Kapitel 6
Hier sah es schon ganz anders aus. Wie wir sehen konnten, waren mehrere Schaufenster auf der Einkaufsstraße eingeschlagen worden, auf dem Boden lag haufenweise Müll. Trotzdem war es nicht viel unruhiger als sonst.
Ich blickte mich um. Und entdeckte, was uns interessieren würde. „Eh... Leute, die Gruppe da ganz hinten... wird sterben. Die Frau mit ihren zwei Kindern auch. Und die vielen Menschen dort am Eingang auch.“
„Ich weiß sogar, wann.“, meldete sich Ely zu Wort.
„Ich nicht.“, meinte ich.
„In einer halben Stunde. Es werden Räuber sein. Alle genannten werden sich in einem Laden befinden. Das hab ich gesehen.“
Wir überlegten, was wir unternehmen könnten und kamen zu keinem richtigen Schluss, weil es Meinungsunterschiede gab.
Später streiteten sich nur noch Iris und Toni.
„Ach, mach, was du willst!“, rief Iris dann und wandte Toni den Rücken zu.
Uhh... es wird was schief gehen, auf jeden Fall.
Wir betraten den Laden mit Zeitabstand, damit es nicht merkwürdig vorkäme. Die Leute, die ich genannt hatte, waren da, alle. Noch eine Minute. Wir stellten Augenkontakt fest. Ein Zeichen, dass man bereit war. Es stürmten um die zehn Männer in Masken, schwarzen Hoodys und mit Messern. Hübsch, Halloween., dachte ich grinsend, Iris lachte leise. Messer sind Scheiße. Damit kann man wirklich wenig anstellen. Übrigens, wir hätten vielleicht die Polizei rufen sollen. Aber egal.
Die Männer haben schnell verloren. Toni hatte die Messer an die Wand festgenagelt und Iris ließ die Räuber auf dem Boden liegen.
Den ganzen Tag verbrachten wir mit „Heldentaten“, zwischendurch aber auch mit kleinen Streiten.
Am nächsten Tag waren wir in eine Falle geraten. Mit aller Mühe schafften wir raus, wurden aber verfolgt. Mich überkam eine Welle der Übelkeit, alles verschwamm vor meinen Augen. Ich blieb stehen. Jo lief zu mir zurück, nahm meine Hand und teleportierte uns um die Ecke. Mein Gefühl hieß: viele Tode.
„Anna, alles in Ordnung?“, fragte Jo erschrocken. Ich schüttelte stumm den Kopf. „Was ist los?“
„Schwindlig.“
„Kannst du noch laufen?“
Ich reagierte nicht. Ely und Bell holten uns auf.
„Hey, wir können uns keine Pause leiten.“, rief Bell.
„Anna? Hörst du mich noch?“, fragte Jo und schnipselte vor meinen Augen. „Anna?“
Es wurde alles schwarz und ich bekam nur noch mit, wie ich umfiel.
Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich auf meinem Bett, es war sogar noch hell. Ich wollte mich aufsetzen, mir wurde wieder schwindlig und ich legte mich zurück.
„Ich rate dir, jetzt noch nicht aufzustehen.“, sagte Jo rechts von mir.
Ich drehte mich auf die Seite, um ihn anzusehen. Er musterte mich ernst. „Du hättest es früher sagen sollen.“, meinte ich lächelnd.
Er entspannte sich, schüttelte den Kopf. „Hast du uns einen Schreck eingejagt.“
„Tut mir leid. Hattet ihr Schwierigkeiten?“
Jo sah weg und antwortete nicht.
„Aha, verstehe...“ Mein Lächeln bebte ab.
Jo blickte mich wieder an. „Aber es ist nicht wegen dir!“
„Ja, ja, das glaub ich dir sofort. Rück damit raus.“, verlangte ich.
„Zuerst waren wir alle stehen geblieben. Dann haben uns unsere Verfolger aufgeholt. Wir sind weggerannt, auf uns wurde geschossen, und erst dann fiel mir ein, dass ich alle wegteleportieren kann. Was ich dann auch getan hab.“
„Wer ist verletzt?“
„Niemand mehr.“
Es wurde also doch jemand verletzt. Wusste ich doch.
