Sechstes Kapitel


Im tiefen Wald Ringeli

„Uhhha", gähnte der kleine Hutwichtel und streckte sich in seinem weichen Bett. Er hatte gestern noch das Rezept für die Zimtwecken (natürlich hatte er die Mengenangaben verkleinert) ausprobiert, und war so doch nicht ganz so früh ins Bett gegangen wie die anderen Helden. Jetzt weckte ihn ein Gemurmel von draußen. Müde zog er sich sein Hemd an und blickte dann aus dem Fenster. Erschrocken schrie er auf, denn außerhalb seines Hutes war nicht etwa die gemütliche Höhle vom Ingler, sondern er konnte einen laufenden Salanda und die keine einzige Höhle sehen, sondern nur Wiesen. „Mir scheint, als währe unsere Schlafmütze auch langsam aufgewacht", meinte er da gerade Emmerl sagen gehört zu haben. Konnte es sein, dass er noch schlief, fragte sich Freddy van Honigschnäppchen verwundert. Seine Freunde würden doch nicht ohne ihn zu wecken loslaufen. Doch genau das hatten sie getan, doch nicht etwa, weil sie sich einen Spaß daraus gemacht hatten, sondern, weil sie den kleinen Hutwichtel einfach nicht wach bekommen hatten. Und da sie keine Zeit verlieren wollten, waren sie kurzerhand einfach mit einem schlafenden Hutwichtel losgezogen. Doch das wusste der Hutwichtel nicht und so war er froh, dass er sich schon am Vorabend von den Inglern verabschiedet hatte, da er ja jetzt keine Zeit mehr hatte und er ging in seine kleine Küche, um die leckeren Zimtwecken von gestern zu essen, die ihn auch sehr bald wieder glücklich machten. Nach einem halben Dutzend Zimtwecken und einem viertel Glas Honig ging Freddy in seinen Garten, um die Sommerluft zu genießen. „Guten Morgen liebe Freunde", sagte er glücklich zu den größeren Helden. „Guten Mittag, Freddy", witzelte Pepperl, doch Freddy van Honigschnäppchen ließ sich die Laune des herrlichen Tages nicht verderben. „Guten Mittag", antwortete er Seelenruhig. „Siehst du schon den Ringeli-Wald?", fragte Jerd Salanda, denn er hatte besonders gute Augen (das liegt so in der Natur der Furchen, denn sie leben einfach schon immer in der Wildnis). „Aber klar", antwortete der Furch, „Du müsstest ihn eigentlich auch sehen, so nah, wie wir schon dort sind. „Wie viele Tage werden wir denn im Wald Ringeli bleiben?", fragte der Hutwichtel, in der Hoffnung, dass irgendjemand bescheid wüsste. „Kommt darauf an, wie schnell wir laufen, und, wie Oft wir aufgehalten werden, aber es gibt deutlich größere Wälder, als den Wald Ringeli, durch die ich schon gestreift bin", antwortete Knut nach einer Weile. „Na, dann wird dieser Wald ja ein Kinderspiel für uns", meinte der kleine Hutwichtel und lehnte sich an seiner Lehne, vom Stuhl zurück und niemand widersprach ihm, doch es stimmte ihm auch keiner der anderen 6 ½ Helden zu und das bedeutete, dass es niemand wusste.

Als sich alle 6 ½ satt gegessen hatten, stiegen sie auf. „Nun aber hinein in den Wald, bevor wir noch all unsere Vorräte aufessen", meinte Knut rasch, und sie gingen hinein in den Wald Ringeli. Die Bäume waren schön und grün und spendeten Schatten. Durch die Blätter strahlten ab und zu Sonnenstrahlen hindurch, sodass es nicht allzu dunkel im Wald war. Der Weg war ein Trampelpfad mit Wurzeln und Steinen, über die man leicht stolpern konnte. Auf den beiden Seiten des Weges (der übrigens nicht sehr breit war) begann augenblicklich der Wald, der so dicht war, dass man kaum einen Meter weit hineinsehen konnte. Es roch nach Nadeln, Bäumen und es roch etwas vermodert, wo das Unterholz gerade vermoderte. Doch, im Gegensatz zu den 6 ½ Freunden, die die ganze Zeit keinen Mucks sagten, war der Wald erstaunlich laut. Von überall her kam Vogelgezwitscher, das rauschen der Blätter und ab und zu ein seltsames Geräusch von Tieren, die Abendteurer für gewöhnlich noch nicht kennen. Die 6 ½ Helden fühlten sich seltsam. Der Wald war zwar ganz normal für einen Wald, doch irgendwie schien er so verlassen und seltsam. Der kleine Hutwichtel dachte an die Sage, die von den Räubern, die hausen sollten und plötzlich kam ihm alles gar nicht mehr so abwegig vor. Das Gefühl, dass in diesem undurchdringlichen Dickicht eine Räuberbande hausen sollte verbreitete sich immer weiter in seinem Körper. Auch der Gedanke, dass sie in diesem Wald schlafen mussten beunruhigte ihn. Da der kleine Freddy wieder einmal merkte, dass Angst in ihm aufstieg beschloss er ein Lied zu singen, welches hoffentlich seine Ängste beseitigen würde. Und dann sang er leise, damit es niemand in dem Wald, außer seinen Freunden hören konnte:

Im Wald da hört es sich schaurig an

Im Wald da ist es still

Man hört die Eule nun sehr schrill

Im Wald da ist es still

Im Wald, ja im Wald

Im Wald, ja im Wald

Im Wald da ist es still

Im Wald da kann es dunkel sein

Im Wald da steht ein Baum

Die Sonne, ja die sieht man kaum

Im Wald da steht ein Baum

Im Wald, ja im Wald

Im Wald, ja im Wald

Im Wald da steht ein Baum

Im Wald da gehen die Tiere um

Im Wald da ist es kalt

Die Bäume, ja die sind sehr alt

Im Wald da ist es kalt

Im Wald, ja im Wald

Im Wald, ja im Wald

Im Wald da ist es kalt

Im Wald da geh ich gerne hin

Im Wald da ist es toll

Im Wald da sing ich nicht in mol

Im Wald da ist es toll

Im Wald, ja im Wald

Im Wald, ja im Wald

Im Wald da ist es toll

Das Lied war zwar nicht darüber, dass der Wald nicht gefährlich ist, doch die Melodie war sehr fröhlich und so hatte der Hutwichtel zumindest eine Zeit lang seine Angst vergessen.

Die 6 ½ Helden liefen den ganzen restlichen Tag lang still im Wald; immer den Pfad entlang, doch, wie der Hutwichtel den ganzen Nachmittag über gehofft hatte, kamen sie nicht aus dem Wald wieder heraus. Anscheinend war er doch schon recht groß, denn die 6 großen Abendteurer waren rasch marschiert. Nun konnte man kaum mehr die Sonne durch die Blätter scheinen sehn, was wohl bedeutete, dass sie sehr dicht im Wald waren und die Bäume und Blätter dichter standen als davor. Auch bedeutete das, dass es langsam wohl Abend sein würde, und somit Zeit um ein Lager aufzubauen. „Hier ist ein schöner Platz für ein Lager", sagte Salanda nach einer Weile und deutete unter einen großen Baum am Wegesrand. Und so schlugen sie dort ihr Lager auf. Der Furch machte ein wärmendes Feuer, der Hutwichtel, Freddy van Honigschnäppchen verkroch sich in dem Hut von Jerd (genauer gesagt in seinem Bett), und Zipfel, Pepperl, Emmerl, Knut und Jerd legten die Decken um das Lagerfeuer herum, bis sie schließlich ein wunderbar gemütliches Lager gemacht hatten, wo sich der Hutwichtel pudelwohl fühlte. Dann aßen alle schließlich noch einen Bissen (der Hutwichtel aß drei) und kuschelten sich dann schließlich in ihre Decken, bereit um zu schlafen. Doch sie schliefen nicht.

Die 6 ½ Helden warteten und warteten und warteten auf den Schlaf, doch er wollte einfach nicht kommen. Solange sie auch auf ihn warteten. Freddy van Honigschnäppchen wartete auch. Er hoffte sehr, dass nicht, während er da so wartete, bis der Schlaf kommen würde, wieder die Gedanken von den bösen Räubern, die hier im Wald lebten kamen, anstelle des Schlafes. Und er kämpfte gegen die Gedanken an, doch sie kamen einfach so, ohne er etwas daran hindern konnte. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass im Wald ein neues, anderes Geräusch zu hören war, eines, als würden schwere Füße umherschleichen und jemand würde sich etwas zurufen. Freddy van Honigschnäppchen war sich bei diesen Geräuschen wirklich sicher, dass er sie sich nicht eingebildet hatte, und er war sich fast genauso stark sicher: Das da draußen waren keine Tiere. Es waren Räuber.


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