. Das aussehen und die sadistische Ader habt ihr auf jeden Fall gemeinsam.", freundschaftlich legte er seinen Arm um mich und ich legte erschöpft meinen Kopf gegen seine Schulter.

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