Augenglas
Es geht um die Bologneser Träne - tropfenweise in Wasser erstarrtes Glas. Wer auf das Dicke haut, wird nichts zerstören. Wer das Dünne berührt, wird unfassbar viele Splitter produzieren.
Der Winter kalt, das Herz war warm,
er bei der einzig Lieben.
Doch Hitze drang in dessen Charme,
die Wärme ward vertrieben.
Zuerst, da kühlten sich die Kerzen ab;
dann kamen fremde Sonnen.
So nahm das Licht die Liebste ab,
das Elend hatt' begonnen.
Die Kerze sah den neuen Stern
an ihrem Himmel prangen.
Sie hätte ihn zerbrochen gern,
verbrannte sich beim Fangen.
Das Feuer in die Augen ging,
die Seelenschmelze tropfte.
Es formte einen Flammenring, (1)
und keine Freud verpfropfte.
Des glasig Auges Blut war Glas,
vom kalten Schnee gefroren.
Die Träne, die er nicht vergaß,
war aus dem Glas geboren.
Im Frost ward seine Träne hart,
verkrampft, wie sie vergossen.
Das Leid ist mit dem Eis erstarrt,
es ist nicht mehr geflossen.
Verhärtet, muss das Glas bestehn,
ein Mahnmal seiner Tränen.
Bedauerlich, sie anzusehn,
und schmerzhaft zu erwähnen.
Erinnrung legt die Wurzel frei,
die Wurzel seiner Tränen,
dann bricht das harte Glas entzwei,
dann dringt ins Blut das Sehnen.
Die Splitter schneiden durch die Haut,
wie Messer sind die Zähren.
Sie haben harmlos ausgeschaut,
doch Schmerzen ewig währen.
Die Vene kennt kein Halten mehr,
der Aderlass soll's bringen.
Doch übertrieb er's viel zu sehr,
am Grabe wir nun singen:
Oh Glas, gestärkt von bloßer Wut,
was leidest du für Qualen!
Wer dich zerbricht, ein Unheil tut,
der Glasmann muss bezahlen.
1) das Auge ist gerötet
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