Chapter 10☆Familie

Chapter 10☆Familie

Ilayda P.O.V.

Laute Stimmen und Gelächter umhüllte mich, als ich zum Mittagessen in den Speisesaal trat. Ich war etwas zu spät und alle hatten schon begonnen zu essen. Plötzlich hörte ich meinen Namen in der Menge. "Ilayda! Hier bin ich!" Hektisch winkend stand Miriel auf einer Holzbank und deutete auf den Platz neben sich. Schüchtern setzte ich mich zu ihr und ein paar anderen Waldelben, die mich freundlich begrüßten. Sie waren angeregt in ein Gespräch über verschiedene Waffen vertieft gewesen und führten es auch direkt fort, als ich mich gesetzt hatte. Hunger hatte ich eigentlich keinen, doch ich aß trotzdem den Salat, den Miriel mir zuschob. "Wie war es? Was hat Aragorn gesagt?" Flüsterte sie als ich den Salat, der zu meinem Erstaunen wirklich lecker gewesen war, aufgegessen hatte und sah mich gespannt an. "Später!" Flüsterte ich zurück und sie verstand. Plötzlich meldete sich ein hellblonder Elb mit dunkelblauen Augen zu Wort. "Woher kommt ihr eigentlich, Ilayda?" Meine Kehle wurde staubtrocken. Was sollte ich ihm denn jetzt sagen? Miriel hatte ich anvertraut woher ich wirklich kahm, aber das brauchte nicht der ganze Düsterwald zu wissen...
Miriel bemerkte meine Unsicherheit und sagte schnell: "Oh da fällt mir ein, ich sollte dich noch etwas in Gondor beziehungsweise hier in Minas Tirith herumführen. Lass uns doch am besten jetzt los gehen, damit es nicht zu spät wird." Dankbar lächelte ich ihr zu und bejate schnell. Wir sprangen auf und die Jungs vertieften sich wieder ins Fachsimpeln über Schwerter.

"Mann, das war echt knapp! Wir sollten uns wirklich etwas überlegen. Schließlich kann ich nicht jedem erzählen das ich aus einer anderen Welt komme." Gedankenverloren zupfte Miriel an den Blättern eines Baumes. Wir hatten beschlossen, das sie mir von dem obersten Stadtring bis zum Untersten alles Wichtige zeigen würde. Gerade spazierten wir durch die Blumen- und Gemüsegärten und genossen die wärmende Mittagssonne. Miriel seufzte. "Keine Ahnung... Aus dem Düsterwald oder Bruchtal kannst du schonmal nicht kommen, schließlich bist du keine Elbin." "Und genau das verstehe ich nicht! Aragorn sagte, das die Familie der Siltranel Elben waren, das heißt doch das meine Eltern auch Elben gewesen sein müssen." "Das muss nicht sein," Miriel führte mich eine Steintreppe hinunter. "Villeicht hat mal ein Elb, einen Menschen geheiratet und der entstandene Halbelb ebenfalls einen Menschen und das immer so weiter bis die Person mehr Mensch als Elb war. Das würde heißen du bist ein Mensch und doch fließt auch Elbenblut in dir." "Aha," sagte ich nur und sah mich gespannt in der Gasse um, in die Miriel mich geführt hatte. "Aber was ich eigentlich noch fragen wollte; Was hat Aragorn den jetzt eigentlich von dir gewollt?" Gespannt drehte sie ihren Kopf in meine Richtung. Kurz überlegte ich, wie ich anfangen sollte, dann sprudelten die Worte nur so aus mir heraus. Als ich ihr von meinen Eltern erzählte, sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen, doch ich verdrängte sie mit Erfolg. Miriel hörte geduldig zu und nickte immer wieder traurig. Ich schloss mit den Worten: "...Also gibt es eigentlich keinen wirklichen Grund mehr für mich hier zu bleiben. Ich meine, ja, meine Eltern haben hier gelebt, ich habe als Baby meine Zeit hier verbracht aber mein richtiges zu Hause ist vielleicht doch die andere Welt... Im Grunde, verbindet mich hier nichts! Meine Eltern sind tot und ich kenne hier niemanden. Bei wem sollte ich wohnen? Ich weiß nicht mal wirklich wer oder was ich bin!" Meine Stimme war lauter geworden und Miriel strich mir beruhigend über den Arm. Lange Zeit schwiegen wir und meine Freundin schien tief in Gedanken versunken. Schließlich brach sie die Stille.
"Wenn du wissen willst, wer du wirklich bist und wer deine Eltern waren, ist Mittelerde der einzige Ort an dem du das herausfinden kannst. Wenn du jetzt wieder in deine Welt zurückkehrst, wirst du es niemals erfahren und überhaupt; Willst du wirklich zurück? Zu einer Pflegemutter die dich nur ausnutzt? Im eine Welt ohne deine Familie?"
"Ich habe keine Familie." "Doch." Miriel sah mir fest in die Augen. "Du musst nur entscheiden wer deine Familie sein soll." "Dann hilf mir..." flüsterte ich verzweifelt. Sie lächelte sanft. "Das werde ich. Versprochen!" 

