15. Kapitel - 'Verhöre'

Mr Leech riss Lilly hinter sich her. Mehrfach stolperte sie dabei, doch er achtete nicht auf sie. Toby Leech versuchte gleichzeitig seinen Ehemann zu beruhigen und die anderen Schüler zusammen zu trommeln.

Plötzlich lag ein großer Stein direkt vor ihrem Fuß und sie schrie erschrocken auf, als ihr Fuß sich verhakte und sie aus dem Gleichgewicht geriet.
Bevor sie jedoch unsanft auf den Boden treffen konnte, ertönte das altbekannte und schon vertrauenswürdige -wusch-. Statt den gepflasterten Weg zu küssen, schoss sie mit Hilfe eines Windstoßes in die Höhe. Der brennende Griff um ihr Handgelenk löste und sie sah aus 2 Metern Höhe auf ihren Lehrer hinab.

"Kommen Sie sofort herunter!", schrie Mr Leech Nummer 1.
"Elon! Sie wäre sonst hingefallen! Beruhige dich! Es ist noch nichts passiert!", versuchte Toby es erneut.

"Ja! NOCH nichts!", brüllte der Dunkelhaarige außer Rand und Band. Lilly senkte ihren bereits flachen Flug und ließ sich den restlichen Meter einfach fallen um geschickt in der Hocke zu landen und sich wieder auf zu richten.

Oh... oups... das hat den glaub ich nicht gerade beruhigt...

"Sie haben für diese Stunde eine 6", meinte der Mann dann monoton und griff nach ihrer Hand. Lilly keuchte laut auf.
"Elon! Sie war eine ausgezeichnete Fliegerin! Schatz, du kannst ihr keine 6 geben!", widersprach Nummer 2 sofort.
"Das ist mir egal! Sie hat unbedacht gehandelt und hätte andere Schüler leicht in Gefahr bringen können", antwortet 1 aufgebracht.
Toby hatte seinen Mund schon für ein weiteres Gegenargument geöffnet, da unterbrach Lilly ihn einfach.

"Es tut mir leid", murmelte sie immer noch grinsend. Kein Ärger der Welt konnte ihre Laune gerade vermiesen. Trotzdem sah sie schuldbewusst auf den Weg und fuhr ihre Flügel wieder ein.
"Sie haben Ihre Strafe erhalten. Nun kommen Sie!", wandte er sich wieder allen zu und in wenigen Sekunden kamen sie bei dem großen Haus an.

Ohne Vorwarnung riss der Lehrer dir Tür auf und stürmte hinein.
Lilly fielen die vielen erstaunten Blicke auf.
Hat es schon zu Pause geklingelt?, fragte sie sich verwirrt.

"Hinsetzen!", befahl Nummer 1 sofort seinen Schülern, während Nummer 2 bei ihr blieb. Ihr Blick wanderte verwirrt zu Jake und Tyler die sie vollkommen verunsichert anstarrten. Sie wandte sich hilfesuchend an den netten Lehrer der nur mit den Schultern zuckte.
Dann wurde sie fast umgehauen, als dessen Mann wieder davon raste.

Sie wurde zu dem Lehrertisch gezerrt und endlich hörte sie eine ruhige Stimme, die ihren 'Entführer' still stehen ließ. Ihr keuchender Atmen hallte schwer durch den, sonst so unheimlich stillen Raum. Niemand sagte ein Wort.

"Elon... was machen Sie mit dem armen Kind?", wollte Mrs Smith wissen. Ihr Blick wanderte kurz zu Lilly um sich gleich darauf wieder auf den Lehrer zu fixieren.
"Ich. Muss. Etwas. Testen", brachte dieser unter zusammen gebissenen Zähnen hervor und versuchte offenbar, seine Höflichkeit nicht vor der Chefin zu vergessen.
"Das wäre?". Skepsis strahlte wie Sonnenlicht von der beeindruckenden Frau aus.
"Keine. Zeit. Zum. Erklären.", stieß Elon Leech hervor, griff nach einem Messer und zerrte Lilly mit sich.

