⠀ ⠀ ⠀ XIV. demons of my soul







DIE VERGOLDETE MORGENSONNE hatte sich tapfer den Weg durch die knochigen Äste der alten Trauerweide erkämpft, um durch die großen Maßwerkfenster hindurch in das Oratorium zu fallen, Licht offenbarte den alten Staub des verstorbenen Glaubens in der Luft schwebend und die große Uhr hatte sieben geschlagen, als die Leiche von James Paaige mit einem Schrei der Nöte gefunden wurde.

Der ehemals blonde Junge lag in einem See aus Blut, während der rote Lebenssaft seinen Körper wie eine Decke umhüllte und sein Haar wie ein Künstler in die Farbe der Leidenschaft tauchte. Seine Züge besaßen noch immer den Grauen vor der Tat; keine Gnade wurde ihm gelassen, geschlachtet wie ein Schwein von seinem Metzger

Der Unhold hatte mit bloßen Händen einen Weg durch seine Brust gegraben; Organe und Gedärme aus dem Fleisch herausgerissen, während noch immer Blut jenes Herz gefüllt hatte, auf wessen Suche er gewesen war, gewiss um es auf die Waage legen zu können.

James lag an dem Ort, den niemand hätte betreten sollen; wurde gelockt von dem falschen Versprechen der List. Der arme, dumme James Paaige. James Paaige, der dem Wolf aus der Falle hilf und selbst hineintrat, zerfleischt wurde von dem Tier, welches er zu retten versuchte.

Der metallische Geruch des vergangenen Lebens hatte die Wesen und Geister der Akademie angelockt und Professor Rosewood mit ahnungslosen Schritten am frühen Morgen an den Ort des Geschehens geführt. Der Schrei der schockierten Professorin war durch das Schloss gehallt; hatte selbst die Verschlafenen erweckt und ebenfalls sie war der Bestie zum Opfer gefallen.

Alethea war in dem alten Heiligtum gewesen, hatte gemeinsam mit Érebos nach Stunden des Lernens Frühstück essen wollen, als sie den Schrei gehört hatte und die zwiegespaltenen Reaktionen ihrer Mitschüler betrachten konnte.

Wie niemand wusste, ob sie es ignorieren oder sich fürchten sollten.

So sprich doch jemand!, waren die Worte ihres Herzens. So schreit und weint! So glaubt mir, die Welt ist grausam, doch spiegelt die Akademie es auf ihre Schüler wieder!

Ein Experiment schien es gewesen zu sein. Ein Experiment, um die wahren Gefühle zu offenbaren, die in ihren Mitschülern schlummerten und mit Enttäuschung als ihren Schatten, musste sie einsehen, dass sie alle zu leeren Hüllen geworden waren.

»Rosewood wird es überleben.«, meinte Delilah. Ermüdet war die Sonne bereits wieder auf ihrem Weg hinter dem Horizont zu verschwinden, um die Nacht ihr Ungetüm treiben zu lassen. Die Worte ihrer Freundin entlockten Alethea nur ein leises Schnauben.

»Paaige ist noch immer tot.«, erinnerte Alethea sie und sah ihre beste Freundin an, wartete bitterlich darauf, dass sie etwas anderes sagte. Bitte, sei nicht ebenfalls von Schweigen verflucht. Doch verblieben ihre Augen nichtssagend, verlassen von Trauer für den Gefallenen.

»Vielleicht haben die Maskierten ebenfalls etwas damit zu tun?«, überlegte sie laut und die blonde Hexe kämmte sich nur weiterhin das Haar, dessen Ansatz ihre wahre Farbe immer mehr präsentierte. Ungeduldig tauschte Alethea einen Blick mit Érebos, der bereits auf ihren Blick gewartet hatte und seinen Schwanz um die Beine seiner sitzenden Gestalt wickelte.

Wieso konnte er nicht sprechen? Er würde niemals schweigen.

»So sehr ich glauben möchte, dass es nur einen Feind gibt«, Delilah drehte sich von dem goldenen Spiegel weg, den Alethea ihr zu ihrem sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte, und sah sie an, legte ihre Bürste neben Érebos auf ihren Schreibtisch. »Was auch immer Paaige umgebracht hat, war nicht menschlich, Alethea. Sein Herz—«

»Esmes Herz war auch herausgerissen.«

»Und doch war es nicht das Gleiche. Sie sagen, dass es schlimm aussah. Paaiges Eltern dürfen ihren Sohn erst in zwei Tagen sehen; solange dauert es, ihn wieder herzustellen. Kannst du dir das vorstellen? Das dein Sohn zusammengeflickt werden muss, damit du wiedererkennst?«

Sie stellte sich Paaiges Eltern vor, zwei Menschen, die mit Güte im Herzen durch die Gegend gewandelt waren, und wie die Welt nun drohte, sich nicht mehr zu drehen, da der Verlust eines Kindes das Grausamste war, was es auf Erden gab.

Sie stellte sich vor, wie seine Eltern den Kerkerraum betraten und auf den Tisch starrten, auf dem ihr Sohn lag, so unkenntlich im Tod.

