♣ Gedächtnis ♣
Seit einigen Minuten verbringe ich meine Zeit damit, grübelnd auf dem Boden zu sitzen und die Dinge aufzuzählen, die ich auf der Erde jemals verbrochen habe. Geschweige denn davon, dass ich dieses Arschloch, wie ich ihn liebevoll nenne, auseinander nehmen werde. Ich habe nämlich laut meinem Hirn mehr als zehntausend Fragen, die er mir netterweise alle beantworten wird. Sonst schmeiße ich mich liebend gerne eigenhändig in das Fegefeuer. Und das mit Anlauf und einem Freudenschrei, um endlich hier aus dieser Hölle raus zukommen. Ich werde noch verrückt. Das einzige, das ich bis jetzt gesehen habe ist Luc, Silvan, die weiße Decke von unten, die weiße Decke von links und die weiße Decke von rechts. Aber nicht mal das gibt Sinn. Frustriert raufe ich mir meine Haare. Weshalb ist ein Raum in der Hölle verdammt nochmal weiß?
Die Wand vor mir anstarrend muss ich plötzlich laut loslachen, da mir eine fantastische Idee kommt. Ich geh einfach ohne jemanden raus und lerne die Hölle kennen. Spazieren gehen hat noch nie jemanden geschadet. Schwungvoll reiße ich die Holztür auf und betrachte erstmal den protzigen Gang. Wow! Also da gehen alle Steuergelder hin... Um den Toten ein angenehmes Leben nach dem Tod zu ermöglichen. Okay Kate, Ironie ist noch vorhanden. Von mir selber genervt stapfe ich auf der Suche nach etwas spannenderem als das Zimmer weiter, da reicht schon ein Stein. Warum muss man eigentlich permanent denken? Das ist so stressig... "Hey du da! Wer zum Teufel bist du? Hey! Bleib gefälligst stehen!". Lachend renne ich weiter und hoffe darauf, dass der Mann langsamer wird. Doch stattdessen ist es meine Ausdauer, die das Wort "Aus" dem Wort "Dauer" bevorzugt. Verübeln kann ich es nicht, kommt ja schließlich auch als erstes. Kichernd weiche ich den ständigen Griffen aus und steuer geradewegs auf zwei andere Menschen zu, welche vor einer riesen Tür Wache halten.
"Öffnet die Tore!", schreie ich den beiden so majestätisch wie es nun mal geht zu. Doch als sie nur noch ernster schauen, brülle ich ein "SOFORT!". Es mag an meinem angeborenen Selbstbewusstsein liegen, oder einfach daran, dass ich eine Autoritätsperson bin, aber sie ziehen am Griff und öffnen die beiden Flügel der Tür.
Dankend grinse ich sie an und merke wie die schwere Tür wieder hinter mir zufällt. Tja lieber Fremder, unterschätze keine Frauen. Doch als ich mich wieder der Realität widme, bleibt mir jeglicher Gedanke in irgendeinem Gehirnkanal stecken. "Heilige Scheiße", staunend drehe ich mich um meine eigene Achse, um dann mit den Augen an einem verschmilzt grinsenden Luc hängen zu bleiben. Sofort habe ich meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle. Der hat schon ein viel zu großes Ego. Sauer zeige ich mit meinem Zeigefinger auf ihn und schleiche bedrohlich auf ihn zu. "DU!". Innerlich erwärmt sich mein Herz, als ich Lucifer kurz nervös schlucken sehe. Aber eben nur innerlich. Äußerlich stehe ich schon so nah vor ihm, dass ich sein Atem an meinem Gesicht spüren kann. Bevor sich mein immernoch pubertierendes Gehirn aber irgendeinen Quatsch ausdenken kann, halte ich ihm eine Moralpredigt.
"Mein lieber Lucifer! Ich sehe es nicht ein, hier zu sein und nicht zu wissen, warum. Das geht so nicht. Klar du bist der Teufel und so blabla, aber ich fordere eine Erklärung. Noch dazu verlange ich die Antworten auf meine Fragen. Zum Beispiel, weshalb ich kein Gedächtnis mehr habe oder warum ich überhaupt in der Hölle bin. Verdammte Scheiße, Luc! Ich habe jetzt echt kein Bock auf eine Diskussion. Hilf mir einfach!"
Bockig verschränke ich meine Arme und murmel noch unverständliche Dinge. Luc der mich leidend ansieht, bemerkt nicht das, was ich sehe. Nämlich den Typen, der mich vorhin verfolgt hat. Sein Gesicht ziert purer Unglauben. Sein Körper befindet sich anscheinend in einer Schockstarre. Augen und Mund weit aufgerissen. Da ich dann doch Mitleid bekomme, laufe ich zu ihm hin und drücke gegen seinen Kiefer, sodass sich sein Mund schließt. Zufrieden latsche ich dann wieder zu Lucifers Thron und hocke mich einfach neben ihn auf den roten Teppich. Genüsslich strecke ich dann meine Beine aus und lausche Luciferc Worten.
"Nun.. ", kurz hält er inne, "Ich werde dir alles erklären. Naja. Zumindest das, was auch wirklich relevant für deinen Aufenthalt hier ist, also wo fange ich an? Es war mal wieder ein Tag auf dem Erdball, den ich aufgrund einer unbekannten Magiequelle betrat. Du musst wissen, dass jeder Gott und jeder König verantwortlich für Magie ist. Bedeutet im Klartext du hast eine magische Begabung, ich habe es gespürt und musste dich deshalb ausfindig machen. Bevor die Hunter es taten. Hunter sind im Prinzip Menschen, die sich schon seit Jahrhunderten mit der Auslöschung der Magiewesen beschäftigten. Sie haben allerdings allerlei Wissen über magische Wesen und deren Kräfte. Leider auch wie man sie töten kann...Deshalb war es auch von Belangen, dich schnell zu finden. Als ich dich jedoch schon halb tot vorfand und um dir zwei Hunter standen, musste ich dich retten. Obwohl ich mich dann gegen meine eigene Regel aufgelehnt hatte..."
gebannt hänge ich an seinen Lippen. "Ich habe dir deine Erinnerung an deine Zeit auf der Erde genommen, das stimmt. Aber du musst mir glauben. Ich tat dies nur um dich zu schützen. Manche Hunter haben trotz ihrem Hass einen Pakt mit einem mächtigen magischen Wesen geschlossen, welche dann für sie den aufgespürten Wesen einen sogenannten Destroyer in die Gedanken einpflanzen. So können ganz einfach die Kräfte gesteuert oder sogar ausgelöscht werden. Um genau dies zu verhindern, löschte ich dein altes Ich.", versucht Luc sich zu erklären.
Weshalb soll ich mehr geschockt sein? Dass ich wirklich keine einzige Erinnerung mehr habe, oder dass anscheinend zwei Hunters mich töten wollten. Erschrocken reiße ich meine Augen auf.
"Haben sie es geschafft?"
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