"Elon!", rief die Direktorin warnend.
"Schatz!", bemühte sich nun auch Toby, seinen Mann zur Vernunft zu bringen.
Bevor ihn allerdings jemand aufhalten konnte und Lilly überhaupt realisierte, was er da tat, zog er das Messer quer über ihre ganze Handfläche und hinterließ einen tiefen Riss, aus dem augenblicklich Blut floss.

Und zwar eine Menge Blut...

Lilly stieß nur ein lautes (sehr lautes) Zischen hervor und Mr Leechs nächste Aktion, verbesserte den brennenden Schmerz nicht, als er ihre Hand mit seiner zu einer Faust schloss und über dem weißen Elementarkelch hielt. Nicht gerade wenig rote Flüssigkeit tropfte in die weiße Quellflamme.

Es war wie ein Déja-vu...

Das Blut tropfte in den Kelch, auf das milchige Licht und plötzlich explodierte es.
Lilly konnte sich nicht mehr auf ihren Füßen halten, als sie von der einem heftigen Windstoß, der aus der milchigen Quellflamme resultierte, weggedrückt wurde.

Ein starkes Stechen zog sich durch ihre Hand, als Elon sie noch fester zusammen drückte.
Erschrocken schrie sie auf, landete jedoch nicht auf dem Boden.
Wieder ertönte das wusch und sie blieb in der Luft stehen, während sie der riesigen Quellflamme beim Schrumpfen zu sah.

Doch ihr wurde keine Ruhe gegönnt. Keine Zeit, um Gesehenes zu verarbeiten. Nur Zeit um es zu akzeptieren, bevor sie wieder vor den Kelchen stand.
Mr Leech hatte ihre Hand wieder genommen.

Das Pochen durchdrang ihren ganzen Körper. Ihr Herz raste.
Und wieder passierte das Gleiche.
Ihre Hand wurde über den blauen Kelch gehoben. Zusammengepresst, für mehr Blut.
Erneut das schmerzhafte Stechen. Das erste Mal Tränen in den Augen.
Das Lächeln schon längst vergangen.

Wage bekam sie durch den Schleier mit, wie die blaue Flamme heranwuchs. Sie taumelte zurück. Landete unsanft auf dem Boden. Stütze sich mit der verletzten Hand ab.
Der Spalt wurde noch breite und länger. Sie stöhnte auf und hielt die blutenden Finger an ihre Brust.

Schritte eilten auf sie zu. Jemand hob sie an den Schulter hoch und stellte sie auf ihre zwei wackeligen Beine.
Nein nicht schon wieder!, flehte sie in Gedanken. Blieb aber still.
Sie erkannte die Frau, die sich um die Zeremonie der Kelche gekümmert hatte.
Lillys Hand wurde nach vorn gerissen und von dicken weißen Bändern eingewebt. Die Tränen waren weg.

Der Schock verschwand und ließ den Schmerz ein wenig stärker werden, doch sie versuchte es zu unterdrücken.
Das war nur ein Schnitt in deine Hand!

...

Ja... ein ziemlich tiefer? Hat er meinem Knochen getroffen?
"Alles gut!", beruhigt die Krankenschwester sie. Lilly nickte.
"Elon?! Was sollte das?", fragte Toby geschockt und wandte seinem Blick von ihr ab. Offenbar, hatte er sie die ganze Zeit angestarrt.

"Das Mädchen... es kann zwei Elemente bändigen. Und zwar unglaublich stark", antwortete sein Ehemann ruhig.
"Aber das ist doch kein Grund, sie auf zu schlitzen!", empörte sich die Frau, die sie immer noch stützte.

Lilly richtete sich wieder ganz auf, die verletzte Hand von der anderen umschlossen.
"Mr und Mr Leech, Mr Drechser", drang die ernste Stimme von Mrs Smith zu ihr durch. "Sie kommen mit mir". Die Frau war würdevoll hinter dem langen Tisch hervorgetreten. "Mrs Kors! Sie begleiten uns ebenfalls!".

