Chapter 4☆Begegnung im Wald
Chapter 4☆Begegnung im Wald
Stiefmutter P.O.V.
Ich ließ das Auto anspringen und fuhr aus der Parklücke. Endlich geschaft! Ich hasse es einzukaufen. Die vielen Leute, das Gedränge in den Gängen und durch Corona diese bescheuerte Maskenpflicht! Genervt schaltete ich das Radio an und lauschte der Musik. Schließlich fuhr ich in die Einfahrt vor meinem Haus und stieg aus. Als ich die Tür aufschloss rief ich nach Ilayda, sie sollte mir beim Ausladen der Einkäufe helfen. Ich bekam jedoch keine Antwort. "Rita! Wo ist Ilayda?" Meine älteste Tochter betrat den Flur und zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, Fine sagte glaub' ich das sie Holz holen wollte."
Stimmt das hatte ich ihr aufgetragen. Plötzlich schlurfte Steve, seinen Blick auf sein Handy gerichtet, die Treppe herunter und ging zum Kühlschrank.
"Moment mal... Steve! Was machst du hier?! Solltest du nicht mit Ilayda mitkommen?" Steve schaute auf. "Ach du bist's Mom, Ilayda ist Holz holen." Er schob mir einen Zettel hin:
Ich bin schon zur Holzstelle gegangen.
Passe bitte auf die kleinen auf!
Ilayda
"Wie? Du bist nicht mitgekommen?" "Ich wollte noch kurz das eine Level beenden aber sie ist dann einfach schon gegangen." Redete er sich heraus. Meine Lippen wurden zu einem dünnen Strich. Nicht mal auf seine eigenen Kinder ist Verlass!
"Das. Ist. Nicht. Dein. Ernst." Sagte ich tonlos. "Wieso bist du nicht zu ihr gegangen nachdem du den Zettel gelesen hast?!" Schrie ich und knallte den Zettel auf den Tisch. Steve schaute mich verwundert an. "Was machst du denn für n' Drama? Die kann doch alleine Holz holen, is' doch kein Baby mehr." "Mensch Steve, denk doch mal nach! Was wenn sie wegläuft? Was soll ich denn dann dem Jugendamt erzählen, das nächste Woche vorbei kommt um zu schauen ob alles in Ordnung ist?" Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Bis dahin is' die bestimmt wieder da," meinte er und verschwand wieder aus dem Flur. Ich schnappte mir die Autoschlüssel und rannte wieder in den Hof. Hoffentlich war sie noch beim Holzlager.
Ilayda P.O.V.
Das wärmende Sonnenlicht, dass durch die Lücken der Blätter herabviel, kitzelte mich im Gesicht und eine leichte Brise spielte mit meinem Haar. In diesem Teil des Waldes war ich noch nie gwesen, doch er war wunderschön. Der Herbst verfärbte viele der Blätter in schimmerndes Orange oder Rot und die Sonne ließ alles Golden aufleuchten. Das einzige Geräusch war das rascheln von Laub unter meinen Füßen und das Gezwitscher der Vögel. Es wirkte irgentwie... Märchenhaft.
Ich wusste nicht wie lange ich schon durch den Wald gegangen war, als vor mir etwas glitzerte. Wasser. Endlich! Eine Quelle, in der größe eines großen Teiches erstreckte sich vor mir und ein kleiner Wasserfall rauschte an einer Felswand herab. Ich blieb stehen und genoss diesen schönen Anblick. Schließlich hockte ich mich hin und hielt eine Hand ins Wasser. Es war eiskalt und wunderbar klar. Ich formte meine Hände zu einer Schale und begann Wasser in meinem Mund zu schöpfen. Plötzlich hielt ich inne. Ich dachte eine Bewegung neben mir wahrgenommen zu haben. Schnell stand ich auf und sah mich um. Es war nichts zu sehen. Wahrscheinlich war es nur ein Vogel. Doch dann spürte ich einen starken lufzzug, so, als wäre etwas über mich drüber geflogen. Aber da war nichts. Das Wasser schlug kleine Wellen, wie wenn es eben jemand berührt hätte. Mir wurde irgentwie mulmig. Ich drehte mich einmal um mich selbst, um zu sehen ob da wirklich niemand war und erschrak.
