26. Kapitel - Die Strafe
Es war bereits Freitagnachmittag und Lilly machte sich fertig für den Weg zum Pegasusrevier.
Sie zog sich einen schwarzen Kapuzenpullover an, der im Schulterbreich mit kleinen roten Blumen bedruckt war.
Dazu zog sie sich eine schwarze Hose an und schlüpfte in ihre Schuhe.
Dann machte sie sich auf den Weg zum Brunnen, nicht ohne sich nochmal kurz von ihren Freunden zu verabschieden.
Tyler und Jake wussten von allem (!) seit dem Tag, direkt nach dem Gespräch mit Mrs Smith.
Die beiden hatten ziemlich ähnlich reagiert.
Sowohl Jake, als auch Tyler ärgerten sich über Zack, dass er sie nicht in Ruhe ließ und nicht sein eigenes Leben leben konnte.
Jake warf auch noch ein, dass Lilly dem Jungen nicht trauen sollte und sie ihm lieber nichts von all dem erzählen sollte.
Zusätlich waren sie geschockt über die Sache von den Amuletten, stimmten jedoch Mrs Smith zu, sie solle nicht weiter in den neuen Erinnerungen herum forschen.
Wegen der Strafe, bemitleideten die Beiden Lilly, vorallem, weil sie sie mit Zack bekommen hatte.
Aber auch der Fakt, dass sie in das Pegasusrevier musste, schien Jake, der als einziger wusste, was das war, sie bemitleiden lassen.
Auch als zwei Tage später Mr MCWhyer kam und sie aufklärte, wann, wer und wo das ganze ablaufen würde, klopften die Beiden ihr auf die Schultern und Jake meinte, dass das ganze schon fast ein wenig zu hart wäre.
Zack hatte in der Zwischenzeit nur einen Kontaktversuch gemacht.
Er hatte sie einen Tag nach der Ursache der Strafe gefragt, wie es ausgegangen wäre und Lilly hatte ihm erklärt, dass sie alles vergessen solle.
Daraufhin war er unter den stechenden Blicken von Jake und Tyler gegangen.
Nun stand sie am Brunnen und beobachtete Zack der ebenfalls in komplett schwarz (schwarze Hose und schwarzer Pulli) angelaufen kam.
Gerade als er ankam und sie grüßen wollte, kamen schon Mrs Smith und Mr Trenley und stellten sich vor sie.
"Guten Morgen ihr Beiden. Ich sehe ihr seid pünktlich um eure Strafe entgegen zu nehmen", bemerkte Mrs Smith ernst und musterte die beiden von oben bis unten.
"Und ihr habt dran gedacht euch dunkel anzuziehen. Das ist sehr gut. Na dann... los!", rief sie nur und gab Zack einen Amabotoh und schnallte sich ebenfalls einen auf.
Lilly und Mr Trenley riefen derweil ihre Flügel hervor.
Lilly genoss das Gefühl jedes Mal und sah die Lehrer abwartend an.
Als Mrs Smith mit einem Nicken los flog, schoss Lilly ihr hinterher.
Als sie merkte das Mrs Smith langsam abbremste um auf Zack und Mr Trenley zu warten (Mr Trenley wartete ebenfalls auf Zack) verlangsamte sie ihr Tempo, bis sie neben Zack flog.
Als dieser merkte, dass alle auf ihn warteten, schaute er sie alle entschuldigend an.
Mr Trenley nickte ihm aufmunternd zu und Lilly tat es ihm gleich.
Nur Mrs Smiths Miene blieb ausdruckslos.
Die kleine Reise wurde also sehr langsam, denn Zack schien nicht der größte Fan von Höhe zu sein.
Lilly drehte hin und wieder Schrauben und spielte im Wind, nicht bewusst, was mit dem Pegasusrevier auf sie zu kam, da niemand es ihr je erklärt hatte.
Es dauerte anderthalb Stunden bis sie bei einem weiß schimmerndem und funkelndem Portal ankamen.
"Wir müssen hier landen", bemerkte Mrs Smith nur und setzte zu einem Gleitflug an. "Und Mrs Kors! Keinen Sturzflug! Wir müssen unser Kommen als Gruppe ankündigen!", fügte sie hinzu und ließ Lilly enttäuscht die Schultern fallen lassen.
Mr Trenley und Zack mussten daraufhin leicht Schmunzeln und auch Mrs Smith Mundwinkel zuckten.
