♣ Wahrheit ♣
"Ja?", schreie ich, damit mich derjenige hinter der Tür versteht. Doch als dann Silvan antanzt, kann ich nicht anders, als meine Augen zu verdrehen.
"Wenn du dich hier schon breit machst, solltest du den wahren Grund kennen, weshalb du hier bist"
Misstrauisch kneife ich meine Augen zusammen. "Ich weiß schon längst, weshalb ich hier bin", wiederspreche ich ihm.
Trocken auflachend tritt er näher.
"Nein. Du weißt einen klitzekleinen Teil der Wahrheit. Klar hat Luc an dir einen Narren gefressen, aber nur, da du für ihn die Hölle verteidigen wirst, wenn du auf ihn reinfällst. Denn lass dir eins gesagt sein, er ist immernoch der Teufel und er liebt die Show. Er möchte dich auf seine Seite ziehen, damit er schön gemütlich zusehen kann, wie du alle Himmelswesen abschlachtest.", grinsend sieht er mich an, worauf ich erstmal tief durchatmen muss. Ganz ruhig Kate! Er erzählt nur Scheiße. Weshalb sollte Lucifer mich denn anlügen? Was hat er denn zu verlieren, wenn er mir die Wahrheit sagt? -Die Hölle. Dieser Gedankengang war jetzt kontraproduktiv. Lucifer möchte mich einlullen und dann ausnutzen? Ich glaube Silvan kein Wort. Immerhin wollte er mich an Luc verpetzen und jetzt soll er so gegen ihn schießen? Zickig drehe ich mich zu ihm. "Und weshalb sollte ich denn die Unterwelt verteidigen und retten? Warum nicht er? Schließlich hat er die mächtigeren Fähigkeiten als ich. Zumal ich nicht mal weiß, wie ich diese kontrolliert einsetzen kann."
Gemächlich setzt er sich auf die andere Seite meines Bettes.
"Nein. Lucifers Kräfte beschränken sich auf schwarze Magie. Er kann kontrollieren und manipulieren. Und darin ist er der Beste. Er schleicht sich in andere Gedanken, täuscht Gefühle und zwingt seine Opfer so seinen Willen auszutragen.", erklärt er mir sachlich. Das ich schon einmal das Gefühl hatte, als wäre ich verzaubert beunruhigt mich. Unbehaglich rutsche ich nervös herum. Denn ich weiß, wann er meine Gefühle sabotiert hat. Der Kuss.
Glaub Silvan nicht. Das ist genau das, was er erreichen möchte. Du warst einfach nur überwältigt durch die heftigen Gefühle, die Lucifer entfacht hat.
Schreit eine Stimme in mir. Die andere schaufelt schon einmal ein paar Gehirnzellen frei, um alle Informationen, die gegen Lucifer sprechen, sicher zu verwahren.
Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist mein Gedächtnis.
"Silvan? Kannst du mir mein Gedächtnis wieder geben?", bittend schaue ich ihn an.
Leicht überrascht schaut er auf.
"Lucifer hat deine Erinnerungen genommen?"
Nickend erkläre ich ihm die Sache mit dem Destroyer.
"Noch nie davon gehört. Wie sollten denn gewöhnliche Menschen dazu im Stande sein, jemandens Gedanken zu manipulieren? In diesem Ausmaß schafft es nur Lucifer.", ungläubig legt sich seine Stirn in Falten.
Aber weshalb sollte er dann meine Erinnerungen genommen haben?
"Also? Kannst du mir nun helfen oder nicht?"
"Ja sicher. Ich benötige dazu nur ein bestimmtes Buch. Könntest du mir das suchen? Ich habe leider von Lucifer ein Verbot erhalten, jemals wieder die Bibliothek zu betreten.", kurz verzieht er sein Gesicht. Nickend stehe ich auf und streiche eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Das dürfte machbar sein. Trotz allem weiß ich nicht, was ich machen soll. Wem soll ich glauben? Der Erste Schritt wird auf jeden Fall erstmal mein Gedächtnis sein. Dann möchte ich herausfinden, weshalb mir der König die Erinnerungen verwährt.
Ächzend stecke ich meine Arme, um an den dicken Wälzer zu kommen. Und tatsächlich halte ich ihn wenige Sekunden später stolz in meinen Armen. Anscheinend wurde der Koloss des Längeren nicht mehr bewegt, sodass mich eine Staubwolke fast von der Leiter haut. Und jetzt danken wir dem lieben Herrn Gott, dass ich anscheinend keine Hausstauballergie besitze. Das wäre schon ziemlich blöd, wenn mein Plan nur wegen einer dummen Allergie durchkreuzt werden würde. Vorsichtig setze ich einen Fuß hinter den anderen, um nicht auch noch von der Leiter zu fliegen. Das Buch lege ich dann, unten angekommen, vorsichtig auf einen Tisch und beginne das Inhaltsverzeichnis aufzuschlagen.
Bedacht huscht mein Finger die Wörter hinunter, bis ich an dem Wort Manipulation stehen bleibe.
Als Manipulation von Menschen wird die Einflussnahme bezeichnet, bei welcher die Annahme einer Meinung, Ware oder Dienstleistung durch die Zielperson zu einem Nachteil für diese führen kann. Von unsittlicher Manipulation spricht man, wenn der Versuch zu überreden oder überzeugen bei dem Beeinflussten ökonomischen und/oder sittlichen Schaden verursacht.
Seufzend schlage ich das Buch wieder zu. Dieser Wälzer hier, ist dem Anschein nach das Wikipedia der Erde. So hilft das nichts.
"Was suchst du hier?"
Wütend, aus welchem Grund auch immer, stakst er auf mich zu. Was habe ich denn jetzt schon wieder verbrochen? Misstrauisch schielt er auf den Buchtitel.
Glücklicherweise habe ich das falsche Buch aus dem Regal gezogen, sonst könnte ich mich Silvan mit einem Raumverbot anschließen. Falsch lächelnd drehe ich mich um. "Was ich hier mache? Mir ist langweilig, darum bin ich, natürlich außer der Küche, in den interessantesten Raum gegangen. Ich hatte vor, mich hier mit den Bräuchen und Sitten auseinanderzusetzen. Immerhin scheint es so, als wäre ich noch länger hier." meine ich bloß und drehe mich wieder zum Buch.
Plötzlich schleudert er das Buch wie unbedeutenden Dreck auf den Boden und lehnt sich über mich.
"Du wirst mir dienen Kate. Du wirst in meinem Namen kämpfen. Du wirst mich verehren und mich lieben. Wiederhole das", flüstert er in mein Ohr. Doch als ich erschüttert den Kopf schüttel, wird dieser grob gepackt und gegen seinen gepresst. Liebevoll entferne ich seine Hand von meinem Kopf und gebe mich ihm hin. Weshalb bin ich so wütend? Ich will ihn glücklich machen. Seelig auflachend drücke ich mich näher an ihn, was er mit einem grinsen beantwortet. Während er mich hochhebt und auf den Tisch platziert, schiebe ich lustvoll seinen Pullover nach oben. Wie konnte mir dieser perfekte Mann nicht schon vorher auffallen? Dreckig grinsend bedeckt er meinen Hals mit Küssen und saugt an einer Stelle. Wimmernd greife ich in seine Haare und möchte ihn näher an mich ziehen, als er sich von mir löst. "Irgendwann Babe... Da bringen wir das zuende. Ob du willst oder nicht. Du wirst dich zwar nicht erinnern können, aber lass das dir eine Lehre sein". Mit einem Schlag werde ich müde, kippe nach hinten und schlage mal wieder mit meinem Kopf auf dem Holz auf.
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