Doch fühlte sich Alethea, als würde sie mit fehlendem Herzen neben ihm auf dem kalten Metall liegen; von Magie wieder zusammengeflickt, da Delilahs Worte und der Gedanke an seine armen Eltern sie nicht berührten. Sie sollte weinen und schreien, um den Jungen, den sie nie gut gekannt hatte; welcher eine Puppe am Rande ihres Lebens gewesen war, damit es nicht leer wirkte.

Aber ein grausamer Gedanke hatte sich in ihren Verstand gepflanzt und nahm ihr all das Menschliche. Mit ihren eigenen Augen hatte sie Esmeraldes Leiche gesehen, die niemals existiert hatte. Etwas in ihr glaubte, dass auch James Paaige zurückkommen würde. Ein grausamer Gedanke, gefährlich in seiner Natur.

»Vielleicht wird mir nun jemand glauben.«

Selbstsüchtige Missgeburt. Selbstsüchtiger Dämon, der den Platz von Alethea Desmond eingenommen hat. Sie hasste sich für ihre eigenen Worte, wie sie inmitten von Delilahs Zimmer stand und nur an sich dachte, nachdem jemand sein Leben auf eine so grauenvollen Weise verloren hatte.

Er war tatsächlich tot, wieso trauerte sie nicht? Wieso bedauerte sie nur ihr eigenes Empfinden?

Delilah verzog ihren Mund und lehnte sich an ihren Schreibtisch, verdeckte beinahe Érebos, der nun Interesse am Mond entwickelte, ungeplagt von den Sorgen der Menschen. »Alle denken, dass du von einem Wesen des Waldes getäuscht worden bist. Ein weiterer Mord wird dies nicht ändern.«

Zu spät bemerkte Alethea den Zorn, der wie ein zweites Herz in ihr pulsierte. Waren ihre Worte so unbedeutend? Würden dieselben Worte aus dem Mund eines Mannes Gehör finden? Würde die Menschheit die schwarze Seele eines Mannes mehr würdigen als die Worte einer in Hysterie verfallenen Frau?

»Ich habe versucht, alle zu warnen. Seit Monaten rede ich davon, dass die Akademie böse ist, da etwas durch diese Gänge wandert! Seit Monaten versuche ich, das Schweigen zu brechen und niemand glaubt mir. Jetzt schau, was passiert ist! Esme war tot, ich will nicht wissen, was sie nun ist. Paaige wurde abgeschlachtet wie ein Tier und noch mehr wird kommen!«, entkam es dem Biest der Wut und Frustration flüsterte ihr die nächsten Züge zu; brachte sie dazu nach der Blumenvase zu greifen, die unscheinbar auf Delilahs Kommode stand und sie gegen die Tür ihres Zimmers zu werfen.

Scherben flogen durch den Raum und vielleicht hoffte Alethea, dass eine sie erreichen würde und dem Gefühl ein Ende bereitete. Die Vase zersprang und Tränen liefen über Aletheas Wange, da es nicht brachte.

Delilah zuckte nicht zusammen, sondern versuchte die Ruhe zu bewahren, die Alethea verlassen hatte. Sie tat dies immer, wenn Alethea den Verstand verlor und sich dem Chaos hingab. Sie zerbrach die Dinge und die goldene Hexe reparierte sie wieder.

So sollte es nicht sein. Sie sollte wütend sein, Alethea anschreien. Vielleicht würde sie in Wut endlich sprechen.

»Du musst mit Professor Riddle reden.«, sagte diese jedoch nur und Desmond lachte mit freudloser Stimme, ihre Sicht von Tränen benebelt. Es war eine Woche her, seit sie ihn außerhalb des Unterrichts gesehen hatte. Eine Woche, seitdem sie von ihm einen Ewigen Schwur verlangt hatte.

»Was soll er machen, Delilah? Er ist kein Gott oder Allwissend, obwohl die Welt ihn als so etwas zu sehen scheint! Selbst er hat mir die Ereignisse im Wald nicht geglaubt und wenn er es getan hat, spielt er Misstrauen vor, um seine eigenen Geheimnisse zu verstecken! Wir können ihm nicht trauen! WIR KÖNNEN NIEMANDEM TRAUEN!«, schrie sie mit kratziger Kehle und hockte sich in den Scherbenhaufen, sammelte diese auf und kümmerte sich nicht, als sie in ihre Haut schnitten.

Blut tropfte von ihrer Handfläche hinunter auf den Parkettboden. Ihr rotes Blut so unscheinbar auf dem dunklen Holz, während sie von Schmerz verschont war; beinahe vergass, wie sich wahrer Schmerz anfühlte.

»Alethea, bitte...«

Hände schlossen sich um ihre eigenen und die mit Blut gezierten Scherben fielen aus ihr heraus. Delilah zog sie wieder auf die Füße und sie sprachen nicht miteinander, während Delilah die Vase mit einem nonverbalen Zauber reparierte und ihre Verletzung mit Salbe präparierte, ihre Hand mit einer Baumwollbandage verband.

»Ich verstehe deine Wut.«, murmelte Delilah und das Grün in ihren Augen wirkte so zögernd. »Du verstehst meine Wut nicht, nicht einmal ich selbst kann es verstehen.«

»Nun, dann verstehe ich deine Wut eben nicht, doch du kannst nicht erwarten, dass ich dir zu schaue, wie du verkümmert, wie—«, begann Delilah mit wütendem Ton, verstummte jedoch und Alethea verstand sofort warum.

