Ein hoher Preis
Ein hoher Preis
Mina PoV
Ich wusste nicht, wie sie uns hergebracht hatte und auch nicht warum. Aber was ich wusste war, dass es ein Ort des Grauens war. Noch nie war ich einer so düsteren Atmosphäre und finsteren Umgebung ausgesetzt, wo ich das Böse allgegenwärtig spüren konnte.
,,Wo sind wir hier?", wollte ich wissen und Dark Kyra ging voraus, während ich ihr notgedrungen folgte.
,,In einem Reich von der dunklen Seite der Macht...der Grabstätte der Sith. Oder zumindest all jener, die es hierher geschafft haben."
,,Und was tun wir hier?", hakte ich weiter nach, während wir auf ein eigenartiges Gebäude zugingen, was auf einem Hügel stand und zu dem eine lange schmale Treppe führte.
,,Um ein neues Universum erschaffen zu können, braucht es sehr viel an Macht. Ich besitze Einiges davon, aber allmächtig bin ich nicht. Deshalb braucht man immer einen Anker. Einen Kern, der aus den Überresten dieses Universums ein besseres erschaffen wird. Und das ist nun einmal das Zepter von Marka Ragnos."
Es war mir unbegreiflich, wie sich eine Person so stark verändern konnte, dass nichts von ihrem ehemaligen Ich mehr übrig war. Aber sie hatte sich so sehr verändert und nun war sie im Inbegriff, das Schlimmste zu tun, was überhaupt jemand tun konnte: einen Massenmord verrichten, dessen Ausmaß bis heute wohl unvorstellbar gewesen war.
,,Du willst das wirklich tun, oder?"
,,Ich mag ja vielleicht ein paar Fehler im Leben gemacht haben, Mina...aber leere Worte habe ich noch nie von mir gegeben. Das hier ist mein Schicksal...unser Schicksal. Dafür hat man uns auserwählt! Wir haben es damals nur nicht rechtzeitig erkannt. Das hier...das ist unsere Bestimmung.", erwiderte sie, doch ich war über ihre Aussage einfach nur wütend und fassungslos.
,,Nein! Wir waren dazu auserwählt, das Böse zu vernichten und die Jedi zu retten."
,,Und das werden wir. Was glaubst du, warum damals der alte Orden vernichtet worden ist? Damit ein Neuer auferstehen kann. Eine neue Generation von Hütern des Friedens wird sich erheben und sie werden nicht an einen Kodex gebunden sein, der ihnen Grenzen setzt. Aber zuerst...muss diese Welt sterben, damit die Neue leben kann.", erklärte sie mir, doch ich konnte sie nur für wahnsinnig halten.
,,Und wie soll das gehen? Wie willst du so viel Macht erzeugen, um ein ganzes Universum zu zerstören?"
,,Ich habe doch auch die Zeit angehalten, schon vergessen? Da werde ich auch das bewältigen. Man braucht nur die nötigen Mittel dazu."
Sie sah mich vielsagend an und ich hielt inne. Mein Instinkt warnte mich und ich hatte eine böse Ahnung, auf was das alles hier hinauslaufen würde. Es war genau wie damals, als ich Emma verloren hatte und obwohl es diesmal anders war, so hatten beide Situationen eins gemeinsam.
,,Du willst einen neuen Fluch erschaffen.", zog ich die Schlussfolgerung und sie grinste mir boshaft entgegen,
,,Glaubst du immer noch, dass deine beste Freundin Sydney irgendwo hier drin ist?"
,,Nein! Sydney hätte das nie getan...sie hätte dich aufgehalten...DARK KYRA!", zischte ich verächtlich, was sie jedoch nicht sonderlich zu kümmern schien.
,,Dann siehst du die Wahrheit also endlich ein. Sydney war töricht und schwach, deshalb musste ich sie vernichten. Sie hätte niemals die Prophezeiung erfüllen können. Und eigentlich...sollte ich dir dankbar sein, Mina."
,,Wofür?", fragte ich misstrauisch und sie zuckte mit den Schultern.
,,Naja, hättest du Sydney damals nicht durch dein Geheimnis verraten, hättest du mir niemals die Möglichkeit gegeben, meine Bestimmung zu erfüllen. Dank dir habe ich einen Weg gefunden, um Sydney zu bezwingen und kann jetzt endlich mein Ziel erreichen!"
