Wie bist du gefallen?

Wie bist du gefallen?

Dark Kyra PoV

Ich sah mich verwirrt um und hatte nicht die leiseste Ahnung, wo ich war oder gar, wie ich hier hergekommen war. Dieser Ort war mir vollkommen fremd und dennoch hatte er etwas Vertrautes an sich. Etwas, was ich schon sehr lange nicht mehr gespürt hatte.
Und als ich mich irritiert umsah, wachsam und jederzeit angriffsbereit, drehte ich mich zufällig um und erstarrte, denn dort stand niemand anders als meine ebenbürtige Gegnerin.
,,Emma!", sagte ich kalt, doch sie sah mich nun mit einer eigenartigen Mischung aus Mitgefühl und Verzweiflung an.
,,Sydney!"
,,Das ist nicht mehr mein Name!", zischte ich ihr entgegen, doch sie warf mir einen entschlossenen Blick zu.
,,Doch, das ist er! Du hast es nur vergessen."
Verächtlich schnaubte ich auf. Emma war ja noch viel naiver, als ich bisher angenommen hatte und ihre lächerliche Entschlossenheit, würde ihr jetzt auch nichts mehr nützen. Dennoch konnte ich nicht leugnen, dass ich es interessant fand, was hier im Moment vor sich ging. Denn nun wurde mir klar, dass Emma uns an diesen Ort gebracht haben musste.
,,Wo sind wir?", fragte ich und als sie schwieg, schwang ein fordernder Unterton in meiner Stimme mit. ,,Wo hast du mich hingebracht?"
Sie schwieg nach wie vor und sah mich so intensiv an, als wollte sie durch mich hindurch sehen oder gar in mich hinein. Was zum Teufel hatte sie bloß vor? Wenn sie mich hätte töten wollen, dann hätte sie gewiss nichts diese Show abgezogen. Nein! Hier ging es um etwas anderes und meiner Meinung nach, viel Absurderes.
,,An dem Ort, wo Dark Kyra erschaffen wurde!", gab Emma mir schließlich als Antwort und nun war ich für einen Moment sprachlos.

Wie auch immer Emma auf die lächerliche Idee gekommen war, dass ich hier meine wahre Persönlichkeit entdeckt hatte, war mir ein Rätsel und ich wusste nicht einmal, ob ich es herausfinden wollte. Denn in meinen Augen war sie vollkommen übergeschnappt und hatte dringend Hilfe nötig. Doch anscheinend schien sie von ihrer irrsinnigen Theorie mehr als überzeugt zu sein, denn sie stand entschlossen da und schaute mich vielsagend mit ihren blauen Augen an.
,,Du dachtest, es wäre an dem Tag geschehen, als du vom Geheimnis meiner Mutter erfahren hast. Aber es ist schon früher passiert."
Und ehe ich mich versah, bewegte Emma auf einmal leicht ihre rechte Hand und ich sah in die Richtung, in welche sie ihre Hand richtete. Und was sich mir dort offenbarte, war wie ein Schlag ins Gesicht und ich erstarrte.

Ich wusste nicht, wie Emma es machte oder gar, was sie da machte, aber es schien fast so, als riefe sie Erinnerungen hervor. Erinnerungen, die ich um jeden Preis hatte vergessen wollen und aus genau diesem Grund in mein tiefstes Inneres verdrängt hatte.
Denn ich sah mein früheres Ich und ich sah Darian. Wie er reglos vor mir lag und ich mich weinend über ihn beugte. Als ich diese Erinnerung sah, regte sich ganz tief in mir ein eigenartiges Gefühl, welches ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr verspürt hatte. Doch dann begriff ich, was Emma hier tat und sah sie wütend an.
,,Nein!"
,,Erinnere dich daran...wer du bist...wer du warst...wer ER war!", redete sie auf mich ein, doch ich wollte nichts davon hören.
,,HÖR AUF DAMIT!", fuhr ich sie an und meine Augen funkelten vor Zorn, aber Emma blieb ruhig und sah mich ernst an.
,,Sag seinen Namen!"
,,NEIN!", fauchte ich, aber sie hörte nicht auf.
,,Der Tod von Darian hat Dark Kyra erschaffen. Dieser Tag...führte dich auf die dunkle Seite der Macht. Keine Geheimnisse...nicht die Jedi oder meine Mutter...einzig und allein sein Tod!"

