Drittes Kapitel


Ein seltsamer Brief

„Was führt euch hier her, der ihr eine Gruppe von unerfahrenen Helden seid. Was verschafft euch die Ehre in das geheime Legalar einzudringen?", fragte einer der kleinsten Kobolde mit schauriger Stimme. „Wir sind auf der Suche nach einem Abendteuer", antwortete Zipfel dem seltsamen Wesen ohne Furcht. „Nehmt sie mit zum Hauptzelt", sprach der kleine Kobold zu seinen Kameraden, worauf die verdutzten 6 ½ sogleich abgeführt wurden (auch wenn sie den kleinen Hutwichtel auf dem Hutrand noch nicht entdeckt hatten, doch da sie Jerd abführten, der den Wichtelhut trug, führten sie auch den Hutwichtel ab). Die 6 Helden wurden schließlich in ein Zelt geführt, wo alle, bis auf den beiden Zottlern und dem Hutwichtel, nicht stehen konnten. „Nun denn, ihr sucht wohl ein Abendteuer. Da habe ich eines für euch parat, aber hütet euch davor es nicht zu schaffen, denn es geht um eine Prinzessin. Da, lest selbst", der Kobold hielt ihnen ein Papier vor die Nase, „Ich fand diesen Brief auf einem meiner Streifzüge im großen Lüdental. Er war an einen Pfeil gebunden, doch wir sind nicht in der Lage solche Aufgaben zu tun. Dazu sind Kobolde zu schwach. Also, wollt ihr losziehen?" Salanda nahm den Brief sogleich und begann zu lesen:

Die Prinzessin des Königreiches Meltan steckt in Schwierigkeiten

nur Tapfere können mir noch helfen.

Bitte gebt meinem Vater nicht bescheid, denn er ist zu stolz und es würde dadurch nur noch ein Krieg hereinbrechen

Ihr findet mich hinter dem Ringeli-Wald

Beeilt euch und, denn der Zauberer, der mich gefangen hat ist mächtig

„Na, dann machen wir uns auf den Weg", meinte Knut und wollte schon aus dem Zelt gehen, als der Hutwichtel ihn aufhielt: „HALT, aber wir sind doch schon mitten in einem Abendteuer!", rief er mit seiner piepsigen Stimme, so laut, wie er konnte, sodass es jeder (und nun sahen ihn auch die Kobolde) aus dem Hauptzelt ihn hören konnte. „Ach was, wir sind doch nur gelaufen", widersprach ihm der Kronz ärgerlich (ihm schien diese Diskussion mit dem kleinen Hutwichtel etwas peinlich vor den ganzen Kobolden). „Nur gelaufen!", rief Freddy van Honigschnäppchen aufgebracht. Er schien sehr enttäuscht zu sein, denn er hatte sich schon vorgestellt, wie er dann nach Hause kommen würde und davon erzählen konnte, wie sie gelaufen waren, doch wenn das gar kein Abendteuer war, wie war dann bloß ein echtes Abendteuer und wie weit war er überhaupt von seinem kleinen Dorf entfernt? – So viele Fragen! Das alles war zu viel für den kleinen Hutwichtel. Seine Unterlippe zitterte. „Bloß nicht weinen, vor all diesen Leuten", dachte er „Bloß nicht weinen". Doch es war zu spät schon kullerten Tränen über seine Wangen und er begann zu weinen und er weinte und weinte. Zipfel streichelte ihn so vorsichtig, wie es nur ging mit seiner großen Hand und Pepperl kitzelte ihn vorsichtig, damit er wieder fröhlich werden würde, doch Freddy weinte immer noch, denn es ist nicht einfach mit dem weinen wieder aufzuhören, wenn man schon einmal richtig angefangen hat, selbst wenn sich alle um ihn so lieb kümmerten. Und so weinte der Hutwichtel, bis alle tränen fortgeweint waren und sagte dann: „Nun lasst uns morgen losgehen, wenn der Tag noch graut". Und dann ging er tapfer in sein Haus und backte sich einen Zitronenkuchen.

Am nächsten Morgen erwachte Freddy van Honigschnäppchen spät (trotz der guten Vorsätze am Abend). Er spürte, dass er schon getragen wurde und konnte das leise Gerede seiner Freunde von draußen hören. Er ließ sich noch ein bisschen in der Traumwelt treiben und sprang dann auf. Schnell aß er ein paar Honigbrote zum 1. Frühstück und ging dann hinaus in seinen Garten um den frische Morgenduft besser riechen zu können. „Wie weit ist es noch?", fragte er nach einer Weile die 6 anderen Helden. „Noch weit, noch einige Wochen wird es wohl dauern", antwortete Emmerl ihm, „Schau doch nur, wir nähern uns dem Gebirge", fügte Knut noch hinzu. Tatsächlich konnte der Hutwichtel vor ihm ein Gebirge aufsteigen sehen. „Da müssen wir drüber?", fragte er mit weit aufgerissenen Augen. „Jep", antwortete der Kronz gelassen, denn er kam von weit weg, aus dem Süden (genauer gesagt aus Slowarin, der Insel der Kronzen), und war so schon wirklich weite Strecken gelaufen. „Na dann", sagte der Hutwichtel, erstaunt über Knuts Gelassenheit und ging hinein in seinen Hut, denn er musste dringend sein zweites Frühstück zu sich nehmen. Die 6 ½ Helden kamen gut voran, denn sie waren kräftig und hatten auch noch Essensverpflegungen von den Kobolden mitbekommen, und so waren sie früher als geplant am Fuß des Gebirges, welches das große Lüdental von den weiten Wiesen und Legalar trennt. Ehrwürdig blieben die 6 ½ Helden stehen. „Das große Gebirge Saladorn", sagte Pepperl, „Möge der Aufstieg beginnen". Sie blieben noch einen Augenblick und schauten zu den grauen Felsen hinauf und dann liefen sie weiter. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt erreicht und die Steine wurden heiß, so dass die 6 ½

