9.Kapitel - Der Frust des Versagens

Freitag: 1./2. Geschichte, 3./4. Sport, 5./6. Beschwörung

Lilly wurde mal wieder von dem Klingeln des Weckers aus dem Schlaf gerissen und setzte sich stöhnend auf. Ihr ganzer Körper brannte und sie fragte sich wie sie heute noch Sport machen wollte. Sie rappelte sich langsam Stück für Stück auf und schlurfte zu ihrem Schrank. Sie fuhr sich durch das verwuschelte Haar und zog ihre Schuluniform hervor. Sie wanderte leise, um die anderen nicht zu wecken, zu den Duschen und wusch sich.

Bald darauf war sie fertig angezogen wieder auf dem Weg zum Speisesaal. Sie wurde begleitet von Jake und Tyler, die genau wie sie, knurrende Mägen hatten. Sie ließen sich bei ihren Plätzen nieder, nur um gleich darauf wieder unter Schmerzen aufzustehen. Sie holten sich ihr Frühstück und ließen sich wieder auf ihre Stühle fallen.

"Was habt ihr heute?", wollte Lilly neugierig wissen.
"Geschichte, Sport und Beschwörung", erzählte Tyler und Jake nickte zustimmend.
"Du auch", stellte er dann fest, bevor sie selbst ihre Fächer auf Listen konnte. Sie blickte ihn belustigt an.

"Also, wenn du willst, sag ich gar nichts mehr", ärgerte sie ihn. Insgeheim war sie erleichtert, dass das Glück diesmal auf ihrer Seite war und Zack nicht an sie herankommen würde.
Jake grinste und sie aßen weiter. Mit der Zeit kamen immer mehr Kinder in den Raum und setzten sich. Unter ihnen auch Lillys Zimmerkameradinnen und...

Zack...

Als er kam standen Jake, Tyler und sie auf und verließen den Saal.
Sie hatten wie am Vortag noch eine halbe Stunde Zeit, in der sie in ihre Zimmer gingen und sich noch etwas ausruhten.

Kurz vorm Gong stand Lilly auf und ging zur Tür. Sie trat ihren Freunden grad entgegen, als diese schon los gingen. Mit den dicken braunen Büchern in der Hand gingen sie los.
"Jake", ertönte Tylers Stimme plötzlich.
"Jo", antwortete dieser lässig.
"Du weißt ja mehr über die Elemente... kannst du mir vielleicht sagen was das Zeichen auf diesem Buch bedeutet?".

"Ach das, es ist eigentlich nur ein Symbol für die Elemente. Wenn du dich genau umsiehst, wirst du's überall erkennen. Auf dem Tor zum Speisesaal, auf den Haustüren, eigentlich überall. Und auf deinem Armband", erklärte Jake. Tyler sah sich neugierig um, während Lilly einen Blick auf das Buch warf.

Der lederne Umschlag lag weich in ihren Händen. Sie erschauderte bei dem Gedanken, dass einem toten Tier diese Haut gehört hatte. Aber sie konnte nichts dran ändern. Sie konnte nicht verlangen, dass alle Schulbücher ausgetauscht wurden.

Ihr Blick wanderte zu der einzigen Verzierung auf dem Buch. Ein Plus-Zeichen welches in das Leder eingedrückt und in der Mitte platziert war. Die Enden der Linien waren verbunden mit weiteren. Die Linke obere Hälfte war mit Linien in Form von Flammen verbunden. Das Untere Ende war an das Kreutz gebunden. Rechts oben war das gleiche nur mit einem großen Wassertropfen zu sehen, in dessen Mitte sich eine stürmische See befand. Darunter befanden sich zwei ineinander verschlungene Blätter. In der unteren linken Ecke schwebten zwei Federn, deren Stiele ebenfalls mit dem Kreuz verbunden waren. Die Linien verbanden sich miteinander und wirkten sauber gezogen. Dabei schien der Künstler jedoch niemals seine Hand abgesetzt zu haben, denn die Linien folgten einem flüssigen Strom. Lilly sah wieder auf. Sie waren beim Lerngebäude angelangt und gingen hinein.