Ich wollte sie zum Schweigen bringen! Wollte sie töten, wenn sie dann nur aufhörte zu sprechen, aber ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Jedes einzelne ihrer Worte war wie ein Messerstich, der mich im Inneren traf und aufschlitzte. Es war fast unerträglich ihr zuzuhören und Emma schien das zu spüren, denn sie kam nun ein paar Schritte auf mich zu und ich konnte förmlich spüren, wie sie mit ihrer hellen Macht in mich eindringen wollte.
,,Sydney, der Tod von Darian hat dich in zwei Stücke gerissen. Aber als Jedi musstest du die Trauer und den Schmerz, den du gefühlt hast, unterdrücken. Du durftest es nicht fühlen, aber das war ein Fehler. Lass es zu!"
,,Ich kann nicht!", sagte ich, doch sie nickte.
,,Doch, du kannst! Und du musst! Sonst wird es dich endgültig zerstören...bis nichts mehr von dir übrig ist. Und dann gibt es keine Möglichkeit mehr, dich zu retten."
,,Ich muss nicht gerettet werden!", zischte ich ihr entgegen, denn ihre Worte interessierten mich nicht.
Was sie da verlangte war unmöglich, denn ich spürte den Schmerz nicht. Abgesehen davon, dass ich längst nicht mehr die Person von damals war, so war doch eine Menge Zeit vergangen und Emma musste sich irren. Das konnte nicht der Tag sein, an dem ich meine andere Seite erkannt hatte. Denn ich wusste ja wohl am besten, wann ich welche Entscheidung getroffen hatte.
,,Sydney, bitte...", setzte sie an, doch jetzt gewann mein Zorn auf sie die Oberhand.
,,NENN MICH NICHT SO! Sydney ist tot...ich bin Dark Kyra! Einzig und allein diesen Namen trage ich. Er macht mich stark und sagt aus, wer ich wirklich bin. Sieh es endlich ein, Emma...das ist die Wahrheit und nichts anderes. Aber was habe ich erwartet? Du bist genauso naiv und leichtgläubig wie deine Eltern. Sie haben einander verdient und du bist der lebende Beweis dafür, dass Liebe einzig und allein eine Schwäche ist."

Ich funkelte Emma wutentbrannt an und für einen kurzen Moment glaubte ich, einen Anflug von Trauer in ihren Augen zu sehen. Doch dann loderte das gewisse Feuer der Entschlossenheit wieder in ihnen auf und ich spürte, wie sie neue Hoffnung schöpfte.
,,NEIN! Liebe ist keine Schwäche...sie ist Stärke! Das wüsstest du, wenn du deine große Liebe nicht an den Tod verloren hättest. Ich gebe dir noch eine letzte Chance, Sydney...lass es zu und erkenne wieder, wer du wirklich bist.", brachte sie hervor und ich lächelte finster.
,,Ich sagte es bereits: ich bin Dark Kyra!"
Emma schwieg einen Moment und musterte mich. Anscheinend schien sie nach einem Anzeichen von Selbstzweifel Ausschau zu halten, doch da konnte sie lange suchen. Sie würde meine Meinung nicht ändern...niemand würde das.
Aber dann sah ich, wie sie ihre Hände zu Fäusten ballte und wie sie die Macht in sich sammelte. Normalerweise wäre ich bei solch einer Körperhaltung ja in Alarmbereitschaft, aber ich fand es einfach nur noch erbärmlich, wie Emma verzweifelt und erfolglos versuchte, mich auf die helle Seite zu ziehen.
,,Na, schön...du hast es nicht anders gewollt.", begann sie dann mit einem Mal und nun wurde ich hellhörig. ,,Ich will das nicht tun...aber du lässt mir leider keine andere Wahl. Du musst zu dir selbst zurückfinden und das geht wohl nur auf eine Art und Weise."
,,Und welche wäre das bitte?", meinte ich und sah Emma gelangweilt an.
,,Sydney muss über Dark Kyra siegen!"
Ich lächelte amüsiert und fand es ja schon fast zu goldig, wie sich Emma bemühte, wobei es doch ohne Zweifel hoffnungslos war. Aber offenbar hatte sie eben diese Eigenschaft von beiden ihrer Elternteile geerbt: den bedingungslosen Funken Hoffnung!
,,Lass es gut sein, Emma! Wir alle müssen unseren Platz in der Geschichte finden. Ich stehe nun einmal auf der dunklen Seite und ihr alle auf der Hellen. Die Geschichte braucht doch immer einen Schurken, nicht wahr? Tja, in diesem Fall bin ich das wohl. Zumindest in euren Augen.", sagte ich, aber sie schüttelte den Kopf.
,,Das wird jetzt ein Ende haben. Dark Kyra wird niemandem mehr Schmerz zufügen. Ich werde dich von ihr befreien...hier und jetzt!"
Und dann schloss sie mit einem Mal ihre Augen und ich spürte, wie sie sich mit ihrer inneren Macht verband. Emma war stark...unglaublich stark und ich bewunderte sie dafür schon fast. Aber sie würde niemals schaffen, was sie wollte, denn ich war nun einmal wer ich war. Und daran konnte auch ihre Macht nichts ändern...wie groß und mächtig die auch war.