Sie schien zufrieden damit zu sein, doch ich war erschüttert. Das klang ja schon fast so, als hätte ich in ihren Augen meine beste Freundin selbst auf dem Gewissen. Aber das konnte unmöglich sein...das durfte nicht sein. Ich hätte Sydney doch niemals etwas antun können. Dark Kyra schien zu merken, dass sie mich damit zutiefst getroffen hatte, denn sie rollte nur mit den Augen und seufzte ergebend.
,,Herrgott, Mina. Höre auf mit diesen erbärmlichen Gewissensbissen. Sydney wäre ohnehin nie wieder glücklich geworden und was hätte das für eine Zukunft gehabt? Du hast sie erlöst...glaub mir.", entgegnete sie kalt, doch ich starrte sie nur erschüttert an.
,,Du...du bist grausam! Und herzlos!"
,,Mag sein...aber nichts desto trotz haben wir hier jetzt etwas zu erledigen. Also, komm mit!"
Sie zerrte mich die Treppe mit hoch und die ganze Situation war mehr als eigenartig und hatte etwas Hinterlistiges an sich. Warum hatte sie mich hergebracht? Warum waren wir allein hier und was hatte sie vor? All diese Fragen kreisten in meinen Gedanken und ich wusste nicht, ob es gut oder schlecht wäre, die Antwort darauf zu finden. Und als wir das Ende der Treppe erreichten, bot sich mir ein schauriger Anblick, der mir wahrscheinlich das Blut in den Adern gefroren hätte, wäre dies wirklich möglich gewesen.
,,Tja, willkommen auf Korriban, eure Hoheit!", kam es von Dark Kyra und nun fühlte ich mich, als wäre ich vom Blitz getroffen worden.
Korriban! Zwar war ich noch nie hier gewesen, aber ich kannte diesen Ort dennoch nur zu gut. Hier war einst Darian von Dooku ermordet worden und Obi-Wan hatte mir einiges über diesen Planeten erzählt. Und allein die Schauergeschichten hatten mir schon gereicht, weshalb ich mir eigentlich geschworen hatte, niemals einen Fuß auf diesen Planeten zu setzen. Tja, seine Vorsätze sollte man besser immer einhalten.
,,Komm schon! Wir haben nicht ewig Zeit."
Dark Kyra zog mich mit sich und wir gingen durch den Tempel, der voller riesiger Statuen der einstigen Sith-Lords war. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter und ich wünschte mich fort von diesem Ort. Als wir eine steinerne Plattform erreichten, die zu einem tiefen Abgrund führte. Ich traute mich gar nicht, einen Blick nach unten zu werfen, da es mir davor graute, was ich da wohl sehen würde. Und als auf einmal eine echohafte Stimme erklang, erschrak ich mich fast zu Tode.
„Prinzessin Mina! Dark Kyra! Willkommen auf Korriban!", sprach eine merkwürdige Gestalt, die nun aus dem Schatten auf uns zutrat und vielmehr wie ein Geist wirkte, als eine lebendige Person.
,,Wer seid Ihr?", verlangte ich zu wissen und die Gestalt enthüllte ihr blasses Gesicht unterhalb der Kapuze.
„Ich bin der Wächter des Tempels der Sith. Es ist meine Aufgabe, ein jeden willkommen zu heißen, der den Weg hierher einschlägt und all die Artefakten zu schützen, welche von den Sith geschaffen und hier hinterlassen wurden. Ich kenne jeden und auch seinen sehnlichsten Wunsch. Niemand kann mich täuschen, denn ich weiß genau, wonach es ihm oder ihr verlangt. So kenne ich auch deine Absichten, Dark Kyra. Verlangst du doch nach dem mächtigsten Artefakt von allen: dem Zepter von Marka Ragnos!"
Seine Worte ließen mich erschauern und ich wollte gar nicht wissen, zu was dieses ominöse Zepter alles im Stande war. Ich hoffte nur inständig, dass es irgendein unüberwindbares Hindernis gab, was Dark Kyra davon abhielt, es in die Hände zu kriegen.
,,Wo ist es?", wollte Dark Kyra nun wissen, aber der Wächter sah sie geheimnisvoll an.
