Eifersucht


Lyla

Erschrocken gab ich Jason einen Stoß vor die Brust und richtete meinen Blick auf Matthew. Entsetzt sah er mich an. In diesem Moment wünschte ich mir, auf der Stelle im Boden zu versinken. 

Es musste schändlich aussehen, mich mit einem fremden Mann so vorzufinden und es zeugte nicht gerade von gutem Benehmen. Ich hätte es wissen sollen.

"Matthew", stammelte ich beschämt. "I-ich... also...ich kann das erklären" Dazu musste mir aber erst einmal die passenden Geschichte einfallen, um ihn das hier erklären zu können. Alles, was ich sagen würde, würde nicht das widergeben, was wirklich los war.

Jason sah unsicher zwischen mir hin und her, hielt aber den Mund, um sich nicht in noch mehr Schwierigkeiten zu manövrieren.

Schmerzverzerrt wandte Matthew seinen Blick von mir ab, zog einen Dolch aus seinem Gürtel und streckte ihn Jason vor die Nase. "Wer seid Ihr und wie könnt Ihr es wagen, Hand an sie zu legen?" Seine Stimme klang wütend. Ich war mir sicher, dass er Jason etwas antun würde, wenn er sich auch nur einen Schritt bewegte.

"Sprich oder ich schneide dir die Kehle raus", drohte der König von Breinia, als Jason immer noch kein Wort von sich gab. Plötzlich machte Matthew einen Schritt nach vorn und ich nahm schon das Schlimmste an, ehe ich schrie:" Matthew! Nein, tu das nicht!"

Sein Kopf fuhr mit einem Ruck zu mir herum. Dann traf ein Blick voller Hass. Gänsehaut überzog meinen Körper, während mein Instinkt mir riet, davonzulaufen und um mein Leben zu bangen.

Noch nie zuvor hatte ich Matthew so zornig erlebt.

"Warum nicht, Lyla?", fauchte er fassungslos. "Kennst du diesen Mann etwa?"

Der Dolch in seiner Hand zitterte. Unfähig etwas zu sagen, was Jason vielleicht das Leben kostete, nickte ich nur ängstlich.

Gott sei Dank ließ mein zukünftiger Ehemann in dem Moment den Dolch sinken, aber nicht ohne den Blick von mir abzuwenden und mir vorzuwerfen, dass Jason nicht das Recht hatte, mich zu berühren.

"Du gehörst mir!", knurrte er feindselig.

Meine Angst wich dem Anschwung von Empörung. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? ich war nicht sein Eigentum! Und wenn ich gehen wollte, dann konnte ich das ohne jede Umschweife tun!

"Ganz sicher nicht!", rief ich aufgebracht. "Ich gehöre niemanden!"

Und dann kam nun doch auch Jason zu Wort, der sich unser Hin und Her bisher nur schweigsam mit angehört hatte. "Sie ist nur hier, weil Ihr Lyla keine Wahl gelassen habt!" Mutig stellte er sich Matthew gegenüber. Ich schluckte.

Die beiden Männer sahen beinahe so aus, als würden sie jeden Moment aufeinander losgehen - und das nur wegen mir! Ich war einen Schande!

"Das ist sie nicht", erwiderte Matthew zischend. "Ihr ist es jederzeit gestattet zu gehen, wenn sie mich nicht wollen würden. Aber Ihr seht, ist sie noch hier" Er machte einen Schritt auf Jason zu und sah überlegen auf ihn herunter. "Es sollte Euch also zu bedenken geben" Jason hob die Augenbraue und ließ einen Lacher los. "Pah, das glaubt Ihr doch selber nicht"

"Sie würde mich wählen, wenn sie die Möglichkeit hätte und nicht Euch", forderte Jason ihn heraus. Das Einzige, wozu ich noch fähig war, war die beiden bei ihrem Schlagabtausch zu verfolgen. Ich wusste nicht, wie ich eingreifen sollte.

"Ach und wer glaubt Ihr zu sein, dass Sie Euch wählen würde?" Matthew ließ sich von Jason nicht einschüchtern. Neben ihm wirkte er wie ein wilder Löwe und Jason war sein Abendessen, obwohl er ebenfalls gut gebaut war.

"Ich bin der Herzog von Rumina", gab Jason zurück und begann um Matthew herumzulaufen. Matthew tat es ihm gleich. Es glich einer Art Tanzkampf. Verblüffung machte sich einen Moment in Matthews Augen breit und er schielte kurz zu mir herüber, ehe er sich fing und sagte:" Ein König und ein Herzog. Ich bin mir sicher, die Wahl ist schon längst entschieden"

Provokant reizte er Jason, der nun ärgerlich den Mund verzog.

