Versuchung

Lyla

Sein Körper schmiegte sich eng an meinen, seine Arme umschlossen mich fest und seine Lippen fuhren zart meinen Nacken entlang, bis er meinen Schwachpunkt erreicht hatte.

"Jason...", säuselte ich heiser. Er wusste ganz genau, dass es mich schwach machte, wenn er mich dort küsste. "Wir sollten...", begann ich und genoss die Berührungen seiner Hände auf meinem Körper ein bisschen zu sehr. "Ja?", fragte er nahe an meinem Ohr, sodass sein heißer Atem mich strich. Ich schauderte. Wie gerne würde ich mich ihm hingeben. Dann fuhr er mit der Hand über meine Taille meine Beine hinab, die immer noch vom Stoff meines Kleides verdeckt wurden. "...das nicht tun", beendete ich den Satz mit einem Stöhnen.

Jason lachte leise und löste sich ein kleines Stückchen von mir, sodass ich ihn ansehen konnte. Ich verzog den Mund, Denn eigentlich wollte ich nichts lieber, als ihm die Kleider vom Leib zu reißen und mich von ihm verführen zu lassen. Doch das ganze Szenario erinnerte mich stark an Matthew und mich, wie wir noch vor ein paar Wochen übereinander hergefallen waren.

"Warum? Es ist doch niemand hier, der uns stören könnte", sagte Jason anzüglich und beugte sich wieder vor, um mich zu küssen. Ich jedoch wehrte seinen Versuch ab. Seufzend sagte ich:" Du weißt ganz genau, warum wir das nicht tun sollten. Muss es wirklich laut aussprechen?"

Und dann verflog die Stimmung. Mein ehemaliger Geliebter ließ von mir ab und verdrehte genervt die Augen. Er wusste haargenau, was Sache war.

Ich gab mich als seine Cousine aus. Es wäre eine Schande, wenn man uns so zusammen vorfand.

Und zwei weitere Gründe waren noch bedeutsamer: Erstens Jason Malek war verlobt und seine Verlobte reiste vor der Hochzeit nur durch die angrenzenden Länder und zweitens, es gab da noch jemanden, den ich einfach nicht vergessen konnte.

Matthew.

Egal was ich tat oder wohin ich ging, ein einziger Gedanke erinnerte mich stets an meine eigentliche Aufgabe: Seine Frau zu werden - und somit die Königin von Bredinia.

"Es ist besser, wenn ich mich nun zurückziehe", teilte ich Jason leise mit, erhob mich vom Sofa und eilte aus dem Zimmer. Ich konnte es keine Sekunde länger ertragen. Diese Schuld fühlte sich drückend und schwer an, obwohl ich doch schon längst mit der Sache abgeschlossen hatte.

Matthew zog es vor, sein Leben mit einer anderen Frau im Bett zu verbringen und ich zog es vor, niemals mehr in seine Nähe zu kommen.

Wäre das bloß so einfach.

Als ich in meinem Gemach ankam, schickte ich eine Dienerin nach meiner Zofe Zayda. Ich brauchte jetzt ein wenig Ablenkung und dabei konnte mir das Mädchen bestimmt behilflich sein.

Zudem ordnete ich an, dass ein Wanne für mir vorbereitet wurde. Ich wollte dringend aus den verschwitzten Kleidern. Meine Mitmenschen würden sich bestimmt bedanken, dass ich endlich wieder angenehmer riechen würde, als dem zurzeit der Fall war. Ich fühlte mich wirklich sehr dreckig.

Nach ein paar Minuten trat Zayda dann ein, lächelte mich schüchtern an und entledigte mich meines Kleides sorgsam. Danach hüllte sie mich einen feinen Morgenmantel und führte mich ins angrenzende Zimmer, in dem eine Wanne mit heißem Wasser aufgegossen war.

"Wollt Ihr, dass ich Euch wasche, Mylady?", fragte die Zofe höflich und deutete auf die Wanne. "Ja, ein wenig Gesellschaft kann mir nicht schaden", erwiderte ich mit einem schwachen Lächeln und ließ mir den Mantel abnehmen.

