31. Kapitel - Verschwommen
Kalte Enttäuschung machte sich in ihr breit, als sie den Worten lauschte.
"SOMIT IST TEAM BLAU DIE CHANCE AUF DEN SIEG VERGANGEN", rief der Junge und löste somit eine Reihe an enttäuschten Blicken auf der Wiese aus.
Die Schüler wussten alle, dass dies nur ein Spiel war, und dennoch war es enttäuschend, dass sie doch nicht gewinnen würden. Manche, die möglicher Weise schlechte Verlierer waren, wirkten auch ziemlich wütend.
Lilly glitt mehr als nur frustriert über das Wasser. Immerhin hatte sie sich nicht umsonst in diese Gefahr begeben wollen.
Auf einmal spürte sie einen brennenden Blick auf ihr und schaute zögerlich auf, um direkt in dunkelbraune Augen zu starren.
Und sie wusste sofort was dieser Blick bedeutete.
Sie wandte sich augenblicklich ab und versuchte die stumme Auffforderung zu überspielen.
Doch immer wieder kehrten ihre Gedanken zurück zu der Möglichkeit, die sich ihr bot.
Was wenn ich es dieses Mal schaffe? Wenn ich dieses Mal atmen kann?
Aber warum sollte ich das können...? Ich bin ein Luftelement, dort fühl ich mich wohl. Außerdem wie realistisch ist es, dass ich die dritte oder vierte Person bin, die zwei Elemente bändigen kann? Vielleicht haben sich auch einfach nur alle gerirrt? Und die Reaktionen die ich auf meine Verwandlungsversuche gezeigt habe, waren nur Einbildung? Vermutlich war ich nur krank und die Quellflamme hat sich deswegen geirrt.
Aber warum behaupten dann alle, sie sich Nie, Niemals irrt...?
Lilly schwebte nur in inneren Zweifeln, überlegte, ob sie es wagen sollte, glaubte gleichzeitig nicht an diese Vermutung und starrte nachdenklich auf das Wasser.
Doch bevor sie sich auch nur ansatzweise selbst entscheiden konnte, wurde ihr wortwörtlich ein Schubser verpasst.
Denn bevor sie auf das warnende "Vorsicht!", des heraneilenden Luftelements reagieren konnte, wurde sie, durch den kräftigen Windstoß des Fliegers und den folgenden Catchern, komplett aus der Bahn geworfen und landete mit einem erschrockenen Schrei und ausgebreiten Flügeln im Wasser.
Rasendschnell zog sich das eiskalte Wasser in ihre Kleidung und umhüllte ihren Körper. Es riss jegliche Wärme von ihr, ließ sie erstarren und sich verkrampfen, während sich ein leichtes Stechen durch ihre Lunge bewegte.
Sie tauchte unter und ihre Flügel, die ihr in der Luft so halfen, waren hier sperrig und hielten sie von der Wasseroberfläche fern.
Das zusätzliche Gewicht zog sie auch noch hinunter und schnell ließ sie die Flügel verschwinden, strampelte sich mit fehlendem Atem nach oben, ohne die Perle los zu lassen.
Die Luft zum Atmen war zum Greifen nah und sie schnappte erleichtert auf.
Sie atmetete laut ein und aus, während sie schnell mit ihren Beinen strampelte, um oben zu bleiben.
Immer wieder sank sie dennoch hinab und strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht.
Plötzlich fiel ihr etwas auf und sie verspannte sich merklich, während ihr die Blicke auf ihr immer bewusster wurden.
Einige lachten über sie, andere waren überrascht und wieder welche, sahen sie besorgt an.
An ihrem ganzen Leib zitterte sie, so kalt war das Wasser. Es frierte ihre Gedanken ein, bis sie erwachte und realisierte, was passiert war.
Sie atmete tief ein und drückte sich unter die Oberfläche des Sees. Zitternd atmetete sie mit geschlossenen Augen aus und beruhigte sich.
Zögerlich und ängstlich atmete sie vorsichtig ein. Doch sie spürte keine Wiederstand.
Sie atmete tiefer ein, erleichter, froh, fast überglücklich.
Sie öffnete ihre Augen, merkte wie sie knapp unter der Wasseroberfläche schwebte, während sich ihre Haar in alle Richtungen verteilten und fast weiße Strähnen vor ihren Augen schwebten.
Entschlossenheit durchströmte sie und sie raffte sich dazu auf tiefer zu tauchen, sich um zu schauen, doch sie sah nichts, außer Dunkelheit und der funkelnden Trennwand zur Luft.
