Chapter 9☆Eine Aufklärung
Chapter 9☆Eine Aufklärung
Ilayda P.O.V.
Wolltet ihr schonmal einen Marathon laufen? Ja? Okay, ich nicht. Und trotzdem fühlte ich mich gerade so als müsste ich einen laufen. Arwen's Dienerin (Wie heißt die eigentlich??) hatte so ein flottes Tempo drauf, als hätte die irgendeinen Rekord zu knacken. Von wegen 'Ich laufe 5 Sekunden schneller durch diese 10.000 Gänge als alle anderen Leudis! Muahahaha, ich bin so stolz auf mich.' Vielleicht hatte sie aber auch eine Apple Watch die die Schritte zählt oder misst, wie viel Sport man schon gemacht hat... Lass mal auf ihr Handgelenk schauen... Nope, leider keine Apple Watch. Nur so ein Lederarmband. Ha! Eine getarnte Apple Watch!
Wie auch immer. Ich joggte also in schnellem Tempo hinter ihr her, wärend sie mit eiskalter Miene und großen Schritten durch die Gänge stolzierte. Mir war es immer noch ein Rätsel, wie die sich alle in diesem Labyrinth zurechtfanden. Plötzlich stoppte die Frau ruckartig und ich rannte prompt in sie hinein, was sie mit einem missbilligendem Blick wertete. Mit lautem pochen klopfte sie an die hölzerne Tür. Ein gedämpftes "Tretet ein!" und wir betraten den Raum. Mir blieb erstmal die Luft weg. Mein Blick schweifte über die Regale einer riesigen Bibliothek. Die weißen Holzregale waren mit Ornamenten aus purem Gold geschmückt und bis zu 10 Meter große Marmorsäulen säumten die Wände. Bunte Deckenmalereien in zarten Pastellfarben stellten wilde Tiere, Orks sowie Elben da und riesige Kronleuchter hingen von der Decke herab. Das beeindruckendste aber, war der Inhalt der Regale. In nicht nur einer, sondern zwei Etagen reihten sich bestimmt tausende Bücher in allmöglichen Sprachen. Ein dunkelbrauner Holzboden ließ den Raum noch edler wirken und gemütlich aussehende Sessel sowie kleine Tische standen hier und da in diesem einzigartigem Bücherparadies. Auf einem der Sessel saß Aragorn und lächelte uns zu. Die Dienerin verbeugte sich und schloss wieder die Tür, wärend ich immer noch mit offenem Mund die Bibliothek bewunderte. Schließlich verbeugte auch ich mich leicht vor Aragorn und begutachtete den Elb, der ebenfalls auf einem Sessel neben dem König verweilte. Er hatte hellblondes, langes Haar und eisblaue Augen. Die Blondine musterte mich kalt wärend mir Aragorn freundlich zunickte und sich erhob. "Guten Morgen, Ilayda. Darf ich dir Thranduil, König des Düsterwaldes vorstellen?" Er deutete auf die Elben und wies auf den Sessel neben ihm, auf den ich mich niederließ.
"Das ist sie also?" Thranduil sah mich prüfend an. "Ja", antwortete Aragorn knapp. Fragend schaute ich von einem König zum anderen. Aragorn schien zu überlegen wie er beginnen sollte. Schließlich stand er auf und lief zu einem bestimmten Regal hinüber, aus dem er ein, in dunkelrotes Leder gebundenes Buch, herauszog. "Wisst ihr was die Ered Nimrais sind?" Ich dachte nach. Ich meinte mich zu erinnern schon mal von ihnen gehört zu haben. Räuspern antwortete ich: "Die Ered Nimrais sind die sogenannten weißen Berge hier in Mittelerde." "Richtig." Aragorn ließ sich wieder in den Sessel fallen und schlug das Buch auf. Zeichnungen von gigantischen Bergen sprangen mir entgegen. "Ihr kennt sicherlich die Geschichten von Smaug. Der Drache, der den Zwergen den Erebor wegnahm und später erfolgreich besiegt wurde. Man sagte, dass er der letzte Drache gewesen sei. Das stimmt jedoch nicht ganz..." Er blätterte weiter und weitere Zeichnungen wurden sichtbar. Drachen die durch Wolken geleiteten oder auf Wiesen dösten. Selbst die kleinen, die gerade aus dem Ei schlüpften, waren gemalt worden. Unter vielen der Bilder wurde etwas auf einer anderen Sprache geschrieben und ich vermutete das es Elbisch war. Die Texte sahen aus wie Tagebucheinträge.
