39. Kapitel - Innerer Kampf
Schmerz.
Das einzige, was sie spürte war Schmerz.
Ein Beben durchlief sie, während sich ihr ganzer Körper zusammen zog.
Verzweifelt griff sie nach etwas.
Irgendetwas, was ihr Halt geben würde.
Ein kleiner Stein drückte sich in ihre Handfläche und sie versuchte nach Luft zu schnappen.
Ein dumpfer Schmerz zog sich durch ihren Körper.
Begonnen bei ihrem Herzen verbreitete er sich langsam, wie dunkler Nebel. Zu nächst spürte sie ihn sich in ihrer Brust verbreiten. Er zog sich langsam quälend in ihre Schultern und in ihren Bauch.
Erschrocken keuchend öffnete sie die Augen und starrte vor sich auf den kalten Stein. Sie biss ihre Zähne zusammen, stöhnte aber entsetzt auf, als sich der Schmerz in ihren Hals und in ihren Unterleib zog.
Sie schnappte nach Luft und keuchte laut auf. Ihr Atem raste und panisch wollte sie sich an den Hals packen.
Doch sie hielt vor Entsetzen Inne, als sich der Schmerz auf ihre Arme und Beine verteilte, sich in jedes einzelne Gelenk brannte.
Tränen rannen ihr Gesicht entlang und sie schluchzte auf.
Ob Schweiß oder Tränen, war nicht länger zu unterscheiden.
Weit entfernt hörte sie die aufgebrachten Stimmen mehrerer Personen.
Sie krümmte sich immer weiter zusammen, bis sie glaubte, sie würde den Boden bald unter sich platzen lassen.
Ihr einziges Ziel war es diesen Schmerz loszuwerden. Den dunklen Schatten von sich zu lösen und wieder atmen zu können.
Leises Flüstern drang in ihren Kopf und schlagartig machte sich eine Explosion aus Schmerz in ihm breit.
Ein Schrei ertönte, doch sie konnte ihn nicht zu ordnen.
Sie hielt sich zitternd ihren Kopf, der Schrei wiederholte sich und durchdrang sie wie ein Echo.
Es dauerte, bis sie merkte das es ihrer war. Ihr Hals kratzte und schnürrte ihr mehr und mehr die Luft ab.
Sie musste ihn los werden sonst würde es nicht mehr lange dauern und sie würde dem Wahnsinn verfallen.
Verzweifelt versuchte sie den Schmerz zu ignorieren, ihn von sich zu Stoßen, gegen ihn zu kämpfen oder sich aufzurappeln.
Sie zog sich hoch, wollte taumelnd aufstehen, als sie brutal vom dunklen Nebel zurück in die Knie gezwungen wurde.
Ihr Kehle brannte wie Feuer, als ihr ein weiterer Schrei entwich.
Ihre Haut fühlte sich an, als wäre sie in kochendes Öl gestoßen worden.
Es brauchte ihre ganze Körperbeherrschung um erneut dagegen anzukämpfen.
Das Gestein vor ihr hatte einen rötlichen Schimmer angenommen, genauso wie alles um sie herum.
Jede Person die sie voll Entsetzen anstarrte war von einem rötlichen Nebel überdeckt.
Plötzlich brach der dumpfe Schmerz ab.
Erleichtert atmete sie aus und entspannte sich. Müde wollte sie ihren Kopf in den Nacken fallen lassen, als es zurück kam.
Nicht der Dumpfe Leid. Nein.
Ein markerschüttterndes, fast animalisches Brüllen verließ ihren Körper.
Und so fühlte sie sich auch. Wie ein gepeinigtes Wildtier. Denn der gesammelte Schmerz des Dämonenangriffs verteilte sich auf ihren Körper.
Jede Zelle ( ihres Körpers ist - nicht - glücklich) fühlte die Peitschenhiebe. Jeder Zelle wurde ertränkt. Jede Zelle wurde von einem Monster zerfetzt. Jede Zelle wurde erwürgt.
Sie war zu schwach um weiter zu Schreien.
Während ihre Augen zu flackern begannen griff sie geistig nach dem letzten Rest Hoffnung.
Plötzlich regte sich etwas tief in ihrem Inneren, was sie bis dahin nicht gekannt hat.
Ein weißes Licht verbreitete sich von alleine in ihrem Körper, ohne dass sie es steuerte.
Und es kam nicht alleine. Ein blaues, etwas schwächeres Funkeln half.
Was passiert mit mir?!
Die Erlösung kam so schlagartig, dass sie nicht wusste, was los war.
Stück für Stück drängte das Licht den dunklen Schatten weg, füllte sie mit Wärme und ließ sie wieder Atmen.