Verunsichert schwamm sie weiter, ohne etwas zu sehen.
Alles war verschwommen und sie hielt schließlich inne.
So konnte das nicht weiter gehen. Sie würde nicht einmal die herannahenden Catcher sehen, wenn sie nicht bald etwas änderte. Sie schloss ihre Augen erneut, konzentrierte sich, verlangsamte ihren Atem und tat das, was ihr Verwandlungslehrer vor Ewigkeiten gesagt hatte.
Sie spürte das Wasser, sah die Fische durch die Meerespflanzen gleiten und hörte nicht einmal auf, als das Kribbeln einsetzte.
Erst als es stoppte, riss die sich aus der Meditation und spürte ein ungewohntes Gewicht an ihren Beinen. Sie versuchte mit diesen zu strampeln, bis sie merkte, dass sie keine mehr hatte, sondern eine längliche Flosse.
Sie schaute an sich hinab, bemerkte zu erst, dass ihre Sicht klar war, wie an der Luft und blickte dann auf den schimmernden Schuppenschweif.
Die Flosse glänzte, funkelte und leuchtete in ihrer Augenfarbe.
Die verschiedensten Grün und Blautöne reflektierten das wenige Licht und auch um ihre Brust und einen Teil ihres Rückens hatte sich eine Art von Stoff aus Schuppen gebildet, besetzt mit Muscheln und Perlen glitzerndem Staub, der sie vor der Entblößung bewahrte.
Ungeschickt zappelte mit der Flosse, versuchte vorwärts zu kommen, bewegte sich allerdings keinen Zenitmeter nach oben, wenn sogar eher nach unten. Verzweifelt versuchte sie sich mit den Händen nach oben zu ziehen.
Wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte sie herum.
Es war nicht, wie beim Fliegen.
Ganz und gar nicht. Sie wusste nicht automatisch was zu tun war, strampelte und mühte sich mit negativ Effekten ab und fühlte sich hilflos und erbärmlich.
Verschiedene Sachen versuchte sie, legte sich Waagerecht in das Wasser und schlug etwas härter mit der Flosse.
Ein überraschter Schrei entfuhr ihr, als sie ein Stück nach vorne Schoss.
Unsicher machte sie das Gleiche erneut, bis sie langsam begann sich vorwärts zu bewegen.
Zögerlich legte sie ihre Hände vor ihr Gesicht, mit gestreckten Armen, zusammen und begann eine Wellenbewegung zu probieren.
Anfangs sah es eher aus als würde sie ihren Körper wie ein Klappmesser auf und zu machen, doch nach mehreren Anläufen startete sie damit, erst ihre Hände, dann ihren Kopf gefolgt von den Schultern, Brust und Rücken hinweg über ihren Po bis zu den 'Beinen' und letzendlich zu der Flosse, in einer immer flüssiger werdenden Wellenbewegung aneinander zu reihen.
An das Lenken dachte sie nicht einmal, als der erste Catcher auf sie zu raste und sie verfolgte. Geschockt und panisch bewegte sie sich schneller, schoss wie ein Torpedo durch das Wasser und suchte gleichzeitig nach der Perle.
Hin und wieder schossen die Catcher von vorne auf sie zu und sie musste sich irgendwie zur Seite drehen, wobei sie ziemlich viel Glück hatte, denn an Können konnte es nicht liegen.
Wirr zog sie ihre Bahnen durch das Wasser, ohne wirkliches Ziel, jedes Mal erstaunt, wenn sie auch nur eine Drehung auf irgendeine Weise mit der (für sie) sperrigen Flosse hinbekam.
Immer tiefer zog sie ihre Kreise, bis sie auf einmal auf ein großes Gebilde stieß. Es war eine Muschel. Aber sie war nicht normal groß. Vielmehr hatte sie die Größe eines Tisches und das blassrosane Ding war fest verschlossen. Wellenförmig legten sich die obere und unter Schale zusammen und das geriffelte Muster schien etwas zu verstecken.
War in solchen Muscheln für gewöhnlich eine Perle?
Und suchte sie derzeit nicht eine Perle?
Plötzlich überfielen sie schlagaritg Erinnerung und sie hielt überrascht inne.
Mrs Bloomfield hatte ihnen einmal von diesen Muscheln erzählt.
Sie hatte erklärt, dass es diese Art in jedem natürlichen Gewässer gäbe. Sie sollen immer eine Perle beinhalten, die auch 'Seele des Wassers' hieße, und sobald diese von der Muschel entnommen wird, stirbt das Gewässer langsam, bis die Perle wieder an ihrem Platz ist.