Die Blicke der zwei Freundinnen richteten sich auf die Tür, hinter welcher nun deutlich Geräusche zu vernehmen waren. Viele Stimmen schoben sich übereinander wie ein verzerrtes Bild oder ein ungenauer Radiokanal und hastige Schritte hielten durch den Spalt unter ihr.

Verwirrt über die ungewöhnlichen Aktivitäten so spät am Abend, verließen sie das Zimmer und traten in den Gang, der gefüllt war mit ihren weiblichen Mitschülerinnen, deren Schlafräume ebenfalls auf diesem Flur war; beobachteten wie sie sich alle an das Fenster am Ende des Flures drängten.

Delilah warf ihr einen misstrauischen Blick zu und Alethea konnte nichts anderes, als ihn zu erwidern. Sie sollte nach der Sperrstunde die Zimmer nicht verlassen und vor allem nicht in einer Zeit, in der Mörder auf der Suche nach reinen Herzen waren.

»Hey, Zara! Was ist los?«, rief Delilah über das entstehende Chaos und das braunhaarige Mädchen drehte sich zu ihnen um, das weiße Nachtkleid um ihre kurvige Gestalt geschlungen. Die Emotionen in ihren Augen waren nicht zu lesen, so viele kämpften um die Vorherrschaft.

»Der Rote Kardinal ist hier.«, nuschelte sie nur schnell und rannte ebenfalls zum Fenster. Figuren huschten an ihren vorbei, Köpfe der Regelbewussten reckten sich nur aus ihren Zimmern.

»Der Rote Kardinal? Dieser Typ vom falschen Gott?«, fragte Delilah fassungslos und Aletheas Augen weiteten sich, als sie die Worte leise verstand; so leise und langsam dauerte es, durch den Nebel ihres Geistes zu blicken. »Der Rote Kardinal ist der Typ der Typen des falschen Gottes. Er ist der letzte, der hier sein sollte. Etwas stimmt nicht.«, verbesserte sie zögernd, bevor sie ebenfalls zu ihren Mitschülerinnen eilten, um am Ereignis teilzuhaben.

Es war ein großes Fenster, groß genug, dass die beinahe zwanzig Mädchen Platz hatten, die sich nun herandrängten und selbst übereinander hinaus in die Nacht starrten. Ungeduldig beobachte sie, wie Delilah sich an ihnen vorbei quetschte, Platz für sich und ihre Freundin machte, ohne Rücksicht zu nehmen.

Doch für den ersten Moment konnte Alethea nur Dunkelheit erkennen. Die Nacht und noch weitere Nacht, bevor ihre Augen sich langsam gewohnten und eine Fünftklässlerin das Licht des Ganges, nach mehreren Bitten der anderen, dimmte.

Es fing zu regnen an, Wassertropfen rollten über das Glas und noch schwerer fiel es ihr die Welt zu erkennen. Der Hof stand schweigend, das große Eingangstor vor der Welt verschlossen, und die Laternen beleuchteten die dunkle Gestalt, die mit starrer Haltung auf die drei Männer wartete, die über die über den Wassergraben führende Steinbrücke auf die Akademie zugingen.

»Was macht der Rote Kardinal hier?«, fragte eine Schülerin zu ihrer Linken und Alethea erkannte nun das dunkelrote Gewandt, von den Laternen in der Hand seines Dieners beleuchtet. Ein Unwetter fuhr durch die Mäntel, ließ Alethea alleine des Ausblicks wegen vor Kälter schaudern.

»Verurteilen die Christen uns nicht für unsere Arbeit mit dem Teufel?«, fragte eine weitere, viel zu junge Stimme und Alethea wollte die Wahrheit nicht aussprechen, die seit dem ersten Wort auf ihrer Zunge lag. Sie wollte nicht, dass noch weiterer Pein die Akademie heimsuchte.

»Jemand ist besessen.«, hauchte sie und ihr Atem beschlug die Scheibe vor ihrem Gesicht.

Es gab nur einen Grund, warum ein geheiligter Mann diese Schule betreten würde. Warum er mit Frieden als Begleiter durch die Ländereien seiner Feinde streifen würde, so wollte er doch nur alles abbrennen bei jedem Schritt.

Die Bürde des Kampfes gegen den Teufel führte ihn an.

Hexen war es nicht erlaubt, einen Exorzismus durchzuführen; ungeachtet dessen, dass die letzten vor Jahrhunderten Satan ihre Loyalität abgeschworen haben. Todsünden wurden die Turgen der Hexen und die Worte des falschen Gottes auszusprechen ersetzen sie.

Jemand war besessen und etwas stimmte nicht. Wieso kam die Rettung erst jetzt, wenn doch die Akademie selbst dem Loch der Hölle entkommen war?

Der Rote Kardinal, gefolgt von den zwei niederen Priestern, erreichte die Gestalte, die Alethea mit Mühe und Not als Professor Riddle erkannte; wie er im Regen wartete und ihren ehemaligen Feind in ihre Hallen führte. Die Kirche verbrannte ihre Vorfahren und doch mussten sie nach ihrer Vergebung betteln.

