22. Wölfe und Kronen
»Hast du den Verstand verloren?« Sigtryggur schaute sie geschockt an. »Es würde meinen Bruder beruhigen und ihm vielleicht endlich mal das Gefühl von Sicherheit geben, dass ich von dir nicht misshandelt werde.« versuchte Molly, ihrem Ehemann einzureden. Doch Sigtryggur schüttelte, bloß stur den Kopf.
»Was stört mich schon, was dein Bruder denkt? du bist meine Frau Punkt! Er hat da nicht mitzureden und ich verstehe ja dass du deine eigene Familie vermisst. Aber wann hast du sie tatsächlich das letzte Mal gesehen? Kennen diese Leute dich überhaupt noch?« Seine Fragen tat mehr weh, als Molly je gedacht hätte. Aber an sich hatte er recht. Wie gut kannte sie ihre Brüder wirklich? Das letzte Mal, als sie sowohl Robin als auch Jonathan gesehen hatte, war schon mehrere Jahre her.
Und sie konnte es ja auch an Robins verhalten sehen. Für ihn war sie immer noch das kleine Mädchen, die kleine Schwester, die er zu beschützen suchte. Doch, das war sie nicht mehr schon lange nicht mehr und dass er das nicht sehen konnte, war schon traurig. Wie würde ihre Mutter damit umgehen?
Molly wollte es sich nicht bedingt vorstellen. Die Erinnerungen, die sie von ihrer Mutter hatte, waren immer recht kalt gewesen. Nicht im Sinne, dass sie kalt gegenüber ihren Kindern gewesen wäre aber Mollys Mutter hatte immer etwas anders artiges an sich.
So, als würde sie sich nicht erlauben, Gefühle zu zeigen. Und immer, wenn sie Molly angeschaut hatte, hatte Molly immer so etwas wie eine Mischung aus Trauer und Wut in ihrem Blick gesehen.
Inzwischen konnte sie verstehen, warum ihre Mutter sie so angeschaut hatte. Hätte sie doch nicht anders reagiert, wäre sie von irgendeinem wildfremden vergewaltigt worden und müsste dann sein Kind austragen. Obwohl sie wusste es, um ehrlich zu sein, nicht. Unbewusst wanderte ihre Hand zu ihrem Bauch. Das Kind das dort ruhte verdiente Eltern, die sie liebten, Eltern die eine gemeinsame Front bildeten. Nicht was auch immer Molly und Sigtryggur jetzt waren. Und Bucky verdiente auch etwas besseres als das, was sie ihm gerade bot.
Oh, Bucky wie würde ihr Mann nur darauf reagieren? Sie schaute kurz hinter sich in die Krippe, wo der kleine friedlich schlief.
»Ich weiß nur, dass ich nicht mehr so weitermachen möchte. Ich habe es gehasst, vor dir davon zu laufen, nur weil du meinen Bruder vielleicht sogar töten wolltest. Er ist Familie vielleicht nicht deine aber meine und ich werde nicht zulassen, dass du ihnen etwas tust zumindest solange sie dir nichts getan haben. Ich möchte nicht, dass unsere Familien miteinander im Krieg liegen. Ich könnte es nicht ertragen, wüsste ich, dass du und das Rudel hinaus reiten, um gegen meine Brüder zu kämpfen, die nur wollen, dass es mir gut geht. Auch wenn sie nicht zu verstehen scheinen, dass es mir bei dir gut geht. Aber da bist du genauso wie sie stur wie ein bescheuerter Esel. Und ich werde mich dafür nicht entschuldigen, dass ich das gesagt habe. Denn ihr seid stur. Er in seiner Ansicht, dass ich gerettet gehöre und du in deiner Ansicht, dass ich dir zu gehorchen habe. Verdammt, ich bin meine eigene Person und manchmal macht ihr nun mal Fehler, genauso wie ich auch. Und ich weiß, dass die letzten Monate zwischen uns nicht gerade super verlaufen sind und wir uns am besten eigentlich zusammen hätten setzen müssen um das Ganze aus zu diskutieren. Aber gut meinetwegen da hab ich auch Scheiße gebaut. Oder vielleicht auch wir beide. Du wolltest mir ja schließlich nicht zuhören, aber«, sie atmete tief ein und aus, während ihrer Rede war sie immer lauter und vorallem Schriller geworden war.
»Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich war noch nie in so einer Situation, dass ich mich auf einmal entscheiden sollte. Wer denn nun meine wirkliche Familie ist. Fuck, ich Wünsche, du hättest mich einfach in Jashier gelassen. Dort war das Leben zumindest einfach und ich musste mich nicht entscheiden zwischen meinen beiden Familien. Ich weiß, dass es in eurer Kultur etwas anders abläuft, dass sobald ihr heiratet, eure Familie nichts mehr zählt. Aber das ist, um ehrlich zu sein ziemlicher Schwachsinn.