"Was ist das für ein Buch?" Aragorn antwortete leise; "Das Tagebuch... eurer Eltern." Für einen Moment war es vollkommen still, dann schüttelte ich ungläubig lachend den Kopf. "Aragorn... Bei allem Respekt, aber das kann nicht sein. Meine Eltern... nein, ich meine, sie lebten doch gar nicht in Mittelerde...
O-oder doch?" Meine Augen hatten sich geweitet, denn auf der folgenden Seite war eine Frau abgebildet die lächelnd neben einem Drachen saß. Sie war mir wie aus dem Gesicht geschnitten - das konnte ich nicht leugnen. Die definierten Wangenknochen, die kleine Nase, die Grübchen wenn sie lachte, die grünen Augen, die langen rot-braunen Haare... Mit gemischten Gefühlen strich ich über das Papier. Aragorn senkte den Blick.
"Es tut mir leid euch im Glauben gelassen zu haben, dass euch eure Eltern nicht gewollt hätten oder gestorben wären, doch es ging nicht anders." Ich antwortete nicht und so begann Aragorn nach kurzem zögern zu erzählen.
"Vor hunderten von Jahren, gab es Drachen. Nicht nur vereinzelt sondern in ganze Schaaren!" Ich setzte mich wieder in den Sessel und lauschte gespannt. "Sie wurden aber keinesfalls als Plage oder Feind gesehen, sondern leisteten den Menschen gute Dienste. Mit dem Flug auf einem Drachen konnte man lange Tagesmärsche in Stunden zurücklegen und Handelswaare wurde mit ihnen überliefert. Es gab nur wenige die die Sprache dieser Geschöpfe sprechen konnten. Die ersten Drachenflüsterer die es jemals in Mittelerde gab, waren die Elben der Familie Siltranel. Sie waren die Ersten, die einen Drachen trafen und lernten mit ihnen zu kommunizieren. Die Drachen vertrauten ihnen allmählich und so entstand das Bündnis zwischen Mittelerde und den Drachen. Doch nicht alle meinten es gut mit ihnen... Jene Leute fingen an mit ihnen zu handeln, besonders schöne Drachen einzufangen und für viel Geld zu verkaufen. Schmuck mit Drachenzähnen oder Mäntel aus Drachenhaut, Gerichte mit Drachenfleisch und Medizin aus Drachenblut... die Händler wurden immer kreativer. Die Siltranels versuchten diesen Handelsrausch zu unterbrechen, doch sie waren zu wenige. Ein Drache nach dem Anderen wurde kaltblütig umgebracht und schließlich sahen sie keinen Anderen Ausweg mehr als zu fliehen." Vor Traurigkeit und Wut verzog ich mein Gesicht und auch Thranuil hatte seinen Blick gesenkt. Wie konnte man nur so ungerecht sein? Diese Tiere hatten ihnen doch geholfen und das war der Dank dafür. "Die Siltranel flohen mit den Drachen in die weißen Berge um dort ungestört leben zu können. Man muss allerdings dazu sagen; Es waren nicht alles schlimme Menschen, beziehungsweise Elben oder Zwerge. Viele halfen den Siltranel, ein kleines Dorf auf den Bergen zu bauen und behandelten die Drachen respektvoll."
Er machte eine kurze Pause, so als müsste er überlegen wie es weiter ging. "Doch auch die dunkle Seite Mittelerdes ruhte nicht. Als Sauron an die Macht gelangte, wollte auch er über die Drachen herrschen und sie sich zu nutzen machen. Die Drachen hatten allerdings keine Lust sich wieder ausnutzen zu lassen, auch wenn ihnen dadurch große Qualen drohten. So sah Sauron irgendwann keinen anderen Ausweg mehr und ließ alle Drachen umbringen, genauso wie die Siltranel. Nur wenige schafften es, sich in die geheimsten Höhlen der Ered Nimrais zu retten. Einige Drachen hatten jedoch andere Pläne und wollten das Chaos in Mittelerde nutzen, um sich an den Menschen, Elben und Zwergen zu rächen, die ihnen oder ihrer Familie so Schlimmes angetan hatten. So auch Smaug, der Jahre lang in einem Käfig bei den Zwergen verbracht und nur den richtigen Zeitpunkt gesucht hatte, um es den Zwergen endlich heimzuzahlen. Ob die Zerstörung des Erebors also berechtigt oder unberechtigt war, sei mal dahingestellt. Die Hobbits hatten von dem Ganzen übrigens keine Ahnung. Ich glaube es gibt sogar heute noch welche, die nicht mal wissen das es Drachen wirklich gibt." Ein kleines Schmunzeln huschte über Aragorns Gesicht. "Nachdem Sauron besiegt war, vermehrten sich die Drachen wieder und auch die Familie der Siltranel starb nicht aus. Das Verhältnis zwischen den Bewohnern Mittelerdes und den Drachen war zwar noch angespannt, aber wir beschlossen sie in den Bergen in Frieden zu lassen, wenn sie uns nichts tun würden. Jetzt kommen eure Eltern ins Spiel."