Ein kleine Mädchen, das vor Alethea stand und abwesend mit ihrem Zopf spielte, während sie hinaus starrte, drehte sich zu Alethea, als würde diese alles wissen und vielleicht war es so in den Augen der Jugend; vielleicht schauten sie zu dem Alter auf und erwarteten einen Gott, der alles gesehen hat.

»Ist Elenítsa Onási diejenige, die besessen ist?«, fragte sie mit großen braunen Augen und Alethea verspannte sich, starrte zu ihr herunter. »Was?«

»Elenítsa Onási... Ich habe gesehen, wie sie in die Kerker unter der Krypta gebracht wurde. Sie sah so traurig aus, vielleicht hat man ihr die Seele geklaut.«, murmelte das Kind von einem Hauch der Leichtigkeit ergriffen. Eleni.

»Bist du dir sicher, dass sie es war?«, fragte Alethea schnell und sah sich um, doch waren ihre Mitschülerinnen mit Worten der Spekulation abgelenkt. »Ist dir irgendetwas aufgefallen?«

»Ähm... Sie-Sie war sehr aufgebracht und hat um sich getreten, aber ich dachte, sie sei so wegen James Paaiges Tod. Zu wenige sagen mehr was sie fühlen, sondern handeln nur noch.«

Kaum sprach das Kind zu Ende, so war Alethea bereits an den Mädchen vorbeigehuscht und lief den Gang mit wehendem Nachtkleid entlang. Ihre Cousine. Etwas stimmte nicht und wenn der Rote Kardinal kommen musste, war es kein Dämon der niederen Klasse, der Elenis Hülle für sich nutzte.

So wenig wusste sie über die wahre Geschichte der Dämonen, wurde von ihrem Vater nur gelernt, niemals in ihre Nähe zu kommen und doch sind die Menschen zu Wesen geworden, die noch grausamer waren. Etwas stimmte nicht und Worte schwirren in ihrem Kopf.

Mord unter falschen Masken, Götter die Menschen spielen.

Die Kirche kümmerte sich nicht um Elenítsas Rettung, nur um die Verbannung des Bösen. Vielleicht verstanden die Mädchen sich nicht und ein Keil von ihren Familien war zwischen sie gedrängt worden, doch teilten sie noch immer Blut.

»Alethea, wohin zur Hölle gehst du?«, fragte Delilah außer Atem und folgte ihr mit hastigen Schritten, war beinahe bei ihr an der großen Wendeltreppe angelangt. Alethea drehte sich nicht um, lief nur weiter. »Ihren Freunden Bescheid sagen. Ich bezweifle, dass sie wissen, dass Onási von einem Dämon besessen ist.«, gab sie eine schlechte Lüge von sich, ohne nachzudenken, und Delilah packte ihre Hand mit festem Griff, hielt sie auf.

»Ich komme mit dir.« Ihre grünen Augen starrten in Aletheas graue, so verzweifelt.

»Nein, ich—Ich möchte es Edmund alleine sagen, er hängt wirklich an Elenítsa.«, wimmelte Alethea sie nur ab und setzte sich schon in Gang. Ihre Angst um ihr eigenes Leben war kein Bestandteil ihres Daseins, doch sie fürchtete sich davor, Delilah zu verlieren.

Gefahr folgte Alethea wie ein Schatten, er soll sich nicht Delilahs Form einprägen.

Ihre Beine trugen sie durch das düstere Schloss, die Gänge in ihrer Verwirrtheit klar und an ihrem richtigen Platz. Alethea stolperte über die Treppen, ging so tief herunter, bis ihr Atem vor ihrem Gesicht zirkulierte und eine Gänsehaut sie übermannte.

Die Wendeltreppe herunter, blieb sie vor dem verschlossenen Metalltor stehen, welches die Schüler der Akademie aufhalten sollte, die Kerker unter der Krypta zu betreten aber sie waren alle wie Geister, traten durch Türen und Wände, die verschlossen bleiben sollten.

Der Engel des Todes, der seine Flügel über das Tor ausgebreitet hat, starrte ihr entgegen und als würde er ihre Bedingungslosigkeit erkennen, öffnete er es mit quietschenden Ton und ihr war auf einmal, als würde sie Hogwarts nicht wiedererkennen.

Der Geruch war anders, das Gefühl der Kälte und selbst wie ihre Schritte von den Mauern zurückhallten schien einem anderen ort zu entspringen.

Alethea nahm sich eine der erloschenen Fackeln, die neben dem Tor warteten, und entzündete diese mit Magie, beleuchtete den endlosen Gang, der kaum hoch genug war, dass sie sich aufrecht in ihm bewegen konnte.

Ihre Schritte wurden nach wenigen Minuten langsamer und der Ruhe nach, war der Rote Kardinal noch immer nicht hier unten, um Elenítsa von den Fängen des Dämons zu befreien, wenn sie überhaupt besessen war.

»Elenítsa?«, fragte sie leise in die Dunkelheit hinein, als sie sich sicher war, dass niemand anderes hier war und wenn du in die Finsternis blickst, schaut sie zurück.

»Alethea?«, antwortete es wenige Meter vor ihr und sie traute sich einen Schritt weiter. Der modrige Geruch der Tiefe drang in ihre Nase und sie erreichte eine der Zellen, so tief versteckt, dass sie sie niemals finden hätte sollen.