"Ihr seid nichts weiter als ein arrogantes Thronprinzchen" Mit diesem Worten hatte Jason es an die Spitze getrieben und Matthew damit aufgefordert den Kampf zu eröffnen. Alles ging so wahnsinnig schnell, dass ich kaum Zeit hatte zu agieren.

Der König stürzte mit einer solche Wucht auf Jason, dass die beiden zu Boden ging und sich dort zu prügeln begannen. Ich zuckte zusammen, als Matthew den Herzog im Gesicht traf.

"Hört auf!", schrie ich verzweifelt, während Jason zurück schlug und im Begriff war, Matthew von sich runter zu stoßen. "Bitte, hört auf!" Unsicher, was ich tun und wem ich helfen sollte, versuchte ich Jason davon abzuhalten, Matthew mit der Faust einen Hieb zu versetzen. Dann griff ich um Matthews Körper und rief:" Lass von ihm ab, bitte. So hört doch auf!"

Tränen liefen über meine Wangen, als Matthew mich wutentbrannt zurück schubste und ich unsanft zu Boden ging. Genau in diesem Augenblick ging die Tür auf und die Wachen traten ein.

"Lyla", erklang die Stimme des Königs neben mir. "E-es tut mir leid. Ich wusste nicht..." Abwehrend hob ich die Hände. Er sollte mich in Ruhe lassen. Vorerst waren seine Bemühungen für mich gestorben.

Die Wachen nahmen Jason in ihre Fänge. "Geht es Euch gut, eure Hoheit?", erkundigte sich der Eine bei Matthew und half ihm Hof. Blut tropfte aus seiner Nase.

"Ja, verdammt", wehrte er ab und deutete auf mich. Somit wurde mir hoch geholfen.

Besorgt musterte ich Jason. Er sah schlimm aus. Die Wange war aufgeplatzt und das linke Auge angeschwollen. Auch seine Hände bluteten.

"Was sollen wir mit ihm anstellen, eure Hoheit?", fragte einer der Wachen, die Jason festhielten. Ruppig zupfte er an seinem Arm, was meinen ehemaligen Geliebten aufseufzen ließ. Er hatte Schmerzen!

Bevor ich auf ihn zu laufen konnte, hielt Matthew mich mit ausgestreckter Hand auf.

"Bringt in zurück in den Hof. Bereitet eine Kutsche vor und seht zu, dass er ohne Umschweife das Schloss verlässt. Sollte er sich jedoch meinen Befehlen widersetzen, sperrt ihn in den Kerker", erklang seine Stimme hart und herzlos.

Die Wachen nickten zum Verständnis und brachten Jason von mir fort.

"Lyla, bitte gib uns nicht auf!", rief er noch, ehe sich die Tür schloss und ich mit Matthew allein zurückblieb.

Aus Furcht noch einmal seinem hasserfüllten Blick zu begegnen, drehte ich mich von ihm fort und fragte schwach: "Wieso hast du das getan?"

Ein Schnauben ertönte ich meinem Rücken. "Wieso hast du das getan?", äffte er meine Stimme nach. "Ich hätte ihn mit bloßer Hand töten können, Lyla. Das sollte dir bewusst sein!" Ein lautes Krachen ertönte und ich drehte mich entsetzt zu ihm herum.

Eine Vase lag zerbrochen am Boden. Verärgert zog Matthew die Augenbrauchen zusammen und funkelte mich mit seinen blauen Augen an. es war nicht der Blick von vorhin, aber dennoch machte er mir Angst.

"Verdammt, Lyla", seufzte er, während ich mich zurückzog. Mir war diese ganze Situation einfach nicht geheuer. Ich hatte tatsächlich Angst, dass er mich auch schlagen können, sowie er Jason geschlagen hatte.

"Woher kennst du ihn?" Eine ganz normale Frage sollte man meinen. Eine Frage, auf der es eine logische Frage geben sollte. Doch ich hatte keine. Und da Lügen mir diesen Schlamassel eingebrockt hatten, würde nur die Wahrheit mich daraus befreien.

Tapfer räusperte ich mich. "Es ist so, dass der Herzog und ich eine gemeinsame Vergangenheit haben" Unsicher, wie er die Nachricht aufnahm, sah ich zu ihm auf. Matthew stutze. Unglauben machte sich in seiner Miene breit. Dann ein Grübeln und es folgte ein fassungsloses:" Wie bitte?"