Lilly schaute verwirrt zu ihrer Direktorin auf, aber diese hatte sich bereits abgewandt.
"Würde bitte einer der Schüler, mit ihr kommen?", rief sie in den Raum hinein und nicht nur ihr Blick wanderte durch die Reihen, sondern auch Lillys eigener.

Drei Hände hoben sich.
Jakes, Tylers und...

"Mr Huxley! Dann kommen Sie! Die anderen Schüler gehen nun endlich essen!", befahl Mrs Smith in einem so strengen, autoritären Ausdruck, dass niemand widersprach.
Zack stand eilig auf und lief auf sie zu, doch Lilly richtete ihre Augen verzweifelt zu Jake und Tyler. Während Ty sie mitleidig anstarrte, runzelte Jake verwirrt die Stirn.
Doch sie konnte sich keine weiteren Gedanken darum machen, denn sie wurde von der Frau die sie immer noch hielt an Zack überreicht.

"Komm Lilly", forderte dieser sie ruhig auf.
Die kleine Gruppe verließ den ruhigen Speisesaal und ging zusammen über den Weg zu dem Schulgebäude.
"Was machen wir?", wandte sie sich an Zack. Dieser zuckte nur mit den Schultern und ihr blieb nichts anderes übrig, als weiter zu gehen. Sie liefen die langen Schulgänge entlang und hielten vor einer großen Tür.

Wieder einmal war das typische Elementarzeichen dort und verzierte die ganze Tür. Ohne zu zögern öffnete Mrs Smith die Tür indem sie komische aber schöne Bewegungen mit ihrer Hand ausführte. Zuerst fuhr sie mit gebeugtem Finger einen Halbkreis. Grüne Schnüre zogen sich ihren Händen hinterher. Dann zog sie den Faden hinter ihrer Hand her in die Richtung ihres Gesichts, um gleich darauf eine kleine Spirale links nach unten zu zeichnen.

Die Tür schwang unter lautem Knarren auf und sie traten ein.
Lilly blieb der Mund vor Staunen offen stehen und sie schaute sich bewundernd um.
Das Zimmer war schlicht, und wirkte trotzdem eindrucksvoll.
Über die ganzen Steinwände waren Höhlenmalereien verteilt.

Mit einfachen Handbewegungen waren dort Lagerfeuer, ganze Seen, Tiere und Landschaften gemalt. Eine Zeichnung interessierte sie besonders und sie trat einen Schritt näher.
Ein riesiger Löwe... nein es war ein Tiger, sprang aus einer Flamme heraus und brüllte eine kleine Menschenmenge an.

"Was ist das?", wollte sie immer noch staunend wissen und drehte sich zur nächsten Zeichnung. Keine Antwort.
Erst da fiel ihr das ernste Schweigen auf und sie entfernte sich schnell, von der schlichten, etwas altmodisch wirkenden Raumgestaltung.

"Mrs Kors", sprach die Direktorin sie nur an. "Sie sind die vierte Person in der ganzen Geschichte, die nicht nur ein Element bändigen kann. Sie werden vielleicht davon gehört haben, dass ihre Gabe sehr sehr selten ist. Außer ihnen gab es nur noch drei weitere".
Ich kann zählen, danke, dachte Lilly, wagte es jedoch nicht ihre Gedanken laut auszusprechen. Zu viel Respekt hatte sie vor der Frau.

"Wir haben einiges zu besprechen...", bemerkte Mr Drechser dann. Die Direktorin und die Sportlehrer nickten.
"Und Sie werden dabei einige Fragen beantworten müssen", fügte Mr Leech Nummer 1 hinzu. Zögerlich nickte Lilly nur.
"Nun gut... Sie und Mr Huxley können sich setzen. Der Tag wird anstrengend für Sie gewesen sein". Der Vorschlag war eine Art freundlicher Befehl, also setzten die beiden sich und schauten gespannt zu den Lehrern.