Niemand sie hätte finden sollen.

Doch sah sie nur Gitterstäbe, hinter denen die Nacht gefangen zu sein schien, und die schwache Fackel, welche sie nun in einer der Halterungen steckte, wollte das dahinter nicht erhellen. Leise Schritte und das Rasseln von Ketten ertönten, und ihre Cousine trat aus den Schatten.

Elenítsa trug noch immer ihr Nachtkleid — schien es seit dem heutigen morgen anzuhaben — und Alethea erkannte das rote Blut auf dem weißen Stoff, wie es sich wie Schmutz um sie wickelte und Spritzer wie Sterne leuchteten. Ihr blondes Haar schien schwarze Strähnen zu haben und ihr einst so wunderschönes Gesicht wirkte hunderte Jahre gealtert.

Sie war noch immer hübsch, doch etwas lauerte dahinter.

»Bist es du?«

»Sie haben mich hier eingesperrt.«, flüsterte Elenítsa auf alt Griechisch und umfasste die Gitterstäbe, sorgte dafür, dass Alethea sich etwas entspannte und von Mitleid angetrieben näher heran trat. Die blassen charakteristischen Augen ihrer Familie starrten in ihre zurück, die zwar grau waren, doch viel zu dunkel, um die Augen einer Galanis genannt zu werden.

Tränen rannten über Elenis Wangen und ihr Atem war schwer, ihre Augen so voller Furcht an diesem dunklen Ort geweitet.

»James Paaige ist tot. Warst du es?«, fragte sie die Frage, die auf ihrem Herzen lag und ihre Lungen zerdrückte. Elenítsa entgleisten ihre Züge und ihre Panik wurde zu Überforderung. »Was? Nein, wie kommst du darauf? Sagen sie es? Ich—Sie... Du darfst niemanden vertrauen!«, flüsterte sie mit zitternder Stimme und Alethea kam ihrer Cousine näher, fühlte sich das erste Mal mit ihr verbunden.

Reue machte sich in ihr breit. Elenítsa könnte hier sterben. Ist tatsächliche ein Dämon in ihr, würde der Kardinal nur versuchen, ihn zu verbannen, um die restlichen Schüler zu schützen, nicht sie zu retten. Er würde sie töten.

»Wieso darf ich niemandem vertrauen? Was weißt du?«, fragte Alethea hastig und Elenítsa starrte den Gang entlang, als fürchtete sie, jemand könnte sie belauschen. Aus Angst, der Kardinal war gekommen, um ihre Seele einzufordern. »Spürst du es nicht? Die Veränderung?«

»Weißt du was es ist?«

»Etwas Böses ist erwacht... so lange hat es zwischen Zeit und Schicksal geschlafen. Es wird uns alle holen. Der Untergang ist nah. Wie im Himmel, so auch auf Erden, so in der Hölle.«, flüstere Eleni und ihre Augen schien vor Wahnsinn zu glühen. Sah Alethea auch so aus, während sie von Monstern und Mördern sprach?

Von welchem Untergang sprach sie? Sprach sie von den grausigen Bildern, die Aletheas Verstand heimsuchten? Die Bilder von einer Welt, in der die Dunkelheit obsiegt hat und sie alle zu erneuten Sklaven geworden waren?

Alethea wollte Elenítsas Hand nehmen, doch in der Sekunde, in der sie ihre Haut berührte, wurde es dunkel. Finsternis legte sich über ihren Verstand und ein Tor zur Hölle wurde in ihrer Seele geöffnet. Jede Erinnerung, die verbunden war mit Schmerz, überflutete Alethea.

Mord vor ihren Augen; Abschlachtung.

Es dauerte kaum eine Sekunde und Alethea wich von Onási zurück, deren Gesicht sich nun veränderte. Wo gerade noch Angst war, erschien bittere Wut. Ihre Augen wurden wie von einem unsichtbaren Wesen aufgerissen und die Hände um den Gitterstäben verkrampften sich.

Dämon.

»Komm zurück! KOMM ZURÜCK!«, schrie sie so laut und versuchte nach ihr zu greifen, presste sich durch die Stäbe; versuchte, sie mit ihren Klauen zu erreichen. Die Luft nahm in Hauch von Schwefel an und es war keine Ruhe mehr, die in dem Kerker unter der Krypta herrschte. Etwas schien zu flüstern, so laut und so unverständlich in seiner Stille.

Alethea stolperte mit klopfendem Herzen an der gegenüberliegenden Mauer und starrte entsetzt zu dem Dämon, der in Elenítsa Onási gefahren war. Ihr Mund öffnete sich vor Unglauben.

»ICH BRING DICH UM! ICH REISS DEIN HERZ HERAUS WIE ICH ES BEI DEN ANDEREN GEMACHT HABE! ICH BRING DICH UM, BASTARDIN EINES VERRÄTERS! KOMM ZURÜCK! KOMM ZURÜCK! KOMM ZURÜCK!«

Der Dämon bewegte sich nicht, wie sich ein Mensch zu bewegen hatte. Eher war es, als würde etwas in ihr noch ankämpfen. Ihre Arme verbogen sich und als sie ihren Mund aufriss und schrie, tropfte schwarzes Blut von ihren Zähnen.

