14. Wölfe und Kronen
»Ihn hast du sofort erkannt. Mich jedoch nicht. Hab ich mich in all den Jahren wirklich so verändert? Ich meine ich war dein lieblings Bruder.«
Spukte es in Mollys Kopf herum, und brachte sie fast dazu sich erneut zu übergeben. Und das obwohl sie den Schleim, mit dem Sigurd sie zum Frühstück begrüßt hatte schon aus ihrem, immer noch, knurrenden Magen entleert hatte.
Die Rothaarige ließ ihre Haare, die sie sich mit Eile aus dem Gesicht gestrichen hatte und nun im Nacken zu einem Zopf gefasst hatte immer noch nicht los. Sie traute der Übelkeit nicht und erst recht nicht wenn sie zusammen mit Robins Worten kamen.
»Die Morgenübelkeit ist das schlimmste am Schwanger sein nicht wahr?« fragte da auf einmal Lenore, sie von weiter hinten. Molly fuhr zu dem Mädchen herum. Fast hätte sie vor Schreck aufgeschrien, war sie doch aus diesem Grund vom Camp geflohen, damit niemand sah wie sie sich erbrach. Damit Robin sie nun nicht sah wie sie am Flussufer kniete und die Überreste ihres Frühstücks, in einem schlammloch vergrub. Nein das Gespräch konnte und sollte am besten noch eine Weile warten.
»Ich weiß nicht wovon ihr Sprecht Lenore!«, sie wusste das sie Gemein dem Zehnjährigen Mädchen über war doch wäre sie es nicht müsste sie darüber nachdenken was der kleinen passiert war.
Molly bemühte sich das Mädchen nicht anzusehen, denn sonst würden die Tränen kommen und sie wusste nicht ob sie dann je wieder mit dem Weinen aufhören könnte. Pater Benedict war eine widerwärtige, sich im Dreck, suhlende Made die nichts als den tot verdiente.
»Hört auf mich so mitleidig anzusehen!«, zischte Lenore da genau neben ihrem Ohr. Molly fuhr zu ihr herum, sie hatte gar nicht gehört wie das Mädchen sich auf sie zu bewegt hatte und das obwohl viel Blätter auf dem Abhang zum Fluss lagen. Sie müsste besser aufpassen, denn wenn es nicht Lenore gewesen wäre, sondern ein Krieger Kundras die sie bestimmt immer noch jagten, wäre sie nun tot.
Sie hob nur eine Augenbraue bevor sie schnell den Blick wieder abwand. »Der Pater hat mich auserwählt. Mich! Er wird schon bald vor der Kirche preisgeben das Kundra uns ausgewählt hat, damit wir seine Linie weiter führen. Ich sollte mich geehrt fühlen zumindest hat er das gesagt. Immer und immer wieder dabei fühle ich mich nicht geehrt.«
»Oh Lenore...«, flüsterte Molly leise. Sie griff die Hand des Mädchens. »Du wolltest nicht was er da mit dir gemacht hat. Und das er es überhaupt vorhatte zeigt was für ein widerlicher Mann er ist!«
»Natürlich wollte ich es nicht! Doch Kundra hat es doch von dem Pater und mir verlangt. Damit ich den neuen Kundra gebären kann«, bei den Vergangenen... Molly hatte gwusst das der Pater nie ganz richtig im Kopf gewesen war, doch das, das war wahrhaftig einfach nur Krank!
»Nein Lenore, was auch immer der Pater zu dir gesagt hat, kann ganz bestimmt nicht der Wille Kundras gewesen sein. Es war der Wille des alten Widerlings und er hat dir das nur erzählt um dich gefügig zu machen. Damit du tust was er will! Das kann nicht Kundras Plan sein. Es könnte nie sein Plan sein ein so junges Mädchen wie dich leiden zu sehen. Oder sonst irgend eine Nonne...«, versuchte Molly dem Mädchen zu überzeugen.
Lenore schaute sie nur stumm an, bevor sie langsam den Kopf schüttelte.
»Aber...Aber er ist der Pater, er muss recht haben. Er wüsste doch bestimmt was Kundra in seiner reinen Weisheit wollte.«
Molly seufzte innerlich als sie das hörte, hatte sie doch einst genau so gedacht. Ja dieses Gedankengut wurde ihr quasi von klein auf eingeprügelt und aus dem wieder raus zu kommen würde seine Zeit brauchen.