Die Muscheln sollen auch in der Menschenwelt existieren, können allerdings nicht, mit egal welchen Mitteln geöffnet werden. Und auch Bändiger können sie öffnen, wenn sie etwas vorsingen.
Ein Lied auf einer anderen Sprache, und die Stimme des Bändigers muss der Muschel gefallen. Denn diese erkennt an der Stimme, ob die Person vertrauenswürdig ist, oder nicht, dafür ist schön singen nicht erforderlich.
Von dieser Erinnerung geleitet, begann Lilly das Lied, was Mrs Bloomfield ihnen daraufhin beigebracht hatte zu singen, in der Hoffnung, das die Muschel aufgehen würde.
Und zu ihrem Glück geschah das, was sie sich erhofft hatte.
Langsam öffnete sich die Muschel und gab immer mehr eine wunderschöne funkelnde Perle preis. Doch dies war nicht das was Lilly suchte.
Auch wenn ihr Blick ein wenig zu lang auf der Schönheit dieser Kugel lag, richtete sie ihn bald auf die wesentlich kleinere Perle in der Nähe.
Aufgeregt schnappte sie sie sich und schwamm ein wenig zurück und hörte auf zu singen woraufhin die Muschel sich mit einem krachenden Schnappen schloss und es mit einem Mal ganz Still wurde.
So gut wie alle Catcher hatten in ihrer Jagd innegehalten und wirkten so, als würden sie ihre Aufmerksamkeit auf Lilly richten.
"Scheiße", fluchte sie leise. Denn der Grund dafür war, dass sie nun zwei Perlen in der Hand hielt.
Und Das eregte Aufmerksamkeit.
Die stille Sekunde war sehr schnell auch wieder vorbei, und die Stahlkugeln und Sterne sausten auf sie zu.
Panisch schlug Lilly mit ihrer Flosse, glitt immer schneller senkrecht zur Wasseroberfläche. Sie hörte das Rauschen und Brausen hinter und neben ihr, merkte wie das Wasser ihrem Körper wich, sah vereinzelte Schatten und schmeckte den etwas algigen Wassergeschmack, während sie hektisch durch den Mund atmete.
Plötzlich sah sie einen der Schatten zu nah kommen und fühlte wenige Sekunden damach ein eisiges Brennen an ihrem Unterarm, der die beiden Perlen festumschlungen hielt.
Sie zischte auf, doch es war nur eine logische Konsquenz dazu gewesen, dass sie nun zwei Perlen in der Hand hielt und diese auch trotz der Schmerzen und der tiefen Wunde quer über ihrem Arm.
Denn sie sah es nicht ein, jetzt los zu lassen. Sie hatte hart dafür gekämpft und wollte sie nicht mehr aufgeben.
Mit diesem Gedanken schoss sie kerzengrade aus den Wasser.
Ohne zu zögern, ließ sie das vertraute Wusch ertönen und schoss weg von den Catchern die sie immer noch verfolgten.
"WAS ZUR...?!", ertönte Ricks Stimme und Lilly ließ ihre Floss verschwinden und flog nun wieder in ihrer Kleidung daher, gefolgt von den Luftcatchern.
Das laute Raunen in der Menschenmenge war nicht zu überhören.
Den verletzten Arm und somit auch die Perlen hatte sie fest an ihren Körper gepresst.
Der eisige Wind ließ ihr einen Schauer über den Rücken fahren und sie bemerkte erleichtert, dass bisher nur Gelb eine weitere Perle gefunden hatte und somit alle Teams insgesamt drei hatte.
Sie raste zu dem Parcours, wich den Gegnern aus und landete stolpernd vor der Ziel gerade.
Keuchend und zitternd duckte sie sich, aus Angst, dass die Catcher und Wurfsterne sie auch hier noch treffen würden.
"Lilly!", rief Rose ihr plötzlich zu und sie sah überrascht auf.
Die ältere Schülerin raste auf sie zu und kniete sich vor sie.
"Die Catcher werden dich hier nicht mehr erreichen, keine Sorge!
Was hast du so lange Unterwasser gemacht?! Und warum zu Hölle hast du einen Fischschwanz UND Flügel gleichzeitig? Ach du...! Du hast ja eine Wunde am Arm! Komm mit!", floss es wie ein Wasserfall aus ihrem Mund und sie wollte Lilly hoch ziehen.
"Nein!", knurrte diese daraufhin nur stur.
"Was?! Warum? Du musst die Ärzte danach sehen lassen!"