Aber dann sah ich, wie sich unsere Umgebung mit einem Mal wieder veränderte. Und plötzlich waren Emma und ich nicht mehr von dem Ort der Erinnerung entfernt, sondern befanden uns direkt bei ihm. Denn wir standen nun in dem Tempel von Korriban...wo Dooku einst seine Rache an mich verübt hatte!
Emma öffnete wieder die Augen und sah mich entschlossen an. Zwar hatte ich in keinster Weise Angst vor ihr, aber ihr Verhalten verunsicherte mich schon und ich fragte mich, was sie jetzt wohl im Schilde führte. Sie machte wieder ein paar Schritte auf mich zu, während ich sie ausdruckslos ansah.
,,Und was jetzt? Willst du mich solange mit heller Macht benebeln, bis ich nachgebe? Da kannst du lange warten, Schätzchen!"
,,Nein, das würde nichts nützen. Nur du selbst kannst Dark Kyra besiegen, aber ich werde dir den richtigen Anstoß vermitteln. Denn, um das Böse in dir zu bezwingen, musst du endlich das tun, was du schon damals hättest tun müssen."
,,Und was soll das sein?", brachte ich hervor, woraufhin sie mich vielsagend ansah.
,,Du musst fühlen!"

Und was dann geschah, ließ mich erstarren und ich sah erschüttert auf den Boden der Arena des Tempels. Denn dort, war Darian nun auf den Knien vor Dooku, der mein ehemaliges Laserschwert in der Hand hielt und mich triumphierend ansah. Darian warf mir einen verzweifelten Blick zu und ich konnte nicht glauben, was hier gerade geschah.
,,Der Kodex besagt, es gibt keine Liebe für die Jedi...nur den Frieden! Dein Vater hat in dieser Hinsicht ja auch schon gegen den Kodex verstoßen, nicht wahr? Sonst wärst du ja kaum hier! Und ich muss sagen, ich war wirklich beeindruckt von dir, Sydney. Du hast deine Gefühle für den werten Prinzen hier wirklich gut vor mir verborgen, doch irgendwann habe ich erkannt, wie wichtig er dir wirklich ist."
Ich war wie gelähmt und starrte erschüttert auf das Bild, welches sich mir darbot. Alles andere um mich herum vergaß ich und es war wahrhaftig, als stünde ich damals hier an Ort und Stelle. Nur wenige Sekunden davon entfernt...die Liebe meines Lebens zu verlieren.
,,Nein...nein...das kann nicht sein.", sagte ich und spürte, wie sich Panik in mir ausbreitete, aber Dooku sah mich weiter siegessicher an und Darian war ihm nach wie vor wehrlos ausgeliefert.
,,Ich habe lange überlegt, wie ich dich wohl brechen könnte. Wie ich dir den gleichen Schmerz zufügen könnte, den du mir bereitet hast. Ich musste jedes Mal mit ansehen, wie ein weiterer Plan von mir zu Staub zerfiel, weil du mir in die Quere kamst. Lange wusste ich nicht, was das Wichtigste in deinem Leben ist...aber jetzt weiß ich es!"
,,Dooku...bitte nicht!", flehte ich ihn an und spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen.
Ich wollte ihn aufhalten! Wollte ihn töten, bevor er Darian etwas antun konnte, aber ich war wie festgenagelt und etwas hielt mich davon ab, auf ihn zuzustürmen und Darian aus seiner Gewalt zu befreien. Und Dooku war längst am Zug angekommen, denn er lächelte böse und hob langsam mein Laserschwert.
,,Man sagt, der Verlust der großen Liebe ist der unerträglichste Schmerz. Es heißt, er würde Einen von innen heraus zerreißen und denjenigen förmlich selbst töten. Ich frage mich, ob es wahr ist.", sagte er und lächelte dann auf Darian herab.
,,NEIN!", rief ich und meine Augen weiteten sich vor Schreck, als Dooku bereits ausholte.
,,Finden wir es raus!", sprach er und dann rammte er Darian mein Lichtschwert ins Herz.

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