Da saß er.
Um die 5-7 Meter groß, saß ein Drache auf dem Felsen über dem Wasserfall und schaute mich mistrauisch an. Seine Augen fixierten jede meiner Bewegungen. Irgentwie kam er mir bekannt vor... Natürlich! Es war der Drache aus meinen Träumen! Aber Moment. Seit wann bitte gibt es echt existierende Drachen??? Hatte Fine villeicht doch Recht gehabt...? Ich war komplett verwirrt.
Plötzlich machte er einen Sprung nach vorne und brüllte mich an.
Ich erschrak fürchterlich und rannte aus Reflex los. Der Drache kam hinterher. Ich rannte schneller und sah mich ständig nach im um.
Ich keuchte als mein Arm an einem Baumstamm entlangschrabbte. Blut floss in strömen hinunter und hinterließ eine rote Spur hinter mir.
Ich achtete nicht darauf sondern lief noch schneller.
Ich hörte das Brüllen hinter mir.
Es wurde lauter.
Kalter Schweiß lief mir die Stirn hinab und ich merkte wie meine Beine schwächer wurden.
Ich biss die Zähne zusammen.
Ich konnte schon das Ende des Waldes vor mir sehen als plötzlich ein heißer Feuerstrahl auftauchte und das Gras sowie die Bäume vor mir in Brand steckte.
Ich blieb wie angewurzelt stehen und drehte mich langsam um.
Da stand er wieder.
Schnee weiß.
Groß.
Und mit wunderschönen Augen.
Ich wagte nicht mich zu bewegen sondern sah ihn nur an.
Ich erwartete das er jeden Moment auf mich losgehen würde, doch er schaute mich auch einfach nur an.
Zum ersten mal blickte ich richtig in seine Augen und zog die Stirn in Falten.
Das waren nicht die Augen eines blutrünstigen Monsters.
Sie waren Eisblau doch wirkten keinesfalls kalt, wie ich erwartet hatte.
Nein sie waren warm... gütig... freundlich?
Die Ränder der Pupillen verliefen erst zu einem grün-türkis und ganz am Rand zu einem orange-gold.
Ganz in der Mitte schimmerten sie silbern.
Alles war wie im Traum...
Ich löste mich von diesem besonderen Anblick und sah ihn fragend an.
"Was willst du von mir?"
Keine Reaktion. "Was willst du?" Fragte Ich noch einmal. "Wenn ich dich in deinem Revier gestört habe tut es mir leid, ich hatte bloß Durst." Ich hoffte das ich nichts falsches gesagt hatte. Er legte den Kopf schief. Das sah irgentwie süß aus. Schließlich drehte er sich um und ging zurück zu der Quelle. Ich überlegte kurz und folgte ihm dann. Durch seine Größe hatten die Bäume und Büsche bei der Verfolgungsjagd, einige Schäden erlitten. Das Feuer war jedoch wie von Zauberhand erloschen und es waren nur noch einige Brandspuren zu sehen.
Der Drache ließ sich neben dem Wasser nieder und ich setzte mich schüchtern, in sicheren Abstand, zu ihm. Schließlich nahm ich meinen Mut zusammen. "Wie... Wie heißt du eigentlich?" Vorsichtig sah ich ihn an. Er sagte wieder nichts. "Du kannst nicht sprechen oder?" Vermutete ich. Er nickte. Super, verstehen konnte mich, das war doch schonmal was.
"Bist du der einzige Drache hier?" Wieder nickte er. "Du bist sehr schön." Ich hätte schwören können das ein Lächeln auf dem Gesicht des Drachens zusehen war und lächelte zurück. So saßen wir da und schwiegen. Es war schon verrückt. Bis vor ein paar Minuten hatte ich nicht mal an die Existenz von Drachen geglaubt und jetzt hockte ich neben einem. Mir kam das alles noch so unreal vor. Eine Stimme riss mich plötzlich aus meinen Gedanken.
"Ilayda? Ilayyydaa?!" War das nicht die Stimme meiner Pflegemutter? Erschrocken sprang ich auf. Mist, ich war wohl sehr lange weg gewesen. Die Stimme kam näher. Ängstlich sah ich zu dem Drachen. Sie würde ihn sehen!