Abgesehen von dem Kratzen in ihrem Hals, wurde das gespürte Leid verdrängt.
Jede Zelle wurde von den unendlich geglaubten Qualen befreit, bis nur noch ihre äußerste Haut starb.
Das Licht brannte auf, sodass sie ein letztes Mal geschockt aufstöhnte, als der Schmerz ein letztes Mal auf ihrer Haut brannte.
Die Wärme die durch ihren Körper ging füllte sie wieder mit Leben.
Aus einem unerklärlichen Grund fühlte sie sich ihren Eltern eigenartig nah.
Sie spürte wie die dunkle Exestenz des Etwas, welches noch über ihr tronte, abgeschnitten wurde.
Sie richtete sich auf und blickte in die rotglühenden Augen eines Dämons.
Seine Erscheinung war von einem dicken Glas umhüllt und sie keuchte auf.
Was... was ist passiert?
Sie sah sich um. Der rote Schleier war verschwunden und sie konnte die Menschen vergleichsweise klar sehen, da sie immer noch durch eine Tränenwand hindurch blickte.
Erst da fiel ihr auf, dass das Licht in ihr sich langsam zurück gezogen hatte und auch die Wärme verließ sie, bis sie sich wie in einer leeren Hülle fühlte.
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich zurück auf die Menschen um sie herum.
Tyler, Jake und Zack standen mit Mrs Smith am nächsten.
Müde ließ sie ihren Blick über ihre Gesichter wandern, welche sie geschockt betrachteten.
Jake war der erste, der sich regte und auf sie zu steuerte.
Darauf achtend dem Dämon nicht zu nahe zu kommen, lief er auf sie zu und schloss sie in die Arme.
Er betrachtete sie besorgt und wurde wenige Sekunden später von Tyler zur Seite gedrängt.
Die beiden umarmten sie fest und Lilly rappelte sich langsam auf.
Die Qualen waren fort. Das Leuchten hatte sie vertrieben.
Doch die Erinnerungen an den Angriff waren noch da.
Nur war der Schmerz weg. Die Bilder wirkten lebloser, neutraler ohne das stetig präsante Ziehen im Hintergrund.
Sie waren informativer.
Sie schaute verwirrt in den leuchtend roten Blick, der sie hasserfüllt anfunkelte.
Sie riss ihren Augen davon los und starrte zu Mrs Smith und Zack.
Sie fühkte sich wie in einer Seifenblase. Die Sinne und der Körper waren abgeschottet von der realen Welt.
Ihre Blicke sagten genug, um sogar mit Lillys Wissensstand wissenzulassen, dass etwas seltenes geschehen ist.
Sie stand nun aufrecht vor ihnen und erblickte die halbe Akademie im Hintergrund.
Ihre Gedanken wurden auf Mrs Smith gelenkt, als sie sich regte.
"ALLE SCHÜLER UND SCHÜLERINNEN ZIEHEN SICH SOFORT UND OHNE UMWEGE IN DIE GEMEINSCHAFTSHÄUSER ZURÜCK!".
Ihr Aufruf duldete kein Wiederspruch und Lilly richtete sich auf.
Sie konnte sich bereits denken, was kommen würde und es kam auch.
"Bis auf euch vier!", stoppte die Direktorin sie und blickte warnend zu ihnen.
Lilly ließ ihren leeren Blick zurückgleiten und spürte die Seifenblase platzen.
Das ganze Geschehen war ihr nun näher, dennoch konnte sie ihren leeren Körper nicht mit Gefühlen füllen.
Zu nah war die Last des Erlebten.
Es wurde still auf der Lichtung und sie spürte immer noch die vielen Blicke auf ihr.
"Wie geht es dir, Lilly?", fragte die Direktorin sie aufeinmal eindringlich.
Das besorgte Funkeln in ihrem Ausdruck nicht zu übersehen.
"Den Umständen entsprechend. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Es wird schon", flüsterte Lilly kraftlos. Sie brauchte nicht einmal versuchen, laut zu sprechen, es würde kein Ton heraus kommen.
Ihr Herzschlag verlangsamte sich langsam und sie konnte ihre Körper entspannen.
Der Stein, welchen sie festgehalten hatte auf der Suche nach Halt, fiel einem hellen, dumpfen Schlag zu Boden und sprang in eine unbestimme Richtung fort.
Als wäre dies der Auslöser, schien sich etwas bei den Anwesenden Lehrern um zu schalten. Von Schock, Sorge und Erstaunen wandten sich ihre Mienen in Wut und Enttäuschung.
Lilly hätte diese Reaktionsreihe am liebstem mit einer Laola-Welle beschrieben, alledings kam es ihr dann doch zu respektlos vor. Vorallem in der Situation.