Ich liebe dich, aber ich liebe auch meine Familie, selbst wenn ich sie Jahre nicht gesehen habe, vielleicht genau deswegen, weil Ferdinand sie mir gestohlen hat. Deswegen findet gemeinsam einen Weg damit umzugehen oder ich schwöre dir, ich werde verschwinden und ich werde nicht nur mich mitnehmen. Ich werde unser Kind mit mir nehmen.« Nun starrte sie stur zu ihm auf. Für einen kurzen Moment dachte sie wirklich, nun wäre es soweit, dass er sie schlagen würde.
Doch das tat er nicht. Warum schlug er sie nicht? Warum starrte er sie nur aus großen Augen an und begann dann langsam auf die Knie zu fallen? Während er immer noch zu ihr auf schaute, warum tat er das es macht ihr irgendwie so ein bisschen Angst.
»Unser Kind?« seine Stimme war rau, und irgendwie klang er den Tränen nah. Huch? Aber sie als verrückt bezeichnet oder was? »Sigtryggur nun sag doch was, du machst mir Angst.«
Doch er hob nur eine seiner Hände, die sogar leicht zitterte und legte sie ganz sanft nur auf ihren Bauch. Während er immer noch zu ihr hoch schaute.
Oh... Sie hatte da gerade über ihr Kind geredet mit ihm. Ein Kind, von dem er noch nichts wusste. Sie sog scharf die Luft ein, während sie vorsichtig so als wäre er ein schreckhaftes Tier eine Hand auf seine eigene legte und ihm zu nickte »Ja, unser Kind!« murmelte sie sanft zu ihm hinab, und er grinste sie an.
»Bitte Sigtryggur bitte lass was auch immer wir momentan haben hinter uns. Lass uns ehrlich miteinander sein. Lass uns eine Familie sein.«
»Dein Bruder hat einen meiner Männer umgebracht ich kannte diesen Mann. Ich kannte seinen Namen, seine Frau und seine Kinder. Er war nur jemand, der eine Nachricht überbringen sollte, und dein Bruder hat ihn kaltblütig ermordet. Das kann ich nicht einfach so auf mir sitzen lassen. Er verdient dafür, bestraft zu werden, allein schon damit seiner Familie Gerechtigkeit wieder fährt.« brummte er. Molly war schon klar, dass Sigtryggur Gerechtigkeit fordern würde. Allerdings wusste sie nicht, wie weit seine Gerechtigkeit ging und wie ihr Bruder damit umgehen würde.
So, wie sie Robin einschätze würde er es nicht sonderlich gut aufnehmen, dass jemand Gerechtigkeit von ihm forderte, wenn er es doch so sah, dass gar nichts schlimmes passiert war. Schließlich hatte er einem Feind, ja nur den Kopf abgehackt. Nur, dass Molly da eindeutig auf Sigtryggurs Seite war. »Lass mich über seine Strafe entscheiden« flehte ihn an und setzte dann noch schnell hinzu, »Als Geschenk für unser Kind dafür darfst du es auch benennen. Aber bitte bitte lass mich die Strafe für meinen Bruder auswählen.«
»Der, der die Strafe auswählt, sollte sie auch durchführen. Bist du dir dabei wirklich sicher?« Molly keuchte leise auf, denn der Gedanke, dass sie ihrem Bruder leid zufügen müsste, brach ihr jetzt schon das Herz. Vielleicht sollte sie die Strafe wirklich ihrem Mann überlassen. Damit würde sie sich allerdings schon wieder vor ihren Pflichten drücken und wäre es nicht doch besser würde sie die Strafe durchführen? Aber würde ihr Bruder ihr das überhaupt jemals vergeben?
Wahrscheinlich nicht, aber selbst wenn Sigtryggur Die Strafe durchführen würde, würde ihr Bruder ihr trotzdem nicht vergeben, weil er beschlossen hätte in seinem Kopf, dass sie es war die ihn trotz allem bestrafte und so oder so würde er ihr nie vergeben...
Egal, in welcher Form Molly wäre immer die, sein auf die ihr Bruder sauer wäre, weil er in seinem Kopf die Strafe nicht verdiente. »Ich glaub wir sollten erst mal überhaupt mein Bruder dazu bekommen, dich nicht direkt umbringen zu wollen und danach sollten wir mit ihm zusammen darüber reden...« zu ihrem Glück nickte Sigtryggur bevor er seinen Kopf leicht gegen ihren Bauch legte und einen Kuss auf eben diesen drückte. »Nigkt my dottyer heola Mema de styra«
»Was hast du unserem Kind gesagt?« Fragte sie mit einem leichten Lächeln im Gesicht.
