Schutzengel

Ein Text aus dem ganz späten März, über Paranoia.

Ich wandle auf den Wegen,
die ich mir zugedacht.
Die gerne weit entlegen,
wo oft kein Andrer wacht.
Was blüht, das blüht auch unversehrt,
es kommt sie keiner pflücken.
Ich laufe, schaue unbeschwert
und seh nicht in den Rücken.

Mein Weg ist frei, und keiner kam
mit mir, mich zu begleiten.
Dann ich das Lid vom Auge nahm,
es konnt sich g'nug nicht weiten.
Ein Schein hab ich vernommen,
das war ein unvertrautes Licht.
Im Aug er bald verglommen,
ich schaute nie sein Angelicht.

Ich schau ihm immer hinterher,
und muss mich immer fragen:
War ich allein noch nie, nicht mehr?
Und seit wie vielen Tagen?
Ich frage mich seit lange:
Was ist denn dieser Schein?
Ob er von Menschengange?
Kann er auch anders sein?

Verzweifelt bleib ich stehen,
zum Rufe vor dem Mund die Hand.
Da ich kein Licht kann sehen,
zerschreie ich das ganze Land:
"Wie immer du hierher gelangst,
du mög'st dich bitte zeigen."
Mich packte, hält seitdem die Angst,
er hüllte sich in Schweigen.

Verfolgt er mich, zum bloßen Spiel?
Kann er gefährlich werden?
Ist niederträchtger Lust sein Ziel?
Ein Satan hier auf Erden?
Der Schein hat sich mir nun enttarnt,
ein Engel, mich zu holen.
Kein Mann, der mich mit Draht umgarnt,
mein Leben hat gestohlen.

Er liebt mich, wie ein Engel liebt,
kein Stalker, Narr, kein Böser.
Und wer die Engelsgnad vergibt,
dem fehlt ein Erderlöser.
Ich bin ein Käfig meiner Seel,
ein Narr, wie nicht die Andern.
Und will mit ausgebrannter Kehl
durch meine Wüste wandern.

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