"Mrs Kors! Was um alles in der Welt, war Ihr vorhaben?!", rief eine geschockte Mrs Primes.
Sie hatte die sonst so distanzierte Lehrerin noch nie so wütend gesehen.
"Mitkommen. Alle. Sofort.", ertönte plötzlich Mrs Smith' ruhige Stimme. Keine Chance zur Wiederrede.
Lilly schluckte.
Das würde Ärger geben.
Allerdings machte es ihr mehr Sorgen, dass Zack bis her noch kein Wort hervor gebracht hatte. Er schien zu grübeln, über irgentetwas, was sie nicht erkennen konnte.
Sie wurden in Mrs Smtih Hütte geführt.
Es waren insgesamt nur noch 5 Lehrer anwesend. Und die Direktorin natürlich.
"Ihr vier. Setzen!", sprach sie immer noch ruhig. Viel zu ruhig.
Lilly wandte sich mit einem Blick an ihre Freunde und warnte sie alle, dass sie nichts sagen sollten.
Sie hoffte sie würden es verstehen.
Mrs Smith wandte sich ihnen zu.
Das Buch in der Hand, den Schlüssel ums Handgelenk.
"Liege ich richtig, wenn ich mir Ihr Unternehmen so vorstelle: Sie haben den Schlüssel von einer Abschlussschülerin genommen, geklaut oder sonst was, haben damit das Buch geöffnet, um einen Artikel über die Elementamulette zu lesen. Dann haben Sie, Mrs Kors sich zurückversetzt in die vergessengeglaubten Erinnerungen, eines rotäugigen Dämons.
Sie wurden aufgeweckt durch einen Schlag ins Gesicht, ihrer Wange nach zu beurteilen und hatten dann einen Anfall.
Liege ich richtig soweit?", fragte sie ruhig, doch ihrer vor Wut funkelnden Augen verrieten ihren Zorn.
Lilly hätte am liebsten bei einigen wiedersprochen, traute sich jedoch nicht und nickte daher.
"Darf ich Sie fragen, alle vier, wie Sie verdammt nochmal auf diese hirnrissige Idee gekommen sind?! Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?! Wollten Sie für immer in diesen Erinnerungen gefangen bleiben, wegen Ihren Leichtsinns?! Sie haben Ge-Sehen, was mit Ihnen passiert ist. Auch wenn das, was danach geschehen ist, nicht normal für eine Schülerin war. Vorallem ihren Alters". Diese letzten Worte waren an Lilly gerichtet.
Unter den zornigen Worten der Direktorin schrumpfte nicht nur Lilly in ihrem Stuhl zusammen.
Mrs Smith war noch nie so rasend, ja eher außer sich gesehen.
"Hatte ich nicht ausgerechnet Dir gesagt, dass du deine guten Eigenschaften Nicht verschwenden sollst?", knurrte sie Lilly an und ihr Blick funkelte vor Enttäuschung und Wut.
"Sie hatten mir ja nicht helfen wollen", rutschte es Lilly fast lautlos heraus.
Sobald sie das gesagt hatte, hoffte sie, niemand hätte es gehört.
"Bitte was?!", ertönte es von Mrs Smith. Auch ihre Freunde neben ihr atmeten geschockt ein.
Lilly blickte trotzig wieder auf.
Um die Leere in ihrem Körper, müsste sie sich später kümmern.
"Ich hatte Ihnen erzählt, was ich gesehen habe. Und obwohl Sie meinten, ich solle zu Ihnen kommen, sobald ich mehr weiß, haben Sie gesagt, ich solle alles wieder vergessen", verteidigte sie sich missmutig.
"Und nur weil du geglaubt hast, dass ich mich nicht um deine Aussagen gekümmert hätte, hast du auf eigene Faust mehrere Schulregeln gebrochen, mit den drei Herren hier, zu euch werde ich auch noch kommen; um selbst mehr heraus zu finden?", hakte Mrs Smith nach.
"Ich konnte nicht anders", murrte sie im Flüsterton.
Es war ein jämmerliches Gefühl, wie sie ohne Stimme mit der Direktorin disskutierte, zumal sie vermutlich die Schule verlassen musste.
"Wie bitte?!", hakte Mrs Smith nach.
Die anderen Lehrer hörten grimmig zu.
"Ich konnte nicht anders", wiederholte sie bemüht etwas lauter.
"Ich habe dich schon verstanden, Lilly", knurrte Mrs Smith.
"Du erklärst mir jetzt genau, warum du auf diese hirnrissige, bescheurte und vollkomen verwerfliche Idee gekommen bist und was du erfahren hast. Je nach dem überlege ich es mir mit dem Verweis nochmal", knurrte sie und Lilly keuchte erschrocken auf.
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