"Was glaubt ihr, machen wir in Geschichte?", wollte sie dann von den anderen beiden wissen.
"Woher sollen wir das wissen?", fragte Jake belustigt. Bevor sie antworten konnte kam Mr Drechser. Er öffnete die Tür und die Schüler liefen in den Klassenraum. Sie waren diesmal nicht in unterschiedliche Teams aufgeteilt und Lilly musste sich daher keine Sorgen mach, dass sie neben Zack sitzen würde. Da Jake und Tyler nebeneinander saßen, ließ Lilly sich neben Lina nieder. Bevor sie auch nur sprechen konnten, forderte der weißhaarige Mann sie zur Ruhe auf.
"Aufstehen!", befahl er und sah sie alle gutmütig an. Der Blick mit dem er Lilly bedacht hatte, war verschwunden. "Na dann, guten Morgen!", rief er laut.

"Guten Morgen, Mr...", wieder verstummte die Klasse. Die meisten wussten auch seinen Namen nicht.

"Mr Drechser", erklärte er und lächelte verschmitzt. "Ihr könnt euch setzen", fügte er dann noch hinzu. "Wir werden heute über eine wichtige Legende sprechen. Normaler Weise fang ich nicht direkt damit an, aber man muss ja nicht immer alles gleich machen. Schlagt eure Bücher bitte auf der Seite 215 auf", bat er. Leises Murren entstand. Nicht alle hatten so große Lust direkt in den Unterricht zu starten.

"Mr Donovan! Etwas mehr Beeilung", rief der Lehrer dem gutaussehenden Jungen zu.
"Wie kann er nur so einen Kopfsprung in den Unterrichtsstoff machen?", stöhnte Lina Lilly zu. Sie zuckte nur mit den Schultern und blätterte noch zwei Seiten weiter.
Sie stoppte bei Seite 215. Ein langer Text. Genau genommen war er eine Seite lang. Der Amine war die Überschrift.

"Mrs Kors, würden Sie bitte den Text vorlesen? Laut und deutlich", bat Mr Drechser. Sie sah kurz erstaunt zu ihm auf und schluckte leise. Sie wurde nervös und beugte sich über das Buch.

Der Amine

Um diese Person ranken sich viele Legenden und Geschichten.
Der Sage nach wird jemand mit besonderen Kräften geboren werden, wenn die Situation für alle Elemente und ihre Bändiger aussichtslos ist. Es heißt, dass diese Person Feuer, Wasser, Erde und Luft beherrscht und eine sehr starke Bindung zu ihnen hat. Zusätzlich wird auch noch erwähnt, dass wenn alle vier Elemente von diesem einen Menschen zusammen geführt werden, eine unbekannte Kraft erzeugt werden kann. Sie wird nicht zu vergleichen sein mit der Stärke, wenn vier unterschiedliche Bändiger vier unterschiedliche Elemente zusammen fügen.

Die Wissenschaftlerin Dr. Mary Scott hat im Jahr 1740 genaue Nachforschungen über dieses Thema angestellt. Sie vertiefte sich 30 Jahre lang in dieses Gebiet und fand heraus, dass der Amine nur ein Mann oder ein Junge sein kann.

Einige Frauen erwiderten empört, dass diese These nicht stimmen könne und noch heute gibt es Streitigkeiten zwischen den zwei Geschlechtern. Der allgemeine Glaube ist jedoch, dass nur eine männliche Person vier Elemente bändigen kann. Des Weiteren gilt der Glaube, dass nur Männer aus Familien mit allen Elementen im Blut der Amine sein können.

Es ist nicht bekannt, wie das Blut des Auserwählten auf die Quellflammen der Elementarkelche reagiert, aber es wird von einigen Wissenschaftlern vermutet, dass es einen sehr großen Ausschlag haben wird.

Dr. Mary Scott fand ebenfalls heraus, dass es einen Gegenstand verborgen in den Tiefen der Erde gibt, der einem augenblicklich zeigt, wer der Amime ist. Schon viele Menschen verloren bei der Suche nach ihm das Leben und es ist immer noch nicht bekannt, wo genau dieser Gegenstand liegt, noch wie er aussieht.

Eine Prophezeiung sagt jedoch aus, dass wenn der Amine sein Blut in jeden Feuerkelch tut, wird der Gegenstand aus den vier Flammen auftauchen.
Der Amine ist ein viel besprochenes Thema und schon viele Jungen wurden als die Auserwählten vermutet, waren es am Ende jedoch nicht.

Lilly hörte auf zu lesen und sah zu Mr Drechser. Er nickte ihr zu und wand sich um.
"So.... ich möchte nun, dass ihr euch dieses Arbeitsblatt still durch lest und zu jedem Element eine Tabelle macht, wo ihr auflistet, was man beim bändigen alles mit ihnen machen kann. Danach werdet ihr bitte Teile davon heraus picken und versuchen diese unbekannt Kraft von der in dem Text gesprochen wurde zu erschließen", erklärte er und teilte ein Arbeitsblatt an je einen Schüler aus. Lilly die ganz hinten saß bekam das Blatt als einer der letzten.