"Zuerst Mrs Kors. Wussten Sie schon von der Gabe bevor Sie beide nutzen konnten?". Der weißhaarige Mann sah sie aufmerksam an.
Unsicher glitt ihr Blick zu Zack. Dieser nickte aufmunternd woraufhin sie einen tiefen Atemzug nahm.

"Ich und...", sie stockte. Sie konnte jetzt nicht Zack verraten. Wenn sie Ärger bekommen würden, wäre das nicht fair ihm gegenüber. (Auch wenn er es wegen seinen Nerv-Attacken schon irgendwie verdient hätte.)

"Ja?!", hakte Mrs Smith nach, als sie einige Zeit nicht antwortete.
"Ich habe einen Tipp von jemandem bekommen. Aber wirklich sicher war ich mir nicht", erklärte sie schnell und warf Zack einen nervösen Seitenblick zu.
"Und wie sind Sie auf ihre Gabe gestoßen?", wollte der Geschichtslehrer sofort wissen. Ungeduldig lief er vor ihr auf und ab und sie folgte mit ihrem Kopf seinen Bewegungen.

"Ähh...". Gute Frage... "Zufällig!".
"Was meinen Sie mit zufällig?", wurde sie weiter ausgequetscht und der Mann blieb stehen.
"Wie soll ich das erklären...", fragte sie sich eher selbst, aber die Lehrer hörten es.
"Einfach ehrlich sein. Es ist wichtig", munterte Toby Leech sie auf.

"A-also... ... ... Zufall halt eben...", stotterte sie herum und versuchte sich fieberhaft an das Vorgehen zu erinnern. "Ich war wütend. Dann wollte ich mich beruhigen... genau! Ich schloss die Augen. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich unabsichtlich diese Herzschlagübung gemacht, die man für die Verwandlung braucht. Und dann kam der Wind. Ich brauchte mir nicht einmal das Fliegen vorstellen, mein Körper tat es von allein. Und dann kam ein lautes wusch und ich bin hingefallen. Danach ist mir aufgefallen, dass ich Flügel besitze. Und den Rest dürften Mr und Mr Leech wissen". Sie stoppte endlich und sah unschuldig zu den Lehrern auf.

"Und woher wussten Sie, wie Sie fliegen mussten?", kam es nun von Elon Leech.
"Keine Ahnung", meinte sie nur und zuckte mit den Schultern. Sie wusste es wirklich nicht, aber Nummer 1 schien ihr nicht zu glauben.
"Wie machst du eine Schraube?", schoss es da von ihm. Die anderen Lehrer und Zack warteten gespannt auf ihre Reaktion.

"Woher soll ich das wis...". Sie hielt inne.
Den Kopf zuerst drehen, dann folgt der Rest des Körpers und Flügel anziehen, dann geht es schneller. Es war wie eine zweite Stimme die ihr zu flüsterte, was richtig war.
Ihr Instinkt.
"Den Kopf zuerst drehen, dann folgt der Rest des Körpers und Flügel anziehen, dann geht es schneller", wiederholte sie die Worte ihrer inneren Stimme.
"Richtig!", rief Toby erstaunt aus.

"Wie kannst du deine Geschwindigkeit aufs Minimum reduzieren?", prüfte er weiter.
Wurde das gerade zu einem Verhör?!
"Keine Ahn...".
Eine Aufwärtsströmung anschneiden und die Flügel ganz ausbreiten, für größtmögliche Widerstandsfläche.
"Eine Aufwärtsströmung anschneiden und die Flügel ganz ausbreiten, für größtmögliche Widerstandsfläche", erklärte sie dank der Hilfe ihres Instinktes.
"Wieder richtig!", rief er dann aus.

