Ein Gedicht an die Nacht

Dies ist ein etwas älterer Text, ein typisches Gedicht für "Stumme Lieder, weite Worte", also den Vorgängerband. Er ist, glaube ich, durch einen Fail nie veröffentlicht worden. Wenn schon, dann sorry für die Dopplung!

Wie sehr ich meine Nächte mag,
die mir da wohlgewogen!
Es blendet gelb und grün der Tag,
zu Licht werd ich belogen.
Der Regenbogen überspannt –
da lob ich mir den Schleier
der Nächte über Menschen, Land,
da fühle ich mich freier.

Der Morgenstern ist meine Sonn,
gibt Hoffnung, ohn zu blenden.
Erzähle keinem je davon,
es würd mein Nachtgrab schänden.
Die Nachtigall, dem Schmerz Vasall,
mir singt mit süßen Klängen,
die alle Menschen überall
am Tag so dumm verdrängen.

Der unbeleuchtet Nektar schwarz,
nicht hell ist, wie ihr dachtet.
Und kränklich weiß die meine Warz,
die ihr so hell verlachtet.

Doch fragst du: Ist das Schwarz, das schön,
nicht eher dem Blau entrissen?
Ich schaue auf des Himmels Höhn,
ins Herz, das muss es wissen.
Ich mag kein Gelb, kein Grün, kein Rot,
will Nachtenwald nur schauen.
Doch grausig ist der Farben Tod,
die Pracht entspringt dem Blauen.

Das Fehlen gar jedweden Lichts –
das mag gar niemand, es ist nichts;
In Inexistenz, da zerbricht's,
unendlich und doch frei Gewichts.

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