„Dank Ely, stimmt's? Mann, sag doch endlich.“
Jo zögerte. „Mat...“
Ich half ihm ungeduldig auf die Sprünge, während sich ein schlechtes Gewissen in mir ausbreitete. „Und...?“
„...Ich.“, beendete er.
Ich wäre aufgesprungen, hätte Jo nicht seine Hände auf meine Schultern gelegt und mich aufs Bett gedrückt.
„Bleib liegen.“, befiel er mir sanft. “Es ist alles in Ordnung.“
„Nein, ist es gar nicht!“, widersprach ich. “Ich hab voll das schlechte Gewissen! Ich hab euch im Stich gelassen.“
„Du hast nichts für.“
„Oh doch.“
Ich konnte mich immer noch nicht aufsetzen. Und der Ärger quoll aus mir heraus. Ich war auf mich selbst wütend.
„Anna, wir sind dir nicht böse. Wir haben Verständnis.“
Ich musterte ihn prüfend. Und gab dann auf. Jo seufzte erleichtert.
Wir stiegen runter in den Kampfraum. Noch bevor wir eintraten, hörten wir eine Diskussion.
„Die streiten sich?“, fragte ich überrascht.
„Mach dir nur nichts draus.“, beruhigte mich Jo.
Wir betraten den Raum.
„Na endlich!“, stieß Iris empört aus.
Jo sah sie eindringlich an. „Lass das, Iris.“, sagte er genervt.
„Warum denn? Ist meine Meinung. Du kannst mir nicht verbieten zu reden.“
„Behalte deine Meinung für dich.“, entgegnete Toni finster.
„Dich hat hier keiner gefragt.“, erwiderte Iris giftig.
„Als ob dich einer gefragt hätte.“
„Ach Toni, lass sie doch, es geht uns nichts an.“, redete Ely auf ihren Freund ein, nahm ihn bei Arm und versuchte, ihn zu Bell und Mat zu führen.
Er weigerte sich jedoch. „Und ob! Wir sind ein Team.“
Toni starrte vielsagend Iris an, hinter welchen Leo stand.
„Iris, reg dich ab. Lass Anna in ruhe.“, sagte dieser.
„Anna? Es geht hier nicht mehr um sie. Team, sagst du, Toni? Team?! Warum arbeiten wir dann nicht als Team? Vor allem jetzt! Wir sind schon längst kein Team mehr!“, schrie Iris.
Wie ein Stich ins Herz... Das dachte sie wirklich schon die ganze Zeit? Das kann doch nicht wahr sein.
„Dann geh doch! Wenn wir nicht zusammenhalten! Wenn wir nicht zusammen arbeiten! Wenn du uns nicht für ein Team hältst! Dann verschwinde! Hau doch ab!“, brüllte Toni.
Wütend starrte er Iris an und sie ihn zurück. Dann ging sie im schnellen Schritt aus dem Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Wir anderen erstarrten entsetzt. Toni verdrehte seufzend die Augen.
Ely boxte ihn einmal in die Seite. „Du durftest das nicht sagen! Sie ist jetzt weg!“
„Ach Quatsch.“, bestreitete er. “Die ist bestimmt oben.“
Ely verengte die Augen. „Ich gehe zu ihr. Du“ Sie zeigte mit dem Finger auf Toni. „wirst dich später bei Iris entschuldigen.“
„Was?!“, wunderte sich dieser.
Auch Ely verließ den Raum.
„Das ist alles meine Schuld!“, rief ich und machte mich auf den Weg nach draußen.
„Nein. Anna!“, rief Jo mir hinterher. Anstatt mir zu folgen, teleportierte er sich zum Ausgang, um mich dort aufzuhalten. „Du bleibst jetzt hier.“
„Jo, es sind Menschen gestorben, wegen mir! Und du und Mat wurdet verletzt, wegen mir! Alles wegen mir! Lass mich durch, ich brauche Zeit.“
„Aber wohin?“, fragte er, wobei er mir wirklich den Weg freimachte.
„Ich brauch einfach Zeit.“
Ich ging an ihm vorbei, er blieb im Durchgang und sah mir hinterher.
***
Nun stand ich vor Cris' Haustür, die er gerade öffnete und mich überrascht – besorgt ansah. Meine Augen waren nass.
„Anna?“, fragte er.
„Es ist alles wegen mir.“
Ich trat nach vorne, Cris breitete die Arme aus und umarmte mich, strich mir über die Haare.
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