Vorsichtig wiederholte ich das Ganze etwas ausschweifender:" Nun, als ich ihn kennen lernte, wusste ich nicht wer er war. Und als ich es dann wusste, war es schon zu spät. Wir haben uns verliebt, obwohl wir wussten, wir hätten keine Zukunft"

Nachdenklich verzog er sein Gesicht. "Du hast ihm deine Unschuld geschenkt", bemerkte er ernst und sah mich enttäuscht an. "Dann ist es vielleicht besser, wenn du heute noch das Schloss verlässt" Als er Anstalten machte, zu gehen hielt ich ihn auf.

"Was? Nein!", rief ich entsetzt. "Ich habe das Bett niemals mit ihm geteilt!" Nicht, dass ich es in so manchen Momenten nicht gewollt hätte, aber wir hatten gewusst, dass es uns dann umso schwerer fallen würde, uns wieder zu trennen. Und Jason war kein Mann, der einem jungen Mädchen, die Unschuld nahm.

Verblüfft fuhr Matthew zu mir herum, schaute mir prüfend in die Augen und fragte:" Hast du nicht?" Ich schüttelte den Kopf. "Habe ich nicht, Matthew" Erleichterung machte sich in ihm breit und merkte wie die Anspannung von ihm ließ.

"Oh, Gott sei Dank", seufzte er zufrieden und fiel mir erschöpft in die Arme. Ein wenig überfordert legte ich meine Hände um ihn und fragte mich, was zur Hölle ich da tat. Warum sagte ich ihm nicht einfach, dass ich keine Jungfrau mehr war, dann würde er mich aus dem Schloss werfen und ich müsste mich nicht mehr gegen meinen Willen hier aufhalten? Doch ich konnte nicht. Ich konnte ihn nicht belügen.

Vielleicht wollte ich auch gar nicht mehr fort. Es erschien mir so verwirrend. Meine Gefühle und Gedanken verschafften mir keine Klarheit mehr. Es herrschte ein Sturm, der sich nicht legen wollte.

"Matthew?", fragte ich irgendwann zaghaft. "Ja?", brummte er an meinem Ohr.

Ich löste mich von ihm und sah ihm tief in die Augen, als ich ihn fragte, warum er wegen mir auf Jason losgegangen sei. Den Grund dafür konnte ich nämlich noch immer nicht verstehen.

"Weil du mir wichtig bist. Verdammt Lyla, ich will nicht sehen, wie du dich mit einem andren vergnügst", gab er bedrückt von sich und kam mir näher.

Augenblicklich wich ich zurück, prallte gegen die Wand in meinem Rücken und saß in der Falle. Verunsichert sah ich ihn an. Erst da merkte ich, dass nicht nur Jason im Gesicht verwundet wurde. Auch aus einer Wunde an Matthew Schläfe floss das Blut in einem fortlaufenden Rinnsal. Ich spürte das Bedürfnis, ihm über seine Haut zu streichen und die Blutung zu stillen, doch ich rührte mich nicht.

"Ich möchte nicht ohne dich sein", hauchte er sanft. 

Die Wut war so schnell wieder verraucht, wie sie gekommen war. Zurück blieben Einzig und allein Trauer und Sehnsucht. Ich fragte mich, wonach er sich sehnte. Etwa nach Liebe und Zuneigung oder nur nach körperlichen Vergnügen?

Ein weiterer Schritt und ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht. Ohne es zu wollen, legten sich meine Hände an seine Brust. Es gab für mich nur zwei Optionen, ihn von mir zu schieben oder mich von ihm küssen zu lassen.

Ehe ich mich entscheiden konnte, kapitulierte mein Körper. Matthews Stirn legte sich gegen meine und sein Atem strich über meine Lippen.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, genauso wie mein Atem. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Augen zu schließen und die letzte Hürde zu nehmen.

Es traf mich wie ein Blitz, als er seine weichen Lippen sich auf die meinen legte und mich zaghaft küssten. In mir brodelte es. Es fühlte sich an, als würde ein Vulkan ausbrechen, der all die verborgene Glut in mir hochkochen ließ. Somit erwiderte ich seinen Kuss mit einer solchen Entschlossenheit, dass es uns beide verwunderte.

Wie von selbst, schlangen sich meine Arme um seinen Körper und auch der Rest von mir presste sich gegen ihn. Unsere Lippen fanden einen gemeinsamen Rhythmus, dem wir beide nicht widerstehen konnte. Er schmeckte so unglaublich gut.

Irgendwann ließ er keuchend von mir ab, doch seine Hände lagen immer noch auf meiner Taille und sein Gesicht war nur so weit von mir abgewandt, dass ich ihm tief in die Augen sah. Unser beider Atem ging keuchend und niemand von uns sagte ein Wort, ehe ich seinen intensiven Blick nicht mehr aushielt und ihn noch einmal küsste.

Ich musste völlig den Verstand verloren haben...

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