Wir, die Poeten

Dieses Gedicht musste sein. Es soll eine Abrechnung sein mit den ganzen Vorurteilen, die Lyrik begleiten. Sie sei Flüsterei, eine leise Form des Ausdrucks. In Wirklichkeit aber sind wir ein auf unsere Art gellend lautes Volk!

Man sagt von uns, wir seien
gar leise, schreibend still,
wie Pflanzen stumm gedeihen,
entspannt in Worten Hüll.
Verschrien als die Stillen,
als Nerds, bequem wir sei'n,
und niemals unter Schrillen -
ihr lest nur nicht, wie wir schrein!

Es sind Gedanken Vieler laut,
die Tint entrinnt der Wunde.
Und steiner Mauern eingebaut
wird Freud für manche Stunde.
Der Geist, er kreischt aus jedem Vers,
es brennen die Iriden.
Zum Zeugnis dient's dem ganzen Schmerz,
wie auch dem schönsten Frieden.

Wir können leis und brachial,
marschieren, rennen, schlendern.
Zu schweigen ist uns eine Qual,
auch wenn wir euch nicht ändern.
Poeten sind nur selten brav,
wir schrein für eure Leiden.
Wir schreien mit dem euren Schlaf,
wir zähmen, was wir reiten.

Wir brechen Zung und Sprache krumm,
um neue Form zu kriegen.
Im Kampf, da kommen Geister um,
Gedichte gleichen Siegen.
Und mancher flüchtet sich zur Blum,
aus Donner, Blitz und Hagel.
Er träumt von Enten, Brötchenkrum',
und stirbt am Rosennagel.

So lest und hört den Rufen zu,
wie auch dem sanften Raunen.
Wir lassen manchmal keine Ruh,
ihr innen laut müsst staunen.
Verheddert euch in unsrem Netz,
dann können wir euch bringen
zu jenem Geist, den ich so schätz -
lass dann gemeinsam singen.

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