"Los! Versteck' dich!" Drängte ich. Doch er blieb wie angewurzelt stehen. "Komm schon! Ich komme Morgen wieder wenn du willst aber bitte Verstecke dich!" Bat ich flehend. Er nickte schließlich und wurde plötzlich immer blasser. Irgentwann sah man nur noch seinen Umriss und dann war er verschwunden. War er jetzt weg? Oder unsichtbar? Ich streckte vorsichtig meine Hand aus und spürte seinen warmen Atem. Ich lächelte. "Bis Morgen!" Ein leises Schnaufen ertönte, dann hörte ich ihn davonlaufen. Keine Sekunde zu früh, denn da tauchte auch schon die Gestalt meiner Pflegemutter zwischen den Bäumen auf. "Ilayda? Ilayda! Da bist du ja endlich!" Seufzte sie und stolperte zu mir. "Was machst du hier, verdamt nochmal?" Der Ärger in ihrer Stimme war nicht zu überhören. "Ich hatte Durst und machte mich auf die Suche nach Wasser," erzählte ich die halbe Wahrheit und deutete auf die Quelle.
"Doch plötzlich wusste ich nicht mehr aus welcher Richtung ich gekommen bin und irrte durch den Wald bis ich wieder hierher kam." Ich schaute sie gespielt zerknirscht an.
"Es tut mir leid aber Steve wollte nicht mitkommen." Meine Pflegemutter schaute immer noch ärgerlich aber nickte schließlich. "Schon gut. Mit Steve habe ich auch noch ein Hünchen zu rupfen, aber das nächste Mal gehst du nicht alleine los, ist das klar?" Zeterte sie. "Dir könnte hier sonst was passieren!" Plötzlich packte sie meinen Arm. "Was ist das für eine Wunde?" Verlangte sie zu erfahren. Mist! Die hatte ich ganz vergessen. Eine lange Schürfwunde zog sich über den linken Arm. "Ach... Das? Ich bin nur gestolpert, alles gut." Sagte ich schnell und zog meinen Arm zurück. Theatralisch warf sie die Hände in die Luft. "Siehst du? Und schon passiert etwas. Und nun komm. Zu Hause warten noch viele Aufgaben auf dich!" Mit diesen Worten nahm sie mich bei der Hand und zog mich mit sich. "Was soll das Jugendamt nur denken..." Murmelte sie ständig und sah dabei kritisch auf meinen verletzen Arm.
Schließlich kamen wir wieder am Holzlager an. Sie ließ meine Hand los und ordnete an: "Du nimmst den Karren und läufst nach Hause. Ich fahre schnell, meine armen waren schon viel zu lange unbeaufsichtigt." Wohl oder Übel musste ich gehorchen und holte den Karren hinter dem Schuppen hervor. Als ich wieder auf den Weg trat, sah ich nur noch die Rücklichter des Wagens. Seufzend setzte ich mich in Bewegung und wünschte mich in mein Bett. Ich war müde und erschöpft und erst jetzt bemerkte ich das meine Wunde unglaublich schmerzte. Der schwere Karren machte es auch nicht besser. Ich dachte wieder an den Drachen. Sollte ich morgen wirklich wieder zu ihm gehen? Irgendetwas sagte mir, das ich es tun sollte und meine innere Stimme hatte mich noch nie getäuscht.
Nach einer halben Ewigkeit, in der mein Arm taub und ich nur noch müder geworden war, kam ich endlich an unserem Haus an.
Ich lief ins Wohnzimmer und stapelte das Holz neben den Ofen, stellte den Karren wieder in die Abstellkammer und suchte nach dem Verbandskoffer. Im Bad begann ich vorsichtig die Wunde zu reinigen und strich etwas Jodsalbe darauf. Danach wickelte ich einen Verband um meinen Arm.
Ich verspürte das dringende Bedürfnis ins Bett zu gehen und bis zum nächsten Morgen durchzuschlafen, doch ich wusste das meine Pflegemutter nicht damit einverstanden wäre. So schnappte ich mir wieder meinen Aufgabenzettel und arbeitete ihn bis zum späten Abend ab. Abendessen gab es nicht für mich, aus Strafe weil ich alleine gegangen war. So fiel ich hungrig und erschöpft ins Bett und schlief augenblicklich ein.
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