Die Elemente und ihrer Eigenschaften

Sie holte ihr Geschichtsheft hervor und begann zu schreiben. Lina neben ihr tat das gleiche. Beinahe den Rest der Doppelstunde verbrachten sie damit die Liste aus zu füllen. Lilly fand es sehr interessant, was es für Möglichkeiten gab.

Gegen Ende der Stunde ertönte Mr Drechsers Stimme erneut.
"So! Wir werden das ganze jetzt noch vergleichen!". Er bat Samu Donovan an die Tafel und ließ ihn schreiben. Nach 20 Minuten, hatten sie alles an der Tafel gesammelt.
Nur wenige Sekunden danach gongte es und sie verließen den Raum. Bis dahin schien der Tag ganz gut zu verlaufen.

Lilly konnte nicht anders, als bei Jakes verschlafenem Gesichtsausdruck zu grinsen. Tyler hingegen, sah sehr interessiert aus.
"Komm schon!", rief sie lachend und stieß Jake gegen die Schulter. Er schüttelte und richtete sich wieder auf. "So ist besser", lobte sie frech und rannte los. Nur um wenige Meter danach zu stoppen und das Gesicht zu verziehen.

"Der Muskelkater ist wohl noch nicht ganz weg", ärgerte Jake sie zurück. Sie streckte ihm die Zunge heraus und sie gingen gemächlich hinaus. Sie wanderten zurück zu ihrem Wohnhaus und zogen sich schon für die nächste Stunden um. Danach gesellten sie sich nach draußen und gingen zu der Wiese. Es war ihr Lieblings Ort und sie setzten sich in die Sonne. Nach einiger Zeit hörte Lilly laute Schritte und setzte sich verwirrt auf.

Eine junge Frau mit braunblondem offenem Haar stand vor ihnen und ging zielstrebig auf Jake zu. Sie hatte braune Augen und kniete sich leise neben Lillys Freund nieder. Dieser öffnete blinzelnd seine Augen und das Mädchen grinste.

"Hey Jake!", begrüßte sie ihn dann.
"Evie!". Jake rappelte sich auf und auch die Frau stellte sich hin. Sie fuhr ihm sanft durch das Haar und er zog ihre Hand wütend weg. Dann drehte er sich zu Tyler und Lilly.

"Das ist meine große Schwester - Evie", erklärte er dann das Auftreten der Fremden. Jetzt wo er es sagte, erkannte Lilly einige Ähnlichkeiten zwischen den Beiden. Die Gesichtsform war gleich und auch ihre Nasen wirkten gleich. Doch Evie hatte andere Augen und vollere Lippen als Jake.
"Ich wollt eigentlich nur fragen, wie du es bis jetzt hier findest". Jake überlegte nicht lange bis er auf die Frage seiner Schwester antworten konnte.

"Super! Und aufregend!". Das Mädchen lächelte.
"Das ist gut! Dann wünsch ich dir noch viel Spaß!", rief Evie und ging davon. Jake sah Lilly und Tyler nur Schulterzucken an und sah kurz auf die Uhr von seinem Handy.
"Wir sollten schonmal los! Kommt!", forderte er sie dann auf. Lilly stöhnte nur auf und ließ ich zurück in das Gras fallen.

"Aber ich will nicht wieder eine Doppelstunde nur laufen! Ich hab' noch von Gestern zu große Schmerzen", jammerte sie. Sie sah zu den beiden Jungs und bemerkte wie sie sich verschwörerische Blicke zu warfen. Sie runzelte die Stirn.

"Was habt ihr vor?", wollte Lilly dann misstrauisch wissen. Statt zu antworten ließen sie sich neben ihr fallen und fingen sie an zu kitzeln. Sie schrie auf und war mit einem Satz auf den Füßen. Sie drehte sich zu den beiden um und versuchte ihre Hände aufzuhalten, doch es gelang ihr nicht wirklich, denn immer wieder piekten sie ihr in den Bauch und Lilly beschloss lieber auf die Taktik des Wegrennens zu setzen. Jake und Tyler verfolgten sie und die drei blieben erst vor dem Tor der Turnhalle stehen. Lachend und nach Luft schnappend lehnten sie an der Wand und warteten auf ihre Sportlehrer.