Langsam, viel zu langsam, sanken sie dem Boden entgegen.
Vor dem Portal angekommen liefen sie in der Gruppe auf die weiße Fläche zu.
Mrs Smith und Mrs Trenley verbeugten sich und Lilly und Zack schauten sich verwirrt an.
"Verbeugt euch einfach... diese Wesen sind sehr respektvoll und halten viel von solchen Gesten", erklärte Mr Trenley leise und die beiden Kinder verbeugten sich schnell.
Das Portal begann heller zu leuchten und die kleine Gruppe stand auf.
Dabei bemerkte Lilly den leicht ängstlichen Gesichtsausdruck von Zack.
Hintereinander, zu erst Mrs Smith, dann Lilly und Zack und als letzter Mr Trenley, gingen sie durch das schimmernde Licht.
Die wenigen Schritte, die sie durch das Portal gingen, beeindruckten Lilly sehr.
In hellblassen Farben wirbelten verschiedene Strudel herum und führten zu dem gleißenden Licht auf der anderen Seite.
"Mr Trenley?", fragte sie nach ein paar Sekunden.
"Ja?", erwiederte dieser höflich.
"Kann man das Pegasusrevier nur von dem einen Portal erreichen?", wollte sie neugierig wissen und zog ihren Blick von den faszinierenden Strudeln zu dem Lehrer.
"Nein. Es gibt überall auf der Welt solche Portale", erklärte er ruhig.
Lilly nickte interessiert und ging den letzten Schritt, bis sie kurz vor dem Ausgang standen.
Mrs Smith machte eine seltsame Rolle mit ihrer Hand und auch Mr Trenley tat diese. Somit machten auch Zack und Lilly diese Geste nach.
Dann ging Mrs Smith vorab hinaus.
Als Lilly auf der anderen Seite ankam, blieb ihr der Mund offen stehen.
Die ganze Landschaft schimmerte in den vielfältigesten Grüntönen die Lilly je gesehen hatte.
Hohe, urwaldähnliche Bäume, reckten sich dem Himmel entgegen.
Tief grüne Lianen schlangen sich um die Stämme oder hingen wie Vorhänge von den Ästen.
Der dichte Wald öffnete sich zu einer riesigen Lichtung mit saftigem Gras und einem bunten Meer aus Blumen.
Doch das beeindurckendste, waren die weißen Pferde.
Nein. Es waren keine weißen Pferde. Sie leuchteten. Sowohl das Fell glitzerte und funkelte wie die hellsten Sterne, als auch die breiten Flügel, die entweder eng an den Körper gepresst waren oder mit starken Flügelschlägen zum Fliegen schlugen.
Jemand schubste sie sanft aus ihrem Staunen und sie blickt verwirrt zu Zack der nur Richtung Lehrer nickte, welche sich vor einem blassblauen Pegasus verbeugten.
Lilly tat es ihnen schnell gleich und hörte ein lautes Schnauben.
Leises Rascheln ertönte, als die Lehrer sich wieder erhoben und erneut machte sie es ihnen nach.
Das blaue Wesen nickte langsam und schritt zur Seite, sodass sie weiter gingen.
"Das war Nuri", bemerkte Mrs Smith plötzlich. "Sie ist die Wächterin den Tores und kennt uns, daher dürfen wir auch ohne weitere Kontrolle eintreten".
Den Rest des Weges liefen sie schweigend, begleitet von 5 oder 6 dieser edlen Wesen.
Es dauerte 10 Minuten bis sie auf der großen Lichtung ankamen, wo ein silberner Pegasus stand.
Er war größer und prachtvoller im Vergleich zu den anderen und wirkte wie der oder die König-in. Wieder knieten sie nieder und das Wesen lief um sie herum und schnupperte an ihnen.
Vorallem bei Zack und Lilly blieb es lange stehen und schien zu prüfen, wer sie waren.
Gegen Ende der Inspektion stellte es sich wieder vor sie und schnaubte gebieterisch.
Sie erhoben sich und Lilly hörte sofort Mrs Smith sprechen: "Dies ist der Anführer, das Oberhaupt, der König, wie ihr ihn nennen wollt. Sein Name ist Kaori. Bei den Pegasussen gibt es keine anreden wie Majestät oder ähnliches.