Stumm starrte Alethea ihr entgegen, rührte sich nicht und betete nur, dass die Stäbe sie zurückhalten würden. Ein Albtraum eines Kindes wurde vor ihren Augen zu etwas Wirklichem und ein Keuchen entkam ihr, als der Dämon Elenítsas Arm zu brechen schien, um näher an Alethea heranzukommen.

Aufgebracht schmiss er sich gegen die Gitterstäbe, riss die blasse Haut von Elenítsa auf, während Alethea ihre Hände hob und den Zauber sprach, den sie aus dem Beschwörungunterricht kannte. Der Dämon wurde zurück in die Schatten gedrängt, doch sprang er wieder auf und starrte Alethea mit aufgerissenen Augen an.

»DU BIST ES! DU SOLLTEST NICHT LEBEN! WIESO LEBST DU? DU BIST ES! DU BIST ES! ICH HABE DICH GEFUNDEN! VERRÄTER! GEFLÜCHTET VOR DER ANGST!«, schrie der Dämon mit einer tiefen, verzerrten Stimme, die ihr eine Gänsehaut bereitete. Sie wiederholte den Zauber, doch der Dämon wehrte sich nur noch weiter.

Ein abgehackter Schrei entkam ihm, während Alethea zögerte. Sie wusste nicht, was der Zauber mit Elenítsa machen würde; fürchtete, dass er ihre Cousine umbringen würde. Unsicher murmelte sie eine weitere Beschwörung, gesellte sich zu dem Flüstern der Finsternis und brachte die Schatten des Kerkers dazu, sich wie Ketten um die Handgelenke von Onási zu wickeln.

Ein Ruck und der Dämon knieten schreiend auf dem Boden.

»DU ENTKOMMST DEINEN LÜGEN NICHT!«, kreischte er schrill, zerrte an den Fesseln, die ihn davon abhalten sollten, Eleni weiter wehzutun. Aber so hilflos war Alethea ohne die Gewalt, die weitere verhindern sollte, da der Schatten der Zuneigung über ihr kauerte und sie einschüchterte; die Angst, dass sie ihre Cousine bei dem Versuch, sie zu schützen, verletzte.

»Miss Desmond?«

Sie zuckte kaum zusammen und blickte den Gestalten entgegen, die am Ende des Ganges standen und von der Fackel beleuchtet wurden. So ruhig war es plötzlich mit ihm in ihrer Nähe. Der Feuerschein zitterte auf seinen Zügen, so wunderschön von Wut berührt, und auf dem Ausdruck des Roten Kardinals, verwirrt von ihrer Anwesenheit.

Im nächsten Moment rutschen Aletheas Augen auf die Katze in seinen Armen wartend; gefangen bei dem Versuch, ihr zur Hilfe zu eilen. Niemand rührte sich für die Zeit die der Moment für sich beanspruchte, bevor Alethea zu Worten kamen und weitere Schritte zwischen sie und das Gitter des Verließ brachte, bis sie die ausstrahlende Kälte der Mauern spürte, als würde sie sich gegen sie lehnen.

Etwas stimmte nicht und es war nicht nur der Dämon, gefangen in der brillanten Schülerin. Es war vielleicht die Nähe von Professor Riddle und dem Roten Kardinal, das Bild, welches sie von Gläubigen und Vertreter Gottes erschufen.

Ein Mann so gottlos wie der Verbannte selbst, wie der Engel, der Gott gleichstehen wollte, stand neben dem Mann im roten Gewand wie ein gefangener Vogel seiner eigenen Vergangenheit. In seinen dunklen Augen spiegelten sich die Flammen der Fackeln wieder, kamen dem Feuer gleich, in welchem sie immer annahm, er brennen würde.

Etwas stimmte nicht. So zart und ruhig wirkte Tom Riddle. So verloren, wie ein Mann, der von seinem eigenen Glauben enttäuscht wurde, während der Rote Kardinal wie alles wirkte, was die Menschheit verabscheute.

Der Rote Kardinal war Widersprüche und Unterdrückung des Ungleichen, gefangen in der Form eines alten Mannes. Seine Haut war faltig wie altes Leder und in seinen ergrauten Augen schwebte die Missbilligung dieses Ortes gegenüber.

»Ich—Verzeihen Sie mir, Professor.«, flüsterte Alethea und im Hintergrund verstummten auch das Flüstern der Finsternis und die Schreie von Onási, welche sich wieder in die Rolle des verlorenen Mädchens zurückversetzte, um die Männer genauso in ihren Bann zu ziehen, wie sie es zuvor mit Alethea gemacht hatte.

»Ich erbitte um Verzeihung von ebenfalls Ihnen, Eure Eminenz.« Alethea neigte ihren Kopf, fühlte wie Ekel sich in ihrem Körper breit machte. Érebos fauchte in Professor Riddles Griff, doch dieser strich mit seinen Fingern durch das Fell des Katers und dieser schien wieder zur Ruhe zu kommen.

Ihre Augen huschten auf die Kette mit dem schwarzen Kreuz, welche zwischen seinen Fingern hing und von dem geisterhaften Luftzug angetrieben, immer wieder gegen seine Hand mit der Sanftheit des Frühlings stieß.