Unwillkürlich zog sich meine Brust zusammen und bei der Erwähnung meiner Eltern begannen meine Hände zu zittern. Gegen meine Erwartungen nickte mir Thranduil aufmunternd zu und ich riss mich zusammen.
"Eure Eltern waren welche der letzten Überlebenden der Siltranel. Wärend Saurons Herrschaft, gebar eure Mutter eine Tochter. Das wart ihr..." Meine Hände krallten sich in die Lehnen des Sessels und ich wagte es nicht, Aragorn ins Gesicht zu schauen.
"Da immer wieder Orks die Berge Angriffen und das Überleben immer schwieriger wurde, baten sie den Zauberer Gandalf um einen Gefallen. Er sollte dich mit in die Welt, in der du bis gestern aufgewachsen bist, mitnehmen und jemanden finden der auf euch aufpasst bis der Ringkrieg vorbei wäre. Gandalf gehorchte unter einer Bedingung; Deine Eltern schickten Leviathari mit in diese Welt. Wenn die richtige Zeit gekommen ist, meinte er, würdest du das Drachenmädchen treffen um zurück nach Mittelerde zu reisen und zu ihnen zurückzukehren."
Ich horchte auf. "Heißt das, sie leben noch und ich kann zu ihnen?" Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Allerdings erstarb dies als Aragorn sagte; "Es tut mir so leid, Ilayda... Aber eure Eltern leben nicht mehr. Dein Vater kämpfte in meiner Armee. Er war ein guter Soldat, doch auch die besten Soldaten müssen manchmal ihr Leben lassen." Ich bemerkte nicht, wie mir eine Träne die Wange hinunterrollte. Ich hatte meine Eltern nie gekannt, doch die Erkenntnis, das sie nicht mal mehr lebten, versetze meinem Herzen einen tiefen Stich. "Deine Mutter wurde bei einem Angriff von Orks tödlich verwundet." Ergänzte Aragorn traurig. "Ich kannte deine Eltern sehr gut. Sie waren die Anführer einer Besonderen Drachenart. Die Silberaugen. Leviathari ist auch ein Silberauge. Die Besonderheit an ihnen ist, das sie nicht jeden auf sich reiten lassen. Sie wählen eine Person aus und folgen ihr, auch in den Tod. Außerdem kann man nicht normal mit ihnen sprechen, sondern kommuniziert über Gedanken."
Ich hörte schon fast nicht mehr zu.
Der eigentliche Grund, warum ich wieder nach Mittelerde sollte, waren meine Eltern.
Und die waren tot.
Thranduil bemerkte das ich diese neuen Informationen erstmal verdauen musste und brachte Aragorn mit einem durchdringenden Blick zum Schweigen.
"Es tut mir leid..." Aragorn sah mich bestürzt an. "Aber ich denke es ist gut, dass ihr das jetzt wisst." Er wusste wohl nicht so recht was er noch sagen sollte, bis er schließlich mit einem unsicheren "entschuldigt mich", aufstand, und den Raum verließ. Thranduil blieb unschlüssig sitzen und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Mittlerweile konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten und sie liefen stumm über meine Wangen. Laut weinen wollte ich vor Thranduil nicht und ich hatte in den letzten Jahren gelernt meine Emotionen zurückzuhalten. "Möchtet ihr allein sein?" Fragte plötzlich der Elb. Verwundert über die wärme in seiner Stimme drehte ich den Kopf. "Das wäre glaube ich besser, ja..." Thranduil nickte verständnisvoll und verließ den Raum. Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten. Mit einem lauten Schrei schleuderte ich das Tagebuch vom Tisch herunter und begann unkontrolliert zu schluchzen. Ich weiß nicht wie lange ich dort auf dem Boden gesessen und geweint hatte, doch rgendwann hatte ich gehört wie die Tür aufging und mich Arwen fest in die Arme schloss.
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