Wie es auch bei Molly lang gedauert hatte...
»Komm lass uns ein stück spazieren gehen.«, versuchte Molly das Mädchen abzulenken. Und sich selbst auch.
»Sigurd möchte das du zurück zum Camp kommst. Er und Robin streiten schon wieder.«
Am liebsten hätte Molly laut los geflucht. Denn die beiden Schrien gefühlt ja immer nur einander an. Und obwohl Molly zu gerne einmal ein vernüftiges Gespräch mit Robin führen wollte war sie bis jetzt noch nicht dazu gekommen. Denn Robin schien ihr einfach nicht zuhören zu wollen. Für ihn schien sie immer noch nur das kleine Mädchen zu sein, das damals ihrer Familie geraubt worden war und nichts absolut gar nichts wusste.
Und es raubte Molly die nerven. Vorallem da Robin und Johnathan jetzt irgendwie gefangene von dem Rudel waren. Sie hatte auch nicht gerade viel zu sagen, es war ein Wunder das Sigurd sie noch nicht über seine Schulter geschmissen hatte, um sie auf schnellsten weg zurück nach Krevmja zu schleifen.
Und das weder Robin noch Johnathan ihr zu glauben schienen das sie Sigtryggur mochte und ihr nicht auch nur einmal weh getan hatte brachte sie fast zum Schreien. Ja mindestens einer ihrer Brüder machte immer wieder eine spitze Bemerkung über ihren Mann. Oh wie Molly es hasste... und dabei war Johnathans Gesundheit immer noch stark am wanken weshalb sie auch nur so langsam voran kamen. Doch wenigstens schien es aus dem gröbsten raus zu sein.
Molly schaute wieder zu Lenore, die nun fast schon friedlich neben ihr her ging. Die beiden gingen noch ein Stück weiter am Fluss entlang, weiter und weiter weg von den anderen. Es verging eine weile in der die beiden nichts sagten.
»Ich weiß wer du bist.« sagte Lenore da plötzlich, während sie neben Molly herging.
»Du bist die Königin von Nord Eoferwyk. Mutter Ebony sprach über dich. Die Nonne die ein Geschenk an die Heiden wurde. Sie meinte ich hätte es noch gut, im Vergleich zu dir. Ich wäre wenigstens von eine Ehrenwerten Gläubigen geschändet worden. Du müsstest jede Nacht bei einem Monster liegen. Sie meinte auch ich solle keine Angst haben. Ich habe aber seitdem er sich mir aufgezwungen habe durchgehend Angst...«
Molly seufzte schwer. »Ich verspreche dir das du keine Angst zu haben brauchst. Nicht bei uns wir werden nicht zulassen das dir etwas geschieht.« versuchte Molly die Nerven des Mädchens zu beruhigen.
»Das kannst du nicht versprechen!«
»Ich bin die Königin von Nord Eoferwyk natürlich kann ich es versprechen.« das Mädchen schaute sie aus einer Mischung aus Trauer und Wut an während sie Mollys Hand sanft ergriff und sich an ihr festklammerte.
»Nein nicht einmal du kannst das versprechen. Ich weiß das es besondere Gefahren birgt so jung mit Kind zu sein. Falls der Tot mich möchte wird er mich auch bekommen und niemand wird mich dann Beschützen können.« Oh natürlich da hatte sie recht. Molly musste hart schlucken. »Du weißt das du das Kind auch Abtreiben könntest?«
Molly musste das Mädchen nicht einmal ansehen um zu wissen wie geschockt und verstört sie die Novizin wahrscheinlich anstarrte. Kunststück, sie hatte ihr ja gerade auch nur eine Kundras Sünden vorgeschlagen. Es wäre besser für Lenore sie war einfach noch viel zu jung.