"Mrs Kors? Haben Sie bereits ein Buch darüber gelesen?", wollte nun Mrs Smith wissen. Sie schüttelte verwirrt den Kopf und drehte sich erneut Hilfe suchend zu Zack.
"Lass sie fragen!", beruhigte er sie.

"Welche Elemente waren ihre Eltern, Mrs Kors?", fragte Mr Drechser als nächstes.
"Ähh...". Ein weiterer verzweifelter Blick zu Zack, der sich nun etwas aufrechter hingesetzt hatte. "Ich glaube Luft und Wasser", murmelte sie überfordert.
"Das ist uns bewusst", meinte Elon Leech trocken.
"Was waren Mr und Mrs Kors für Elemente?", wiederholte der Geschichtslehrer seine Worte. Lilly wandte sich ihrem Mitschüler zu. Dieser schenkte ihr einen weiteren Blick der so viel wie ein: alles-gut-komm-runter-Blick war.

Dann räusperte er sich.

"Mrs Smith", machte er auf sich aufmerksam. Die Lehrer wandten sich ihm interessiert zu. Offenbar wussten auch sie, dass er aus einer reichen Familie stammte. "Ich wollte mich eigentlich nicht in diese Diskussionen ein mischen, allerdings wäre es für Sie vielleicht von Nutzen, wenn Sie wüssten, dass Lillys Elter nicht mehr Leben oder verschollen sind".
Lilly könnte in diesem Moment vor ihm auf die Knie fallen und zugleich einfach nur ins Gesicht schlagen.

Er hatte ihr aus der Patsche geholfen, doch nun wussten die Erwachsenen, was mit ihren Eltern passiert war.

Tja... musst dich schon entscheiden!

Und sie entschied sich für die Dankbarkeit! Eindeutig! Denn sie selbst hätte es nie geschafft es so einfach über die Lippen zu bringen.
"Oh... das wussten wir nicht", meinte die Direktorin erstaunt und schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln.

"Haben Sie versucht sich zuvor in eine Meerjungfrau zu verwandeln?", fragte Mr Drechser weiter, als habe er den letzten Kommentar überhört.
"Ja...mehrfach", antwortete sie nervös.

"Hat es geklappt?", hakte er nach und sie schüttelte stumm den Kopf. "Was haben Sie gespürt?". Lilly lächelte in sich hinein und funkelte Zack belustigt an. Dieser grinste zurück und beugte sich neugierig zu ihr herüber.

"Schmerz", erklärte sie dann schlicht und sah wie er enttäuscht den Mund verzog.
"Genauer, Mrs Kors! Es ist wichtig!", fuhr der Lehrer sie an. Zack grinste wieder und sie sah ihn mit verdrehten Augen an um gleich darauf ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf die Erwachsenen zu richten.

"Es war jedes Mal gleich", begann sie dann zu erzählen. "Zuerst ein dumpfes Stechen, das mit der Zeit zu einem schmerzhaften Ziehen heranwuchs, bis ich gestoppt hab".
"Noch etwas, was wir möglicher Weise wissen müssten?". Mr Drechser hakte sehr viel und sehr oft nach und langsam wurde sie misstrauisch.

Daher verschwieg sie auch die Kleinigkeit mit der brennenden Haut.
"Nein", log sie. Auch wenn sie sich ein wenig schlecht dabei fühlte, irgendetwas sagte ihr, sie solle es lieber für sich behalten. Vermutlich war es ihr Instinkt. (Mal wieder)
"Nun gut", beendete Mrs Smith letztendlich das Gespräch.

"Mr Huxley, Mr Kors... Sie können nun gehen", wurden die beiden höflich aufgefordert zu verschwinden.
"Ach Mr Huxley, bleiben sie noch einen Augenblick. Mrs Kors sie warten kurz vor der Tür", fügte die Direktorin noch hinzu.

Hä?!

Aber Lilly gehorchte und schritt verwundert aus dem eigenartigen Raum. Sie hatte erwartet eine weitere halbe Stunde dort stehen zu müssen, doch nach zehn Sekunden kam Zack ebenfalls hinaus. Sie warf ihm einen fragenden Blick zu und er zog sie an ihrer unverletzten Hand mit sich.
"Was hast du es so eilig?", beklagte sie sich außer Atem.