Von Weitem konnte Lilly die beiden Männer bereits erkennen. Sie liefen Händchenhaltend auf die Halle zu und man konnte sehen, dass die beiden in einer wichtigen Diskussion steckten. Schon bald konnten sie das Gespräch mit verfolgen.

"Du kannst den Kindern doch nicht immer verweigern die Sportarten aus zu üben!", rief der nette Mr Leech.
"Aber was ist, wenn ihnen etwas passiert?", zweifelte der Strenge.
"Elon, wofür sind wir denn da? Wir werden sie schon vor allen Unfällen schützen", beruhigte der blondhaarige Lehrer seinen Kollegen.
"Und was, wenn wir versagen?". Elon Leech war nicht von seinen Sorgen abzubringen. Ein leises Seufzen kam von seinem Mann.
"Weißt du was? Heute werden wie noch ohne die Elemente trainieren, aber Montag fangen wir damit an, okay Schatz?", schlug der nette Mr Leech vor.
"Okay, Toby. Unter der Bedingung, dass wie langsam einsteigen", warf er noch ein.
"Wie du willst", stimmte Toby zu.
"Danke, dass du dich mit mir darauf einigst", bedankte sich Mr Leech Nummer 1 und drückte die Hand von Toby Leech fester.
"Wenn ich mich nicht auf dich einlassen könnte, hätte ich dich nicht geheiratet".

Lilly konnte ein Grinsen nicht verdecken. Die zwei waren einfach so süß zusammen!
"Na los! Wir können schon in die Sporthalle! Bestimmt warten nicht nur die drei Schüler auf uns!", rief Elon Leech. Er öffnete die Halle und sie traten ein.
In der Halle warteten bereits einige Schüler auf sie.

"Guten Morgen, Kinder!", rief Toby Leech, wie immer zu motiviert nach dem Geschmack der Meisten.

"Bevor wir mit dem Unterricht starten würden wir gerne wissen, wer von euch sich noch nicht verwandeln kann", sprach Elon Leech weiter, bevor die Schüler zurück grüßen konnten.
Lilly erstarrte.

Nein! Bitte nicht! Das wird so peinlich!, dachte sie sich. Und sie sollte recht behalten.
Zögerlich streckte sie ihren Arm mit einem vor Nervosität rasenden Herzen hoch. Sie sah sich nach anderen Händen um, doch sie blieb die Einzige. Es war die größte Demütigung ihres Lebens. Jeder konnte sich verwandeln... nur sie nicht. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und zog ihre Hand schnell wieder hinunter. Sie starrte auf den Boden und schaffte es nicht mehr sich aufzumuntern. So viele Gefühle rasten in ihr umher. Eins negativer, als das andere.
Sie war unglaublich wütend auf ihren Körper, dass er die Verwandlung einfach verweigerte.
Frust ließ sie beinah laut aufschreien. Warum konnte sie nicht einfach ganz normal sein, zumindest für ein Element?!

Trauer überwältigte sie fast. Sie wäre so gerne einfach nur durch das Wasser geschwommen.
Es überforderte sie zusätzlich auch noch, dass Zack, Jake, Tyler und Riley solch ein großes Thema draus machten.

Sie schämte sich dafür, dass sie nun die anderen aufhielt und ihnen die Spiele mit den Elementen verwehrte.
Aber vor allem hatte sie Angst... Angst, davor, dass sie vielleicht doch keine Bändigerin war. Davor, dass die Quellflamme sich geirrt hatte und sie bald wieder in dem Heim festsitzen würde.

"Das ist doch absolut dumm!", ertönte plötzlich die Stimme von Mason Drake. Er riss sie somit aus den Gedanken.
"Genau!", stimmte ihm seine Zwillingsschwester zu. "Nur weil dieses Mädchen da, zu unfähig ist, sich zu verwandeln wird der Rest jetzt mit rein gezogen?!", beklagte sie sich. Die beiden Lehrer sahen sie strafend an.

"Hüten Sie Ihre Zunge, Mrs Drake und Sie auch, Mr Drake. Mrs Kors hat mit unserer Entscheidung rein gar nichts zu tun", mahnte Toby Leech Masie.

"Zu Mal selbst wenn es so wäre, hätte eure Gruppengemeinschaft somit gestärkt werden können", fügte sein Ehemann hinzu. "Aber nun los! Wir wollen nicht länger zögern! Wir werden wieder die Stunde über laufen! Nur möchten wir diesmal, dass ihr euch eure Energie einteilt! Lauft am Anfang etwas langsamer und haltet das Tempo! Also los!".

