Kapitel 1
Ich fange mal von vorne an. Irgendwann mal kam ich auf die dumme Idee, meinen Eltern Jo vorzustellen und ihnen in diesem Zusammenhang von den Auserwählten zu erzählen. Nach einer mehrstündigen Diskussion waren meine Freunde damit einverstanden. Und nun... Was soll ich schon zu der Reaktion meiner Eltern sagen... Es gab einen RIESENstreit und ich wurde in meinem alten Zimmer eingesperrt. Samt Cris, weil er alles verschwiegen und für mich Ausreden erfunden hatte. So musste Jo uns da rausholen. Das Telefonat nachher hatte gezeigt, dass ich keine Eltern mehr habe. Denn es hieß: entweder sie oder die Auserwählten. Die Letzteren waren mir wichtiger, da wir schließlich Menschenleben retteten. Und von meinen Eltern erzählt mir die ganze Zeit Cris. Welche Sorgen sie sich um mich machen und dass ich ihnen ihre Worte nicht verzeihen werde können. Aber ich verrate mal was, ich war ihnen deswegen nie böse, ich kann ihr Handeln sogar verstehen.
Außerdem haben wir, die Auserwählten, gelernt, uns gegenseitig zu spüren. Wir hatten bemerkt, dass jeder von uns eine bestimmte Energie freisetzt, wodurch wir uns finden konnten. Das Erlernen hatte zwar eine ganze Weile gedauert, doch inzwischen beherrschen wir das ausgezeichnet. Aber es sind ja auch fast zwei Jahre vergangen, kein Wunder.
Und dann sind wir jetzt in eine Sache verwickelt... Keine schöne Sache. Wir haben einen weiteren Begabten getroffen. BegabtE. Sie ist uns quasi über den Weg gelaufen. Sie heißt Ebru und ist im Moment 17. Ihre Fähigkeiten bestehen darin, unsichtbar zu werden und durch Wände gehen und sehen zu können. Ich finde ihre Fähigkeiten richtig cool und vor allem nützlich, obwohl sie Letzteres erst vor Kurzem gelernt hat - es also schlecht beherrscht.
Anfangs hatte sich Ebru geweigert, bei uns mitzumachen, aber wir haben sie überreden können. Nur ist sie leider der Grund für all das, was nun passiert. Na jaa... Natürlich haben wir auch selber Schuld... Ja, okay, ich geb's zu, die Schuld lastet vollständig auf unseren Schultern. Wir haben uns selbst in ihre Angelegenheiten eingemischt, obwohl sie uns davon mit ganzem Willen abhalten wollte. Aber wir sind halt so. Jeder von uns...
Das war vor zwei Wochen geschehen: Ich war ausnahmsweise vor Ely und vor dem Weckerklingeln aufgewacht und merkte, dass meine Zimmernachbarin schlecht schlief. Sie wälzte sich hin und her, stöhnte gequält. Wahrscheinlich hat sie einen Albtraum., dachte ich. Oder eine Vision, was in diesem Fall schlecht wäre.
Dann öffnete sie plötzlich die Augen und lag eine Weile still und bewegungslos da.
„Ely?“, meinte ich besorgt, blieb aber auf meinem Bett sitzen.
Sie setzte sich ebenfalls auf und ich sah Tränen über ihre Wangen laufen. So sprang ich vom Bett und ging zu ihr, nahm neben ihr Platz und schloss sie in eine Umarmung. „Es war eine Vision, ja?“, stellte ich leise klar.
„Ich werde sterben.“, brachte sie tränenerstickt hervor.
Nach dieser Vision war Ely noch eine halbe Woche depressiv, bis Toni mit ihr irgendwas machte, dass sie wie ausgewechselt wirkte. Sie hatte eine so gute Laune wie noch nie. Aber ich konnte spüren, dass der Tod ihr hinterherlief. Die Kälte hüllte sie ein und ich musste immer wieder ein Schaudern unterdrücken.
Diese zwei Wochen waren wirklich schwer für mich. Sie waren schwer für alle. Schließlich kannten mich meine Freunde gut genug, um durch mein ungewöhnliches Verhalten mitzukriegen, dass da gerade nichts Gutes lief. Ich komme mit dem Tod immer noch nicht klar. Und ich meine nicht nur den Tod meiner Freunde.
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