Ein Hexer sollte dem falschen Gott abschwören, den Symbolen und Gebeten den Rücken kehren.

Es war Riddle, der sich zuerst in Bewegung setzte und auf Alethea zukam, seine Züge allein von der Abwesenheit der Emotionen umgarnt. Der modrige Geruch des Kerkers umwickelte die Gestalten, als er mit seiner freien Hand ihren Arm umfasste.

»Dir ist verzeiht, mein Kind, doch weißt du selbst, dass du nicht hier sein solltest.«, sprach der Rote Kardinal und seine Stimme verzog ihren Verstand, brannte in ihren Ohren und alleine Riddles Griff an ihrem Arm hielt sie davon ab zu flüchten.

Sie sollte nicht hier sein. Sie wollte nicht hier in seiner Nähe sein.

Professor Riddle öffnete seinen Mund, gewiss bereits, sie mit Strafen zu demütigen und sie davon zu schicken, doch war sie ihm zuvor gekommen und wandte sich an den alten Mann. »Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen, Eure Eminenz?«

»Gewiss«

»Wieso seid Ihr hier? Wieso wollt Ihr eine Schülerin retten, die Euren Glauben nicht teilt? Wieso seid Ihr hier, wenn wir das sind, was Ihr verabscheut?«

Der Blick ihres Professors brannte in ihrem Nacken und sein Griff wurde fester, als versuchte er ihr die Worte zu stehlen, die gerade über ihre Lippen gekommen waren. Aletheas Augen blieben auf dem Kardinal hängen.

»Miss Desmond war es, erinnere ich mich recht? Die Kirche kämpft gegen Satan und seine Einflüsse, meine Hilfe, ihn zu besiegen, zu verwehren ist alles, gegen das ich stehe. Dämonen gedeihen aus der Dunkelheit der Seele, von Verzweiflung, Selbstverachtung, Schuld. Von all dem, was uns als Menschen von Christus wegführt. Sie können nichts dafür, dass sie von dem richtigen Weg abgekommen sind. Aber es ist nicht nur das unschuldige Mädchen, das aufgrund Schwäche und Zweifel verführt wurde, Miss Desmond. Ich habe es gespürt, sobald ich den ersten Schritt auf die Ländereien der Akademie gesetzt habe.«

Ihr Herz schlug in ihrem Brustkorb und ihre Augen weiteten sich, als ihr Inneres sich nach den nächsten Worten verzehrte. Eine Obsession wickelte sich um sie, vibrierte wie ein feindlicher Virus in ihrem Körper und ihre Hände vergruben sich in ihrem Nachtkleid.

»Der Teufel wandelt zwischen diesen Mauern, lauert in den Wäldern um die Schwachen mit Lügen und Selbstbetrug in die Irre zu führen.«

Beinahe hätte sie gelacht. Ihren Kopf in den Nacken geworfen und schallend gelacht, hätte in Kauf genommen, dem Abbild einer Wahnsinnigen gleichzukommen. Genugtuung umfasste ihre Glieder und Érebos Pfote reckte sich nach ihr aus, verfing sich in ihrem Haar.

Endlich sprach es jemand aus. Endlich war sie nicht mehr in ihrem eigenen Kopf alleine, mit Theorien und Wahnvorstellungen. Es stimmte und endlich sprach es jemand aus.

Elenítsa wimmerte laut und das aufkommende Lachen erstickte in ihrer Kehle, da der Anblick ihrer Cousine ein grausames Gemälde der Gefahr war, die in der Akademie lauerte. »Bitte, Alethea. Sie werden mich töten. Sie werden auch mich töten. Bitte. Bitte, ich will nicht sterben!«, flehte Elenítsa und Tränen rannen über ihre Wangen, während die Schatten von ihren Handgelenken abfielen wie Tücher. Doch sie blieb kauernd auf dem Boden sitzen. »Ich verrate niemanden etwas. Es wird unter uns bleiben. Bitte.«

Professor Riddles Hand lag noch immer auf ihrem Oberarm, seine kühle Haut so angenehm auf ihrer brennenden und die Worte »Was meint sie damit?« entkamen ihm, ohne eine Reaktion von Alethea zu bekommen.

»Bitte. Ich weiß, dass du mich hasst, aber lass mich nicht sterben. Wir sind eine Familie! Bitte, bitte. Ich will nicht sterben. Was ist mit meiner Schwester? Mama kann sich nicht um sie kümmern.«, flehte Elenítsa mit verweinten Augen und zerrte an ihrer eigenen Haut, als hätte ihre Seele keinen Platz in ihrem Körper.

»Hör nicht hin, Alethea. Das ist nicht sie.«, ertönte Riddles Stimme endlich in der Leere und zog so ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. Der Kater auf seinem Arm blickte ihr mit seinen goldenen Augen entgegen, als versuche er dieselben Worte von sich zu geben. »Der Dämon spielt mit deinen Gefühlen, damit zu ihn befreist.«

»BASTARD! AUSGEBURT EINER HURE! LASS MICH FREI! LASS MICH FREI, MASTEMA!«, schrie Onási, als keine ihrer Worte Gehör geschenkt bekamen, und sprang auf, um die Gitterstäbe zu umfassen. »MASTEMA! MASTEMA!«

Mit einem Mal verstummte die Gestalt von Elenítsa jedoch, verlor ihre Stimme und schrie, ohne einen Ton von sich zu geben. »Schweig.«, sagte Riddle nur gleichgültig und wäre der Dämon nur ihm unterstellt, gehorchte er.