In diesem Lauf redete Lilly mit niemandem. Sie war immer noch zu aufgewühlt wegen der Situation von zuvor. Sie rannte bis zum Ende der Stunde und war zum Schluss so ausgelaugt und erschöpft, dass sie wieder alles vergessen hatte.

Sie wollte grad wie viele andere durch das Wasser, welches sie abkühlte, als jemand sie rief. Sie drehte sich um und erkannte Mr Leech Nummer 2 der auf sie wartete. Sie rannte schnell zu ihm hin und sah ihn abwartend an.

"Wenn Sie bis Montag Ihre Gabe nicht gefunden haben, müssen wir leider ohne Sie beginnen. Ich hoffe, dass ist kein Problem für Sie", klärte er Lilly vorsichtig auf.
"Natürlich", antwortete sie tonlos. Die altbekannte Enttäuschung machte sich in ihr breit. Sie lächelte gezwungen und ging hinaus. Jake und Tyler hatten auf sie gewartet, doch sie lief ohne ein Wort an sie zu richten einfach weiter.

Bei ihrem Zimmer angekommen zog sie sich um und setzte sich dann auf ihr Bett.
Sie atmete laut und starrte auf ihr Handy, im Versuch ihre negativen Gefühle los zu werden. Sie wischte sich schnell über die Augen, als sie spürte wie heiße Tränen hinaus laufen wollten.

Nicht weinen Lilly! Jetzt fang bloß nicht an zu heulen! Du kriegst das schon irgendwie hin! Tyler und Jake haben Recht! Das liegt bestimmt einfach nur daran, dass... dass... dass ich kein Element bin... Der Versuch sich selbst aufzumuntern war hoffnungslos gescheitert. Sie atmete tief ein und aus und versuchte sich zu beruhigen.

Sie nutzte Mr MCWhyers Methode und nach wenigen Minuten ging es ihr besser.
Besser aber immer noch nicht gut.

Sie stand auf und kämmte ihre Haare und ging danach nochmal auf Toilette. Dann packte sie ihre Sachen für Beschwörung zusammen. Wenige Minuten später stand sie neben Jake und Tyler. Sie sahen sie besorgt und Mitleidig an, sprachen sie jedoch freundlicher Weise nicht darauf an. Lilly wusste, ohne zu ihnen aufschauen zu müssen, dass Jake Tyler davon abhielt.
Sie wollte einfach nur, dass ihre Beschwörungslehrerin kam. Doch auch der Wunsch wurde ihr erst nach 20 Minuten erfüllt, in denen sie Stumm den Gesprächen der beiden Jungs zu hörte.
Die Frau kam leicht keuchend angerannt. Sie trug einen knielangen engen Rock und eine rote Bluse. Darüber wie jeder Lehrer den dunklen Umhang. Sie hatte kinnlanges haselnussbraunes Haar und grünbraune Augen. Eine schwarze dicke Brille saß auf ihrer Nase. Lilly fiel auf, dass die Lehrerin ein wenig korpulent war. Die Tür wurde geöffnet und sie gingen in den Raum.

"Bevor ihr euch hinsetzt, bitte wartet. Ich habe eine Sitzordnung für euch vorbereitet. Ihr seht Namensschilder auf den Tischen liegen und ich würde euch darum bitten euch an den Platz zu setzen, wo euer Schild ist", merkte die Frau an.

Lilly fand ihren Namen wieder und kurz darauf ließ sich ein dunkelbraunhaariger Junge neben ihr nieder. Sommersprossen besprenkelten sein ganzes Gesicht und blaue Augen sahen kurz freundlich zu ihr, bevor er sich auf den Unterricht konzentrierte.

Der Junge war aus dem Team rot. Zur Begrüßung stand die ganze Klasse auf.
"Guten Tag, Kinder! Ich bin Mrs Hawkins, eure Beschwörungslehrerin... setzt euch!", bat sie und die Kinder ließen sich nieder.

"Also! Da dies eure erste Stunde im Fach Beschwörung ist, werden wir das Ganze etwas experimenteller angehen", erzählte sie und sah sehr engagiert aus. "Nun... wie vielleicht einige von euch wissen, sind Geister sehr von Gefühlen beeinflussbare Wesen. In der freien Wildbahn, werdet ihr sie nur in der Nähe ihrer Elemente finden". Mrs Hawkins ging zu vier Kästen über denen blaue Decken lagen.

