34.Kapitel Freudiges Wiedersehen

"Hey! Betreten ist während Gesprächen...", fängt Cassian an und dreht sich zu der Tür. Ihm stockt der Atem und er blickt mich an und dann auf meine Begleiterin. "Lilly?", fragt er flüsternd und seine Schwester läuft ihm mit Tränen in den Augen entgegen. Angi sieht dem ganzen nur verwirrt zu und auch die Phönixe, die gerade im Raum versammelt sind, kennen sich nicht mehr aus. "Wenn ich euch bitten dürfte, eine Weile draußen zu warten", bitte ich die Anwesenden. Sie verneigen sich und gehen vor die Tür. Cassian wirbelt Lilly mit Tränen in den Augen herum und umarmt sie dann fest. Ich deute Angi zu mir zu kommen und auch wir verlassen über einen Nebeneingang den Saal. "Was war das gerade?", fragt Angi neugierig und ich grinse. "Das war ein Wiedersehen von einem Bruder und einer Schwester die sich über mehrere Jahre nicht gesehen haben. Sie wurden damals angegriffen und Lilly fiel in einen Fluss. Was genau dann passierte, weiß ich nicht. Dadurch, dass ich jetzt meine Kräfte als Göttin aktiviert habe, habe ich sie aufspüren können. Sie müsste mittlerweile 19 Jahre alt sein, wenn ich mich nicht täusche", erkläre ich. Meine Tochter nickt verstehend und meint: "Was hältst du davon, wenn du mal deinen Palast bauen gehst? Die Beiden können in der Zwischenzeit hier bleiben, aber du störst vermutlich mehr, als das du hilfreich bist." Ich sehe sie empört an, verwandle mich in einen grauen Wolf und laufe davon. Draußen angekommen, laufe ich in den Wald auf eine Lichtung. Da ich als Wolf länger brauchen würde, verwandle ich mich in einen kleinen, violetten Drachen und fliege in einer sehr hohen Geschwindigkeit in die Richtung, wo bald mein Schloss steht.

Auch wenn es mir nicht gefällt, das zuzugeben, aber Angi hat vermutlich recht, wenn sie sagt, dass ich mehr störe. Ich bin nicht mehr die Alpha der Phönixe und es wird sicher auch Leute geben, die ihre Probleme mir mitteilen wollen. Ich schnaube und eine kleine Wolke steigt auf. Nach einer Weile bin ich dann dort, wo ich sein will. Ich lande auf der großen Lichtung, verwandle mich zurück und setze mich auf den Boden. Ich schließe die Augen und spüre den Wind, der mit meinen Haaren spielt und das Leben rund um mich. Ich stehe auf und stelle mich an den Rand der riesigen Lichtung. Ich berühre mit meinen Handflächen die noch feuchte Erde und stelle mir ein großes Schloss vor. In der Mitte ist eine Kuppel und Rund herum ist eine Mauer mit vielen Fenstern und an den Ecken Türmen. Vorne zwei kleinere und hinten zwei größere Türme. Das Schloss ist außen weiß und die verschiedensten Pflanzen suchen sich ihren Weg in die Höhe. Zudem sind auf beiden Seiten zwei große Anbauten, die einen Halbkreis bilden. Innen ist der Boden mit einem roten Teppich bedeckt und überall findet man Pflanzen.

Die Räume sind individuell gestaltet und passen sich dem jeweiligen Gast an. Die Räume für die Gäste sind im rechten Anbau, während die Zimmer für die Bediensteten im linken sind. Etwas abseits ist dann noch ein riesiger Stall, in den auch Drachen passen. Wenn man den Eingang in der Mitte betritt steht man in einer großen Eingangshalle. Gerade aus geht es zum Ballsaal oder auch Speisesaal, je nach Bedarf. Rechts und Links führen zwei große Treppen hinauf.  Rechts und Links sind Türen durch die man ebenfalls in die Anbauten kommt und wieder gerade aus, ist der riesige Thronsaal mit einer großen Kuppel darüber. Eine einzige, ebenfalls nicht so kleine Treppe führt dann in den letzten Stock. In der Mitte ist nichts mehr, um die Kuppel nicht zu verdecken, doch in der Mauer rund herum, gibt es noch zahlreiche andere Räume, zu denen Gäste keinen Zugang haben. Auf der Rückseite des Schlosses, im obersten Stock befinden sich meine Gemächer, ein weiteres Schlafzimmer für Cassian und mein Badezimmer. Auf der linken Seite ist mein Arbeitszimmer und ein Besprechungsraum mit einem Platz für alle Alphas. Auf der rechten Seite ist ein Trainingsraum, ein Klassenzimmer und ein weiteres Schlafzimmer für Lina oder Angi. Auf der Vorderseite ist eine riesige Glasfront und ein großer Balkon befindet sich auch dort, mit einem schönen Blick auf den Innenhof.

Nachdem ich mir von allem ein ungefähres Bild gemacht habe, spüre ich wie meine Kraft in den Boden strömt und die Erde zu zittern beginnt. Durch den plötzlichen Macht Entzug, wird mir kurz schwindelig und ich lasse mich auf den Boden sinken. Als ich den Blick wieder hebe, muss ich staunen. Es ist fast genauso wie ich es mir vorgestellt habe, aber es ist so groß! Es ist ungefähr doppelt so groß, wie das Schloss von Angi und ich weiß, dass ich die Kuppel und den hinteren Teil des Schlosses noch nicht einmal sehe. Im Innenhof sprudelt ein fröhlicher Brunnen und das Pflanzenbewachsene Schloss raubt einem den Atem. Das Geländer des Balkons ist ebenfalls verschnörkelt und mit Pflanzen verziert. Als ich mich ein wenig nach links drehe, sehe ich ungefähr hundert Meter vom Schloss entfernt den Stall. Ich höre es auch schon wiehern. Stimmt, Sonja hat mir erzählt, dass unsterbliche Elfen und Elben hier leben. Vielleicht gehören die Pferde zu ihnen. Ich gehe zu der großen Flügeltür, beim Hauptgebäude und öffne vorsichtig die Türen. Drinnen eilen überall Leute herum und als sie mich sehen, lassen sie alles stehen und liegen und versammeln sich rund im mich. Sie kommen von allen Seiten und blicken mir neugierig entgegen.

Nachdem alle anwesend sind, verbeugen sie sich und eine Elfe, mit blonden Haaren und blauen Augen tritt von den mehr als 200 Angestellten hervor. "Es freut uns, Euch kennenzulernen, Hoheit", spricht sie laut und alle verbeugen sich. Ich winke mit der Hand und entgegne mit einem Lächeln: "Bitte, ihr könnt mich Violet nennen. Wir werden hier eine Menge Zeit miteinander verbringen, also sehe ich keinen Grund, so förmlich zu sein." Die Leute um mich blicken mich erstaunt an, nicken aber schließlich dankbar. Es stellen sich alle vor und ich glaube, dass ich mir die meisten Namen ziemlich gut gemerkt habe. Nachdem das beendet ist, gehen die meisten wieder ihren Aufgaben nach und ich gehe auf eine Besichtigungstour durch mein Schloss.

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