Willst du...

Lyla

Es war Matthew!
Er ritt mit ein paar Männern über den kleinen Hügel. Schon von Weitem sah ich, dass er nicht wie gewohnt auf seinem pechschwarzen Hengst saß, sondern auf einer wunderschönen Fuchsstute. Ihr Fell glänzte in der Sonne, während sie anmutig auf uns zu getrabt kam.

Unwillkürlich musste ich grinsen. Pferd und Reiter passten perfekt zusammen - anmutig und temperamentvoll. Und wunderschön...

Matthews dunkelblondes Haar, welches viel zu schnell wuchs, wehte im Wind und er trug unter einem roten Mantel ein weißes Hemd zu seiner schwarzen Lederhose.
Neben ihm, das erkannte ich erst beim Näherkommen, ritt sein engster Vertrauter - Peeta.
"Lyla, kann es sein, dass du mir gar nicht zuhörst.", bemerkte Miranda nun mit einem leicht empörten Unterton in der Stimme.
"Und wo siehst du hi...?" 

Doch als sie den Kopf drehte und ihren Bruder und seinen Begleiter erblickte, verstummte sie augenblicklich, erhob sich mit mir und erwartete die Ankunft der beiden freudig.

Vor allem als Peeta - Matthews Begleiter - Miranda anlächelte, sah ich wie sie verlegen den Blick senkte und rot wurde. Sie war ja so vernarrt in ihn. Und Himmel, ich konnte sie vollkommen nachvollziehen. Peeta war ein hochgewachsener und sehr attraktiver Mann, zudem schien er immer höflich und zuvorkommend zu sein. In seiner Gesellschaft fühlte sich jede Frau wohl.

Die Pferde kamen mit einem lauten Prusten zum Stehen, sodass die beiden Männer abstiegen, die Zügel den Wachen übergaben, um dann auf uns zu zukommen.

Auf Matthews Gesicht breitet sich ein strahlendes Lächeln aus als unsere Blicke sich begegneten. Doch anstatt zu mir zu kommen, um mich angemessen zu begrüßen, wandte er den Blick ab und lief auf den schwarzen Hengst zu, der ein paar Schritte weiter an einen Ast gebunden war.

Mystery wieherte freudig und rieb sofort seinen Kopf an Matthews Brust, als der ihm übers Fell strich. Derweil schritt ich auf die beiden zu und lachte leise.
"Du bist ein kleiner Verräter", sagte ich grinsend zu dem Pferd und klopfte ihm sanft auf den Hals. "Ist er nicht. Er weiß schließlich, wo er hin gehört.", grinste Matthew stolz.
"Ach ja?", ich zog eine Augenbraue in die Höhe. "Wisst Ihr denn auch, wo Ihr hingehört, eure Hoheit?", fragte ich ihn herausfordernd.

Matthew ließ von Mystery ab und drehte sich nun ganz zu mir um, nahm meine Hand, küsste sie und sah mir dabei tief in die Augen. "Und ob ich das weiß,  Mylady.", flüsterte er mit rauer Stimme, die mir einen wohligen Schauer über den Körper fahren ließ.

Dann ließ er meine Hand los, um mein Gesicht in seine Hände zu nehmen, näher zu kommen und zu hauchen: "Zu meiner Königin"

Daraufhin konnte ihn nur glücklich anstrahlen und einen Moment warten, bis seine Lippen nun endlich die meinen berührten. Und dann taten sie es.
Erst ganz sanft und dann fordernder. Ich spürte wie seine Zunge sich vortastete, über meine Unterlippe strich und dann weiter vordrang. Ein Stöhnen entwich mir, als unsere Zungen sich fanden und ich mich ihm völlig hingab. Ich verlor mich in meinen Gefühlen für diesen Mann - in meinem Verlangen nach mehr. 

Wer hätte jemals geahnt, dass es soweit kommen würde? - Ich ganz bestimmt nicht!

Am liebsten wollte ich nie wieder damit aufhören, Matthew zu küssen, doch wir wurden durch ein Räuspern und ein darauffolgendes Kichern unterbrochen.
Schwer atmend und leicht verlegen löste ich mich nur widerwillig von Matthew. Ihm schien es ähnlich zu gehen, denn er verdrehte die Augen und drehte sich nicht ohne ein genervtes Seufzen zu seiner Schwester um.

"Entschuldige, dass wir euch stören, aber wir werden noch einen Ausritt antreten und euch somit allein lassen", sagte Miranda und lächelte glückselig.
"Mit ein paar Wachen, versteht sich", ergänzte Peeta, der den mürrischen Blick von Matthew aufgefangen hatte. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie er nach Mirandas Hand griff und leicht drückte. Daraufhin schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln.

Die beiden würden ein traumhaftschönes Paar abgeben, ging es mir durch den Kopf.

"Mach das, liebe Schwester", erwiderte Matthew und setzte mit ernster Miene hinzu, "Und Peeta, passt mir ja gut auf sie auf" Der Mann nickte ernst, tritt ab und wandte uns somit den Rücken zu.