Sie sind von Natur aus sehr höfliche und respeltvolle Kreaturen. Sie können sehr sehr sanft sein und vorallem zu ihren Kindern sind sie liebenswürdig und aufmerksam.
Wenn ihr sie allerdings angreift habt ihr euer Todesurteil besiegelt. Sie sind ungewöhnlich gute Kämpfer und Flieger, was vorallem dir Lilly gefallen dürfte", bemerkte Mrs Smith und wandte sich ihr kurz zu.
Daraufhin musste sie kurz Grinsen.
Wir werden jetzt mit Kaori sprechen.
Da das bis jetzt keine wirkliche Strafe für euer Fehlverhalten war, sondern eher ein süßer kleiner Ausflug, kommt ihr währenddessen zu dem wofür ihr hier seid.
Ihr werdet von Liëth", die Direktorin zeigte auf ein blassrosanen Pegasus, "zu einer Lichtung geführt... in der Mitte dieser Fläche ist ein Kristall leicht vergraben.
Wir möchten, dass ihr etwas von diesem Kristall abscharbt und uns bringt".
Mr Trenley holte nun zwei kleine Glasgefäße hervor, um genau zu sein kleine Fläschchen und drückte jeweils eine in Zacks Hand und eine in Lillys.
"Das nötige Werkzeug liegt vor Ort. Na dann ihr beiden! Macht euch auf den Weg und passt auf was ihr tut!", rief Mrs Smith und wandte sich an Kaori.
Liëth schritt derweil auf Lilly und Zack zu.
Lilly verbeugte sich unsicher und Zack tat es ihr überrascht nach.
Das laute Schnauben ließ sie wieder aufblicken.
Plötzlich hörte sie eine engelsgleiche Stimme in ihrem Kopf und fuhr geschockt hoch.
Eine fremde belustigte Emotion trat zu ihr und verwirrt sah sie zu Zack, welcher auch sehr überfordert schien.
Alles gut! Mein Name ist Liëth. Ich werde euch zu der Lichtung leiten und am Rand auf euch warten, bis ihr fertig seid. Wer seid ihr? Ich kann euch verstehen, wenn ihr sprecht. Die Stimme war sanft und so unschuldig, dass es Lilly kurz schauderte. Dann antwortete sie jedoch.
"Also das ist Zack Huxley und ich bin Lilly Kors", erklärte sie schnell und schaute in die tiefschwarzen Augen.
Mein Vater spricht grad mit eurer Direktorin. Es sind nicht oft Schüler hier. Meist nur zur Strafe und Abschreckung. Darf ich fragen, warum ihr hier seid?
Lilly kam nicht darauf klar wie wunderschön die Stimme des Wesens klang.
"Wir waren Nachts draußen", erklärte Zack knapp.
Oh... darf man fragen warum?
"Ähh... sagen wir so wir konnten nicht schlafen, beide aus unterschiedlichen Gründen", erklärte Zack und versuchte das Thema Dämon nicht anzusprechen.
Der Pegasus schnaubte nur zustimmend und sie liefen stumm weiter...
Nach ein oder zwei Minuten Stille, brach Lilly diese und wandte sich an Zack.
"Was habe ich eigentlich nicht mitbekommen?". Ihre Frage ging ins Nichts, da weder Liëth noch Zack wussten, worauf sie hinaus wollte.
"Was meinst du?", fragte Angesprochener daher.
"Naja, bis jetzt ist das ein einfacher Ausflug. Eigentlich ein Ausflug in eine wunderschöne Nebendimenson, oder was das ist. Aber auch die Teile von dem Kristall abzuscharben scheint mir nicht zu hart zu sein und bis jetzt hat es mich eher gefördert gegen Regeln zu verstoßen", erklärte sie rasend schnell.
"Lilly, Luft!", meinte Zack als erstes belustigt und schüttelte vergnügt den Kopf.
Lilly sah ihn gespielt beleidigt an und grinste dabei, wurde dann jedoch wieder ernst.
"Freu dich nicht zu früh. Ich weiß nich was auf uns zu kommt, aber ich weiß, dass alle die von hier zurück kommen, verletzt oder vollkommen geschockt sind", erklärte er unerfreut.
"Ok! Lass uns sterben gehen!", meinte Lilly ironisch, obwohl sie schon unruhig wurde vor Furcht.
Dann hatten sie die riesige von Blumen bedeckte Lichtung erreicht.
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