"Ganz einfach. Ich will noch etwas zu essen bekommen!", erklärte er und ließ sie erst im Speisesaal wieder los. Er verschwand augenblicklich bei der Essensauswahl.
Sie selbst folgte ihm etwas gemütlicher und ergatterte noch eine Portion Nudeln. Die Soße war schon aufgebraucht, daher entschloss sie sich kurzer Hand daraus einen Nudelsalat zu machen und einfach Mais, Gurken, Tomaten und Salatsoße + Salatblätter unter die Portion zu mischen.
Schnellst möglich ließ sie sich bei ihren Freunden fallen.

"Lilly!", rief Tyler begeistert auf.
"Kraftbombe!", ertönte da auch schon Rileys Stimme. Ihr entging Jakes missgelauntes Schweigen nicht. Sie erwiderte die Begrüßungen mit einem breiten Lächeln und ignorierte weitere Fragen.

"Jake? Was ist los?", wollte sie verwirrt wissen.
"Du hast vergessen uns was zu erzählen", bemerkte er trocken.
"Was denn?", fragte sie unschuldig. Statt zu antworten wanderte sein Blick schlicht über die Menschenmenge und blieb in Richtung Zack stehen.
"Oh...", rutschte es ihr heraus.

"Ja 'oh'!", fuhr er sie an. Sie stöhnte gequält auf.
"Was sollte das? Warum hast du uns nichts erzählt? Was ist passiert?!".
Yayy... noch ein Verhör! Aber was sein muss, muss sein...
"Lass mich erst essen. Wir sprechen uns nachher im Gemeinschaftsraum", wehrte sie seine Fragen ab. Riley hatte das Gespräch nicht mitgehört. Tyler hingegen blickte verwirrt zwischen ihnen hin und her.

"Ha! Mein Bruder ist mit Lilly Kors befreundet!", hörten sie da Riley prahlen.
"Ich dachte du nennst mich Kraftbombe!", konnte sie den Kommentar nicht unterdrücken und kicherte leise.

"Für mich bist und bleibst du immer meine Kraftbombe, aber das müssen die anderen ja nicht wissen", grinste er ihr als Antwort zu. Sie lachte auf und auch Jake und Tyler lockerten sich ein wenig auf, worüber sie unglaublich erleichtert war.

"Deine Kraftbombe?!", empörte sie sich. "Bin ich neuerdings dein Eigentum??".
Einige um sie herum lachten und endlich lockerte sich die so verspannte Stimmung, bis es Zeit war sich in den Gemeinschaftsraum zu begeben.

...

"Also was ist passiert?", wollte Jake sofort wissen, als sie den Raum betraten. Sie waren nicht alleine. Tyler und Riley waren gefolgt und nun standen sie zu viert in dem Raum.
Die Blicke ihrer Freunde lagen auf ihr und sie begann seufzend zu erzählen. Bei der Umarmung angekommen kniff Jake misstrauisch die Augen zusammen.

"Wozu genau haben wir dich die ganze letzte Woche geschützt?", fragte er sie ein wenig beleidigt und sie stöhnte kurz auf. Auch Riley schien nicht besonders begeistert und genau genommen brachte nur sein Geschichtsausdruck sie zu Beunruhigung. Immerhin war er immer der, der jedem gute Laune machte, ob sein Opfer wollte oder nicht.

"Lasst es mich erklären", bat sie schnell und blickte in zwei genau gleich aussehende Gesichter. Naja, fast. Jakes Augen hatten ein noch intensiveres Grün.
"Aalso... ich habe ihn nur umarmt, damit er uns nicht verrät... sonst wäre er vermutlich einfach raus gestürmt und hätte die beiden versucht zusammen zu schlagen!".
Nun gluckste Riley auf und ergatterte einige verwirrte Blicke.