Lilly schüttelte nur den Kopf zog ihren zitternden blutigen Arm von ihrer Brust und offenbarte die beiden Perlen.
Rose riss überrascht die Augen auf, schlug ihre Hand auf den Mund und starrte sie geschockt an.
"Das ist nicht dein Ernst!", rief sie erschrocken und raufte sich zwei Sekunden später die Haare, bei einem inneren Konflikt.
"WIE ES AUSSIEHT HAT DER JOKER VON TEAM BLAU DIE WASSERPERLE EBENFALLS GEHOLT! DAS IST UNFASSBAR! UND EINE NEUE MÖGLICHKEIT FÜR BLAU ZU GEWINNEN!!", rief Rick dann und die Blauen jubelten auf.
"Lass mich die Perlen wegbringen", bat Lilly nur.
"Na-na gut! Du bist unser Joker, also nicht so sehr mit dem Spiel vertraut.
Deswegen darfst du auch nicht abgeworfen werden.
Aber... ich kanns nich fassen", murmelte sie nur geschockt.
"Rose? Hast du irgendeinen Tipp für mich?", fragte Lilly dann nur unsicher.
"Die Slagline... du darfst nicht langsam machen. Du musst so schnell wie möglich drüber. Und der letzte Kasten. Du kannst dich mit den Beinen abdrücken. Und jetzt los! Sonst überholt dich noch Alfie Baskin. Viel Glück!", rief sie ihr hinter her, während Lilly zum Start ging. Ohne Flügel oder sonst was. Sie atmete tief durch, schöpfte kurz Kraft und Konzentration, dann schaute sie erneut auf. Sie rannte auf den ersten Brust hohen Kasten zu, schwang sich mit einem Bein hoch, rutsch auf die andere Seite und krabbelte durch die Röhre die als nächstes kam. Dabei versuchte sie, sich nicht auf ihren verletzten Arm zu stützen.
Es dauerte länger als erwartet für sie, auf die andere Seite zu kommen und immer wieder musste sie eine kurze Pause machen.
Als sie sich schließlich wieder aufrichtete, ragte vor ihr die Sprossenleiter auf.
Sie atmete tief ein und wieder aus und biss die Zähne zusammen.
Sie kletterte die Stufen Stück für Stück hinauf, hatte die Perlen in ihre andere Hand getan, damit sie mit der schwächeren Hand mehr Halt hat.
Leichte schwarze Punkte zogen sich über ihre Augen.
Oben angelangt tanzten noch mehr bunte Flecken in der Gegend herum und ihr wurde kurz schwindelig.
Sie atmete kurz durch, bis sie fort waren und fokussierte sich auf das andere Ende.
Sie spannt ihren Bauch an für mehr Gleichgewicht und stellte ihren Fuß auf den Anfang des Seils.
So schnell wie möglich balancierte sie über die Slagline, wackelte immer wieder, erreichte jedoch sicher das Ende.
Sofort sprang sie erleichter auf die Matte hinter dem Podest. Sie atmete erneut durch und hörte die jubelnden Schreie der anderen.
"LOS LILLY! DU SCHAFFST DAS!", rief Rose und sie lächelte gezwungen und wechselte die Perlen zurück in die Hand mit dem verletzten Arm.
Dann rannte sie los, sprang so stark von dem Trampolin ab und griff nach dem Seil.
Vorallem mit ihren Beinen hielt sie sich fest, während sie mit dem Seil zu der nächsten Matte rutschte.
Unsanft landete sie auf der Matte, doch sie fing sich schnell.
Plötzlich bemerkte sie den Erdbändiger von Team Weiß und keuchte erschrocken auf, während dieser schnell den Parcours überwand.
Gestresst drehte sie sich um und sprang auf den zweiten Kasten, lief ihn entlang und sammelte ihre Kraft. Dann sprang so so stark wie möglich ab, packte die Metallstange an der Kante des Kastens und hielt sich krampfhaft fest.
Der Erdbändiger war ihr bereits sehr nah und sie spannte ihren ganzen Köper an, warf ihr eines Bein über die Kante und zog sich ätzend langsam hoch, bis sie am Ziel lag.
Der andere Schüler war ebenfalls schon beim 2. Kasten und machte sich bereit für den Sprung, doch Lilly rappelte sich schnell auf, ging zu dem Kelche und legte die Perlen mit zitternden Händen ein.
Sobald die letzte Perle sicher im Kelch lag, explodierte ein lautes Feuerwerk und Lilly ließ sich erleichtert und keuchend auf das Podest fallen.
Das war knapp gewesen...
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Too much drama...?🤔
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