Nemesis

Im Leben herrscht die große Macht,
Zerstörer zu zerstören.
Verbunden werden Tag und Nacht
von ihren Engelschören.
Es regnet leise und auch laut,
so salzig, wenn sie waltet.
Das Wasser, woran wir gebaut,
sich zeigt, verbrennt, erkaltet.

Sie flämmt die Flamme, die verbrennt,
verschont, was bringt die Wärme.
Und weil sie kein Verfehlen kennt,
verschlingt sie alle Schwärme.
Doch meistens stirbt durch sie der Tod,
sie hält vielleicht am Leben.
Sag mir ein harmlos Antidot,(1)
die Wirkung nie daneben?

Nur worauf hat sie nun gezielt,
ins Maul ging ihr die Liebe.
Die Zähne reißen fast verspielt,
als ob es sie zerriebe.
Ich sah sie schwinden in dem Fang
des Rachens, ganz zerbissen.
Hat Nemesis, die sie verschlang,
das Ziel so schwer verrissen?

Die Kralle ward ins Fleisch gebohrt,
ein Ei dort auszubrüten.
Zu neuer Macht ward dies hinfort,
um gegen alls zu wüten.
Die stärkste Waffe wirkte nicht,
bekämpfte nur das Gute.
Es sprach als neuer Gott Gericht,
sich selbst aus seinem Blute.

Nun sehe ich, wie diese Kraft
der Zähne dich gehalten.
Dein Leib trug für den Satan Saft,
war vorteilhaft zu spalten.
In diesem Kopfe eingeengt
zu atmen musste scheitern.
Weil alles an der Macht da hängt,
nur Geist kann sich erweitern.

Ich nehme Abschied von dir nun,
wenn von dir nicht die Zähne.
Ich will's zerschneiden, kann nichts tun,
und tränk es mit der Träne.
Es trinkt sie gierig, fällt mich an,
ich flieh' in nachtgleich Tagen.
Nun, spürbar in der Hölle Bann,
so kauf ich für dich seinen Magen.(2)

0) Nemesis, "die Macht": Göttin der Rache und des (eigentlich gerechten) Zorns
1) Gegengift
2) Sarg

Kurz gesagt: Das lyrische Ich hat einen geliebten Menschen gerade erhängt aufgefunden. Und es fragt sich, was
die Zerstörungswut in dessen Kopf verloren hatte.

12. 7. 2020

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