"Was? Stellt euch doch vor, wie ein vor Wut aufgelöster Huxley auf unsere Direktorin zu stürmt und ihr mal ordentlich die Meinung geigt?". Sein Glucksen wandelte sich schnell in schallendes Gelächter und auch Tyler (der bis da nur schweigend zu gehört hatte) und Jake stiegen ein, bis die drei fast auf dem Boden lagen.

Lilly blieb nichts anderes übrig über ihre Freunde zu grinsen, aber wirklich mitlachen konnte sie nicht. Dafür wusste sie noch zu gut wie knapp das Ganze gewesen war.
Plötzlich ertönte ein lautes bonk und Riley lag auf dem Boden.

Das war der Moment wo Lilly sich nicht mehr halten konnte.
Während sie lachte wurde ihr bewusst, was für ein Glück sie mit ihren Freunden hatte. Auch wenn sie es ihr ein wenig böse nahmen, hatten sie ihr schon verziehen.
Glaubte sie zumindest.

Aber ausnutzen durfte sie dieses Vertrauen, dass sie ihr schenkten auf keinen Fall.
Wie als hätte Jake ihre Gedanken gelesen (was er vermutlich auch getan hatte) wandte er sich immer noch grinsend an sie.

"Ich warne dich, Lilly. Vertraue Huxley nicht zu viel... pass auf dich auf und lass dich nicht von seinem Äußeren einlullen", warnte er sie. Zur Antwort nickte ihr Kopf langsam und Jake wandte sich ab.

Was würde sie nun tun? Wie sollte sie Zack gegenüber treten? Konnte sie ihm vertrauen?
Sie nahm sich vor ihn nicht zu meiden wie zuvor, aber sie würde nicht ihre ganze Lebensgeschichte vor ihm auskotzen.
Erst sollte er ihr beweisen, ob er war wie er wirkte.
Und sie würde Jakes Warnung im Hinterkopf behalten.

Erst da fiel ihr auf, dass die Jungs sich beruhigt hatten und Riley immer noch kichernd wieder auf seinen Füßen stand.

"Ey, Leute... ich glaub es ist jetzt unnötig, dass ihr die ganze Zeit über mich wacht, aber tausend Dank, dass ihr es gemacht habt", bemerkte sie dann und schaffte es irgendwie alle drei gleichzeitig in eine dicke Umarmung zu ziehen.

"Ich bin euch so unendlich dankbar", murmelte sie und ließ sie wieder los.
"Wenn ich was für euch tun kann, zögert nicht zu fragen!", rief sie und die Jungs grinsten immer noch dämlich.

"So und jetzt wird in den See gesprungen! Es ist viel zu warm draußen!", rief Riley und in wenigen Minuten landeten die Jungs im Wasser, während Lilly sich draußen in die Sonne legte, da sie den Schnitt in ihrer Hand nicht unnötig heraus fordern wollte.

Langsam aber sicher neigte sich der Tag dem Ende zu. Und zwar einem gemütlichen Ende, in dem sie lachten und verschiedene Spiele spielten.
Als es gerade 20 Uhr war riss sich Lilly aus der kleinen Truppe und machte schnell ihre Hausaufgaben.

Danach zog sie sich um und fiel erschöpft ins Bett, dachte über den Tag nach und döste müde vor sich hin.
Ihr letzter Gedanke, nein ihr vorletzter Gedanke, galt wie immer dem Waisenhaus. Sie fragte sich wie es den Kindern dort ging und was sie machten.

Ihr endgültiger Gedanke vor einem tiefen Schlaf lag allerdings beim Fliegen.
Dann war sie weg.

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Hey Leute!🤗

Wie findet ihr das Kapi? Ich bin nämlich gar nicht zufrieden 😞...

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass Lilly nicht so rüber kommt wie sie sollte... :c

Naja ich hoff einfach, dass es euch gefällt

Bisch denne! <3
cxtlover

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