»Wie kannst du nur so etwas vor schlagen?!«, fauchte Lenore. »Ich mein ein Kind einfach so umzubringen ist nicht in Ordnung. In Kundras heiligen Schriften steht Paragraf Sieben Abschnitt 0.5 Und Möge die Frau niedergestreckt werden die es wagt Hand an Kundras Schöpfung zu legen. Und in Abschnitt 9.3 steht...« Molly packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. Währenddessen konnte sie nicht anders als zu schreien. »Ich weiß was in Kundras verfluchten Schriften steht! Ich weiß es okay ich habe sie hunderte Male lesen müssen! Doch es kann nicht sein das du dein Leben danach ausrichtest nicht wenn es dir den Tot bringen könnte! Du könntest sterben Lenore! Das Kind könnte dich umbringen!« Molly schaute ihr tief in die Augen, in denen Tränen schwammen. Da stieß das Mädchen auf einmal vor und krallte sich an Molly fest so als würde ihr Leben davon abhängen. Sie weinte und schluchzte und vergrub ihr Gesicht an Mollys Hals.
»Du musst da nicht alleine durch meine kleine Süße, ich bin hier okay und ich hab dich.«, flüsterte Molly und strich ihr über den Schleier den sie immer noch trug. Er war inzwischen Schmutzig, und eigentlich nicht mehr schön anzusehen.
»Komm lass uns zurück zum Fluss gehen. Und deinen Schleier waschen?« fragte Molly vorsichtig.
Molly war mit ihrer Schleier Reinigung immer gern allein gewesen da es als ein heiliges Ritual galt. Dennoch wollte sie Lenore nicht allein lassen, nicht in diesem Zustand.
»Ich bin keine Novizin mehr und werde nie wieder eine sein... Also warum sollte ich«, sie klang so als hätte jemand ihr all ihre Freude geraubt, Pater Benedict war klar...
»Hey so lang du deinen Schleier tragen willst, ist das vollkommen in Ordnung. Niemand hat ihr etwas anderes zu sagen und selbst solltest du dich entscheiden, nach deiner Geburt das Kind abzugeben und wieder Novizen zu werden. Hast du meine volle Unterstützung.« sagte Molly mit so viel Nachdruck sie nur konnte. Lenore schaute sie für einen kurzen Moment stumm an. » Glaubst du das wirklich?« am liebsten hätte Molly sie erneut gedrückt. Die kleine hatte Hoffnung in ihren Augen ja echte Hoffnung. Etwas, was Molly zur Zeit fehlte.
»Natürlich«, erwiderte sie daher nur. Dann streckte sie dem Mädchen die Hand entgegen. »Also was meinst du?«
Lenore ergriff, ihre Hand.
Die beiden gingen gemeinsam zum Fluss zurück. Lenore nahm vorsichtig ihr Kopftuch ab. Sie hatte wunderschöne blonde Haare, die sich über ihren Rücken ergossen wie ein Wasserfall aus feinster Seide.
»Soll ich dir deine Haare vielleicht gleich Flechten?«, fragt Molly.
»Nein, danke« war ihre schlichte Antwort.
Molly konnte das akzeptieren. Natürlich konnte sie, das schließlich war Lenores Haar und nicht ihr eigenes.
Die beiden schwiegen wären sie begann in den Schleier zu waschen. Sobald sie zurück ans Lagerfeuer gekehrt waren, würden sie ihn zum Trocknen aufhängen. So war es nun einmal Brauch. Außerdem wäre es nicht gut, würde sie den Schleier wieder aufsetzen, wenn er noch so nass war und bei diesem kalten Temperaturen sie würde sich den Tod holen.
Auf einmal schien ihnen eine Wolke das Licht zu nehmen. Molly schaute verdutzt Hinauf. Einen Moment brauchte sie, um zu verstehen, was genau sie da sah. Dunkle Wolken türmten, sich am Himmelszelt zusammen und das mit einer Geschwindigkeit die nicht normal war. Es konnte nur eins bedeuten ein Schneesturm kam...
»Lauf los, schnell!« riss sie Lenore vom Flussufer hoch. »Mein Schleier!« schrie diese, doch der Schleier trieb schon den immer wilder werden Fluss hinunter.
»Der ist jetzt egal los Lauf!« befahl Molly ihr und griff nach ihrer Hand, um sie hinter sich her zu ziehen.
Sie müssten sich beeilen, wenn sie mit dem Leben davon kommen wollten.
Hallo ihr Lieben. Ich hab Corona und bin somit leider ziemlich angeschlagen. Ihr glaubt gar nicht wie lang ich an diesem Kapitel gesessen hab. Aber ich würde sagen das warten hat sich gelohnt oder was meint ihr?
Xoxo Trouble
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