Chapter 1☆Verbotene Bücher und ein wirrer Traum

Kapitel 1☆Verbotene Bücher und ein wirrer Traum

Ilayda P.O.V

Ich lauschte. Im Haus war kein Geräusch mehr zu vernehmen. Leise setzte ich mich im Bett auf und starrte in die Dunkelheit. Die Anderen schienen schon zu schlafen, denn gleichmäßiges Atmen erfüllte den Raum. Ich wartete noch einige Minuten, dann stieg ich leise aus dem Bett. Ich hob meine Matratze an, darauf bedacht kein lautes Geräusch zu verursachen und nahm meine Taschenlampe. Ich stellte sie auf die schwächste Stufe und richtete den Strahl unter die Matratze. Meinem Blick bot sich ein Buch.
~Der Herr der Ringe-Die Rückkehr des Königs~ stand in goldenen Lettern darauf. Lächelnd nahm ich es in die Hand und legte mich wieder in mein Bett. Bevor ich die Decke über meinen Kopf zog, damit man den Lichtstrahl nicht sah, horchte ich nochmal, doch es schienen wirklich alle zu schlafen. Ich schlug das Buch auf. Nach wenigen Minuten war ich vollends in die Geschichte eingetaucht.
Ich war so vertieft, das ich nicht mitbekam wie jemand den Raum betrat. Die Bettdecke wurde weggerissen und ich starrte erschrocken in das Gesicht meiner Pflegemutter, die mir Wutschnaubend das Buch aus der Hand riss. "Wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt das du diese verdammten Bücher nicht lesen sollst?!" Zischte sie leise, damit die Anderen nicht aufwachen würden. "Diese Geschichten bringen die rein gar nichts! Es sind nur ausgedachte Märchen die deinen Kopf mit unnützem Zeug vollstopfen! Arbeiten sollst du und nicht herumträumen!" Ich sah ihr fest in die Augen und flüsterte: "Es sind keine ausgedachten Märchen!"
Sie holte aus und schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht. Meine Wange brannte, doch ich verzog keine Miene. "Das werden wir ja sehen! Villeicht helfen diese Geschichten dir ja den Abwasch schneller zu machen?! Morgen. 06:00. Stehst du unten in der Küche, machst Frühstück für alle und wäscht danach das Geschirr ab. Die Restlichen Hausarbeiten werde ich dir morgen noch mitteilen. Frühstück sowie Mittagessen fallen für dich aus. Wenn du gut Arbeitest bekommst du villeicht noch Abendbrot!" Meine Pflegemutter durchborte mich förmlich mit ihrem Blick. "Hast du verstanden?!", zischte sie noch etwas lauter. Am liebsten hätte ich Nein! geschrien, doch vor Angst sie könnte mir noch einmal ins Gesicht schlagen oder gar Schlimmeres, nickte ich mit vor hass geballten Fäusten. "Gut!", meinte sie kühl und ging mit dem Buch aus dem Zimmer.
Ich ließ mich seufzend zurück ins Bett fallen.
Wahrscheinlich würde sie das Buch jetzt in den Ofen werfen. Wie alle anderen Bücher. Ich schniefte und rollte mich auf die andere Seite. Draußen glitzerte der Vollmond und eine Sternschnuppe war am Himmel zu sehen. Darf man sich von Sternschnuppen nicht etwas wünschen? Weg von hier... Ich schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Das würde niemals passieren, ich sollte wirklich aufhören zu träumen. Ich zog die Decke höher und stellte mir nicht zum ersten mal in meinem Leben vor, in der Geschichte von "Herr der Ringe" zu existieren. In Gondor oder Bruchtal leben, Elbische Kleider tragen, Ganfalf und Galadriel sehen und an der Seite von Legolas kämpfen. All das waren schon Träume von mir gewesen, als ich noch im Waisenhaus wohnte. Dort hatte einer der Leiter uns immer jeden Abend ein Kapitel von "Der Hobbit" oder "Der Herr der Ringe" vorgelesen. Ich war schon immer sehr gefesselt von diesen Geschichten gewesen. Er merkte meinen Interesse und als ich zu meiner jetzigen Pflegefamilie kam, schenkte er mir die Bücher. Doch meine Pflegemutter hielt nichts von "unnützlichen Märchen" wie sie es nannte und Verbot mir darin zu lesen. Die einzigen Bücher in die ich meine Nase stecken durfte waren Koch- und Schulbücher. Im Moment jedoch waren Ferien und das Bedeutete keine Hausaufgaben, dafür aber Unmengen von Aufgaben im Haushalt. Ich schaute auf meinen Wecker. Viertel vor eins. Ich sollte wohl besser schlafen. Ich schloss die Augen und fiel kurz darauf in einen unruhigen Schlaf voll wirrer  Träume...

Ich rannte.
Mein Herzschlag ging schnell und ich sah mich ängstlich um.
Es war hinter mir.
Irgentwo zwischen den Bäumen. Ständig schaute ich hinter mich.
Ich keuchte auf als mein Arm an einem Baumstamm entlangschrabbte.
Blut floss in strömen hinunter und hinterließ eine rote Spur hinter mir.
Ich achtete nicht darauf sondern lief noch schneller.
Ich hörte das Brüllen hinter mir.
Es wurde lauter.
Kalter Schweiß lief mir die Stirn hinab und meine Beine wurden immer schwächer.
Ich biss die Zähne zusammen.
Ich konnte schon das Ende des Waldes vor mir sehen als plötzlich ein heißer Feuerstrahl auftauchte und das Gras sowie die Bäume vor mir in Brand steckte.
Ich blieb wie angewurzelt stehen und drehte mich langsam um.
Da stand er.
Schnee weiß.
Groß.
Und mit wunderschönen Augen.
Ich wagte nicht mich zu bewegen  sondern sah ihn nur an.
Ich erwartete das er jeden Moment auf mich losgehen würde, doch er schaute mich auch einfach nur an.
Ich sah zum ersten mal richtig in seine Augen und zog die Stirn in Falten.
Das waren nicht die Augen eines blutrünstigen Monsters.
Sie waren Eisblau doch wirkten keinesfalls kalt, wie ich erwartet hatte.
Nein sie waren warm... gütig... freundlich?
Die Ränder der Pupillen verliefen erst zu einem grün-türkis und ganz am Rand zu einem orange-gold.
Ganz in der Mitte schimmerten sie silbern.
So schöne Augen hatte ich noch nie gesehen.
Ich löste mich von diesem besonderen Anblick und sah ihn fragend an.
"Was willst du von mir?"
Keine Reaktion.
Plötzlich verschwamm alles.
Ich versuchte dagegen anzukämpfen, doch schließlich konnte ich ihn nicht mehr sehen.
"Nein! Bleib hier!"

Ich schreckte hoch. Hektisch sah ich an mir herunter. Eine Wunde an einem meiner Arme konnte ich nicht entdecken. Dafür war ich schweißgebadet. Ich stöhnte entnervt. Schon wieder dieser Traum. Ich hatte ihn schon oft geträumt, doch bei jedem Mal wenn ich ihn nochmal träumte, träumte ich immer ein bischen weiter. Das mit dem Auge hatte ich letztes mal noch nicht geträumt... Was hatte das nur zu bedeuten? Ich rieb mir müde über die Augen und gähnte. Eigentlich glaubte ich ja nicht an so einen Quatsch wie Visionen durch Träume und so was, aber langsam wurde mir das hier echt unheimlich. Doch ich war zu müde um darüber nachzudenken und kuschelte mich wieder in mein Kissen.
Wenig später war ich eingeschlafen.

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