Als wir sie davon reiten sahen, drehte Matthew sich wieder zu mir um. "Komm, gehen wir ein Stück", schlug er vor und bot mir seinen Arm an, den ich sofort ergriff und lächelte. 

Dann schritten wir gemeinsam den Fluss entlang Richtung Süden. Dabei schweiften meine Gedanken immer wieder zu Peeta und Miranda. Die zwei waren wir für einander geschaffen, das sah selbst ein Blinder.

"Dir ist schon bewusst, dass die beiden in einander vernarrt sind?", wandte ich mich an meinen zukünftigen Ehemann. Er wandte sich zu mir um, sah mich kurz an und zuckte dann desinteressiert mit den Schultern.

Desinteresse? Die konnte kaum echt sein. Matthew liebte seine kleine Schwester. Und jeden Verehrer, den sie bis jetzt hatte, hätte er am liebsten die Augen ausgekratzt.

"Es ist schön anzusehen. Sie könnten ein schönes Paar abgeben, jedoch wäre ich besorgt, wenn sie sich eines Tages trennen würden. Schließlich ist Peeta mein engster Freund und Miranda meine kleine Schwester. Ich möchte nicht, dass sie verletzt wird.", erklärte er schließlich seine Bedenken.

Er strich sich eine Locke aus der Stirn und sah gedankenverloren aufs Wasser. Ohne das ich es bemerkt hatte, waren wir stehen geblieben. Der Fluss neben uns plätscherte angenehm und auch die Vögel sangen ihre wunderschönen Lieder im Schatten der Baumkronen.

"Aber Matthew, du kannst sie nicht vor jedem schützen. Vor allem nicht vor einem gebrochenen Herzen", meinte ich mit sanfter Stimme. "Du hast recht", gab er zu und wandte sich aprupt zu mir um. Seine blauen Augen richten sich auf mich und begegnete den meinen. Er schien tief versunken in seinen Gedanken und Gefühlen, denn es fühlte sich so an, als könne ich durch ihn hindurch sehen - oder besser gesagt in ihn hinein.

"Ein gebrochenes Herz kann nur von der großen Liebe geheilt werden", begann er ernst und strich mir eine lose Strähne hinters Ohr. Dabei sah ich ihm tief in die Augen und schauderte leicht. Doch es war kein Schaudern vor Kälte, sondern vor seinen Gefühlen für mich.
"Und du, Lyla, du hast meines geheilt", hauchte er, während er mich in die Arme schloss und meinem Gesicht ein wenig näher kam, sodass ich seinen warmen Atem spürte. "Du hast mir gezeigt, dass man niemanden zur Liebe zwingen kann, sondern sich selbst beweisen muss.
Du hast mir gezeigt, dass ich auch als König, ich nicht alles besitzen kann. Du hast mir gezeigt, dass man sich auch Tage für sich selbst nehmen muss, um wirklich glücklich zu sein.
Und du hast mir gezeigt, dass es jeden Taler Wert ist, um etwas zu kämpfen, was man liebt - oder besser gesagt, um jemanden", fuhr er fort.

Je mehr er sagte, umso mehr bangte ich um mein Herz. Denn es schlug so wahnsinnig schnell, dass es aus meiner Brust hätte springen können. 

"Du bist alles, was ich mir jemals erträumt habe. Mutig, tapfer, willensstark, liebevoll, leidenschaftlich und wunderschön" Seine Worte wählte er mit bedacht und ich spürte, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlten. Tränen vor unendlicher Freude bildeten sich in meine Augen und liefen mir über die Wangen.

"Meine Auserwählte", flüsterte Matthew schlussendlich, beugte sich dann vor und küsste meine Stirn ganz sanft. Es fühlte sich an wie ein Versprechen, mich ewig zu lieben. Ich schloss die Augen und unterdrückte einen Schluchzer. Eigentlich weinte ich nie bei solch gefühlvollen Momenten, doch ich konnte nicht anders.

Als Matthew sich von mir löste, tat er etwas, womit ich nicht gerechnet hatte:
Der König von Bredinia ging vor mir auf die Knie und ergriff meine rechte Hand, nahm sie behutsam in seine und sah lächelnd auf. Bei mir schien die Welt stehen zu bleiben, sodass ich zu nichts in der Lage war, als ihn einfach nur anzustrahlen.

"Lyla Jane Mightway, du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich möchte, dass wir unsere Zukunft gemeinsam verbringen. Wenn dies auch dein Wunsch ist, meine Auserwählte, so frage ich dich hier und jetzt, ob du meine Frau werden willst?"

Voller Hoffnung blitzten seine Augen auf und ich konnte nicht anders als ihm diese Hoffnung endlich zu erfüllen. Es gab einfach keinen Platz mehr für Zweifel.

"Ja, Matthew", begann ich. "Ja, ich will"

Daraufhin strahlte er mich an, sprang auf und ergriff mich an meiner Taille, wirbelte mich durch die Luft und ließ einen Freudenschrei raus. Ich lachte.
So glücklich und frei hatte ich ihn lange nicht gesehen und es fühlte sich alles so berauschend echt an, dass es mir beinahe Angst machte.

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