Helden ordentlich ins Schwitzen gerieten. Viel gab es im Gebirge, außer grauen Felsen, nicht zu sehen. Höchstens ein paar vereinzelte Bäume und ab und zu ein paar Flecken Moos. Der Weg, den die Helden gewählt hatten war mit nicht mit viel Aufwand gebaut und so war der Aufstieg in den Bergen ziemlich schwierig und so kamen sie nur recht langsam und beschwerlich voran. Außerdem war es immer noch recht heiß und der kleine Freddy konnte von Glück sagen, dass er sein gemütliches Haus hatte, doch bei dem Aufstieg schaukelte sein Wichtelhut-Haus auch gewaltig hin und her (auch wenn ihn das gewöhnliche Schaukeln nicht sonderlich störte, da er eben ein Hutwichtel war). Auch brauchten die Helden mehr Essen, wegen den anstrengenden Tagen, und so kam es auch schon bald dazu, dass sie nicht mehr viel Essen bei sich trugen, was das Gepäck natürlich leichter macht aber man immer mehr damit sparen muss. Naja, fast alle hatten ein Problem mit dem Essen, der Hutwichtel auf jedenfalls nicht, denn er hatte praktisch sein ganzes Häuschen voll Essen, und er sang immer noch fröhlich seine Lieder, während die anderen nur schweigend liefen, denn zwar gab er ihnen Essen ab, aber Erstens bringt einem ein Brösel Kuchen nicht gerade viel, wenn man so groß ist wie ein normaler Mensch und Zweitens würdest wahrscheinlich auch du mächtig neidisch auf den Hutwichtel sein, der nichts weiter zu tun brauchte, als sich tragen zu lassen. Aber was nützt es. Eben gar nichts. Die 6 ½ Helden wollten ein Abendteuer und jetzt bekamen sie auch eines (zumindest sollte ihnen schon bald ein Abendteuer passieren). Nun liefen die Helden so über das Gebirge. Viel passierte nicht, höchstens kam vielleicht mal ein entsetzter Aufschrei von Freddy, wenn er einen Vogel am Himmel entdeckt hatte. Und so brauche ich nun wieder nicht viel zu erzählen. Die 6 ½ Freunde gingen so einige Tage den anstrengenden Weg über das Gebirge. Zum Glück wurde das Wetter etwas kälter und war so nicht mehr so anstrengend heiß, sodass sie ihre Hemden wieder anziehen konnten. An einem Tag (sie waren schon recht weit oben im Gebirge), es war nach der Mittagszeit gingen die Helden so wieder den Weg entlang (so wie sie es schon gefühlt eine halbe Ewigkeit gemacht hatten) und, da der Boden trocken und die wenigen Sträucher im Gebirge verdorrt waren, fühlten sich die Wolken im Himmel pflichtbewusst zu regnen, so wie es schon lange nicht mehr gemacht hatten. Und so wurden die tüchtigen Helden mächtig nass, und der Hutwichtel konnte von Glück sagen, dass sein Hut wirklich sehr gut wasserfest war. Und so regnete es und regnete es und, als ob es den Wolken nicht schon genug gewesen wäre, begann es auch noch zu donnern und zu blitzen. Bald verfinsterte sich der Himmel so sehr, dass die 6 ½ Helden beschließen mussten jetzt schon ihr Lager aufzubauen, doch es war schwierig eine kleine Höhle in der sich verbreiteten Dunkelheit zu finden, wo sie ein wärmendes Feuer anbekommen könnten, und so brauchten sie doch noch eine ganze Weile, bis Emmerl schließlich einen kleinen Felsvorsprung entdeckt hatte. So schnell, wie die Helden nur konnten, gingen sie zu dem Vorsprung und machten sich daran ein Feuer anzubekommen. Es ist nicht einfach ein Feuer in einem heftigen Gewitter unter einem kleinen Felsvorsprung anzubekommen, doch

Salanda hatte ein echtes Talent Feuer anzubekommen, und so schaffte er es doch nach einigen Versuchen ein

wärmendes Feuer zu schüren. Zipfel holte seine warme Wolldecke aus dem Rucksack und auch die anderen machten es sich um das Feuer bequem, aßen noch etwas von dem wenigen was sie hatten, machten noch schnell eine Nachtwache aus, kuschelten sich in ihre warmen Wolldecken um das Feuer herum und fielen in einen unruhigen Schlaf.

„Aufwachen", flüsterte eine hektische Stimme in Freddy van Honigschnäppchens Ohr. Der Hutwichtel fuhr wie von einem Magnet nach oben. „Was ist?", fragte er hektisch genauso leise, wie es sein „Wecker" gesagt hatte. Nach einigen blinzeln konnte Freddy Knuts Gesicht am Fenster entdecken. „Ich habe das Gefühl, dass in der Nähe irgendwer ist. Aber jemand Gutes kann es nicht sein, denn nichts treibt sich jetzt im Gewitter herum, was nicht böse ist. Ich dachte, du könntest ja mal schauen, was da los ist. Ich meine", er räusperte sich, „weil du ja so klein bist." „Ich, da raus", sagte der Hutwichtel und hatte mühe seine Stimme nicht piepsig klingen zu lassen. „Ja klar kann ich das", sagte er schließlich, doch in Gedanken dachte er: „Das kann ja nicht gut gehen". Und damit sollte er gewissermaßen auch Recht haben.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top