»Ich habe unserer Tochter gesagt, dass ihre Mutter verdammt stur ist und ich sie grüße« er lächelte sanft zu Molly auf.
Molly selbst, musste schmunzeln. Eine Tochter davon ging er also aus. Sie schluckte hart, denn jetzt wäre vielleicht wirklich ein guter Moment, ihm das mit Bucky zu erklären. Schließlich musste sie das so oder so »Sigtryggur darf ich dir unseren Sohn Bucky vorstellen?« Molly trat nervös zur Seite. Sie war bereit, einzugreifen sollte Sigtryggur wütend werden. Sogar mit Gewalt, wenn es sein musste. Denn sie würde dieses Kind schützen und lieben, wie es sich für eine Mutter gehörte.
Sigtryggur starrte das Kind, das in der wiege lag für einen kurzen Moment an, dann schaute er zu Molly.
»Er sieht nicht aus wie wir... Außerdem könnte er noch gar nicht geboren sein. Was ist hier los?«
»Auf meiner Flucht« Sigtryggur verzog, sein Gesicht, so als wäre es ihm unangenehm ja fast so, als wäre er peinlich berührt. Er kniete immer noch am Boden doch war groß genug, um in die Wiege zu gucken. Er war einfach unverschämt groß.
Doch Molly, redete einfach weiter. »Sind mein Bruder und ich für kurze Zeit in einem Kloster untergekommen. Wo das Rudel uns dann auch später fand, zusammen mit Robin wie die zusammengekommen sind, sollten sie dir glaube ich selbst erzählen davon hab ich nämlich keine Ahnung. Allerdings war es so, das wir dort ein Mädchen trafen Lenore und dieses Mädchen, eine Novizin um genau zu sein noch jünger als ich, war schwanger. Von Pater Benedikt der Mann ist verrückt. Er dachte, er würde den nächsten Kundra in die Welt setzen. Lenore weil sie so jung war und schwach ist sie bei der Geburt gestorben. Sie hat mich gebeten, auf ihren Sohn aufzupassen. Und das werde ich auch tun, das werden wir auch tun. Wir können ihn meinetwegen Heidnisch erziehen wenn es dir lieber ist. Er ist vielleicht nicht von deinem Blut, aber er wird dein Sohn sein.«
Sigtryggur erhob sich und trat langsam auf die Wiege zu. »Und sein Name muss wirklich Bucky sein? Können wir ihm nicht einen guten, heidnischen Namen geben?« Fragte er, fast schon beleidigt klingend.
»Ich möchte Lenore damit ehren mit dem Namen. Sie hat wie so viele Nonnen an Kundra geglaubt. Also habe ich den Namen nach einem seiner Begleiter ausgewählt.« Sigtryggur schien eine Weile zu überlegen, dann auf einmal Spranger vor und hob das Baby ganz Sanft nur aus, der wiege hoch. Er hielt den Jungen in seinen Armen und schien ihn genau zu Mustern.
»Deine Mutter hat einen wirklich schrecklichen Namens Geschmack. Ich hoffe, dass du ihr das irgendwann vorhalten wirst.« Dann zog er auf einmal ein Messer. Molly sprang schon vor doch Sigtryggur schob ihn nur zurück in ihre warteten Arme bevor er mit dem Messer über seinen Daumen fuhr und etwas Blut auf Buckys Stirn verteilte. »Blut von meinem Blut.« meinte Sigtryggur nur leise. Und Molly lächelte. Er hatte das Kind akzeptiert, als sein eigenes.
»Na gut ich stimme der Hochzeit zu aber wir werden sie hier abhalten und wir werden mit deinem Bruder Verhandlung führen müssen.« Molly seufzte schwer »Ich weiß.« und genau in dem Moment hörten sie unten die Tür aufgehen und anscheinend mal wieder ein Streit dazwischen Robin und so wie es klang, Rickon entfacht war. »Oh wie wundervoll, das klingt nach Ärger«, murmelte sie mehr zu sich selbst, während sie Bucky zurück in seiner wiege legte. Es war ein Wunder, dass der Kleine während des Ganzen nicht wach geworden war, sie würde ihn gleich baden müssen. Aber jetzt erst mal müsste sie sich wohl zusammen mit Sigtryggur ihren Bruder stellen.
Innerlich rollte sie mit den Augen auf auf in die Schlacht...
Hallo ihr lieben falls euch das Kapitel gefallen hat würde ich mich sehr über einen Like oder Kommentar freuen und falls ihr nichts verpassen wollt Folgt mir doch gerne
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