„Du kennst die Antwort bereits, Dark Kyra. Und du weißt auch, was du tun musst, um es zu erlangen. Bezahle den Preis dafür und das Zepter wird sich dir offenbaren. Aber nur...wenn du das aufgibst, was du liebst. Bist du bereit, dieses Opfer zu bringen?"
Dark Kyra schwieg, doch ich spürte, wie ich etwas erleichtert war. Es gab also wahrhaftig ein Hindernis und dieses stellte sich ihr ausgerechnet in Form dessen dar, was Dark Kyra nicht mehr besaß: Liebe! Es war fast schon eine Ironie des Schicksals, dass ihr genau das einen Strich durch die Rechnung machte, was sie vor so langer Zeit einst aufgegeben hatte.
,,Tja, das war's dann wohl mit deinem Superplan. Da es niemanden mehr gibt, den du liebst...kannst du den Preis auch nicht bezahlen. Das Schicksal hat dir erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht!", brachte ich hervor, doch Dark Kyra erwiderte nichts.
Stattdessen warf sie mir nun einen eigenartigen Blick zu, der schon fast niedergeschlagen wirkte. Und erst da begriff ich, warum ich überhaupt hier war. Warum sie zu meiner Insel gekommen war und mich an diesen Ort gebracht hatte. Und als mir diese Erkenntnis kam, schüttelte ich kaum merklich den Kopf und wich ein paar Schritte vor ihr zurück.
,,Nein...das kann nicht sein!"
,,Auch nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist...bedeutest du mir unendlich viel, Mina. Egal, was zwischen uns steht...du wirst immer meine beste Freundin sein und deshalb bist du das Einzige, was mir im Weg steht. Aber ich muss mein Schicksal erfüllen...ich habe keine Wahl!", brachte Dark Kyra hervor und ich sah sie erschüttert an.
,,Man hat IMMER eine Wahl!"
,,Nicht dieses Mal! Ich muss der Galaxis den Frieden wiedergeben. Das hätte ich schon längst tun sollen, aber damals konnte ich es nicht...wegen dir. Du hast mich davon abgehalten. Doch nun muss ich mein Schicksal annehmen und das kann ich nicht aufgeben...auch nicht für dich!"
Ich war wie erstarrt und konnte mich nicht rühren. Es durfte nicht wahr sein! Gerade hatte ich noch gehofft, dass sie ihren wahnsinnigen Plan nicht umsetzen konnte und nun stellte sich raus, dass ich auch noch das Einzige war, was zwischen ihr und dem Zepter stand.
All die Jahre hatte ich noch Hoffnung gehabt! Hatte gehofft, dass irgendwo in ihr noch ein winziger Funken Menschlichkeit übrig war, doch ich hatte mich getäuscht. Meine beste Freundin war für immer fort und die Person vor mir war niemand anderes außer Dark Kyra, die alles dafür tun würde, um ihre Ziele zu erreichen.
Ich spürte, wie mir einzelne Tränen über die Wangen liefen, als mir wahrhaftig bewusst wurde, was gleich geschehen würde. Und ich wollte es beenden, bevor sie die Möglichkeit dazu hatte und dadurch noch triumphierte. Blitzschnell zog ich ihr den Dolch aus dem Waffengurt und wollte ihn mir ins Herz rammen, doch mit ihrer Macht hielt Dark Kyra mich davon ab und der Dolch flog mir aus der Hand.
Erschüttert hob ich den Kopf und blickte ihr in die Augen, mit denen sie mich doch allen Ernstes völlig verzweifelt ansah.
,,Es tut mir leid, Mina!"
Und dann griff sie auf einmal nach meinem rechten Arm und zog mich mit sich...direkt auf den Abgrund zu. Ich wehrte mich! Schlug nach ihrer Hand und versuchte mit aller Kraft, mich von ihr loszureißen.
Aber ich hatte keine Chance! Dark Kyra war einfach zu stark und ihr Griff um meinen Arm war eisern. Ich schrie sie an, dass sie mich loslassen sollte, aber sie zeigte keinerlei Reaktion. Sie zerrte mich zu der Klippe und als wir den Abgrund erreicht hatten, stieß sie mich über die Klippen und ließ mich los. Ein letztes Mal sah ich zu Dark Kyra, ehe ich in die Tiefe stürzte.
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