Mondsucht

Es dämmert, es wird später,
der Himmel färbt sich dunkelblau,
doch sagen dann die Väter
der Weisheit mir: "Komm, dreh dich, schau!"
Man sieht den Todeskampf, so rot,
den Tag zerrissen, -wundet.
Die Himmelshaut erfüllt der Tod,
von Uhren überrundet.

Ich schau erschrocken, starr und leer
auf Schrecken, die noch kommen.
Ich rühre mich, gebannt, nicht mehr,
wie dieser Tag verglommen.
Der kranke Tag muss fallen,
die letzte Sonn sich blutig senkt.
Sie wird uns fehlen, allen,
den Himmel schwarzer Eiter tränkt.

Doch immer wenn ein Tag vergeht,
der Hoffnungsmond am Himmel steht.

Mein Tag verstarb am Horizont,
ich weinte alle Tränen.
Doch kamst du dann als Nachtenmond,
und zogst auf mich dein Sehnen.
Entflammt von Zuversichten,
dem Wissen, dass da etwas lebt,
mich weiter zu belichten,
die Seele meine schwer erbebt.

Sie will sich nach dir strecken,
doch schafft's nie - so sie sich zerreißt.
Und Illusion' bedecken
die Augen, wenn die Sonne gleißt.
Die Augen zu, verbleib ich hier,
weil Sehnsücht überschwangen.
Mich zehrt Verlangen auf nach dir,
von Mondsucht fest umfangen.

Ob du wohl auch die Sonnenleuchte,
ob nur ein Mond die Seel verseuchte?

Mein Tag ist dunkel, du bist hell,
das Licht obliegt der Ferne.
So fern du auch, erreicht's mich schnell,
sodass ich leuchten lerne.
Ich war verfinstert nächtlich,
beschienen bin ich anders bald,
will danken dir beträchtlich,
doch siehst du meine Nachtgestalt?

Im Traum dich zu erreichen,
so lauf ich Richtung Firmament.
Du leuchtest ohnegleichen,
als ob für mich ein Sönnlein brennt'.
So einsam warte ich auf dich,
ein jeder wird beschienen.
Verdunkelt wird dein Licht für mich,
du willst ja allen dienen.

Ich muss verstehn, du wirst dort bleiben,
ich nehm dein Licht von Fensterscheiben.

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