Danach stieg ich in die Wanne und ließ mich genüsslich hineingleiten. Das heiße Wasser war Balsam für die Seele. Meine Muskeln schienen sich zu lockern und mein Geist zu entspannen. Augenblicklich schloss ich die Augen, während Zayda mich mit einer Bürste und einem Stück Seife wusch.

"Erzähl mir etwas, Zayda", bat ich sie, ohne die Augen zu öffnen. Sie schwieg, traute sich nicht. "Ganz gleich was. Vielleicht von einem deiner Träume", schlug ich vor. Sie räusperte sich. "Gern Mylady, ich liebe es zu träumen. Erst heute Nacht habe ich von einem Land geträumt, welches bloß aus Blumenwiesen und Felder bestand. Es war wunderschön. Und ich konnte die Tiere beinahe streicheln so nah waren sie. Da war ein Reh, ein wunderschönes Tier, was..."

Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn ich erinnerte mich nicht mehr daran, wie ich in mein Bett gekommen war.

Ich hielt meine Augen geschlossen. Mein Körper war umhüllt von samtweichem Stoff. Durch den Stoff spürte ich, dass ich auf einem weichen Untergrund lag. Doch es war nicht meine Matratze, denn es fühlte sich kühl und faserig an. Verwirrt ließ ich meine Fingerspitzen über den Untergrund fahren. Es waren viele weiche Stränge, die sich unter meiner Berührung verbogen und meine Handfläche kitzelten. Ich musste auf einer Wiese liegen.

Meine Augen öffneten sich ganz von alleine.

Und das Erste, was ich erblickte, während meine Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnten, war der Mond in seinem vollen Glanz. Doch er war nicht wie erwartet, strahlend weiß und hell, sondern dunkelrot. Es sah aus als hätte ihn jemand in Blut getränkt und wieder an seine Stelle gebracht.

Ich setzte mich fasziniert auf, spürte eine kühle Brise über meinen Körper und mein Haar wehen, sodass ich meine Decke etwas enger um mich schlang.

Erst jetzt nahm ich die Veränderung meiner Umgebung wahr: Ich saß an einem Fluss nahe eines Schlosses, Eulenlaute erklangen in der Nachtstille und nur eine kleine Kerze, die in einer Halterung am Baum hang, brachte ein wenig Licht. Es handelte sich um einen in blütestehenden Apfelbaum.
Plötzlich knisterte es, ich vernahm ein Keuchen und eine schnelle Bewegung neben mir ließ mich zusammen fahren. "Ahhhhh", schrie ich auf und war vor Schreck auf die Beine gesprungen.

"Lyla, ganz ruhig!", lachte er und setzte hinzu:" Ich hab doch gesagt, ich pflücke uns ein paar reife Äpfel!"

Ich antwortete nicht. Denn das Einzige, wozu ich in diesem Augenblick in der Lage war, war ihn einfach nur anzustarren und mich zu fragen, wie zur Hölle er mich gefunden hatte.
"Oh, der Blutmond ist ja schon vollständig", bermerkte er mit einem Blick in den Himmel.

"Das schönste Naturereignis, das ich je erlebt habe.", grinste er und reichte meinem verwirrten Ich einen roten Apfel. "Findest du nicht auch?"

"Matthew, wo sind wir?", erwiderte ich nur verwirrt und blinzelte einige Male.

"Bei mir!", lächelte er mit einem liebevollen Blick, bei dem mir schwindelig wurde. Matthew kam einen Schritt näher und stand nun genau vor mir. Ich nahm seinen vertrauten Duft in mir auf und spürte seine Wärme. Ohne das ich es wollte, lächelte ich zurück und schlang meine Arme wie von selbst um seinen Hals.

Seine Hände lagen auf meiner Taille und sein Gesicht war mir so nah, dass sein Atem meine Lippen streifte. "Ich liebe dich", kam es einfach so aus meinem Mund und mein Ich beugte sich vor und küsste ihn gefühlvoll.

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