Den Rest des Weges, redeten wir nicht mehr darüber. Meine Freundin hatte angefangen mir alles Sehenswerte zu zeigen und schon bald hatte ich meine Sorgen für einen Moment  vergessen.

Und hier für alle, die sich in Gondor/Minas Tirith noch nicht so gut auskennen: Jeder der sieben konzentrischen Mauerringe, die die Stadt schützten, wurde durch eine gigantische Felsformation in Form eines Keils in zwei Hälften geteilt, sodass in jedem Ring ein Tunnel unter dem Keil hindurchführte, um die Hälften zu verbinden. Über der siebenten Ebene erhob sich schließlich der rund 90 Meter hohe Weiße Turm Ecthelions. Das große Stadttor  von Minas Tirith lag genau unterhalb des Felskeils im Ersten Mauerring. Die weiteren Stadttore befanden sich abwechselnd rechts und links des Felskeils, was zur Folge hatte, dass man den Berg in Serpentinen erklimmen musste. Der Bergsattel stieg nur bis zum fünften Ring hinauf und beherbergte dort die Weihestätten. Auf der sechsten Ebene lagen Fen Hollen, der verschlossene Eingang zu den Grüften, die Häuser der Heilung und die Ställe für die reitenden Boten. Die siebente Ebene erreichte man schließlich über einen beleuchteten Gang, der durch den Felskeil auf das Plateau führte. Auf dieser letzten Ebene standen im Hof des Springbrunnens der Weiße Baum und der Weiße Turm, der die Königshalle und unter der Turmspitze das geheime Gemach des Palantirs beherbergte. Dort befand sich auch Merethrond, die große Festhalle und der Palast des Königs. Vor Minas Tirith lagen die Felder des Pelennor, ein fruchtbares Land mit vielen Höfen. Der Pelennor wurde durch die Rammas Echor  geschützt. Im Süden des Pelennor, wo er an den Anduin grenzte, lag der Hafen Harlond. (Quelle: Ardapedia)

Erst spät am Abend hatte Miriel ihre Führung beendet und wir schleppten uns verschwitzt und hungrig in den Speisesaal.

"Ich würde gerne noch einmal mit Aragorn reden." Bemerkte ich, als wir uns alleine an einen Tisch setzten. Meine Freundin nickte. "Ihr solltet alle Fragen aus der Welt schaffen. Vielleicht kannst du auch nochmal zu dem Ort, an dem deine Eltern gewoht haben. Ist Leviathari denn mittlerweile zurück?" Stimmt! Leviathari hatte ich ganz vergessen. "Ich werde Aragorn oder Arwen später fragen," antwortete ich und lud mir eine Portion Lammfleisch auf den Teller. Miriel blieb bei Lembas und Salat. Plötzlich gesellte sich ein hoch gewachsener Elb an unseren Tisch. Er sah meiner Freundin sehr ähnlich, jedoch waren seine Haare heller. "Sei gegrüßt, Schwesterchen!" mit Schwung ließ er sich neben Miriel auf die Bank fallen. "Das ist mein Bruder Mandavar," stellte sie ihn vor. "Und wer bist du?" Der Elb schaute mich aus dunkelgrünen Augen interessiert an. ich sagte ihm meinen Namen und der Elb schenkte sich etwas zu Trinken ein. "Wo warst du eigentlich heute, Schwesterchen? Wir hatten heute Nachmittag Training bei Vater." "Ich habe Ilyda in Minas Tirith umhergeführt." "Ach, du kommst gar nicht aus Gondor? Aber du bist doch keine Elbin, oder? Und ein Zwerg kannst du auch nicht sein, dafür bist du zu groß, von einem Hobbit ganz zu schweigen. Bist du ein Mensch?" Ich warf Miriel einen fragenden Blick zu und sie nickte. Meine Freundin und ich erzählten Mandavar abwechselnd meine Geschichte. Erstaunt hörte er zu und es schien als wollte uns nicht recht Glauben schenken. Da erschien plötzlich ein Frau, die ich als Mensch identifizierte, an unserem Tisch und verbeugte sich leicht vor mir. "Lady Ilayda, Aragorn schickt mich. Der Drache ist eingetroffen." Mit diesen Worten verbeugte sie sich nochmal und verschwand wieder. "Lady?" Mandavar prustete los. "Also so förmlich wurde ich noch nicht angesprochen. Bist du ne Art Prinzessin?" Tadelnd sah Miriel ihren Bruder an. "Nein, ich denke nicht," Antwortete ich schlicht und leerte meinen Teller zügig. "Wenn Leviathari wieder da ist, möchte ich sofort zu ihr." Ich sprang auf. "Wollt ihr mitkommen?" Miriel nickte sofort, Mandavar entgegen zögerte. Schließlich stimmte er aber auch zu und wir machten uns auf den Weg nach draußen. 

