103. Richard

Zum Gong der Glocke, verließ ich als erste den Klassenraum und suchte meinen Cousin auf, der geradewegs von den Ländereien aus dem Pflege magischer Geschöpfe Unterricht kam.
"Draco!", rief ich, als ich ihn sah und wedelte mit dem Klitterer in der Hand herum.
Schwer atmend erreichte ich ihn und seine zwei Gorillas. Wortlos überreichte ich ihm das Heft und tippte auf den Text des Interviews, "Onkel Lucius", sagte ich immer noch außer atmen, "Dein Vater und auch eure Väter.", sagte ich an Crabbe und Goyle gerichtet.
Alle drei sahen mich an, als wäre ich eine verwirrte Person, die aus dem St. Mungo geflohen war.
Als Draco zu lesen begann, verblasste sein Lächeln und er blickte immer finsterer drein, "Dafür wird Potter bezahlen. Er ist tot.", sagte er laut, drückte mir das Heft wütend gegen den Bauch und machte kehrt.
Potter und seine Freunde standen noch unten, bei der Hütte des Wildhüters und redeten mit ihm. Doch Draco schien dies kein Stück zu interessieren.
Schnell folgte ich ihm, denn es machte mich eben so wütend, wie meinen Cousin, dass Potter alle Namen der Todesser preisgegeben hatte.
"Du bist tot, Potter.", sagte Draco und zog, während er auf ihn zu ging seinen Zauberstab.
Ich, Crabbe und Goyle taten es ihm gleich, als er seinen Zauberstab schon auf Potter richtete.
"Lass den Zauberstab sinken, Malfoy.", sagte Hagrid entsetzt, doch er hörte nicht.
"Du wirst dafür büßen müssen.", flüsterte Draco bedrohlich und schleuderte den ersten Fluch auf Potter.
Ich atmete durch, es fühlte sich gut und befreiend an. Doch schließlich stellte sich Hagrid schützend vor die drei und breitete die Arme aus, "Wenn das Dumbledor erfährt!", rief Hagrid entsetzt, "Ihr würdet allesamt von der Schule flieg'n!", brummte er, als Harrys Schlammblutfreundin Hagrid am Ärmel zog und mit dem Kopf schüttelte.
"Wir sehen uns bald wieder, Potter und da wirst du keine dreckigen Riesen als Schutzschild haben!", sagte Draco hämisch und wendete sich ab.
Ich musterte Hagrid noch kurz, als Draco und seine Gorillas bereits zurück zum Schloss liefen.
Langsam steckte ich meinen Zauberstab zurück in den Umhang und ging schlendernd in Richtung Schloss.
Dabei fiel mein Blick auf die Eulerei, ob ich vielleicht kurz vorbei sehen sollte? Vielleicht war ja inzwischen ein Brief von unseren Eltern oder wenigstens von Caelum eingetroffenen.
Da es bereits nachmittags war und der Unterricht geendet hatte, ließ ich mir beim hochsteigen in die Eulerei alle Zeit der Welt.
Die Eulen saßen auf ihren Stangen und schliefen. Hin und wieder öffnete eine von ihnen die Augen und sah mich an.
Leider war auch an diesem Abend kein Brier von unseren Eltern in Hogwarts eingetroffen. Langsam machte sich das ungute Gefühl in mir breit, dass der Brief tatsächlich abgefangen wurde und die Auroren unsere Eltern und Caelum geschnappt hatten.
Mein Gefühl überzeugte langsam aber sicher meinen Geist und ich war mir sicher, dass es so sein müsste, denn auch wenn Caelum unzuverlässig war, was die Briefe anging, hätte er uns mit Sicherheit wenigstens eine kleine Information gegeben, was Zuhause vor sich ging.
Schließlich ging ich schnellen Schrittes über die Ländereien zurück zum Schloss hinauf, denn es war Zeit für das Abendessen in der großen Halle.
Der Tisch der Slytherins war brechend voll, so dass Richard und Jolka mir Platz zwischen sich machten und ich mich auf die Bank quetschte.
Zu meinem Bedauern saß Volans weit vorne am Tisch und schien sogar gute Laune zu haben. Ich ließ den Kopf hängen, denn ich wollt diese ihm nicht verderben, da gute Laune bei meinem Bruder nun mal sehr selten vorkam.
"Beckye und ich treffen uns nach dem Essen am Brunnen.", sagte Jolka kichernd und wurde ein wenig rot an den Wangen.
Ich zog die Augenbrauen überrascht hoch, "Ich dachte dieses verliebte Getue hört irgendwann mal auf?", fragte ich genervt.
Sie sah mich beleidigt an, "Ich wünschte du würdest endlich zu deinen Gefühlen stehen, dann würdest du wissen wie es ist.", sagte sie entsetzt und verträumt zugleich.
Ich lachte kurz auf, "Welche Gefühle denn bitte, Smith?", fragte ich spöttisch und bemerkte wie sie kurz zu Richard sah, "Erzähle ich dir heute Abend vor dem Schlafen gehen.", sie schaufelte sich ihre letzten Kartoffeln in den Mund und erhob sich stürmisch.
Ich sah ihr hinterher und schüttelte fassungslos mit dem Kopf. Als ich mich meinem Essen wieder widmete, bemerkte ich Richards Blick, der das ganze Gespräch interessiert verfolgt hatte, "Die junge Lestrange hat also Gefühle.", sagte er triezend und griff grinsend nach einem Hühnerschenkel.
"Klappe Boith.", sagte ich drohend, "Gefühle machen einen schwach, sieh dir doch Jolka mal an. Denkt an nichts anderes mehr, als an diesen Beckye.", sagte ich abwertend und schob meinen Teller von mir weg. Vor lauter gerede über Gefühle war mir der Appetit vergangen.
"Na ja...Gefühle machen schwach, das stimmt wohl. Aber die echte Liebe kann einen Menschen auch stark machen, davon bin ich überzeugt. Du würdest es auch sehen, wenn du das Angebot angenommen hättest, mit meiner Familie nach Italien zu fahren."
Fragend sah ich ihn an, denn ich wusste nicht genau worauf er hinaus wollte.
"Also meine Eltern. Sie mögen in ihrer Art kalt sein, doch ihre Liebe ist wie ein Märchen."
Ich verzog das Gesicht und schüttelte mit dem Kopf, "Ich muss noch...also ich muss...in den Gemeinschaftsraum.", sagte ich hastig und erhob mich.
Irgendwie war dieses Gespräch zwischen mir und Richard merkwürdig und ich wollte schnell verschwinden, als er sich ebenfalls erhob, "Gut, da wollte ich auch grade hin, darf ich dich begleiten?", fragte er gespielt höflich und folgte mir auch schon.
Kaum schlossen sich die Türen der großen Halle hinter uns, sah er sich um und legte den Arm um mich.
Auch wenn er dies häufig machte, fühlte es sich dieses mal unangenehm an. Ich war drauf und dran mich von ihm loszureißen, doch er war mein bester Freund, ich konnte ihn nicht so behandeln.

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