"Ich werde jetzt diese Stofffetzen abnehmen und euch die Geister zeigen", warnte sie die Schüler und Schülerinnen vor. Dann hob sie alle Tücher mit einem Wasserstrahl von den Glasbehältern. Lilly staunte schon darüber wie ihre Lehrerin das Wasser bändigen konnte, doch noch mehr staunte sie über die hinter den Glasscheiben tanzenden Lichtkugeln. Alle vier waren genau gleich aufgebaut. Ein etwas dunklerer Innenkreis leuchtete matt in einer Farbe. Zur Auswahl gab es: rot, blau, grün und weiß. Am Rand wurde dieses Licht zu einer etwas helleren Farbe und sie leuchteten stärker und glitzerten und funkelten. Die Strahlen am Rand erinnerten sie an Sonnenstrahlen. Die Wesen schwebten wirr in der Luft und tanzten von der einen Ecke der Glasbehälter zur anderen. "Wie ihr vermutlich sehen könnt, sind die Geister in den Farben ihrer Elemente. Das Beschwören eines Geistes hat viel mit der Verbundenheit zu eurem Element zu tun. Wie ihr sie jetzt seht, nennt man sie auch Seelen. Ihr werdet später mehr über die Entstehung von ihnen erfahren, aber wir wollen zuerst das Experiment machen. Ihr könnt die Seelen in Geister wandeln, in dem ihr an etwas denkt, was euch sehr wichtig ist. Eure Gefühle spielen dabei eine wichtige Rolle. Ihr dürft keine zu finsteren Gedanken haben, sonst können Dämonen-artige Wesen aus ihnen entstehen. Aber in den letzten Tagen werdet ihr vermutlich nur schöne Sachen erlebt haben also...", die Lehrerin ließ den Satz unausgesprochen.

NEIN! HABE ICH NICHT!, schrie Lilly in ihren Gedanken. Ihr Missmut bedrückte sie und sie wollte am liebsten einfach in ihrem Bett sitzen und sich ausheulen, aber das ging gerade nicht. Also riss sie sich zusammen und hörte weiter zu.

Die Frau forderte die Schüler auf sich nach vorne zu stellen. Es dauerte einige Zeit bis jeder seinen Platz vor den Geistern gefunden hatte. Lilly und Tyler landeten bei der Wasserseele.
"Also... ihr habt nichts Weiteres zu tun, als euch an etwas Schönes zu erinnern. Nehmt eine besonders wichtige Erinnerung an eure Eltern oder Geschwister. Oder nehmt eine an eure ehemalige Schulzeit! Oder an eure Freunde! Oder eure Haustiere oder der Moment als ihr bei den Elementarkelchen standet oder als ihr euch das erste Mal verwandelt habt!", rief Mrs Hawkins und schwenkte mit den Armen als würde sie ein ganzes Streichorchester dirigieren.

Meine Eltern sind tot! Ich habe keine Geschwister! Ich habe in einem Heim gewohnt, wo wir nur arbeiten mussten! Ich hab' keine Haustiere! Bei diesen Elementarkelchen hatte ich nur Angst... wow! Tolle Erinnerung! Und ich kann mich verflucht nochmal nicht verwandeln!!!, schrie Lilly in ihren Gedanken. Ihr fiel es schwer das nicht laut zu schreien und ihre rechte Hand zitterte vor unterdrückter Wut.

Aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, dass eine der Seelen größer wurde und sich dunkler färbte. Einige Kinder wichen erschrocken zurück und langsam realisierte Lilly was gerade geschah...

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Seriously?! 😱

Ähhh... okay... über 400 Reads 😱 ~ ich = sprachlos

Ok jz mal im Ernst! Vielen lieben Dank! Ihr glaubt nicht wie glücklich ihr mich damit macht! Jede Abstimmung macht mich einfach nur sooo Happy 😀und jeder Kommentar lässt mich vor Freude fast durchs Zimmer tanzen!

Als ich angefangen hab dacht ich nicht, Menschen würden jemals meine Geschichte lesen, aber... jaaa... ihr habt mir was anderes gezeigt😊💕
Es ist extrem motivierend weiter zu schreiben und sich auch wirklich Mühe zu geben, sodass alles Sinn ergibt, wenn man weiß dass ihr das lesen wollt!
Ich weiß nicht was ich noch sagen kann außer DANKE! 💕💕 an jeden einzelnen von euch! Für die vielen Votes und Kommentare! Ihr seid die Besten!😊💕😊💕

LG
cxtlover 😊


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