Weitere Stimmen ertönten und am Ende des Ganges erkannte sie eine weitere Fackel und die zwei weiteren Priester, welche sie bereits am Eingang der Akademie durch die Fenster gesehen hatte.

Riddle zog Alethea ein Stück von dem Verlies weg, überließ dem Kardinal und den zwei Priestern den Platz, die die stumme Onási betrachten. Er drückte Érebos in ihre Arme und die Katze rieb ihren Kopf gegen ihren Körper, so voller Reue, da er sie nicht aufgehalten hatte.

»Ich brachte ihn mit, als ich ihn am Tor des Todes fand, um ihn Ihnen zu geben. Er teilt Ihren geringen Selbsterhaltungsinstinkt, Miss Desmond.«, murrte ihr Professor mit wütendem Unterton und sie kam nicht von dem Gedanken los, dass er nicht das Schlimmste in der Akademie war.

Die Fackeln warfen Schatten auf die Kanten seiner Gesichtszüge, schienen jede Unvollkommenheit zu einer subtilen Perfektion zu wandeln, und die Flammen flackerten in seinen dunklen Augen wie die Sterne am Nachthimmel, nahmen ihm das Grausame.

Es war ein menschlicher Drang, der Schönheit zu vertrauen und sie auf ein Podest zu erheben, aller Welt wollten sie die Schönheit zeigen, die sie in ihrem Herzen gefangen hielten. Jedoch war es Schönheit, die das Grauen beherbergte und die schärfste Klinge schuf, ablenkte und zustach, wenn die Unschuldigen sich verneigten.

»Ich habe nichts falsch gemacht.«, sagte sie die Worte, an die sie selbst nicht einmal glaubte und ernte ein spöttische Reaktion von Riddle, der mit dem Kreuz in seiner Hand zu ihr hinab schaute. »Du hast vieles falsch gemacht, Alethea.«

Eine gewohnte Reaktion auf ihren Namen aus seinem Mund ließ sie schaudern und die aufkommenden Worte herunterschlucken. Es war nichts seltenes mehr, jedoch mochte sie das Gefühl nicht, dass sie ihm, der falschen Nacht, ebenfalls so verfiel wie die anderen Lebewesen in den Mauern der Akademie.

»Und jetzt...« Er beugte sich zu ihrem Ohr, strich eine Strähne ihres dunklen Haares aus ihrem Gesicht; die Augen des roten Kardinales schon lange nicht mehr auf ihnen. Ihr Herz schlug verbittert in ihrer Kehle, als seine Finger beinahe über ihre leicht geöffneten Lippen strichen. »Wirst du zu Bett gehen und in deinem Zimmer bleiben, bis der Morgen hereinbricht. Könntest du dich ein einziges Mal benehmen und das für mich tun, Alethea?«

Alles was du willst, schien etwas in ihr zu sagen und ihre Wangen nahmen einen rosa Ton an, als sie ihren Kopf senkte und zu Érebos schaute. »Ihre Worte bedeuten mir nichts, Professor. Sie mögen die Welt getäuscht haben, Sie versuchen auch mich zu täuschen, aber ich kenne die Wahrheit. Es wird sie nie interessieren, ob ich in dieser Akademie mein Ende finde, also ersparen Sie mir Ihre falsche Sorge.«, sagte sie so leise, dass nur er die Worte verstehen konnte.

Wie ein Heiliger, der das Heilige verloren hat, sah er sie an und neigte seinen Kopf; stützte seine Lippen missbilligend. »Erneut diese Anschuldigungen in Ihren Augen, Miss Desmond. Wir hatten dies bereits: ich hege nicht den Wunsch, Sie sterben zu lassen und wenn Sie sich weigern, Ihr Überleben selbst in die Hand zu nehmen, werde ich nachhelfen müssen. Ich bin nicht der Teufel, hören Sie auf mich als ihn zu betrachten.«

Alethea hob ihr Kinn und drückte Érebos enger an ihre Brust. Kein weiteres Wort verließ ihre Lippen, als sie sich umdrehte und ohne noch einmal zurückzublicken den Gang entlang lief, Elenítsas Schicksal in den Händen von Männern ließ, die es nicht wollten.

Des Teufels beste Lüge war, er sei nicht der Teufel, und vielleicht war Riddle tatsächlich kein Teufel. Wer war sie, um dies zu beurteilen? Nicht jedes Böse musste der Fürst der Hölle sein.

Sie lief durch das Metalltor, der Engel des Todes schloss es hinter ihr und ihr Fuß ruhte auf der ersten Treppenstufe, als ihre Cousine anfing zu schreien.

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Anmerkung des Autors;     Das Kapitel wäre eigentlich um die 13k Wörter lang gewesen, jedoch wollte ich mich endlich mal wieder melden. In dem Kapitel gibt es viele versteckte Dinge (und wahrscheinlich sehr viele Rechtschreibfehler)

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