"Was ist das für ein Drache?" fragte Mandavar und betrachtete Leviathari bewundernd. "Aragorn meinte, dass sie ein Silberauge ist." Lächelnd streichelte ich ihr über den Kopf und sie schloss entspannt die Augen. "Hast du eigentlich schonmal probiert mit ihr zu reden? Ich habe gelesen, dass man mit ihnen über die Gedanken kommuniziert." Miriel strich ebenfalls vorsichtig über die warme Haut des Drachenmädchens. "Nein, bis jetzt hatte ich keine Gelegenheit dazu." "Dann probiere es doch jetzt!" Meine Freundin sah mich aufgeregt an. "ich habe so etwas noch nie gesehen." Nach kurzem Überlegen beschloss ich, der Bitte der Elbin nachzugehen und trat ein paar Schritte von Leviathari zurück. "Und... ähm... wie mache ich das jetzt?" Die Geschwister zuckten beide mit den schultern. Toll. ich wendete mich wieder dem Drachen zu und probierte einfach mich auf einen bestimmten Punkt zu fixieren. Wieder faszinierten mich ihre Augen und ich wollte mich nicht  mehr von diesem Anblick lösen. Plötzlich umfingen mich die bunten Farben ihrer Augen und silbernes Licht umhüllte mich. Neben mir hörte ich Miriel und Mandavar nach Luft schnappen. ich hatte meinen Blick immer noch auf die Augen gerichtet und konzentrierte mich jetzt genau auf das was ich dachte. "Leviathari? Hörst du mich?" das tosende Lichtspiel um mich herum wurde stärker und starke Kopfschmerzen meldeten sich. Trotzdem hielt ich dem Augenkontakt stand. Da hörte ich es; Ja, Ilayda, ich höre dich! Kaum hatte ich diese Worte in meinem Kopf vernommen, verschwanden die bunten Farben sowie die Kopfschmerzen und ich fiel Leviathari glücklich um den Hals. "Es hat funktioniert, es hat funktioniert!" jubelte ich und die Geschwister applaudierten laut. 

~☆~

Leise summend schlenderte ich durch die Blumengärten und beobachtete die Sonne, wie sie langsam am Horizont verschwand. Ich bin an diesem Tag noch lange mit Leviathari geflogen und auch Miriel sowie Mandavar, hatte sie erlaubt auf sich zu reiten. Die Gedankenverständigung funktionierte schon echt gut, doch es kostete mich noch viel Konzentration. Und jetzt brauchte ich einfach mal etwas Zeit für mich. Da fiel mir eine Frau auf, die an einer Mauer stand und genau wie ich den Sonnenuntergang beobachtete. ich unterbrach das Lied und betrachtete sie genauer. Sie sah aus wie eine Elbin. Lange hellblonde, fast weiße, Haare fielen in leichten Wellen ihren Rücken hinunter und ein schneeweißes  Kleid, mit langer Schleppe, zierte ihren schlanken Körper. Sie stand mit dem Rücken zu mir und ich wollte wieder umdrehen als ich ihre Stimme hörte. "Komme zu mir, Ilayda, Tochter der Siltranels und der Ered Nimrais." Erstaunt drehte ich mich um. Sie stand immer noch mit dem Kopf zur Sonne gedreht, die jetzt fast vollständig verschwunden war. Unsicher näherte ich mich der Frau und stellte mich neben sie. Sie drehte ihren Kopf und lächelte mich Freundlich an. Blaue Augen ruhten auf mir und das lächeln wurde breiter. "ich bin Galadriel, Hüterin des Spiegels." Ihre Stimme klang warm und doch etwas kühl und man hatte sofort das Gefühl, ihr Respekt entgegenbringen zu müssen. Kurz blieb mir das Herz stehen. Das also, war Lady Galadriel... Schüchtern lächelte ich zurück. Ein langes Schweigen entstand, doch es war keines Falls unangenehm. Gemeinsam beobachteten wir, wie die letzten Strahlen der Sonne hinter den Bergen verschwand und der Mond ihren Platz einnahm. "Du hast viele Fragen..." Durchbrach sie plötzlich die Stille. "Und die Unsicherheit bestimmt deine Gedanken..." Sie schaute mich lange an und ich nickte stumm. Sie war die erste die mich nicht mit 'Ihr' oder 'euch' angesprochen hatte, das gefiel mir. Und trotzdem war es mir unheimlich wie sie meine Gefühle wahrnahm. Auf einmal drehte sie sich um und schritt, beinahe lautlos, zurück zum Anfang des Gartens. "Komme mit mir, Ilayda." "Wohin, Galadriel?" Sie drehte sich um und schaute mich ruhig an. "Zu deiner Familie." 

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